DDSH 1: Rezension

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© Egmont Ehapa
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In diesem Artikel wird das DDSH 1 rezensiert. Ob dieses Heft tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter DDSH 1.

Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in DDSH 1 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!



Cover und erster Eindruck[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 1965 erschien das erste „Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Sonderheft“ in den Zeitschriftenläden, und bis heute läuft die Reihe ununterbrochen weiter. Deswegen erlaube ich mir, für das allererste Heft ein paar mehr Zeilen zur besseren Einordnung dieser doch recht bedeutenden Reihe zu schreiben, die über die übliche Coverbewertung hinausgehen.

Dabei ist schon erwähnenswert, dass der Ehapa-Verlag mit dem ersten DDSH die bisher überschaubare Anzahl an Comicheft-Reihen ausbaute und auch Donald erstmals eine Namenswidmung zuteil wurde. Tatsächlich sah es in den 1960er Jahren mau aus: Außer der Micky Maus (seit 1951), dem Micky Maus Sonderheft (1951–1955) und der Mickyvision (seit 1962) bestand im Prinzip keine weitere Möglichkeit, Disney-Comics zu erwerben. Und auch das Lustige Taschenbuch war noch nicht auf dem Markt – es sollte erst im Oktober 1967 folgen. Allein dahingehend war das Donald Duck Sonderheft schon ein großer Wurf.

Man darf in diesem Zusammenhang aber auch nicht vergessen, dass es Comics zu dieser Zeit immer noch schwer hatten: Pädagogen warnten vor angeblicher „Volksverdummung“ und riefen gemeinsam mit Lehrern zu öffentlichen Bücherverbrennungen auf, meist in Kombination mit Tauschaktionen von Comics gegen „gute Jugendliteratur“. Erst im Mai 1965 fand in der Schweiz eine dieser Aktionen statt, der auch Hefte des Ehapa-Verlags zum Opfer fielen. Insofern kann das erste DDSH als entschlossener Versuch angesehen werden, Comics in der Gesellschaft noch weiter zu etablieren und gleichzeitig den Lesern noch mehr Abenteuer anzubieten, allerdings stand es auch auf wackligen Beinen ohne einen Ruf wie heute.

Das Vergleichscover von 1947: (© Disney)

Darüber hinaus ist die Entstehungsgeschichte des Covers interessant: Ursprünglich gestaltete Carl Barks 1947 schon ein Cover, das dem des DDSH 1 verblüffend ähnlich sieht, aber noch ohne Onkel Dagobert auskommen musste. Der Grund dafür: Dagobert war zu unpopulär, seine Einführung lag damals nur wenige Monate zurück. Für das amerikanische Best-Of von 1964, das die beiden Geschichten Das Gespenst von Duckenburgh und Der Goldene Helm vereint, musste dann ein neues Cover her, weil Dagobert inzwischen nicht mehr aus dem Disney-Kosmos wegzudenken war. Dieses US-Cover wurde dann auch für das erste DDSH übernommen. Im Gegensatz zum Barks-Cover kann das von Tony Strobl weniger überzeugen, nicht zuletzt durch die unnatürlich wirkende rote Kolorierung der Schlossmauern. Dennoch bietet dieses Cover meiner Meinung nach einen guten Einstieg ins erste Heft und auch in die komplette Reihe der „Tollsten Geschichten von Donald Duck – Sonderheft“.

WICHTIG: Da es sich hier um ein altes Heft handelt, das man nicht unbedingt von jetzt auf gleich kaufen kann, bemühe ich mich, die Handlung vollständig wiederzugeben und nicht wie bei den Rezensionen der neueren Hefte ein offenes Ende zu lassen. Für Leser dieser Rezension, die sich den Lesespaß und eventuelle Überraschungen nicht verderben lassen wollen, folgt hier eine kurze Erklärung, wie die Rezension aufgebaut ist: Im 1. Absatz gibt es einen Handlungsumriss mit Spannungsaufbau, im 2. Absatz dann die vervollständigte Handlung und im 3. Absatz meine Bewertung. Wer also überlegt, sich das Heft zu kaufen und später noch überrascht werden möchte, lässt den 2. Absatz jeweils aus. ;-) Glückstaler (Diskussion) 17:10, 18. Okt. 2025 (CEST)


Das Gespenst von Duckenburgh[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Diese beiden mutigen Sippenbrüder werden uns keine große Hilfe sein.“ (Tick, Trick und Track müssen feststellen, dass die scheinbar entschlossene Kampfesansage ihrer Onkel nur Fassade ist.)

Die Wurzeln der Duck’schen Sippe liegen im Herzen Schottlands. (© Egmont Ehapa)

Donald Duck erhält einen Anruf von Onkel Dagobert, demzufolge es einen so brisanten Sachverhalt zu klären gibt, dass er sowie Tick, Trick und Track bei ihrem Onkel vorstellig werden sollen. Über das eigentliche Anliegen verliert Dagobert kein Wort. Kurz darauf treffen die vier in der Villa ihres reichen Erbonkels ein, wo sie sogleich in Empfang genommen werden. Und hier geht es dann zur Sache: Onkel Dagobert befindet sich in einer, wie er es ausdrückt, gewissen Geldverlegenheit. Dabei gehe es nicht um kleine Summen, sondern um einen bedeutend größeren Betrag. Um die Situation verständlich darzulegen, muss Dagobert etwas weiter ausholen. In seinem Stammsitz in Schottland, der Duckenburgh, soll der Familiensage nach ein jahrhundertealter Schatz versteckt sein, der einst Sir Donnerbold gehört hat. Anno 1314 soll dieser ihn in oder in der Umgebung der Burg vergraben haben. Zwar haben zahlreiche andere Familienmitglieder bereits versucht, den Schatz zu bergen – doch blieben sie allesamt erfolglos. Dagobert geht heute einen Schritt weiter: Er hat eigens für diese Schatzsuche einen Röntgenapparat angeschafft, mit dem er auch dort suchen kann, wo die anderen bisher nicht hinschauen konnten: hinter den dicken Schlossmauern. Jetzt wirbt er bei seinen Neffen für Zustimmung, denn allein kann er sich dem Abenteuer nicht stellen. Tick, Trick und Track sind sogleich Feuer und Flamme, aber Donald reagiert verhalten. Insbesondere, als Onkel Dagobert erwähnt, dass der Schatz vom Geiste Sir Donnerbolds bewacht wird, läuft es Donald eiskalt den Rücken hinunter, sodass er schon gedenkt, lieber zu Hause zu bleiben. Jedoch stellen sich Tick, Trick und Track entschieden dagegen, die Donalds vorgespielten Rheumaanfall sofort als Ausrede entlarven. Donald wird also gezwungen, zuzusagen, wobei sich seine und Onkel Dagoberts entschlossene Kampfesansage als fadenscheinig herausstellt – ob das Abenteuer wohl gut geht?

In Schottland angekommen, werden die nunmehr fünf vom treuen alten Diener Scotty McTerrier in der Duckenburgh willkommen geheißen. Der nimmt sie mit auf eine Führung durch die Burg, in der so allerlei ausgestellt ist: Alte Rüstungen, die den Vorfahren der Ducks gehört haben, stehen überall verteilt im Schloss herum. Recht bald kommen die Schatzsucher dann zum eigentlichen Zweck ihrer Reise nach Schottland, nämlich der Schatzsuche im Schloss. Dabei werden sie verhältnismäßig schnell fündig und können eine prall gefüllte Schatztruhe mit reichlich goldenem Inhalt bergen. Ungünstigerweise tritt genau dann das ein, was sich aus Erzählungen nur vermuten ließ: Wie von Geisterhand wird Onkel Donald niedergeschlagen und die Schatztruhe erhebt sich vom Boden! Tick, Trick und Track laufen der schwebenden Truhe hinterher – und was sie sehen, lässt sie mit panischem Blick zurück. Als ein Lichtstrahl auf die Truhe fällt, ist an einer Wand ein Gerippe zu erkennen. Die Ducks und Scotty teilen sich auf getreu dem Motto getrennt suchen, vereint schlagen. Denn der Geist hat den Schatz spurlos davongeschafft und irgendwo anders in der großen Burg versteckt. Onkel Dagobert und Donald bekommen es zunächst mit Angst zu tun, wohingegen Scotty niedergeschlagen wird. Nur Tick, Trick und Track gehen der Sache unentwegt nach. Im weiteren Verlauf schnappen sie sich Helme von den Rüstungen, um besser vor den tätlichen Angriffen des Geistes geschützt zu sein. Zwar sind die Kinder lange auf einem guten Weg, werden dann aber vom Geist in eine Falle gelockt und auf einer einsamen Zinne ausgesperrt. An eine Flucht ist erst einmal nicht zu denken, da der Geist die Tür abgeschlossen hat und der Burggraben zu seicht ist, um hineinzuspringen. Durch unglückliche Umstände werden auch Donald und Dagobert bei den Neffen ausgesperrt. Mit einem Seil, das Donald vorsichtshalber mitgenommen hat, gelingt Tick, Trick und Track unverhofft die Flucht, ohne jedoch weitere Anlaufstationen zu haben, die dabei helfen könnten, ihre Onkel zu befreien oder den Schatz zu finden. Durch Zufall entdecken sie auf dem Friedhof, der etwas außerhalb der Duckenburgh liegt, einen Geheimzugang ins Innere der Burg und können so – gemeinsam mit ihren Onkeln, die sich inzwischen doch selbst befreien konnten – endlich gegen den Geist agieren, der sich in der Burg verschanzt hatte. So kommt es zum furiosen Finale, einer wilden Verfolgungsjagd quer durch das Schloss und die angrenzende Moorlandschaft. Am Ende stellt sich heraus: Der Geist existiert gar nicht wirklich, sondern ist lediglich Scotty, der sich mit einem chemischen Mittel unsichtbar gemacht hat und eigentlich Diamanten-Joe heißt. Der echte Scotty hat kürzlich das Zeitliche gesegnet. Weil der Ururgroßvater seiner dritten Frau ein geborener Duck war, weiß der Gauner, dass in der Burg ein Schatz versteckt sein muss. Allerdings hat er es erst nach 6 Monaten geschafft, den Geheimtunnel zu entdecken, wohingegen ihn Tick, Trick und Track schon nach 10 Minuten gefunden haben. Weil Diamanten-Joe dachte, dass er massig Zeit zur Flucht habe, ist es den Kindern möglich geworden, ihn gerade noch rechtzeitig einzuholen und den Schatz damit in den Händen der Ducks zu wissen.

Donald – wie auch jeder andere, der sich ihm in den Weg stellt – wird vom Geist, der in der Duckenburgh haust, niedergerungen… (© Egmont Ehapa)

Highlight Dass es sich hier um eine wichtige, ja sogar vielleicht eine der wichtigsten Geschichten aus dem Werk von Carl Barks handelt, wird dem geneigten Leser schnell auffallen, denn nur in wenigen Geschichten wird so viel über die Vergangenheit der Ducks und ihren Clan verraten wie in dieser. Außerdem handelt es sich erst um Dagoberts zweiten Auftritt, sodass Das Gespenst von Duckenburgh als prägend für dessen Charakter anzusehen ist. Gerade die besondere Stellung der Schatzsuche, die hier das bestimmende Thema ist, unterstreicht die besondere Gewichtung. Eine ähnlich wichtige Geschichte wie diese findet sich knapp ein Jahr später im DDSH 4 von 1966, wo mit Der arme reiche Mann (1952) erklärt wird, wie Dagobert zu einem Teil seines Vermögens gekommen sein muss. Bei dieser Story hingegen fällt auf, dass Dagoberts schottische Herkunft aufs wunderbarste mit dem Schatz verwoben ist, wodurch die Einstreuung zahlreicher Details überhaupt nicht fehl am Platze wirkt, sondern eher die tatsächliche Handlung bereichert. Hatte es in Die Mutprobe (1947) noch an der genauen Ausgestaltung von Dagoberts Charakter und seinen Eigenschaften gemangelt, so liefert Barks hiermit das, was er uns schuldet, nach. Zwar fehlt der so charakteristische Geldspeicher als Behausung nach wie vor – vom ungeheuer großen Vermögen lässt sich noch nicht so viel erahnen – und Dagobert befindet sich noch in einem Frühstadium mit einer größeren Brille, Mantel und ohne Gamaschen, dafür kann man aber mindestens zugutehalten, dass mit der Duckenburgh ein ebenso bedeutendes wie monumentales Gebäude Eingang in diese Geschichte gefunden hat. Die zahlreichen Vorfahren, die dort in Form von Rüstungen und auf dem Friedhof genug Platz fanden, machen Dagobert als Comicfigur ein großes Stück nahbarer und versorgen ihn mit einem Hintergrund, der doch so grundlegend für den Wiedererkennungswert einer Person ist. Interessant ist, dass sich Erika Fuchs die Namen der Duck’schen Vorfahren wohl selbst ausgedacht hat, aber die Jahreszahlen, die im Zusammenhang mit den Namen der natürlich längst verstorbenen Persönlichkeiten erwähnt werden, verändert hat. So sei Sir Daunenstert Duck laut Fuchs erst 1174 im Kampf gegen die Angelsachsen gestorben, was später von Don Rosa in Der Letzte aus dem Clan der Ducks zu 946 korrigiert wurde. Das ist aber Herumreiten auf Details und in meinen Augen nicht wichtig für das grundlegende Verständnis der Geschichte; das jetzige Abenteuer wird davon ja kein Stück beeinflusst. Interessanter zu wissen wäre hingegen, warum in den Panels manchmal das Schwert des Geists zu sehen ist inklusive Schatten, manchmal aber nur der Schatten, als ob das Schwert unsichtbar würde. Darüber haben sich auch Donaldisten schon den Kopf zerbrochen – letztlich kamen sie zu dem Schluss, dass sich das Schwert außerhalb des Panels befand, das dem Leser einen Blick auf die Szene ermöglicht. Auch wenn Carl Barks also gelegentlich unstimmige Kleinigkeiten übersehen hat, handelt es sich dennoch um eine höchst unterhaltsame Geschichte, wofür vor allem die zahlreichen Wendungen verantwortlich sind, die die Handlung nimmt. Beispielsweise sucht man erst einen Schatz, dann muss man einen Geist finden, der den Schatz geklaut hat, und drittens müssen sich die Ducks von einer Zinne hoch über dem Burggraben befreien – da wird einem wahrlich nicht langweilig beim Lesen! Diese Vielschichtigkeit, gepaart mit lustiger Situationskomik, wie etwa, als Donald den Geist bittet, beim nächsten Mal zu hupen, zeichnen Barks-Storys besonders aus: Sie sind einfach gut durchdacht und die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt. Das wird umso mehr deutlich, wenn man sich vergewissert, dass neben dem Schatzsuche-Genre auch das Horror- und Krimi-Genre bedient werden, und eine Anhäufung solch vieler Genres kennt man ansonsten eigentlich nur von Floyd Gottfredson, zum Beispiel in Micky Maus im Tal des Todes (1930). Diese hohe Vielschichtigkeit führt zu Abwechslung und die macht bei der Lektüre wahre Freude, weil man auch bei mehrmaligem Lesen immer wieder Neues entdeckt. An Barks’ Zeichnungen gibt es nichts auszusetzen, wenngleich er hier noch nicht mit den spektakulären Splashpanels arbeitet, die das Storytelling bald noch einmal auf ein neues Level heben werden. Die Duckenburgh allein ist aber dank der drei echten Vorbilder schon absolut realistisch, ebenso wie die Landschaft, und verdient ein ausdrückliches Lob, denn ein Fantasieschloss zeichnen kann ja jeder. Zuletzt möchten noch einige Kuriositäten angesprochen werden: Es ist im Grunde witzig, dass der „Schuldige“ mehr oder weniger die ganze Zeit feststeht (nämlich der Geist), also das „wer“ geklärt ist, aber vielmehr das „wie“, also die Art und Weise, mit der der Schatz gestohlen worden ist, noch offengelegt werden muss. Außerdem mag man schmunzeln, dass Tick, Trick und Track im Verlauf der Geschichte die wichtigste Rolle innehaben, nachdem sie am Anfang schon die „Sippenbrüder“ wegen mangelndem Geschicks angeprangert hatten. Nichtsdestoweniger bleibt die Frage, warum beim toten Scotty, den Donald findet, noch kein Verwesungsprozess eingesetzt hat, da dieser schon eine längere Zeit im Bett aufgebahrt liegen muss. Mögliche Erklärungsansätze wären, dass ihn das chemische Mittel konserviert hat oder dass es doch nicht der echte Scotty war, sondern – Achtung, Spoiler! – Diamanten-Joe. Letzteres ist wohl am wahrscheinlichsten, denn die Fotos, die im Raum herumstehen, zeigen einen Scotty mit Hängeohren, der Lebendige jedoch hat spitze Ohren, die nach oben zeigen. Aber auch wenn einige Kleinigkeiten etwas Denkleistung erfordern, um sie aufzulösen, funktioniert die Geschichte grundlegend tadellos – und das ist ja, worauf es ankommt. Zudem stark, dass sich die Redaktion entschieden hat, hier einen vollständigen Abdruck als deutschsprachige Erstveröffentlichung zu wagen. Insgesamt entspricht das einer glatten 1 und damit einem Highlight! Glückstaler (Diskussion) 17:10, 18. Okt. 2025 (CEST)


Donald Duck und der Goldene Helm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Storycode: W OS 408-02
  • Story & Zeichnungen: Carl Barks
  • Produktionsjahr: 1952
    Träume sind Schäume! (© Egmont Ehapa)
  • Seitenanzahl: 32

„Beim Barte Wotans! Sollte uns der Blaue Olaf mit seinem Pergamente genasführt haben?“ (Berengar Bläulich, der vergeblich nach Olafs goldenem Helm sucht, bringt seine Fassungslosigkeit bei der missglückenden Suche zum Ausdruck.)

Donald hat beim Entenhausener Völkerkundemuseum eine neue Stelle als Museumsdiener gefunden – dumm nur, dass ihm der Job nicht zur Erfüllung gereicht. Es ist schlicht langweilig, den ganzen Tag über durch Hallen voller antiker Fundstücke zu patrouillieren und darauf zu achten, dass nichts passiert. Beim Betrachten des Wikingerschiffes, das ebenfalls im Museum ausgestellt ist, kommen Sehnsüchte im Erpel hoch. Wie gern würde er doch als Wikinger über das Meer segeln! Donald sieht sich eben nicht als klassische Beamtennatur, sondern als wackeren Abenteurer, der zu neuen Horizonten aufbricht. Nur sorgen die meisten Museumsgäste mit ihren langweiligen Fragen dafür, dass jedes Feeling nach dieser besonders aufgeladenen Atmosphäre sofort wieder zunichte gemacht wird. Aber halt, ein Besucher weicht von den anderen ab: Ein zwielichtiger älterer Mann durchsucht das Wikingerschiff. Donald kann ihn davon abhalten, etwas – wie er es glaubt – zu zerstören. Da seine Neugier geweckt ist, legt er kurz darauf selbst Hand an und wird sogar fündig: In einem Astloch im Rumpf des Schiffes befindet sich ein altes Pergament, auf dem eine Landkarte aufgemalt ist. Donald eilt zu Museumsdirektor Thomas Weihrauch, um den Fund umgehend zu melden. Der findet vor Aufregung fast gar keine Worte. Die Karte zeigt die Ostküste Amerikas, und enthält eine Jahresangabe, ähnlich wie bei einem Logbuch. Demzufolge segelte Olaf der Blaue 874 nach Island und 899 bis nach Nordamerika, wo er zum Beweis seiner Ankunft einen goldenen Helm vergraben hat. Durch Donalds Fund ist klar, wer Amerika entdeckt hat, was für die Wissenschaft und Geschichtsschreibung natürlich von sensationeller Bedeutung ist. Der Museumsdirektor plant schon eine Ausstellung mit dem goldenen Helm, um der ganzen Welt diese bahnbrechenden Neuigkeiten angemessen präsentieren zu können. Dafür soll eigens eine Expedition nach Labrador an der kanadischen Küste entsendet werden – doch plötzlich mischt sich ein gewisser Justizrat Wendig ein, der reklamiert, die Karte würde seinem Klienten Berengar Bläulich gehören…

Bei Berengar Bläulich handelt es sich um niemand Geringeren als den Mann, der einige Minuten vorher die Karte im Schiffsrumpf gesucht hat und dabei von Donald gestört worden war. Auf Grund des „Codex Raptus“, einem Gesetz aus dem Jahre 807, das bis heute nicht aufgehoben worden ist, erhebt Bläulich mit Hilfe seines Anwalts Anspruch auf das Schriftstück, da er ein direkter Nachfahre Olafs des Blauen sei. Noch bedrückender ist allerdings die Tatsache, dass der Codex Raptus auch besagt, dass jeder Mann, der jenseits des Meeres neues Land entdecke, es zu eigen haben soll – womit Berengar Bläulich ganz Amerika gehören würde! Der findige und machtbesessene Mann greift sich also die Karte und zieht von dannen. Nach gemeinsamen Überlegungen mit dem Direktor kommen er und Donald zu dem Entschluss, dass es am besten wäre, Bläulich hinterherzujagen, denn bis er den Helm gefunden hat, kann er seine Besitzansprüche auf Amerika nicht geltend machen. Wenn es gelänge, den goldenen Helm vor ihm in die Finger zu bekommen, wäre die Nation also gerettet. Und Donald und sein Chef haben einen weiteren Vorteil: Sie sind zu zweit, wohingegen Bläulich allein unterwegs ist. Donald bekommt etwas Geld für die Reise nach Labrador zur Verfügung gestellt und soll noch mit dem Nachtflugzeug nach Neufundland fliegen. Herr Direktor Weihrauch nähert sich vom Landwege aus. Zu Hause ruft Donald Tick, Trick und Track zusammen, die ihn bei seiner Aufgabe unterstützen sollen. Am nächsten Morgen landen die vier wie geplant in Kanada, von wo aus sie sich schnell zum nächsten Hafen begeben – und feststellen müssen, dass Bläulich ihnen schon einen Schritt voraus ist, da sein Schiff gerade ablegt. Donald mietet sich ein Boot und sticht ebenfalls in See. Die Mission scheint zunächst erfolgreich, weil Donald immer näher an Bläulichs Schiff herankommt und ihn schließlich sogar überholt. Aber die schlechte Wetterlage macht es kaum möglich, mehr als das zu erreichen. Über dem 56. Breitengrad erleidet Bläulich mitsamt seiner Crew Schiffbruch. Er setzt die Reise ganz allein mit seinem Anwalt in einem Ruderboot fort. Donald hat indes mit nicht weniger kleinen Problemen zu kämpfen: Weil so viele Eisberge im Weg sind, beginnen Tick, Trick und Track, wie wild in der Gegend herumzuschreien, da man so den Eisbergen besser ausweichen kann. Das hat allerdings zur Folge, dass Bläulich und Wendig dem Boot mit den Ducks begegnen und es kurzerhand klauen. Jetzt liegt auf einmal Donald ganz weit hinten. Hinzu kommt, dass auch Direktor Weihrauch keinen Erfolg hat, da der Helikopter, der ihn in die Nähe der auf der Karte markierten Stelle bringen soll, einen Motorschaden erleidet. Nur mit viel Zielstrebigkeit gelingt es Donald und seinen Neffen überhaupt, nach Bläulichs rücksichtsloser Tat wieder auf die Beine zu kommen. Als sie ihm dann wieder durch Zufall über den Weg laufen und er sie ein zweites Mal fast k. o. schaltet, gelingt es den Ducks dann aber, den goldenen Helm endlich zu finden, da Bläulich sie genau an der passenden Stelle an Land gezwungen hat. Es scheint schon alles geregelt und Bläulich in Fesseln gelegt, da zeigt sich erst der schlechte Einfluss des goldenen Helms: Er hat eine so beeinflussende Wirkung, dass sämtliche Gestalten – zuerst der Direktor, dann Donald und schließlich sogar Justizrat Wendig – seinem Machteinfluss erliegen und jeweils behaupten, sie wären der Herrscher von Amerika. Einzig Tick, Trick und Track gelingt es gerade so, dem Bann des Helms zu widerstehen und ihn an einer tiefen Stelle im Meer zu versenken, womit die Gefahr der Privatisierung des ganzen amerikanischen Kontinents abgewendet ist.


Highlight Ganz anders im Gegensatz zur ersten Geschichte verhält es sich mit der zweiten: Sie ist eines der bekanntesten Barks-Abenteuer und kommt trotzdem gänzlich ohne seine bedeutendste Schöpfung aus, Onkel Dagobert. Jener wurde erst durch Storys wie eben Das Gespenst von Duckenburgh immer beliebter; bis Anfang der 1950er Jahre war Donald eher der maßgebende Charakter (ganz gut zu erkennen an der Aufteilung der Barks Library in eine Reihe pinker Alben, die nur Comics mit Donald als Hauptcharakter fixieren). Dass es sich bei Donald Duck und der Goldene Helm auch noch um Don Rosas Lieblingsgeschichte handelt, will schon heißen, dass wir es mit einer besonderen Geschichte zu tun haben, obwohl es eine der wenigen ist, die trotz Schatzsuche-Genre ohne Dagobert auskommt. Wie auch oben fällt zunächst die Sorgsamkeit auf, mit der der Plot geplant worden ist: Untersucht man diesen genauer, findet man Humor, Abenteuer, Situationswitz, Spannung, Verzweiflung und Psychologie eng verwoben auf gerade einmal 32 Seiten. Die Mischung von ganz unterschiedlichen Erzählstilistiken sorgt wieder für beste Unterhaltung. In einem Moment herrscht totale Verzweiflung, als Donald beispielsweise konstatiert, dass der einzige, der noch alles retten könnte, Direktor Weihrauch sei (S. 51), obwohl ein Neffe kurz zuvor noch einen Witz gerissen hat, dass eine Oma, die Räder hätte, ja als Omnibus durchgehen würde. Spannung, die Justizrat Wendig heraufbeschwört, indem er harsch den Direktor zurechtweist, dass dieser „nichts dergleichen tun“ werde wie eine Expedition nach Labrador zu entsenden (S. 40), mischt sich mit der zweifelhaften Freude daran, ganz ohne technische Hilfsmittel wie ein echter Wiking auf dem offenen Meer herumzuschippern (S. 52) und gipfelt im komischen Glitzern in den Augen, das jeder bekommt, der den goldenen Helm zu lange bei sich hat (S. 66), womit man sich fragt, welche besondere Anziehungskraft das herrliche Stück germanischer Goldschmiedekunst ausstrahlt und warum nach und nach selbst die aufrichtigsten Menschen diesem Wahnsinn zu verfallen drohen. Mit den Antagonisten Wendig und Bläulich, wobei Bläulich vom Namen her doch eine gewisse Ähnlichkeit zu Olaf dem Blauen herstellt, entwirft Barks starke Gegenspieler. Das englische „sharky“ ist für einen Anwalt natürlich bissiger, aber der Fuchs’sche „Justizrat“ lässt wohl nicht viele Zweifel am fragwürdigen Charakter der Figur. Interessant ist auch die auffällige Nase Wendigs, die doch ziemlich stark an jene von Balduin Beutelschneider erinnert, einem nicht minder draufgängerischen Kollegen. Dass Barks aber soviel Freiraum hatte, seine Beziehungsprobleme mit seiner zweiten Ehefrau in Form von Justizrat Wendig den Comic einzuarbeiten, ist schon außergewöhnlich und wäre wohl heute nicht mehr vorstellbar – allerdings ist solch ein Vorgehen, eigene Lebenserfahrungen wiederzuverwenden, eben umso glaubwürdiger, als sich Sachverhalte nur auszudenken, denn da kann die Nachvollziehbarkeit dessen, was die Entenhausener tun, manchmal deutlich zu kurz kommen. Weiters fällt auf, dass die Geschichte umso wirklichkeitsnaher wird durch die übliche Portion an Vorlagen aus NGM-Magazinen: Beim Schiff im Völkerkundemuseum dürfte es sich um das Oseberg-Schiff aus Südnorwegen handeln, und die Küstenansicht auf S. 52 ist der Episode von Hal Fosters Prinz Eisenherz vom 7. Oktober 1951 entlehnt, da Barks ein bekennender Fan von den detaillierten Zeichnungen war, die für Foster damals ein Alleinstellungsmerkmal waren und die er imitieren beziehungsweise referenzieren wollte. Dass echte Orte in „normalen“ Disney-Comics, also keinen Jubiläumsgeschichten oder Ähnlichem, gezeigt werden, geschieht heutzutage nur durch wenige italienische Zeichner, etwa Marco Rota. Positiv hervorzuheben ist des weiteren, dass die gewissermaßen tatsächliche Entdeckung Amerikas durch die Wikinger betont wird und Kolumbus erst viel später kam, was mittlerweile als historisch gesichert gilt, zweitens, dass das Seefahrer-Abenteuer in eine Rahmenhandlung im Museum eingebettet ist, wobei Donald dort erst langweilig ist, er dann aber später begeisterter Museumsführer ist, also eine klassische Umkehr des persönlichen Empfindens, und drittens der Fakt, dass man im ersten DDSH die bis dato fehlenden Seiten 2 und 9 nachgereicht hat, die 1954 im Micky Maus Sonderheft 18 noch unter den Tisch gefallen waren. Zu bemängeln habe ich größtenteils nur, dass es etwas unglaubwürdig erscheint, dass es alle Menschen Amerikas, inklusive der Regierung, hinnehmen würden, wenn jemand sie wegen Betreten seines geerbten Privatgrundstücks verklagt, weil das ein Gesetz von vor fast eintausend Jahren so vorsieht; da würde, denke ich, sich recht schnell eine Lösung abzeichnen, die das Allgemeinwohl über das einer Privatperson stellt. Fast schon Kleinigkeiten dagegen sind dann, dass das Juristenlatein kein echtes Latein ist, sondern lediglich Wörter, die willkürlich zusammengewürfelt wurden und dass Direktor Weihrauch einmal 100 Kilometer, später aber 100 Meilen läuft. Insgesamt dürfte für sich sprechen, dass Der Goldene Helm mit Die Karten des Christoph Kolumbus (1995) sogar eine Fortsetzung wert war und dass sie bei vielen als „eine der besten“ Barks-Geschichten hohe Anerkennung findet. Note: 1. Glückstaler (Diskussion) 17:10, 18. Okt. 2025 (CEST)


Grund zur Freude für Donald und die Neffen: Sie haben den Goldhelm gefunden! Doch wie wird die Antwort ihrer Gegenspieler ausfallen? (© Egmont Ehapa)


Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das erste Donald Duck Sonderheft ist gleich ein richtiger Kracher. Zwei lange Barks-Geschichten, mehr braucht es nicht, um ein Heft zu kreieren, das nicht nur immer wieder gelesen werden will, weil es die erste Nummer einer langen Serie ist, sondern besonders wegen des guten oder sogar sehr guten Inhalts zu empfehlen ist. Noch dazu ist die Umschlaggestaltung ein echter Hingucker, wenn man einmal von der Kolorierung absieht, die an einigen Stellen vielleicht optimiert werden könnte. Dass das Heft komplett ohne Werbung auskommt, was noch nicht mal das erste „Lustige Taschenbuch“ schaffte, lässt es schon fast edel erscheinen und hebt es deutlich ab von heutigen Produkten. Glücklich kann man sein, wenn man das DDSH 1 in Erstauflage oder als Reprint ergattern konnte, denn die zwei darin enthaltenen Geschichten sind es auf alle Fälle wert, in die persönliche Sammlung aufgenommen zu werden! Glückstaler (Diskussion) 17:10, 18. Okt. 2025 (CEST)