LTB 23: Rezension

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© Egmont Ehapa
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In diesem Artikel wird das LTB 23 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 23.

Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 23 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!

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Cover[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gut Der edle Paladin Donald im ritterlichen Kampf! Das Schwert gezückt, den Schild erhoben, auch die geringelte Lanze einsatzbereit, ist er begierig, jedem Kontrahenten ein schnelles Ende zu bereiten! Obwohl… eigentlich… sein Pferd... überhaupt nicht dabei mitmachen will!...

„Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet“ – an diese Redensart über so genannte „Pantoffelhelden“ musste ich unwillkürlich bei diesem von Giuseppe Perego gestalteten Cover denken. Wenn das Reittier in einem ganz anderen Bewusstseinszustand ist als sein Reiter, dann ist für diesen halt wenig auszurichten. Das ist ein gutes Motiv, bei dem es nur etwas an der Ausführung hapert. Zwischen dem italienischen und dem deutschen Cover steht es 1:1: Ein gelber Hintergrund ist besser als ein grüner, dafür ist die verschnörkelte Schrift auf dem Original „Paperin Furioso“ natürlich viel, viel schöner. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Rahmengeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlecht Nur ein neunseitiger Rest der ursprünglichen italienischen Rahmengeschichte von Dalmasso/Perego ist vorhanden, die Szenen auf dem Hof von Oma Duck aus „Donald fährt aus der Haut“ fortsetzend – Zu den Gründen siehe den Artikel zur folgenden Geschichte. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Der rasende Orlando-Donald rechnet mit Paladin Gustav und Kaiser Dagokarl ab in Bottaros "Donald fährt aus der Haut" (© Egmont Ehapa)

Donald fährt aus der Haut[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wie die Zeit vergeht! Schon ist der Herbst wieder da, und Familie Duck versammelt sich zur Apfelernte. Schau, schau!“ (Hicksi ist nur Zaungast und wird sich doch ihren Spaß verschaffen)

Gut Donald und Franz ziehen sich diskret von der Apfelernte in den Schatten einer alten Eiche zum süßen Nichtstun zurück. Doch die Hexe Hicksi versetzt die beiden, als Paladin und Knappen ausstaffiert, in das Reich Kaiser Dagokarls des Großen. Der Paladin soll auf Wunsch seines Herrn gefälligst einige Heldentaten vollbringen, sonst werde er von der Paladinsrolle gestrichen. Bald sieht sich Dagokarl jedoch den Angriffen der Sarazenen ausgesetzt und nun ist Donalds Typ wieder gefragt. Der Alchimist Danibald spürt den wahnsinnig Gewordenen auf, der es nun mit dem gesamten Heer der Sarazenen aufnimmt und in die Flucht schlägt. Sein Rachefeldzug erfasst danach auch Dagokarl und Paladin Gustav, der den Donald zustehenden Ruhm ganz für sich einzuheimsen versucht hatte. Doch Donald tappt in eine Falle und Danibald lässt Gustav zum Mond fliegen, von wo er eine Ampulle mit Donalds Verstand mit auf die Erde zurückbringt. Auch dahinter steckt wieder Hicksi, doch die Ampulle enthält einen Zaubertrank, der ihn (und Franz) wieder in seine Zeit zurückversetzt. Die Geschichte endet also wieder auf dem Hof von Oma Duck: Dagobert lässt die Faulenzerei der beiden auffliegen, Donald geht seinem vermeintlich untreuen Knappen an die Gurgel, die Kinder haben sich wie jedes Jahr beim Apfelessen überfuttert, und Hicksi kann es „kaum abwarten, das Abenteuer ihren Kolleginnen zu erzählen“…

Ein Blick ins originale I Classici zeigt uns den "Mago Basilisco", vermutlich die Ursache für die weitreichende Umgestaltung des LTB 23 (© Mondadori)

Im Jahr 1966 hatte sich der Disney-Zeichner und -Autor Luciano Bottaro von einigen überkommenen Disney-Konventionen bereits weitgehend freigeschwommen. Wunderbar freihändig übernimmt er hier Motive aus einem hierzulande ziemlich unbekannten, aber in Italien zum Kulturgut gehörenden Roman der beginnenden Renaissance, dem „Orlando furioso“ („Rasender Roland“) von Ludovico Ariosto (1516). Bottaro erfand eine große Zahl von offenbar alchemistischen Versuchen entsprungenen Monstern hinzu, die hervorragend in dieses Mittelalter-Setting passten, und schuf für die Topolino-Ausgaben 544/545 so ein atemberaubend lebendiges, witziges und wahn-witziges Epos, das durch die verspielte Hicksi-Gestalt und die idyllische Rahmenhandlung auf Oma Ducks Hof wunderbar charmant losgelassen und wieder eingefangen wird. So ging der Comic auch 1970 nahezu unangetastet in das I Classici 37, „Paperin Furioso“, ein, die Vorlage für „unser“ LTB 23. Als den Ehapa-Redakteuren das Ding für die Herausgabe in der LTB-Reihe vorgelegt wurde, müssen sich einige Schweißperlen oder Sorgenfalten auf ihrer Stirn gezeigt haben: So etwas hatten sie noch nicht gesehen. Neben den Monstern, die Orlando-Donald, begierig nach Heldentaten, in Hohlwegen und auf schmalen Graten mordlustig auflauern, dürfte es in erster Linie die Gestalt des „Mago Basilisco“ (Meister Basilisk) gewesen sein, der sie dazu bewegt haben muss, hier einschneidend in die Gestalt des Comics einzugreifen. Beim „Mago Basilisco“ handelt es sich nicht um eine originäre Schöpfung Bottaros, sondern um eine Figur, die bereits 1939 in Gefolge des bahnbrechenden Schneewittchen-Zeichentrickfilms in Italien eingeführt worden war. Gerade für kleinere Kinder, so kann man rekonstruieren, hätte der gruselige Zauberer verstörend wirken können. In einer Szene mit der im Burgverlies von ihm gefangen gehaltenen Prinzessin Angelica (die dann aus der deutschen Fassung ebenfalls vollends getilgt werden sollte) bedrängt er diese aggressiv, geradezu schon latent sexualisiert-fordernd. Das war Ehapa für Deutschland und seine Leser wohl zu viel. Zwar gibt der Verlag zu solchen Fragen keine Auskunft (ich habe es versucht), aber von der Entscheidung, den „Meister Basilisk“ aus Bottaros Comic zu tilgen, erklärt sich wohl die gesamte zusammenkompilierte Gestalt von LTB 23. So schade es ist, dass das Meisterwerk Bottaros hier nur verstümmelt abgedruckt wurde (erst 2014 kam in LTB History 3 eine vollständige Fassung auf Deutsch heraus), kann ich die Bedenken der Verantwortlichen gut nachvollziehen: Auch ich hätte mich mit „Meister Basilisk“ zwischen den zwei Buchdeckeln eines LTB nicht wohl gefühlt. Wer hätte denn die Verantwortung getragen, wenn all die empörten deutschen Muttis dem Verlag mit Beschwerdebriefen die Bude eingerannt hätten?... Und letztlich machen die getroffenen Kürzungsentscheidungen Sinn und entstellen den Handlungszusammenhang nicht allzu sehr. Zwar kann man sich wundern, warum Donald auf S. 27 plötzlich derart durchgedreht durch die mittelalterliche Landschaft streift, aber selbst das ist nachvollziehbar, nachdem er Hicksi sieben Klafter Holz hatte schlagen müssen, die sich plötzlich in Luft auflösten (S. 17). Auf einem anderen Blatt stehen die Veränderungen am Rande der Zensur, die Ehapa quasi im Gepäck dieser Hauptkürzung animiert war darüber hinaus vorzunehmen. Das fängt schon in dieser Geschichte an: Der Bote, der Dagokarl den Einfall der Sarazenen im Süden des Reiches meldet, hat im Original Bottaros Pfeile im Rücken, die in der LTB retuschiert wurden. Auch in den folgenden Geschichten (siehe dort) toben sich die Redakteure unter dem Alibi, ohnehin kürzen zu müssen, ziemlich unverhohlen an den italienischen Vorlagen aus. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Donald die Verkaufskanone[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Phantastisch, ein Auto, das von allein fährt!“ (die Barossos und das LTB mal wieder ihrer Zeit voraus)

Mittelmaß Donald ist eigentlich bei seinem Onkel Dagobert als „Herrschaftschauffeur“ angestellt, wird von diesem aber kurzerhand zum Lkw-Fahrer degradiert, der Kalender ausliefern soll. Doch immer noch besser als das, was jetzt kommt: Die Kalender fallen von der Ladefläche in den See und Donald soll auf Geheiß Dagoberts jetzt versuchen, die völlig durchgeweichten Kalender mit Hilfe eines unbeschädigten Musterexemplars an Unternehmen zu verhökern, die zum Jahresende ihren Geschäftsfreunden Geschenke machen wollen. Doch überall, wo Donald hinkommt, erleidet er als Vertreter Schiffbruch. Nur die „Mobilauto“, ein Unternehmen, das hochgeheime selbstfahrende Autos produziert, nimmt ihm alle Kalender ab, sozusagen als Schweigegeld, damit er draußen nichts davon erzählt, was er in den Werkshallen gesehen hat. Doch die Firma gehört Dagobert: Der hat damit sozusagen seine eigenen wertlosen Kalender aufgekauft und läuft Amok…

Na ja, wenn man bedenkt, dass Onkel Dagobert regelmäßig der Geldspeicher ausgeräumt wird, sind die 10.000 Taler, die er hier in den Sand gesetzt hat, sicher zu verschmerzen. Romano Scarpa setzt die Story von Abramo und Giampaolo Barosso meist stilsicher mit seinen typischen mageren und hageren Ducks aus der Mitte der Sechziger Jahre um, vermag der Leidensgeschichte eines Produktschrott veräußernden Vertreters aber auch nicht gerade zu höheren Weihen zu verhelfen. Die vierseitigen Kürzungen in der deutschen Ausgabe betreffen die Szenen in der Konservenfabrik, in der Donald ursprünglich von den Firmeninhabern mit Zigarren und Cognac abgefüllt wird und daraufhin eine erste Katastrophe am dortigen Fließband auslöst (nur die zweite schaffte es in dieses LTB). Die von „Donald fährt aus der Haut“ ausgehende Kürzungsorgie scheint eine gute Gelegenheit für Ehapa gewesen zu sein, auch diese „Drogenexzesse“ zu streichen. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Wellness ist gut, Fliegen wäre schöner in P. Carpi/Gattos "Maß für Maß" (© Egmont Ehapa)

Maß für Maß[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Entenhausen! Wie ulkig!“ (Man muss wohl vom Planeten Delta stammen, um zu verstehen, wie seltsam das alles ist)

Mittelmaß Eine Kreuzfahrt per fliegender Untertasse führt Bewohner des Planeten Delta auf die Erde und ausgerechnet in unmittelbare Nähe Entenhausens. Es entspinnt sich eine Verwechslungsgeschichte um die Raumfahrtjacke des Delta-Jungen Delto, die genauso aussieht wie der Matrosenanzug Donalds. Durch einen weiteren Zufall streift sich Donald die extraterrestrische Jacke über und kann in der Folge fliegen. So wird er auch äußerst wertvoll für Onkel Dagobert, der gerade eine todsichere Transportmethode für größere Mengen Goldes sucht. Das Vorhaben lässt sich auch gut an, aber als Donald in den Swimming-Pool fällt, zieht er sich um, damit die Jacke trocknen kann. Und nun ist natürlich wieder Sense mit Fliegen!... In der Zwischenzeit verständigen sich Delto sowie Tick, Trick und Track über das Vorgefallene. Aber auch die Panzerknacker bekommen Wind von der speziellen Raumfahrtjacke und entwenden sie. Ein Panzerknacker jagt mit ihr dem Transportflugzeug Dagoberts her, auf das dieser anstelle des „Schaumschlägers“ Donald umgestiegen ist. Mithilfe der Eltern Deltos, die ihren Sprössling mittlerweile gesucht und gefunden hatten, können sodann alle Missverständnisse aufgelöst und die Knacker ihrer verdienten Strafe entgegengeführt werden…

Zwar rollen sich einem über die ganzen Zufälle in dieser Geschichte von 1966 ganz schön die Fußnägel hoch, doch das Tempo und die Einfälle sind aller Ehren wert. Spaß machen vor allem die Flugeinlagen Donalds (S. 94-96) und mehr noch seine hilflosen Flugversuche im Bademantel (S. 109-110). Ob es bei dem ganzen Konflikt- und Schaustoff auch noch des Auftritts der Panzerknacker bedurft hätte, lasse ich mal dahingestellt. Immerhin gibt es einen der frühesten Leistungsnachweise des Panzerknacker-Hundes Achtmalacht (ital. Ziemlich wörtlich „Ottoperotto“), hier auf Deutsch noch „Waldi“ gerufen. Diese Innovation ist Pier Carpi zuzuschreiben, der auch für dieses kunterbunte Treiben hier das Skript ablieferte. Sein Zeichner Luciano Gatto wiederum hatte schon im Jahr zuvor in der Geschichte „Donald und das Raumtritandem“ (LTB 14) ähnlich aussehende Außerirdische zu Papier gebracht, nur dass diese hier deutlich freundlicher daherkommen. Das Motiv der Außerirdischen mit spitzen Ohren muss Mitte der 60er Jahre irgendwie auf der Straße gelegen haben – auch Mr. Spock von Raumschiff Enterprise flimmerte 1966 erstmals über den Fernsehbildschirm. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Donald auf der Spur![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Der Kerl ist total beknackt!“ (Was soll ein Panzerknacker auch sonst über Donald sagen, wenn der außer sich gegen einen Baum rennt und sich damit selbst ausknockt?)

Schlecht Die Panzerknacker führen Donald zu einem vorgetäuschten Uranlager, auf dass dieser seinem Onkel Dagobert davon erzähle und dieser wiederum der Panzerknacker-Tarngesellschaft „Grund & Boden AG“ das wertlose Stück Land überteuert abkaufe. Und das war es dann eigentlich auch schon…

Selbst wenn der Kürzungs- und Zensureifer der Ehapa-Leute nicht auch in dieser Geschichte voll zugeschlagen hätte, wäre die Chose rund um einen überkomplizierten Panzerknacker-Plan kaum zu retten gewesen. Volle sechs Seiten fehlen: Unterschlagen wird nicht nur der (für das Verständnis notwendige) Kaufakt Dagoberts bei der Grund & Boden AG (zwischen S. 141 und 142), sondern auch die letzte Seite, die bei den Italienern noch ein Happy End für Donald gezeigt hatte. Zu den Schlampereien der Übersetzung gehört auch das Vertauschen zweier Sprechblasen auf S. 138. Bei alldem geht fast unter, dass die Panzerknacker mit einem ihrer überkomplizierten Pläne sogar mal Erfolg haben. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Ohne Fleiß kein Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„In fünf Minuten ist der Energieaufwand, seinen Radau anzuhören, größer als der, dem Verrückten nachzurennen und ihn festzunehmen.“ (der Medizinmann der Dolcevitaner kann rechnen!)

Mittelmaß Dagobert stiftet einen „Preis des Fleißes“, um in die edle Riege der Stifter aufzusteigen und so in den Adelsklub aufgenommen zu werden. Düsentrieb erfindet einen „Perkussionspeiler“: In Rucksäcken angebracht, sollen die Schläge der Teilnehmer mit der Spitzhacke auf der Suche nach Steinen (die sie natürlich an Dagobert abliefern müssen) gezählt werden und so den Sieger bestimmen. Gustav lockt mit einer falschen Botschaft Donald auf die Insel Dolcevita. Angeblich arbeiteten sie dort furchtbar gerne, doch als Donald dort ankommt, sieht er sich einem Volk aus Müßiggängern gegenüber. Na gut, denkt sich Donald, lege ich eben doch alleine los, wird deswegen aber von den Einheimischen als Ruhestörer in den Käfig gesperrt. Tick, Trick und Track gelangen auf der Suche nach ihrem Onkel ebenfalls in deren Gefangenschaft, doch ein Vulkanausbruch schleudert die Ducks bis ins heimatliche Entenhausen. Durch die Zahl der Erschütterungen gelingt es Donald, Gustav, der schon wie der sichere Sieger frohlockte, zu überrunden und den Preis einzuheimsen…

Wenn die Umstände und Zufälle allzu grotesk werden, ist nicht selten Rodolfo Cimino am Werk. Und da die Ducks nun einmal nach Entenhausen müssen, um dort den „Preis des Fleißes“ einzuheimsen, müssen sie eben auf einem Gesteinsbrocken dorthin geschleudert werden. Mau ist auch die Rahmensetzung mit dem von Dagobert gestifteten Preis. Zeichner Romano Scarpa kann wenigstens den faulen Insulanern etwas Leben einhauchen und so der Geschichte einigen Humor verleihen. Umso schöner funktioniert das, als Donald (und mit ihm der Leser) ja gerade ein arbeitsames Volk erwartet hatte. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Donald packt das Goldfieber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Hm… Puls schwach, Blick erloschen, hm… hat der Kranke am Ende eine Portion Gold verschluckt?“ (ein schweinerner Arzt ist ganz groß in korrekten Diagnosen)

Ein schönes Beispiel für Scarpas Panelkunst Mitte der 60er Jahre aus "Donald packt das Goldfieber" (mit Rodolfo Cimino) (© Egmont Ehapa)

Gut Donald läuft als Bittsteller um einen Kredit bei seinem geizigen Onkel mal wieder voll auf. Per Flugmaschine mit Raketenantrieb startet er einen letzten Versuch, in den Geldspeicher zu gelangen. Tatsächlich fliegt er durch das offene Fenster – doch das wird verrammelt, als Dagobert geschäftlich verreist. Um nicht zu verhungern, tut sich Donald an einem halben Goldbarren gütlich, wird dann aber von den besorgten Kindern aufgespürt und befreit. Der Arzt diagnostiziert bei Donald, als dieser endlich im Geldspeicher krank aufgefunden wird, eine Goldallergie – jeder Kontakt mit diesem Element sei bis auf Weiteres zu vermeiden. Doch Dagobert denkt nicht daran, setzt Donald vielmehr als Prospektor in seinen Goldabbaugebieten ein. Bei Kontakt mit Gold sollen sich nämlich rötliche Pusteln einstellen. Nach einem Fehlstart in der Südsee wird er in Alaska endlich fündig – und Donald ernstlich krank, bis er zu massivem Gold erstarrt. Zwei Gauner entwenden die wertvolle vermeintliche „Statue“, doch in der Höhle, in der sie ihr Raubgut aufbewahren, hausen auch zwei Bären, die sich so liebevoll um den kranken Donald kümmern, dass dieser genest. Der Arzt lässt Donald die Kur mit den Bären zu Hause in Entenhausen fortsetzen…

Der künstlerische Kontext dieser Geschichte Scarpas ist ganz ähnlich wie in der vorigen (1965 gegen 1966), und auch diesmal ist Cimino wieder für das Skript verantwortlich. Aber trotz der Kürzungen gefällt mir diese Geschichte besser, weil sie konzentrierter bei einem Thema bleibt und nicht so offensichtlichen Unfug mit der Logik treibt. Die Täuschung Dagoberts, mit Donald auf eine Erholungsreise zu fahren, während er ihn und seine Krankheit nur rücksichtslos ausbeutet, sorgt für gleichzeitig Lacher und Mitleidsmomente. Selten hat Dagobert seinen Neffen derart schäbig betrogen und verdinglicht, behandelt er ihn doch auch sprachlich wie ein Goldsuchgerät, das „ausschlägt“ und „funktioniert“ (S. 188). Umso wohliger ist das Gefühl, das sich beim Leser einstellt, als die beiden fürsorglichen Bären den armen Donald unter ihre Fittiche nehmen und aufpäppeln – gemütlich!... Dagoberts empörendes Verhalten wird bestraft: Das letzte Panel zeigt ihn, wie er für die beiden Therapiebären Wurstbrötchen mit Senf auf der Schubkarre anliefern muss, um den von ihm angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Gegenüber dem italienischen Original wird leider eine schöne Szene eingespart, die Dagobert-Engel mit Dagobert-Teufel in dessen Kopf im Kampf gegeneinander antreten lässt. Dagobert-Teufel verlässt geschlagen das Feld. Zwar motivieren erst diese Szenen Dagoberts verändertes, mit einem Male resolut Hilfe anforderndes Verhalten (sechstes gegenüber dem fünften Panel auf S. 194), doch fällt der Sprung auch nicht allzu sehr auf – recht geschickt gekürzt, ohne übergroßen Schaden anzurichten. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Donald hoch zu Ross[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Nimm diesen Ast hinweg, bevor mein rächend Schwert auf dich herniedersaust!“ (Ritter Donald wird im Walde cholerisch gegen seinen Knappen Franz)

Gut Ritter Donald verhindert einen Angriff auf die Burg des Grafen Dagobert – doch es war nur eine Übung! Um den entstandenen Schaden abzuarbeiten, muss Donald fortan in der Burg als Diener den Besen schwingen. Bald soll er aber Prinzessin Daisy, die Nichte des Burgherrn, in den Kurort Nobelbaden begleiten, damit dort ein Bräutigam für sie gefunden werde. Donald, selbst verliebt in die Prinzessin, legt sich bald mit dem Minnesänger Gustav von der Gänseweide an, der um Daisy wirbt und mit seiner Kunst becirct: „Trotz Rauferein im Mondenschein: Schön ist es auf der Welt zu sein! Schluchz!“ Da kann sich Ex-Ritter und Nun-Knappe Donald nur noch entnervt die Ohren zuhalten…

Bottaros Ritter-Epos von 1960 wurde in der deutschen Übersetzung um unglaubliche zwei Drittel gekürzt – von 60 auf 20 Seiten heruntergestutzt. Es war nicht im italienischen Original-I Classici, auf das sich das LTB 23 stützt, enthalten, passt thematisch aber natürlich wie die Faust aufs Auge, wirkt gar, obwohl schon deutlich älter, wie ein Ableger der Titelgeschichte „Donald fährt aus der Haut“. Wie passend die Entscheidung der Redakteure von Ehapa war, mögen diese kaum geahnt haben: Bottaros Comic basiert auf dem unvollendet gebliebenen „Verliebten Roland“ (Orlando innamorato) von Matteo Maria Boiardo (1494), der wiederum durch Ariostos „Orlando Furioso“, der Vorlage für die erste Geschichte des Bandes, fortgesetzt wurde. Ohne die Kürzungen wäre der gesamte „Orlando“-Zyklus Bottaros, in einem Band vereint, natürlich große Klasse gewesen, aber auch so verwundert es einen, wie unzerstörbar sich selbst dieses völlig zusammengestrichene Wrack von einem Comic erweist und sich durch einige sehr lustige Ritterszenen ziemlich gut in dem Band hält. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Der Taucher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Nur daß der Todessprung von Acapulco ein Kinderspiel im Vergleich zu diesem hier ist!“ (Dagobert macht Donald seinen neuen Einsatzbereich schmackhaft)

Gut Damit weiterhin Gäste in sein mieses Küstenrestaurant kommen, will Dagobert seinen Neffen Donald als „Todesspringer“ von den in Blickdistanz liegenden Klippen verwenden. Der bisherige Taucher, ein Einheimischer namens Pedro, war nämlich eines Tages von einem Tauchgang nicht mehr zurückgekehrt. Der Ziegenbock Tino wird Donald als Aufpasser zur Seite gegeben, damit dieser nicht ausbüchst. Und auch dabei, Donald zum Springen zu „animieren“, leistet das Tier gute Dienste. Doch schon nach dem zweiten Sprung kehrt auch Donald nicht zurück – er wird aufgefischt von einem U-Boot der Panzerknacker. Im Wissen, dass die Meeresströmung einen Teil der Schatztruhen gesunkener Kaufmannsschiffe an einen anderen Küstenabschnitt getrieben hat, haben sie Donald entführt, dass er dem bereits in ihrer Gewalt befindlichen Pedro helfe, die Kisten zu bergen. Doch Dagobert und Tino kommen der Bande auf die Spur: Der Bock befördert die Knacker über die Klippe, und Dagobert ist ein paar Schatzkisten reicher…

Donald hat keinen Bock darauf, "Der Taucher" im Comic von Barosso/Scarpa zu sein (© Egmont Ehapa)

Die älteste von Scarpa gezeichnete Geschichte (1962) ist auch die beste. Die Barosso-Brüder haben ein farbenfrohes, ungewöhnliches Setting an einem wilden, von Touristen, Todesspringern und Gaunern bevölkerten Küstenabschnitt entworfen und die Ducks mit Sinn für Wirkung und Pointen hineingesetzt. Die Highlights sind, wie sich Donald und Tino, sein sympathischer Wächter mit Gewissensbissen, beharken. Als die Panzerknacker auf der Szene erscheinen, fällt das ganze wieder mal ab, auch weil durch die Kürzungen das Ende nicht mehr ganz so sauber aufgeht. Ehapa griff im Zuge der notwendig gewordenen Neukompilierung seines LTB 23 hiermit auf eine Geschichte zurück, die in Italien für einen Olympia-Band der I Classici wiederabgedruckt wurde. Es handelte sich dabei um die Olympiade in Mexiko-City 1968, wodurch der Bezug zu den bis zum heutigen Tag aktiven Todesspringern im mexikanischen Badeort Acapulco besonderen Sinn machte. Obwohl sie nicht gerade in den Ritterkontext des Bandes passt, eine kluge Entscheidung von Ehapa, diese schöne Geschichte den deutschen Lesern nicht vorzuenthalten. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)

Ein- und Zweiseiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Ultra-Kurzgeschichten als Lückenfüller passen so dermaßen gar nicht in diesen Band, dass ich hier ausnahmsweise die praktische Paketlösung bevorzuge:

Mittelmaß Oma Duck (S. 79): Oma Duck stellt eine aussortierte Schneiderbüste als Vogelscheuche auf… Kein guter Gag, aber ganz sympathisch. Die beiden Mäuse Jacki und Karli aus Cinderella tauchten in den amerikanischen Comic-Strips zwischen 1950 und 1954 wiederholt als Sidekicks von Oma Duck, aber auch anderen Disney-Figuren auf.

Mittelmaß Oma Duck (S. 174): Oma Duck pflügt mit ihrem Elektromobil als „Traktor“ das Feld um… Auch hier bleibt nicht mehr als ein müder Schmunzler, aber die Abwägung zwischen lahmendem Klepper einerseits und hyper-modernem, durch Plakate beworbenen Traktor ist voller Nostalgie. Es treten wieder die Mäuse Jacki und Karli auf.

Schlecht Onkel Dagobert (S. 203): Onkel Dagobert verliert dadurch Geld, dass er den Telefonhörer nicht aufgelegt hat… In diesem von einem dänisch-norwegischen Team produzierten Einseiter tun sich Abgründe von Humorlosigkeit und zeichnerischem Unvermögen auf. Warum der später sogar noch in einer Jubiläumsedition mit einem Abdruck belohnte Comic dort auch noch den unpassenden Titel „Die Vorahnung“ erhielt? Keine Ahnung!

Mittelmaß Donald Duck (S. 224): Donald kontert Daisys Prahlerei, eine gute Hausfrau könne auch aus einem alten Schuh eine schmackhafte Mahlzeit zubereiten, mit einem Schuhkauf… Daisy verlangt einen Schuh, Donald gibt ihn ihr – und wo ist hier nun der Witz? Immerhin ein Einseiter von Könnern dieser Gattung, dessen Kernsatz mich über meine Jugendzeit hinaus begleitet hat.

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim LTB 23 handelt es sich um einen absoluten Sonderfall in der Geschichte der frühen LTBs. Weitreichende Kürzungsentscheidungen hatten eine fast völlige Neukompilierung des zugrunde liegenden I Classici-Bandes 37 (der Prima Serie) notwendig gemacht. Am Ende blieb kein Stein auf dem anderen und lediglich die Geschichten „Maß um Maß“ und „Ohne Fleiß kein Preis“ unangetastet. „Donald hoch zu Roß“ und „Der Taucher“ sowie alle Kürzestgeschichten kamen völlig neu hinzu. Obwohl es eine Hypothese bleiben muss, weil keine weiteren (Verlags)Quellen herangezogen werden konnten, liegt es nahe, dass die Kürzung von „Donald fährt aus der Haut“ letztlich aus Jugendschutzgründen der Auslöser für alles weitere war: Das italienische Original der großartigen Rittergeschichte von Luciano Bottaro enthielt mit dem Mago Basilisco (Meister Basilisk) eine in Deutschland noch unbekannte, für kleinere Kinder potenziell stark furchteinflößende Figur. Ehapa ging hier aus guten Gründen einem Risiko für sein gesellschaftlichen Ansehen, was vielleicht auch wirtschaftliche Folgen hätte haben können, aus dem Weg. Obwohl als direkter Ausfluss davon auch an die folgenden Geschichten der Zensurstift angelegt wurde, bleibt der Band auch heute noch gut lesbar. Vier Scarpas in einem Band (auch wenn diese hier meist nicht allerhöchstes Niveau erreichen) gibt es nur sehr selten, und auch die beiden Bottaros aus dem Rittermilieu, die beide auf dem „Orlando“-Stoff der Renaissance-Zeit fußen, passen in dieser Zusammenstellung prima zusammen. Hobrowili (Diskussion) 15:51, 5. Mai 2025 (CEST)