Klein-Davy (Comic)
Klein-Davy | |
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Li’l Davy | |
Erstveröffentlichung: | 27.06.1955–04.10.1955 |
Entstehungsdatum: | 1955 |
Storycode: | YM 139 |
Story: | Bill Walsh |
Zeichnungen: | Floyd Gottfredson |
Seiten: | 86 Tagesstrips, 28 ⅔ Seiten in der FGL |
Format: | Zeitungsstrip |
Deutsche Übersetzung: | Manuela Buchholz |
Deutsche Erstveröffentlichung: | Floyd Gottfredson Library 12 |
Weiterführendes | |
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Klein-Davy (engl. Li’l Davy) ist eine von Bill Walsh getextete und von Floyd Gottfredson gezeichnete sowie getuschte Comicgeschichte aus dem Jahr 1955, die nahtlos an die Geschichte Hundeliebe anschließt. Es handelt sich dabei um die letzte klassische Micky-Maus-Fortsetzungsgeschichte, die im Micky-Maus-Comicstrip erschien. Danach folgten nur noch Gag-A-Day-Strips, bis der Tagesstrip 1995 endgültig eingestellt wurde.[1] Inhaltlich geht es in dieser Geschichte ganz um Klein-Davy, der Micky Maus einen Besuch abstattet und mit Mack einige Abenteuer erlebt.
Figuren
- Micky Maus
- Minnie Maus
- Mack
- Pluto
- Goofy
- Klein-Davy
- Jiminy Crockett
- zahlreiche Waldtiere, darunter
- Distelpfote (Luchs)
- Pogo (Opossum)
- Jeremiah (Uhu)
- Todesklaue (Grizzlybär)
- Pocker (Specht)
- Methusalem (Urururur-Großvater von Todesklaue)
- sowie ein Mädchen,
- ein Postbote
- und ein Schulinspektor
Handlung
Weil sich Micky scheinbar in einer Beziehung mit Mademoiselle Clou-Clou befand, verlässt Minnie beleidigt dessen Haus. Micky versucht zwar noch, sie aufzuhalten, drängt sich ihr aber nicht weiter auf. In der Folge sucht Micky Ablenkung, weswegen er zu einem Buch greift. Dabei ist auf einmal eine Melodie zu hören, wobei Micky annimmt, dass sie von Mack stammen muss, der gerade nebenan in der Küche sitzt und ein Stück Apfelkuchen isst. Allerdings sagt der Neffe aus, überhaupt nichts zu singen. Später am Abend, als Micky im Begriff ist, ins Bett zu gehen und seit soeben froh darüber ist, dass der merkwürdige Gesang aufgehört hat, setzt die Melodie aber wieder ein. Sobald sich der Mäuserich ins Bett gelegt hat, singt jemand etwas von Davy Crockett, der der König der Prärie sei. Mickys Detektivsinn ist geweckt – er steht rasch wieder auf, geht zum Fenster und muss feststellen, dass niemand zu sehen ist außer einer Eule, die wohl kaum so wohlklingend singen kann. Am nächsten Morgen, während Micky ein Bad nimmt, ertönt die Melodie schon wieder. Da Micky fest entschlossen ist, diesmal den Verursacher ausfindig zu machen, rast er förmlich aus dem Badezimmer heraus. Seine Schnelligkeit wird belohnt: Vor ihm steht ein wie aus dem Nichts aufgetauchter kleiner Junge mit Waschbärenfellmütze und Gewehr. Dieser begrüßt ihn recht freundlich; vorerst, ohne seinen Namen zu nennen. Micky reagiert etwas irritiert auf die Frage des Jungen, ob es hier Bären geben würde, die er jagen könnte – schließlich befinden sich die beiden in einem Haus in einer Vorstadtsiedlung.
Der aufgeweckte Junge überrascht Micky mit einigen weiteren ungewöhnlichen Fragen. So behauptet er stolz, im „Niedergrinsen“ von Bären, wie er es nennt, sehr geschickt zu sein. Außerdem lehnt er einen Keks ab und möchte stattdessen lieber eine Bärenfleischkeule oder einen Opossumschenkel als Snack. Micky hat die gewünschten Zutaten sogar bei sich zu Hause, sodass er dem Jungen sein favorisiertes Menü zubereiten und bringen kann. Nur kurz nachdem Micky das Tablett mit einem Bärenfleisch-Sandwich abgestellt hat, erschrickt der Junge, weil er glaubt, einen Bären zu sehen. Tatsächlich aber handelt es sich – zu Mickys Irritation – um Pluto, der soeben das Wohnzimmer betreten hat. Pluto befindet sich in Schockstarre, als der Junge sein Gewehr auf ihn richtet. Er behauptet sturr, einem Grizzlybären auf die Spur gekommen zu sein, und will diesen nun zur Strecke bringen. Micky will beinahe eingreifen, aber der Junge legt sein Gewehr beiseite und greift zu einer anderen Methode. Dabei handelt es sich um das Niedergrinsen, von dem er eben gesprochen hat. Die Grimasse, die er zieht, schüchtert Pluto zunächst ein, und bewirkt dann, dass jener auf den Rücken fällt, wobei Micky jedoch mit einem Augenzwinkern ein entscheidendes Signal an Pluto zu gegeben haben scheint. Triumphierend springt der Junge in die Höhe und erzählt voller Freude von den anderen elf Bären, die er heute schon erlegt haben will.
Mickys Überraschung über das plötzliche Auftauchen des Jungen hat sich gelegt. Er fragt ihn jetzt nach seinem Namen, woraufhin jener antwortet, dass er Davy heiße. Micky entgegnet, dass er schon wisse, dass er einen Davy vor sich habe – wohl wegen der Kleidung, die stark an den amerikanischen Kriegshelden angelehnt ist – und fragt den Jungen nach seinem richtigen Namen. Allerdings behauptet dieser, dass er einfach nur Davy hieße, und so schnell, wie er wieder auf Pluto fixiert ist, als dieser aus seiner vorgetäuschten Todeshaltung aufsteht, ist auch die Namensangelegenheit vergessen. Micky bittet Davy, zu warten, bis er sich umgezogen hat. Doch als der Mäuserich zurückkommt, hat sich Davy, der sein tödliches Grinsen mit dem Spiegel weiter einüben wollte, selbst in den Schlaf gegrinst. Micky weckt Davy wieder auf und witzelt, dass sich Indianer heranschleichen könnten, während er schläft. Davy antwortet, dass er längst eine Falle aufgestellt hat – und die schnappt soeben zu! Micky und Davy eilen nach draußen in den Garten. Aber anstatt eines Indianers müssen sie ansehen, wie Herr Marke, der Postbote, kopfüber an einem Baum hängt und überall Briefe verstreut sind. Micky befreit Herrn Marke umgehend und entschuldigt sich für die Geschehnisse, zumal Davy laut umherruft, dass er eine Rothaut gefangen habe. Micky unterbittet sich diese albernen Vorwürfe, allerdings geht Herr Marke auf ihn zu und offenbart, dass sein Großvater Häuptling des Choctaw-Indianerstammes gewesen sei. Micky ist abermals verblüfft über Davy – war das nur ein ungewöhnlicher Zufall oder hat der kleine Junge Fähigkeiten, von denen Micky noch nichts weiß?
Herr Marke und Davy reichen sich nach dem Vorfall die Hand und schließen Freundschaft. Micky entschuldigt sich für Davys etwas ungestümes Verhalten und versichert, dass sich das nicht wiederholen wird. Die eine Falle, die Davy aufgestellt hat, macht Micky nachdenklich: Hat Davy womöglich noch mehr Fallen aufgestellt und damit das ganze Grundstück absichern wollen? Gerade als Micky ihm diese Frage stellen möchte, rutscht er in ein Erdloch hinab, das mit Grünschnitt bedeckt war. Davy stichelt Micky an und meint, dass er seine Fallen nicht verstopfen solle, da sie für Indianer gedacht seien. Das bringt die Wut in Micky zum Überlaufen. Er geht auf Davy zu und droht an, ihn seiner Mutter zu übergeben, damit diese ihm den Hintern versohlen kann. Jedoch zeigt sich hier, dass Davy Micky eindeutig über ist – er beginnt, den Mäuserich niederzugrinsen, woraufhin dieser die Prügel einfach vergessen will. Nachdem geklärt ist, dass Davy und nicht Micky das Sagen hat, dreht sich Davy um und erschrickt, als er riesengroße Fußabdrücke sieht. Er folgt der Spur, weil er glaubt, dass sie zu einem großen Tier gehöre, von dem eine Gefahr ausgehe. Gemeinsam mit Micky rätselt er darüber, um was für ein Tier es sich handeln könnte – bis Goofy hinter ihnen auftaucht und ihnen mit einer Holzlatte aufs Hinterteil schlägt. Hinter dem vermeintlichen Monster steckt also niemand Geringeres als Goofy, der Micky einen Besuch abstatten wollte. Micky stellt ihm Davy vor, und Goofy ist erfreut, mit dem Pionier Bekanntschaft machen zu können. Die Angelegenheit von eben ist schnell vergessen, als Micky vorschlägt, für heute Abend draußen zu grillen. Goofy und Davy machen sich auf den Weg und wollen etwas zu essen besorgen. Doch anstatt in einen Supermarkt zu gehen, schleppt Davy Goofy in den hiesigen Zoo mit, wo er einen Grizzlybären erlegen will – ganz wie ein echter Pionier.
Die beiden müssen ihre Aktion allerdings abbrechen, weil sie von einem Zoowärter entdeckt werden, der sie sofort des Geländes verweist. Schließlich müssen Goofy und Davy also doch in die Stadt gehen und Essen einkaufen. Davy schämt sich, als er zur Dosennahrung greifen muss, bleibt aber auf dem Heimweg vor einem Eiscafé stehen. Er bekommt einen ungeheuren Appetit auf einen Eis-Shake, aber Goofy redet ihm ein, dass Pioniere kein Eis essen würden. Davy findet aber trotzdem einen Umweg, durch den er zu seinem Eis kommen kann: Goofy bedroht ihn scheinbar mit seinem Gewehr, und Davy bleibt keine andere Wahl, als das Eis zu essen. Wieder daheim bei Micky, genießen die drei ihr Abendessen. Doch plötzlich greift Davy zu seinem Gewehr, steht auf und schreitet vorsichtig zur Tür. Er vermutet, dass Indianer in der Nähe seien. Goofy hat Angst vor Indianern und erschrickt, als er im Fenster einen Schatten erblickt, der einem Indianer verdächtig nahe kommt. Doch nachdem der Indianer das Fenster hochgeklappt hat, wird allen klar, dass es keinen Grund zur Sorge gibt: Es handelt sich nur um Mack, der sich eine Feder an den Kopf gesteckt, einen Bogen besorgt und Indianer gespielt hat. Davy sieht das allerdings etwas anders. Während Mack mit seinem Onkel geredet hat, ist Davy immer mehr zu Mack herangerückt und bedroht in jetzt mit seiner Waffe. Erst, als Mack zugibt, dass er nur gespielt hat, lässt Davy locker. Gleichzeitig beginnen die beiden, sich füreinander zu interessieren. Micky stellt die beiden einander vor und unterbreitet ihnen den Vorschlag, Pionier und Indianer zu spielen. Sodann schließen Davy und Mack Freundschaft und ziehen los zur Fläche hinter dem Garten...
Mack macht sich darüber Sorgen, dass Davy womöglich vergisst, dass sie nur spielen, denn so, wie Davy bisher gehandelt hat, ist er mehr Erwachsener denn Kind. Die beiden beginnen mit ihrem Spiel: Mack verkündet, dass er einen Häuptling spielen wird, und Davy will ein Jäger sein. Als Mack sieht, dass Davy ein Messer bei sich hat, zweifelt er daran, ob er seinem Gegenüber wirklich vertrauen kann. Doch das Messer besteht nur aus Gummi, und die Angst ist somit unbegründet. Mack will Davy gleich zu Beginn des Spiels vor eine schwierige Aufgabe stellen: Er verschwindet im Wald, und Davy soll seine Spuren finden, ihnen folgen und schlussendlich auch Mack ausfindig machen. Der kleine Mäuserich glaubt, von der ganz schlauen Sorte zu sein – er bricht sich zwei Äste zurecht, um sie als Stelzen benutzen zu können, bindet seine Schuhe daran und kann nun sozusagen rückwärts gehen. Er legt also eine Fährte, die in die vollkommen entgegengesetzte Richtung zeigt und Davy bestimmt zu denken geben wird. Aber als er bei seinem Ziel, einer geheimen Höhle im Wald, angekommen ist, wartet Davy schon auf ihn! Mack kann nicht fassen, dass Davy noch vor ihm hier erschienen ist, und fragt begeistert, wie Davy das gemacht hat. Davy antwortet, dass er sich in seinem Revier einfach gut auskenne.
In der Tat scheint Davy ein besonderes Verhältnis zum Wald und dessen Bewohnern zu haben, denn als er kurz darauf pfeift und ein Luchs in einem Baum erscheint, greift dieser ihn nicht an, sondern kuschelt mit ihm. Mack, der Davy gewarnt hatte und verteidigen wollte, ist erstaunt. Der Luchs hat sogar einen Namen; er heißt Distelpfote. Davy bekräftigt die Freundschaft mit Mack noch einmal, und beschließt, Mack auf eine Erkundungstour mitzunehmen. Zunächst klettern die beiden einen Baum hoch, in dessen Krone sich ein Baumhaus befindet. Hier wohnt Davy, inmitten des Waldes und fernab der Zivilisation. Mack ist wieder in Erstaunen versetzt aufgrund Davys außergewöhnlichem Zuhause. Davy bietet Mack sogar an, auch im Baumhaus zu wohnen, wohingegen Mack fragt, ob Davy überhaupt eine Familie habe. Es stellt sich heraus, dass Davy tatsächlich keine Menschenfamilie hat, dafür aber eine vielfältige Tierfamilie. Seine „Sippe“ besteht aus Pogo, einem Opossum, Jeremiah, einem Uhu und Todesklaue, einem Grizzlybären. Die Tiere sind allesamt kleiner als Davy, aber verfügen dennoch über ein lebendiges Temperament. So scheut Todesklaue nicht davor zurück, Mack anzugrummeln, und zeigt sich kämpferisch. Er versucht sogar, ähnlich wie Davy, mit seinem Gesicht Grimassen zu ziehen, um seine potenziellen Gegner einzuschüchtern, doch wie Davy setzt er sich selbst außer Gefecht, als er vor einem Spiegel trainiert. Neben den vier bisher vorgestellten Tieren gibt es aber noch weitere. Davy stellt Mack etwas später noch Jeremiah genauer vor: Angeblich gehörte er früher einem Indianerhäuptling. Er könne sogar viel aus der Zeit der Indianerkriege erzählen. Mack glaubt, dass Davy ihm Unsinn verzapfen will, doch Jeremiah demonstriert, dass er wirklich sprechen kann.
Mack wundert sich darüber, dass Davy allein in der Wildnis lebt und fragt ihn, ob er sich nicht manchmal einsam im Baumhaus fühle. Doch Davy entgegnet entschlossen, dass er in bester Gesellschaft sei und zahlreiche Tiere wie Rotkehlchen, Streifenhörnchen, Schmetterlinge, Eichelhäher und Zaunkönige mit ihm leben. Davy wird sogar mit Nachrichten versorgt, wofür er aber keine Zeitung lesen, sondern nur dem Klopfen eines Spechts zuhören muss. Der Specht, von dem Davy erzählt, kommt just in diesem Moment zum Baumhaus und verkündet das Neueste. Der kleine Junge übersetzt die Botschaften für Mack. Eine der Botschaften lässt Davy allerdings aufhorchen: Im Wald sollen sich zwei Jäger herumtreiben, obwohl Jagen in diesem Waldgebiet gar nicht erlaubt ist. Wenig später sind bereits erste Schüsse zu hören, die unweigerlich von den Jägern ausgehen müssen. Davy entschließt sich, zu handeln, und bringt seine Gefährten in Stellung. Nachdem die Jäger mit ihrer sinnlosen Schießerei den halben Wald verwüstet haben, schreiten Davy, Mack und die Waldbewohner ein: In einer sogenannten „Crockett-Kloppe“ attackieren zuerst Vögel die Jäger, bis sie so verwirrt sind, dass Todesklaue und zwei Stachelschweine vom Boden aus den Kampf gegen die bewaffneten Zerstörer fortsetzen können. Doch die Jäger rappeln sich wieder auf und laden ihre Gewehre. Sobald sie sich wieder gefasst haben, beginnen sie, auf Todesklaue zu schießen, der davonhüpft. Mack ist sich unsicher, ob Todesklaue nicht etwas passieren könnte, aber Davy erwidert, dass alles gut ausgehen werde. Davys Vorahnung bestätigt sich, als plötzlich aus einem Gebüsch ein riesiger Grizzlybär auftaucht. Es handelt sich um Methusalem, Todesklaues Ururururgroßvater, der die Jäger zu Respekt erzieht. Erst greift sich Methusalem die Jäger und hält sie am Kragen hoch, dann lässt er sie fallen und schnappt sich ihre Gewehre, die er unschädlich macht, indem er die Läufe verdreht. Methusalem hat nämlich nichts gegen Menschen, sondern nur gegen Waffen. Davy, Mack und die Tiere stellen sich versammelt den Jägern gegenüber und verweisen die zwei des Waldes. Und damit sie auch sicher sein können, dass die finsteren Gestalten wirklich den Wald verlassen, schicken sie ihnen zur Begleitung ein Stachelschwein mit.
Nach der abenteuerlichen Aktion mit den Jägern kehrt wieder Ruhe im Wald ein. Davy zeigt, dass er nicht nur ein merkwürdiger Einsiedler ist, sondern auch gute Charaktereigenschaften hat – beispielsweise befiehlt er einem diebischen Vogel, eine Uhr wieder zurückzubringen, und vertreibt einen Kuckuck, der ein Nest einnehmen wollte. Mack bemerkt, dass Davys gute Eigenschaften auch auf die Tiere überschlagen, und bittet ihn darum, auch Menschen zu einer solchen Vernunft zu erziehen. Davy beurteilt den Vorschlag ganz rational und denkt, dass er dafür zwei bis drei Monate bräuchte, was ihm als zu lang erscheint. Schließlich entscheidet er sich aber doch dafür, es zumindest zu versuchen, und verabschiedet sich von seinen tierischen Freunden, die im Baumhaus die Stellung halten sollen. Gemeinsam mit Mack kehrt er zu Mickys Haus zurück und beginnt sofort mit seiner Arbeit. Micky setzt erneut ein höchst erstauntes Gesicht auf, als Mack ihm erzählt, dass Davy ernsthaft versucht, die gesamte Menschheit auf einen rechten Weg zu bringen.
Bald darauf bietet sich Davy eine Gelegenheit, seine Pläne in die Tat umzusetzen, allerdings nicht so, wie sich Micky und Mack das gedacht haben mögen. Denn als Minnie zu Besuch kommt, um ihren neuen Hut zu präsentieren, schnappt sich Davy diesen und entsorgt ihn im Mülleimer. Er sagt zu Minnie, dass so ein Hut nicht zu ihrem sanften Wesen passen würde, und behauptet überdies, dass „Weibsvolk“ nicht dazu da sei, herumzustolzieren, sondern kochen, waschen, bügeln und nähen müsse. Micky schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wohingegen Davy es nicht nur bei Worten belässt, sondern Minnie tatsächlich zwingt, seinen Mantel weiter zu flicken. Minnie scheint sich trotz der überbordenden Haltung nicht mit Davy anlegen zu wollen; als sie geht, bietet sie ihm sogar an, für ihn Kekse zu backen. Nachdem Minnie gegangen ist, spricht Micky zu Mack und gesteht, dass Minnie noch nie so jemand im Griff gehabt habe wie Davy jetzt. Dieser Eindruck verstärkt sich sogar noch, als Davy Mack wenig später befiehlt, schlafen zu gehen, obwohl Mack noch stundenlang hätte fernsehen können. Micky ist froh darüber, dass Mack heute zeitig im Bett ist, da er sonst viel zu oft zu lang wach gewesen sei. Jedoch hat Micky die Rechnung ohne Davy gemacht, der ihn im Anschluss auch mit vorgehaltener Waffe auffordert, ins Bett zu gehen. So geschieht es, dass Davy abermals die Kontrolle an sich reißt. Nachdem Micky ihm ein Bett bezogen hat – das er allerdings nicht benutzt, weil er lieber auf einem Baum schläft –, versucht er, zu Goofy zu gehen, weil er einfach nicht so früh schlafengehen möchte. In weiser Voraussicht hat Davy Mickys Kleider versteckt, und auch so ist er stets auf der Hut und erwischt Micky, als sich dieser mit einem umgewickelten Handtuch doch noch absetzen will. Micky wird endgültig ins Bett geschickt.
Dennoch kündigt sich eine Veränderung an: Unten, vor dem Wohnzimmerfenster, hat sich Jiminy Grille positioniert, der Mickys Wohnung inspiziert. Er plant, sich hier für eine Weile niederzulassen. Nachdem er das Fenster hochgeschoben hat und sich auf einem Beistelltisch an einer Lampe angelehnt hat, beginnt er, mit seiner Geige zu musizieren. Die Musik lockt Davy an, der bald darauf erscheint und seinen Freund Jiminy begrüßt. Jiminy möchte allerdings nicht Jiminy Grille, sondern Jiminy Crockett genannt werden. Von der Musik sind auch Micky und Mack wachgeworden, die nun gleichermaßen nach unten gehen und dort auf Jiminy stoßen. Micky begrüßt Jiminy recht herzlich, wobei letzterer offenbart, dass er seinen Namen aus geschäftlichen Gründen geändert habe. Jiminy berichtet von seinen neuesten Erlebnissen – so besitzt er beispielsweise eine Raupenranch in den Bergen und ist kurz davor, eine große Karriere einzuschlagen. Davy und Jiminy beginnen, zu feiern, woraufhin Micky und Mack einfach mitfeiern. Als die rauschende Party am nächsten Morgen ausgeklungen ist, machen sich Davy und Jiminy auf den Weg, um Frühstück zu jagen, müssen aber wiederum feststellen, dass die Vorstadt nicht der Wald ist, aus dem sie kommen und in dem es viele Bären gibt. Enttäuscht und ohne Beute treten sie den Heimweg an. Zuhause angekommen, werden sie dann aber von Micky überrascht, der in ihrer Abwesenheit Pfannkuchen gebacken hat, die die beiden regelrecht verschlingen.
Später am Tag wollen sich die beiden in der Stadt erkundigen, ob der Postesel schon angekommen ist, und ziehen wieder los. Doch auf dem Weg ins Zentrum begegnen sie etwas noch viel Schlimmerem als Indianern, Bären oder Alligatoren – einem Mädchen! Das von ihnen als „Weibsbild“ bezeichnete Mädchen mit Waschbärenfellmütze verguckt sich auf der Stelle in Davy, was insofern nicht verwunderlich ist, da er versucht hat, es mit seinem Grinsen zum Umdrehen zu zwingen. Davy erleidet einen Nervenzusammenbruch und wird von Mack in einem Bollerwagen nach Hause gezogen. Offenbar beherrscht das Mädchen auch das Niedergrinsen oder grinst, weil es in Davy verliebt ist. Nachdem Davy bei Micky wieder zu Kräften gekommen ist und sich erneut auf die Straße wagt, wird er immer noch vom Mädchen verfolgt, das sich anschleicht und hinter einem Busch ihrem Geliebten auflauert. Das hat Davy mitbekommen, der sich daraufhin auf das Mädchen stürzt und in aller Deutlichkeit klarstellt, dass er in Ruhe gelassen werden möchte. Das bedeutet aber gleichfalls, dass die Beziehung der beiden vorbei ist, was das Mädchen beweint. Schließlich ist das Mädchen so traurig geworden, dass es über den Bürgersteig davonrennen möchte, ohne einen weiteren kleinen Jungen zu sehen, der sich auf einem Dreirad genähert hat. Davy reißt das Mädchen in letzter Sekunde vor dem Dreirad weg, weswegen es behauptet, dass Davy ihm das Leben gerettet habe. Der Junge auf dem Dreirad, der inzwischen angehalten hat, fragt brüskiert, was dieser Indianer-Blödsinn solle, zumal er nicht mal in die Nähe des Mädchens gekommen sei. Aber Jiminy gibt dem Jungen ein 50-Cent-Stück, sodass dieser weiterfährt.
Davy kann sich in Einvernehmlichkeit vom Mädchen verabschieden und geht seiner Berufung nach: Er hilft drei jungen Vögeln, deren Nest durch den Wind vom Ast geschubst worden ist. Zudem will er nach der Mutter der drei Vögel suchen, aber die ist schnell gefunden – und nicht sonderlich erfreut, denn sie versteht nicht, dass Davy und Jiminy ihren Kindern helfen und nicht schaden wollten. Gemeinsam ziehen die zwei weiter die Straße entlang und stoßen dabei etwas abseits vom Weg auf Fußspuren, die nach einer gefährlichen Kreatur aussehen. Davy, der sich von Jiminy getrennt hat, verfolgt die Spur, bis er vor einem Schulinspektor steht. Die Fußabdrücke sind vom Schulinspektor, der Davy direkt mit einer Frage löchert: Warum ist der Junge nicht in der Schule? Der Schulinspektor greift Davy am Kragen und will ihn in die nächstgelegene Schule bringen. Doch Davy, der ein gerissener Bursche ist, gelingt es mit einem Indianertrick, den er bei den Chickasaws gelernt hat, den Schulinspektor zu überlisten und außer Gefecht zu setzen. Bis sich der Inspektor berappelt hat, hat Davy einen Vorsprung gewonnen, der es ihm ermöglicht, sich ein Versteckt auszusuchen. Der Schulinspektor steht zunächst tatsächlich ratlos da, kommt kurz darauf allerdings mit einem Spürhund wieder. Davy glaubt schon, dass er entdeckt würde, aber der Hund zwinkert zu ihm – na klar, ein Tier verrät ihn doch nicht! Im Gegensatz zum Tier ist es am Ende ein Nießen, das Davy verrät. Der Schulinspektor greift sich den widerstrebenden Jungen und nimmt ihn mit. Jiminy begrüßt die finale Entscheidung, setzt sich an einen Baum und spielt mit seiner Geige. Einige Wochen später sprechen Micky und Jiminy darüber, dass es angenehm ruhig geworden ist, seit Davy die Schule besucht, und sie endlich einige wichtige Dinge erledigen können. Im Endeffekt aber stehen Micky und Jiminy schließlich vor einer Baustelle – getrennt durch eine weitere Person, sodass sie sich nicht sehen können – und fragen sich, was der jeweils andere vorhat.
Hintergrund und Bedeutung
Bill Walsh schlug Disney vor, für die Frontierland-Folgen der Sendung Disneyland die Geschichten des Volkshelden Davy Crockett neu zu erzählen. Disney war eher skeptisch, willigte dann aber dennoch ein. Später wurde Disney sogar ein enthusiastischer Fürsprecher. Es entstanden drei Episoden für Disneyland und erhielten starken Zuspruch des Publikums. ABC war völlig überrascht von dem kommerziellen Erfolg, die Crockett craze hat begonnen. Diese Davy-Crockett-Werbekampagne war erfolgreich und so waren Merchandise-Artikel schnell vergriffen. Sie zählt zu den erfolgreichsten Kampagnen der amerikanischen Geschichte und beeinflusste Werbestrategien drastisch. Das Fernsehen löste in dieser Zeit das Kino und auch Comics als Unterhaltungsmedium ab. Daher war es laut Jim Fanning naheliegend, eine Davy-Crockett-Figur in den Zeitungsstrips auftreten zu lassen.
Die Eigenschaften der Charaktere der Serie wurden auch für Klein-Davy in der letzten Fortsetzungsgeschichte von Gottfredson verwendet. Walsh erklärte nie, ob es sich um ein von Crockett besessenes Kind handelt, eine Reinkarnation oder um einen Zeitreisenden aus dem 19. Jahrhundert. Die Geschichte ist eine Satire auf die Eigenarten der modernen Zivilisation, da der kleine Protagonist seine Lebensweise den anderen Charakteren aufzwingen will. Davy ist ein kleiner typischer Hinterwäldler, der eine primitive Lebensweise pflegt, aber dennoch über die moderne materialistische Zivilisation triumphiert. Walt Disney selbst befürwortet persönlich die Aufnahme von Klein-Davy in die Comicstrips. 1955 posierte er sogar mit einem Pappaufsteller des Charakters im Disneyland-Vergnügungsparks. Klein-Davy soll laut Andrae von Beginn an gänzlich durchkommerzialisiert sein, um bei Kindern für die Fernsehserie und Begleitmaterial zu werben.
Jiminy Grille wird als das Gewissen des kleinen Jungen eingeführt, da sein jugendlicher Übermut so ausgeprägt ist. Jiminy sollte eine werbewirksame Ergänzung sein, verdrängte jedoch sogar Micky aus der Geschichte.
Während der Produktion dieser Geschichte erteilte King Features die Anweisung auf abgeschlossene Gags umzustellen, daher erhielt die Geschichte auch kein rundes Ende.[2] Andrae zitiert Gottfredson, der von den einschneidenden Erlebnissen berichtet. So war King Syndicate der Meinung, dass Fernsehen besser für Fortsetzungsgeschichten sei und bat die Cartoonisten nur noch abgeschlossene Gagstrips zu erzeugen. Gottfredson selbst wäre lieber zu einer Kontinuität zurückgekehrt und hatte das Gefühl, dass Micky-Strips in der Folge an Popularität einbüßten.[3]
In den Zugaben der Floyd Gottfredson Library 12 wurden etwa zwanzig Daily-Strips nachgeschoben.[4] Darin erklärt Fabian Gross, dass Jiminy noch ein Weilchen in den Geschichten vorkam und Klein-Davy erst 1956 mit Abklingen des Davy-Crockett-Hypes ohne Erklärung verschwand.[5] In den Comicheften trat Klein-Davy in seinen Geschichten manchmal an der Seite von Klein-Adlerauge auf.[4]
Erst nach der Einführung von Klein-Davy fand auch Disneys Davy Crockett seinen Weg in die Zeitungsstrips: Die Sonntagscomicreihe „The Legends of Davy Crockett“ wurde entwickelt, welche nur wenige Wochen versetzt auch in Deutschland unter dem Titel „David Crockett und die Indianer“ im Hamburger Abendblatt veröffentlicht wurde. In den USA und in Deutschland lief die Reihe von 1955 bis 1956.[6]
Für die „The Mickey Mouse Club“-Folge vom 2. Dezember 1955 sangen die Talent Roundup-Sängerinnen Darlene Gillespie und Judy Harriet ein Lied über Klein-Davy.[7][8] Auch 1956 war Klein-Davy noch Thema für die Sendung: Walt Disney wollte den Kinderdarsteller Tommy Kirk neben seiner Rolle in der Mickey-Mouse-Club-Serie „Hardy Boys“ auch als Hauptstar in der geplanten Serie „Young Davy Crockett“ besetzen. Trotz Planungen und ersten Pressemeldungen wurde die Serie nie gedreht.[9]
Trivia
- Bei dieser Geschichte lässt sich besonders gut erkennen, dass Floyd Gottfredson in der Regel sehr feine Tuschelinien gezogen hat, diese aber oft nicht so gut wiedergegeben werden. Bei den Strips von Mitte September sieht man hingegen, dass die Linien sehr fein gezogen worden sind. Dass die Linien meist nicht so scharf wiedergegeben werden, liegt daran, dass als Quelle für den Abdruck in der Floyd Gottfredson Library die in den Archiven vorhandenen Kopien der damaligen Originalstrips verwendet wurden, die meistens an Qualität eingebüßt haben.[10] Die immer noch unterschiedlich dicken Tuschelinien sind allerdings von Gottfredson bewusst so angelegt worden, da er verschiedene Tuschefedern benutzte – für sehr feine Linien möglichst neue und für dickere Linien, wie Panelumrandungen, ältere.[11]
Deutsche Veröffentlichungen
- Floyd Gottfredson Library 12 (2022)
Trivia
- Am Anfang der Geschichte nimmt Micky ständig das Titellied der Davy Crockett-Reihe wahr, welches seit seiner Premiere am 27. Oktober 1954 ein gewaltiger Erfolg war. Das Lied heißt „The Ballad of Davy Crockett“ und wurde von Fess Parker gesungen.[12][13]
- Nahe dem Disneyland Paris gibt es die Disney-Davy-Crockett Ranch, eine Ferienanlage.[14]
- Die ersten drei Teile der Fernsehserie wurden auch in einer Filmversion veröffentlicht: Davy Crockett, König der Trapper.
- Die historische Persönlichkeit Davy Crockett hieß eigentlich David de Crocketagne und war ein amerikanischer Politiker und Volksheld.
Weblinks
- Die Geschichte im Inducks
- Blogeintrag (italienisch)
- Italienischer Wikipedia-Eintrag
- Die Ballade von Davy Crockett in deutscher Sprache
Siehe auch
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Fabian Gross in Floyd Gottfredson Library Spezial 2, Egmont Ehapa Media, Berlin 2023, S. 258;
- ↑ Fanning, J. (2022). Davy … Klein-Davy … Ein Freund bis zum bitteren Ende. In F. Gottfredson, Floyd Gottfredson Library (A. Voigtmann, Übers., Bd. 12, S. 224). Berlin: Egmont Verlagsgesellschaften mbH.
- ↑ Andrae, T. (2023). Von Mäusen und Menschen – 1953–1955: Der letzte Vorhang. In F. Gottfredson, Floyd Gottfredson Library (A. Voigtmann, Übers., Bd. 12, S. 11-12). Berlin: Egmont Verlagsgesellschaften mbH.
- ↑ 4,0 4,1 Jeffrey Pepper (27.12.2006). „What a Character! – Li'l Davy“. 2719hyperion.blogspot.com
- ↑ Gross, F. (2022). Die Comicabteilung bei der Arbeit: Die Gag-a-Day-Jahre. In F. Gottfredson, Floyd Gottfredson Library (Bd. 12, S. 300). Berlin: Egmont Verlagsgesellschaften mbH.
- ↑ „The Legends of Davy Crockett“. inducks.org
- ↑ „Talent Roundup Day Winners“. originalmmc.com (archiviert)
- ↑ Naomi Koroma (14.06.2023). „The Mickey Mouse club - Talent roundup winners: Darlene Gillespie & Judy Harriet“. youtube.com
- ↑ „Lost Episodes: The 1956 Nominating Convention Newsreel Specials“. originalmmc.com (archiviert)
- ↑ Fotos zeigen Gottfredson, wie er im Archiv steht und einen Archivband hochhält. Für die Floyd Gottfredson Library mussten die Herausgeber mühsam die Strips aus den Archiven zusammensuchen, weswegen die Qualität zweitrangig war.
- ↑ Interview mit Floyd Gottfredson in: The Illustrator, Artikel „Mickey Mouse and me“, 1976, S. 30;
- ↑ „The Ballad of Davy Crockett“. wikipedia.org
- ↑ https://www.youtube.com/watch?v=txcRQedoEyY
- ↑ „Disney Davy Crockett Ranch“. disneylandparis.com