LTB 119: Rezension

In diesem Artikel wird das LTB 119 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 119.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 119 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut
, Mittelmaß
oder Schlecht
bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover
Donald-Marco Polo sitzt auf dem Markuslöwen, der auf einer hohen Säule auf dem Markusplatz in Venedig steht, und lässt seinen Blick in die Weite schweifen – etwa bis nach China?... Sowohl die Pelzkappe als auch das geschnürte Bündel lassen einen baldigen Aufbruch schließen…
Das LTB-Cover wurde der Topolino-Ausgabe entnommen, in dem im Advent 1982 die erste Folge von Scarpas Marco Polo-Adaption erschien. Ich bin bei diesem Cover total gespalten: Einerseits gefällt mir das Fernweh des von Marco Rota wie immer ansprechend gezeichneten Donald. Es weht der Wind der Veränderung, der im Jahr 1987 in die LTBs Einzug hielt, auch über die Cover-Gestaltung: mehr Realismus, mehr Bezug zur Titelgeschichte. Andererseits ist die Komposition des Covers einfach nicht gut, es gibt keinen richtigen Vorder- und Hintergrund und keine Interaktion. Donald sieht auf dem Löwen etwas verloren aus. Ganz schlecht ist aber der Schriftzug „Fern von Entenhausen“ unten rechts in die Ecke des dadurch sehr unruhig wirkenden Buchcovers gepresst. Ehapa hatte noch keinen richtigen Umgang mit dem neuen Titel-Logo im oberen Buchdrittel gefunden, das gegenüber der alten Version deutlich verbreitert worden war – der Buchtitel fiel demgegenüber „hinten runter“. Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Die Abenteuer von Marco Polo
1.Episode: Die Arche. Onkel Dagobert will als neuer Besitzer eines Fernsehsenders ein Zeichen setzen und den Reisebericht „Il Milione“ von Marco Polo als Monumentalepos verfilmen. Um Kosten zu sparen, werden die Verwandten als Schauspieler eingespannt. Micky hat kostenlos das Drehbuch geschrieben, das er sogleich beginnt vorzutragen. Darin kehrt Marco Polo mit seinem [[Dagobert Duck|Onkel Maffeo und seinem Vater Nicolao völlig abgerissen nach Venedig zurück. Nächste Angehörige können kaum glauben, dass es sich bei den Ankömmlingen nicht nur um die Geister der seit langem Verschollenen handelt. Erst als sie ungeheure Reichtümer vor den versammelten Festgästen ausbreiten, verstummen die Zweifler. Marco berichtet, dass die drei, bevor sie von Kublai Khan im entfernten Catai empfangen werden konnten, viele Abenteuer zu bestehen hatten. Das erste führte die venezianischen Reisenden auf den Berg Ararat, auf dem die biblische Arche einst gestrandet und immer noch liegen soll. Doch das Vorhaben, ein Stück des legendären Schiffes als Geschenk für den Großkhan zu ergattern, scheitert. Onkel Dagobert sieht nach Mickys Vortrag gigantische Kosten auf sich und den Sender zurollen und streicht die Episode.
2.Episode: Bis zur Großen Mauer. Im Königreich Kerman will der habgierige Maffeo an den riesigen Türkisvorkommen partizipieren, doch er wird mit Nicolao und Marco mit nur wenigen Türkisen im Gepäck in die Flucht geschlagen. Dafür machen die Polos bald darauf auf einer fruchtbaren Ebene die Entdeckung des Erdöls. Bei Durchquerung der Großen Wüste glauben sie schon, gemartert von Wassermangel und Fata Morganas, den Verstand verlieren zu müssen, da werden sie von Eilboten des Großkhans Kublai gerettet und erreichen so die ersten Ausläufer des Kaiserreichs Catai. Sie gelangen, verfolgt von den Nomadenrebellen des Caidu, bis zur Großen Mauer, in der sie gerade noch so einen Durchschlupf finden und vom Zeremonienmeister Pai-Tan begrüßt werden. Freilich endet das Manuskript der zweiten Episode aus denselben Gründen wie die erste im Papiermüll.

3.Episode: Mission in Saianfu. Die Pracht in Chemenfu, einer der bevorzugten Residenzen des Großkhans, der seine Verbündeten aus Venedig herzlichst begrüßt, raubt den Polos den Atem. Auch Feuerwerk, Papiergeld, Spaghetti und Kompasse stellen für die Reisenden unerhörte Sensationen dar. Doch einer ist gar nicht zufrieden: Der von Ehrgeiz zerfressene Hofmeister Klever-Tschang, so erzählt Marco den Seinen in Venedig weiter, habe dem Großkhan die Stützen seiner Macht, die goldenen Befehlstäfelchen und den Druckstock für das Papiergeld geraubt. Nach einigen Wochen taucht das erste Falschgeld auf, das, wie der Obermagier des Khan im Zauberspiegel sieht, in Saianfu, der „uneinnehmbaren Stadt auf den Felsen“, durch Klever-Tschang und seine Leute hergestellt wurde. Marco und der getreue Diener Pietro brechen auf, deren Treiben ein Ende zu bereiten. Sie stürmen die Krönungszeremonie für den vermeintlich neuen Khan und bringen Befehlstäfelchen und Druckstock wieder an sich. Doch auch der packenden dritten Episode versetzt Onkel Dagobert den Todesstoß: Tiere, Edelsteine und Kulissen seien eben „nicht umsonst“ zu haben.
4. Episode und Schluss: Die Prinzessin Cocacin. Aus Saianfu entkommen, laufen Marco und Pietro schnurstracks dem grausamen Räuberhauptmann Caidu vor die Füße. Der schickt Marco in einen ungleichen Kampf mit seiner Tochter Aigiaruc, einem Mannweib, das schon mit manchem Bewerber fertig geworden ist: Denn der Bezwinger Aigiarucs solle deren Ehemann werden. Marco siegt mithilfe eines Zauberpulvers des Obermagiers. Bald darauf trifft der Großkhan ein, dem sich Caidu mit seinen Nomaden endgültig unterwirft. In Kublais Gefolge befindet sich seine Nichte Cocacin, ein süßes Geschöpf, in das sich Marco sofort verliebt. Jedoch ist sie bereits dem persischen König versprochen. Die Polos, speziell Marco, der für den Khan mancherlei Missionen durchführt, werden in den nächsten Monaten ihres Lebens nicht mehr froh und wollen nur noch heim. Da findet Marco eines Tages ein abgezehrtes blondes Mädchen vor dem Zugang zum kaiserlichen Park: Es ist Cocacin, deren Karawane überfallen worden war und sich alleine zurück nach Catai durchgeschlagen hatte. Im zweiten Versuch auf dem Seeweg nach Persien verliebt sich auch Cocacin in Marco, doch der meint, das Vertrauen des Großkhan nicht missbrauchen zu dürfen und liefert Cocacin wie versprochen im Palast des persischen Herrschers ab. Die Polos dürfen nun endlich nach Hause aufbrechen, wobei sie weitere Abenteuer erleben. Diesen Erzählungen Marcos haben die venezianischen Freunde und Verwandte mit wachsender Begeisterung gelauscht. Anders ist die Stimmung in den Räumen des Fernsehsenders, wo Micky sein Drehbuch zu Ende vorgelesen hat. Denn dort platzt Daisy bei Dagoberts Vorschlag, Dolly Duck solle die Rolle der Cocacin spielen, der Kragen…
Kam Marco Polo gar nicht bis China?... 1978 hatte John W. Haeger in dem sinologischen Fachaufsatz „Marco Polo in China? Problems with internal evidence“ eine seitdem mehrfach, vor allem 1995 durch die Historikerin und Kuratorin der Chinesischen Sammlungen in der British Library, Frances Wood, erneuerte Debatte angestoßen. Woods war der Ansicht, Polo sei zwar in Asien gewesen, habe aber über China lediglich Erzählungen anderer Reisender, die er unterwegs traf, niedergeschrieben. Merkwürdig sei neben der Beobachtung, dass Polo die Große Mauer nicht erwähnte, auch die Tatsache, dass es aus chinesischen Quellen keinen Nachweis für seinen Aufenthalt im Reich der Mitte gebe. Auch wenn es mittlerweile gute Gegenargumente zu dieser skeptischen Position gibt – seine Informationen von den Windzyklen im Südchinesischen Meer habe Polo ebenso schwer irgendwo anders her bezogen haben wie seine präzisen Kenntnisse des chinesischen Steuer- und Papiergeldsystems – hat die Frage nach der Authentizität der Berichte Marco Polos das Zeug dazu, auch in Zukunft immer wieder aufzubrechen. Ob Romano Scarpa, als er sich 1982 dem Thema widmete, Haegers Thesen kannte, ist nicht bekannt, doch ihm als Venezianer scheint es so oder so darum zu tun gewesen sein, den für die kollektive venezianische Erinnerung so wichtigen Stadthelden in möglichst gutem Licht dastehen zu lassen. Ersterschienen war Scarpas mit Guido Martina als Co-Autor realisierte Disney-Adaption von Polos Reisebericht in vier Ausgaben des Topolino in der Adventszeit des Jahres 1982, was dem Werk fast den Anstrich jener Weihnachts-Vierteiler gibt, welche damals im Monat Dezember die europäischen Fernsehbildschirme zu beherrschen pflegten. Scarpa gibt sich durchaus als Kenner des „Il Milione“ – der Titel ist wahrscheinlich abgeleitet von dem venezianischen Stadtteil, in dem die Polos lebten – zu erkennen. Die inhaltlichen Bezüge zwischen Comic und Reisebericht sind mehr als nur oberflächlich; zum Beispiel übernahm Scarpa in der letzten Episode den Bericht Polos über seine Rückreise als Begleitung einer mongolischen Prinzessin, die als Gemahlin für den Khan des persischen Khanats ausersehen war. Zeichnerisch versteht es Scarpa, die exotischen Schauplätze, die Wüsten und Weiden, die von mystischen Nebelschwaden umwallten Berge und Täler, sowie die chinesischen Wunderdinge kunst- und wirkungsvoll in Szene zu setzen, ja es ist ein für Disney-Comics seltener geo- und ethnographischer Anspruch zu spüren, den Scarpa selbst an sich und sein Projekt anlegte. Ein Meisterstück ist auch die Erzählstruktur: In einem Entenhausener Fernsehstudio liest Autor Micky ein Drehbuch vor, in dem es darum geht, wie Marco-Polo-Donald nach seiner Rückkehr nach Venedig seine Abenteuer erzählt. Die eigentlichen China-Geschehnisse sind dann also schon die dritte Erzählebene. Erzählerisch und zeichnerisch verschmelzen auf diese Weise Entenhausen, Venedig und das ferne China immer wieder zu einem utopischen Sehnsuchtsort für junge Leser. Wer in erster Linie mit den Scarpa-Geschichten der Sechziger Jahre aufgewachsen ist, für den bleibt in diesem Spätwerk jedoch ein kleiner Wermutstropfen: Die Storylines, die Binnenhandlungen der einzelnen Episoden sind einigermaßen vorhersehbar und fast schon einen Tic zu routiniert in Gang und zu Ende gebracht – es fehlt ein wenig die frische Innovationskraft mit der Prise Verrücktheit aus den Plots des frühen Scarpa. Und vielleicht ist der Stolz auf die „Serenissima“ bei Scarpa dann gelegentlich doch zu dick aufgetragen. (14/15) Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Die Sternenamazone
Daniel Düsentriebs Astrodetektor trifft auf eine Fliegende Untertasse und zwingt sie zur Notlandung. Ihr entsteigt eine „Sternenamazone“, eine attraktive und, wie Düsentrieb bald erfahren wird, energische und patente junge Sternenfahrerin. Gemeinsam überwinden sie einen militärischen Hochsicherheitstrakt, um wieder an das beschlagnahmte Raumfahrzeug zu gelangen. Die Sternenamazone ist mit ihrem UFO schon wieder ins All hinaufgestiegen, da offenbart sie dem Leser, was sie Düsentrieb nicht offenbaren wollte: In ihrer Amazonenbrust schlägt ein Roboterherz…
Mit dem Relaunch der Lustigen Taschenbücher in Band 117 erschloss sich Ehapa für die LTBs eine viel bessere Möglichkeit, auch andere Produktionsländer von Disney-Comics zum Zuge kommen zu lassen. Brasilianische Comics hatte es bis dahin im LTB nicht gegeben, diese 1985 von dem jungen Irineu Soares Rodrigues geschaffene war die erste, nahm aber wie zu diesem Zeitpunkt noch alle LTB-Geschichten den Umweg über den italienischen „Topolino“. Ausstattung und Ambiente sind etwas ungewohnt – ich nenne da mal nur die Roboterwachhunde –, aber auch ganz interessant, und vor allem gibt es eine ganz rührende Pointe. Soares Rodrigues sollte nach diesem zumindest interesseweckenden Debut noch einige weitere Produktionen in den LTBs und anderen deutschen Publikationen unterbringen. (7/15) Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde

Der Arzt diagnostiziert bei Onkel Dagobert eine komplizierte Form von Nostalgia. Helfen könnte das, was dem Multimilliardär früher Spaß machte: das Aufspüren und Bergen von Schätzen. Und da an der Erdoberfläche von anderen, vor allem aber von ihm selbst bereits alles geplündert zu sein scheint, kommt den Kindern die Idee, es unter der Erdoberfläche zu versuchen. Über eine aufgegebene Mine in Schottland steigen die Ducks also in die Unterwelt ein. Nach einem Erdrutsch werden sie in eine unterirdische Welt mit Inseln, Meeren und fremdartiger Vegetation gespült, die die Kinder als die von Jules Verne in seinem Roman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ geschilderte Welt erkennen. Und auch dessen Protagonisten Professor Lidenbrock lernen sie kennen, als dieser sie aus akuter Bedrängnis vor einem Schwarm von Meeresungeheuern rettet. Lidenbrock hat sich ein unterirdisches Paradies aus Pflanzen des Erdaltertums angelegt, die ihm die ewige Jugend verschaffen. Während Donald und die Kinder noch ganz hin und weg sind, schürft ihr nimmersatter Onkel schon in einem gigantischen Goldvorkommen. Nur auf Intervention seiner Neffen lässt Dagobert von den Schätzen im Erdinneren ab und sichert Lidenbrock damit sein weiteres ruhiges Leben. Wie Vernes Helden werden kehren auch die Ducks durch den Krater des isländischen Vulkans Snoeffelsjökull, der allerdings nur vermeintlich erloschen ist, zurück an die Erdoberfläche. Selbst Dagobert ist zufrieden: Sein Gewissen ist beruhigt, letztlich doch nicht die Gastfreundschaft des Professors missbraucht zu haben, und auch hat „dieses unglaubliche Abenteuer meine Sehnsucht nach früheren Zeiten gestillt.“ (S. 197)…
Wer den Zeichner Guido Scala nur aus seinen mehrheitlichen eher nichtssagenden Werken aus den Siebziger Jahren kannte, die in den Jahren zuvor auch und vor allem in den LTBs erschienen, dem müssen in LTB 119 angesichts dieser Settings und ihren virtuosen Layouts erst einmal die Augen übergegangen sein: Das ist keinesfalls bieder und langweilig, sondern aufregend und – jedenfalls gemessen an den bisherigen Gepflogenheiten der LTBs – gestalterisch geradezu revolutionär. Es gibt mehrere sogar ganzseitige Panels, die entweder voller atemberaubender Action oder voller schöner floraler Ornamentik sind und bei denen durch die virtuos eingeklinkten runden oder gezackten Panels grafisch keines wie das andere aussieht. „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, Scalas erste Literatur-Parodie, war im Januar 1984 nach einem Skript des Nachwuchsautors Fabio Michelini im „Topolino“ erschienen. Die künstlerischen Fortschritte, die Scala in den Jahren zuvor gemacht hatte, waren den Lesern der vorangegangenen LTBs der 100er und 110er-Serie verborgen geblieben, hatten diese sich doch noch auf I Classici gestützt, deren dem „Topolino“ entstammendes Material bereits mindestens ein halbes Dutzend Jahre alt war. So war die bis dahin neueste von Scala gezeichnete Geschichte die „Goldsonde“ aus dem Jahr 1978 (LTB 113, 1986). Was schon für Scarpas „Marco Polo“ gilt, ist auch hier richtig: Die veränderte, auf aktuelle Entwicklungen in den italienischen Disney-Comics und attraktives neues Material flexibler reagierende Verlagspolitik Ehapas warf bereits jetzt einige Früchte in Form von gesteigerter Qualität ab. Wenn man genauer hinschaut, ist allerdings bei weitem nicht alles Gold, was im ersten Überschwang noch glänzte. Das Abenteuer selbst ist ziemlich konventionell angelegt. Und während einige auf Dynamik in Bewegungen der Natur setzende Panels vollends überzeugen, bewegen sich Scalas Entenkörper doch immer noch ziemlich steif durch die Landschaften des Erdaltertums. Die Protagonisten, speziell Dagobert, dessen schlussendliche Läuterung aufgesetzt wirkt, bleiben charakterlich und physiognomisch blass. Dennoch: Wenn wir heute in dem ersten durchgängig bunten Band LTB 119 von 1987 einen Einschnitt in der deutschen Comictaschenbuch-Landschaft erkennen, dann liegt das nicht nur an den formalen Neuerungen, sondern auch und vor allem an dieser Geschichte. (13/15) Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Das Rundschreiben
Und dann das: Dagobert Duck (der hier eher wie Primus von Quack aussieht) hebelt in einer seiner Sekretärin diktierten Mitteilung an alle seine Mitarbeiter sämtliche Arbeitsschutzbestimmungen in seinen Unternehmen aus und schließt konterkarierend mit einem herzlichen „in der Hoffnung auf weitere gute und freundschaftliche Zusammenarbeit“ (S. 199)…
Der Einseiter von Karp/Taliaferro ist weder lustig noch regt er zum Nachdenken über den Kapitalismus an. Und, nein, weder das amerikanische Original noch die italienische Übersetzung mit zwei bereits völlig unterschiedlichen Texten sind in dieser Hinsicht viel besser: In beiden pöbelt Scrooge/Paperone lediglich seinen Adressaten an und nimmt den Ausfall in der höflichen Schlussformel wieder zurück. (2/15) Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Dollivers Reisen
Ein Abenteuer in Liliput. Dolliver Duck, ein Fast-Namensvetter des berühmten Reisenden Gulliver, wird von seinem Onkel Daglinbert dazu genötigt, an Bord eines Indien-Seglers als Schiffsjunge zu arbeiten. Während eines Sturmes über Bord gefegt, gelangt Dolliver in das Lande Liliput, über das Kaiser Dagobert Mully Ulli Gue herrscht, eine Miniatur-Kopie von Dollivers Onkel Daglinbert. Obwohl der von den Liliputanern „Bergmensch“ genannte Dolliver alles tut, um die Piratenbande der Liliknacker in die Flucht zu schlagen, wird er doch selbst am Ende aus dem Reich verstoßen, weil er ohne Not den ganzen Kaiserpalast unter Wasser setzt.
Im Reich der Riesen. Nach einer Fahrt über das Meer landet Dolliver an weiteren unbekannten Gestaden an. Bald soll er erkennen, dass er das Land der Riesen betreten hat. Der Bauer Ali sperrt Dolliver in einen Vogelkäfig, zunächst zu seiner und seiner Frau Belustigung. Mit dem Inhaber einer Schenke in der Hauptstadt hat er die Idee, den „kleinsten Menschen der Welt“ dort Kunststücke vorführen zu lassen und damit einen Reibach zu machen. Die Wüstenknacker unter ihrem Anführer Mustafa El Panz entwenden den Käfig mit Dolliver, den sie mit dem Versprechen seiner Heimreise ködern, den Schlüssel zu den Reichtümern des Großwesirs Dag Ben Duckiff aus dem Palast zu entwenden. Doch der Plan schlägt fehl, weil der Großwesir – auch er eine Kopie Daglinberts – auf der Hut ist und von Dolliver in die Pläne der Knacker eingeweiht wird, die daraufhin fehl gehen. Am Ende wir der mittlerweile in einer Glasampulle gefangene Dolliver von einem Riesenfalken aufs offene Meer getragen. Aus Seenot gerettet wird er von dem gleichen Indien-Segler seines Onkels Daglinbert, auf dem er die Reise angetreten hatte…
Guido Scala hatte offenbar Gefallen an den literaturhistorischen Stoffen gefunden und realisierte nur ein knappes halbes Jahr später zusammen mit dem Autor Osvaldo Pavese dieses Abenteuer, das „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift (1726) nachempfunden ist. Swifts Roman besteht aus vier Teilen, von denen aber nur die ersten beiden so richtig populär geworden sind. Mit den unsterblichen Struldbrugs aus dem 3. oder den philosophischen Pferden, den Houyhnhnms, aus Swifts 4. Teil zum Beispiel wollte kaum noch einer der späteren Bearbeiter des Stoffes die Leser langweilen – die Version von Pavese/Scala macht da keine Ausnahme. Positiv zu vermerken ist, dass die Settings (bei den Liliputanern eher abendländisch, bei den Riesen eher orientalisch) und auch die Handlungen der beiden Teile unterschiedlich genug sind, um das Interesse des Lesers hochzuhalten. Andererseits erscheint die grafische Experimentierfreude aus der „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ auch schon wieder deutlich gezügelt; dennoch bildet die Doppelgeschichte einen ziemlich schönen Abschluss für einen hochinteressanten Band. (10/15) Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)
Fazit
LTB 119 ist vor allem eines: ein Fest für die Augen! Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Ehapa mit einer Verlagsentscheidung, sich gar nicht mehr an den italienischen I Classici als Vorlagen zu orientieren, sondern das Material direkt aus dem Mondadori-Flaggschiff „Topolino“ zu beziehen, goldrichtig lag, war er mit diesem Band erbracht. So viele Perlen es auch immer wieder in den Bänden der sogenannten „Zwischenphase“ seit ca. 1982 geborgen werden können, hatte es doch auch verdammt viel Ausschuss gegeben, der zum Zeitpunkt des Erscheinens zudem schon ein wenig „outdated“ wirkte. Auf der anderen Seite knüpft LTB 119 geschickt an solche Glanzzeiten des LTB an, als (so z.B. in den LTBs 58 oder 66) schon einmal (literatur)historische Stoffe die Musik machten. Hobrowili (Diskussion) 11:49, 17. Okt. 2025 (CEST)