LTB 39: Rezension

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In diesem Artikel wird das LTB 39 rezensiert. Welche Geschichten erfreuen das Fan-Herz und welche sollte man dem Gemütszustand halber lieber weglassen? Das erfährst du hier! Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 39.

© Egmont Ehapa
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Cover

  Auf einer Art kosmischem Schweif, gelb unterlegt, jagen auf ihren Hexenbesen die Hexe Hicksi und Gundel Gaukeley dahin, Onkel Dagobert verfolgend, der einen Talersack fest in beiden Händen hält. Doch der Sack hat ein Loch, aus dem beständig Talerchen rieseln…

Zur Höchstwertung hätte Onkel Dagobert hier nur einen noch etwas adäquateren Gesichtsausdruck haben müssen. Und die sonst meist so nette Hicksi schaut vielleicht etwas zu bösartig. Alles in allem weiß das von Giovan Battista Carpi gestaltete Motiv jedoch zu gefallen, vor allem die Gesamtdynamik rund um diesen gekrümmten Schweif, dessen Gelb der Schriftzug geschmackvoll aufnimmt. Gut gelungen sind ferner die Stern-, Sonnen- und Halbmondsymbole um die Hexen herum, die wie eine Verwandlung der Taler weiter vorne im Bild erscheinen und dieses schön auflockern. Ein Manko: Der Titel hat kaum etwas mit dem Inhalt des Bandes zu tun. Hicksi kommt darin gar nicht, Gundel nur in einer Geschichte vor. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Rahmengeschichte

„Stimmt’s, daß dein Vater mit Zuckerrübenmarmelade reich geworden ist?“ – „Ja… Und deiner?“ – „Meiner hat die gefriergetrockneten Feigen erfunden!“ – „Klasse! Da können wir uns ja verloben!“ („Die feinen Unterschiede“ – Anbandeln beim Milliardärs-Festival)

  Apropos: Hat nichts mit dem Inhalt des Bandes zu tun. Denn die Hexerei des Titels liegt auch hier sehr, sehr fern. Ganz hübsch ist tatsächlich die Vorgeschichte, die Dagobert zeigt, wie er vom Open-Air-Fest der Milliardäre, das ausgerechnet vor seiner Geldspeicher-Tür stattfindet, angewidert ist. Später gibt es nur noch kleine Verbindungsstücke zwischen den Geschichten nach der etablierten Dalmasso/Perego-Art, dass Donald ständig aus der Hängematte fällt und darauf in die Luft geht (S. 214/215). Davor noch (S. 174-176) gibt es einen instruktiven Einblick in die Geschäftsideen des Onkel Dagobert: Er lässt seine Schuhfabrik alle Treter eine Nummer kleiner produzieren, um den Absatz seiner Schwielensalbe zu steigern. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Der richtige Riecher

„Früher oder später werden Sie sich von Ihrem vielen Gold trennen müssen, mein Herr!“ (Der Arzt kennt Onkel Dagobert offenbar schlecht)

  Onkel Dagobert riecht überall nur noch Verfaultes. Der Arzt diagnostiziert eine Reizung der Schleimhäute durch den ständigen Kontakt mit Goldstaub und empfiehlt eine Nasenschleimhautverpflanzung. Professor Austausch in Manoca sei ein Experte für so etwas. Was Dagobert, Donald und Tick, Trick und Track, die natürlich mit ihm fliegen, nicht wissen: Zuletzt waren alle von Austausch behandelten Milliardäre kurz darauf spurlos verschwunden. Mag Dagobert, da er dort inkognito als mittelloser Mann auftritt, dieses Schicksal wohl erspart bleiben?... Jedenfalls wird ihm die Schleimhaut von Prinz eingepflanzt, des verstorbenen Hundes des Professors, woraufhin Dagobert eine phänomenale Witterung aufnimmt. Seltsame Katzenmenschen belauschen die Ducks, entführen sie und sperren sie zu den anderen Milliardären, die sich, ermutigt und aufgestachelt von Dagobert, befreien können. Die nun überwältigten „Katzenmenschen“ sind eigentlich arbeitslose Akrobaten, die den Plan verfolgt hatten, insgesamt 12 Milliardäre zu kidnappen und sie gegen ein enormes Lösegeld wieder freizulassen. Was kann sich nun noch ein Milliardär mit der Witterung eines Hundes wünschen?... Bald ist der Geldspeicher voll von Weißgoldbarren in Knochenform…

Was mir in dieser Geschichte von Guido Martina und Giorgio Bordini gut gefällt: Es werden früh einige Geheimnisse angedeutet, deren Auflösung für den Leser ausnahmsweise nicht sofort offensichtlich sind: Was mit den Milliardären passiert ist und was es mit dem Zylinder auf sich hat, den Dagobert vorgeblich aus reiner Sentimentalität mit nach Manoca (gemeint ist offenbar Monaco) nimmt. Dabei mäandert die Geschichte reichlich, aber nicht unangenehm hin und her. Zum Beispiel bleibt das von Dagobert länglich erzählte Abenteuer im australischen Busch, als er mit den berühmten Flammenopalen ein Vermögen machte, fast ein reiner Exkurs, auf den später nur noch bei der Auflösung des Zylinder-Geheimnisses (der Hut beinhaltet eine Kreissäge) kurz Bezug genommen wird. Auch das Erscheinen dieser Katzenmenschen so spät in der Geschichte ist komplett überraschend, wobei das Ganze aber eher den Eindruck macht, dass Martina sich beim Schreiben der Geschichte am Anfang noch keine Gedanken darüber gemacht hat, wie sie eigentlich enden soll. Und das ist dann natürlich schon nicht mehr so toll. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Zurück zur Natur

„Seit wann gibt der Fortschritt zu Besorgnis Anlaß?“ (ein Wissenschaftler Dagoberts ist im 19. Jahrhundert stehengeblieben)

  Wir lernen Dagobert Duck als Umweltsünder kennen: Ein Hunderennen kann nicht stattfinden, weil er die Strecke als Teergrube missbraucht. Aber mehr noch: Im Bestreben Geld zu sparen lässt er das gesamte Bergwerkswesen revolutionieren. In Zukunft reicht nur noch eine Spritze in den Boden und schon fließt das Erz oder jedwedes Metall in verändertem Aggregatzustand an die Erdoberfläche. Der Umweltschützer Professor Saubermann warnt: Die Natur werde sich schon wehren! Und das tut sie: Blätter verfärben sich schon im Mai herbstmäßig und fallen sodann verholzt und schmerzhaft zur Erde, Gärtner werden von Pflanzen in Gewächshäusern gebissen, die Bäume verfärben sich kohlrabenschwarz. Nunmehr von Donald und den Kindern unterstützt, setzt Saubermann seine Erfindung des „magnetischen Katalysators“ ein, der alle Abwehrimpulse auf ein einziges Ziel ausrichten lässt, nämlich Onkel Dagobert, der daraufhin klein beigibt: Er gibt der Erde zurück, was der Erde ist, und kehrt mit Schlägel und Eisen zur herkömmlichen Methode zurück…

Die Geschichte von Rodolfo Cimino und Luciano Gatto aus dem Jahr 1971 dürfte mit das erste Öko-Drama im LTB gewesen sein, das sich später zu so etwas wie einem eigenes Genre auswachsen sollte. Das für Cimino-Stories typische Opening Splash zeigt eine leidend schauende, offenbar erkrankte Weltkugel, jedenfalls trägt sie einen Schal und eine Wärmflasche. Damit werden wir angemessen auf Thema und Aussage vorbereitet. Noch einmal spielt in der Geschichte eine Weltkugel eine Rolle: Der anmaßende, sich über die Bedürfnisse der Natur stellende Tycoon Dagobert hebt einen Globus aus seinem Gestell und, chaplinesk, über seinen Kopf in die Höhe: „Die Welt sucht nach ihrem wahren Herrscher! Mit meinen Ideen werde ich sie aus den Angeln heben!“ (S. 61). Donald stört diesen Anflug von Größenwahn seines Onkels, der sich wohl ertappt fühlt und den Globus wutentbrannt über den Körper seines Neffen stülpt. Auf die lange Distanz ist das, was wohl passieren wird, doch recht vorhersehbar, aber Sequenzen wie diese sind durchaus fein erzählt und ansprechend umgesetzt. Speziell die Bäume sehen wirklich furchtbar und geradezu dystopisch abgestorben aus. Ein Manko ist das Ende der Geschichte, denn da steht kaum noch Raum zur Verfügung, sie einigermaßen geduldig zu Ende zu erzählen. Nicht mal eine Seite braucht es, damit sich der Umweltsünder Dagobert vom Saulus zum Paulus wandelt. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Scheine trügen nicht

„Der Planet Vegetar ist nicht kugelförmig wie die Erde! Er gleicht einer fliegenden Untertasse… Die industrielle Revolution ist nicht über ihn hinweggegangen, sondern durch ihn hindurch gegangen!“ (Die Bewohner des Planeten Vegetar setzen nicht nur Pflanzen zur Güterproduktion ein, sondern verstehen es auch in Rätseln zu sprechen)

  Ein Raumschiff vom Planeten Vegetar kracht in Dagoberts Geldspeicher. Sein Besitzer klemmt unter einem Panzerschrank fest, doch die außerirdischen Astronauten wissen Abhilfe: Sie setzen ein „Pflanzenwerkzeug“ ein, einen höllenschnell wachsenden Baum, der den Safe hinweghebt. Dagobert ist Feuer und Flamme für das, was die Vegetarianer alles mit Pflanzen vermögen, und fliegt bald mit Donald und den Kindern selbst nach Vegetar, um mehr über die dortigen Produktionsmethoden zu erfahren. Tatsächlich werden dort alle industriellen Güter, sogar Stahlplatten, auf Pflanzenbasis hergestellt. Dagobert wünscht sich dauerhaft Ertrag abwerfende und zu erntende Geldbäume für sich, und auch dies ist für die grünen Männchen aus dem All letztlich kein Problem. Nach einiger Zeit erfolgreicher Bewirtschaftung auf der Erde beginnen sich die Scheine jedoch gelb zu färben. Zunächst ist der Geizhals natürlich ganz verzweifelt, bis er merkt, dass Sammler für vergilbte Scheine ein Vermögen bezahlen…

Im Windschatten des vorherigen, im Großen und Ganzen gelungenen Öko-Dramas lässt diese ebenfalls von Cimino geschriebene Phantasterei über ein im Einklang mit der Natur und doch modern lebendes Volk ganz manierlich an, bis der Fortgang der Story so vorhersehbar wird, dass sie nicht mehr über die schlechten Zeichnungen von Giuseppe Perego hinwegtäuschen kann. Besonders übel für mich diese Kleingeistigkeit Dagoberts, Geldbäume in seinem Geldspeicher zu ziehen (die unweigerlich Falschgeld abwerfen müssen), anstatt überhaupt die naturnahe Produktionsmethode auf der Erde einzuführen. Ziemlich daneben ist auch die Schlusspointe, die unplausibel und gewaltsam Dagobert doch wieder auf die Gewinnerseite des Geldbaum-Projekts zieht. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Der Gaunerdetektor

„Aktionsbereich gleich unbeschränkt! Kein Schild, keine Leibwache, kein gar nichts kann den Gauner vor einem heilsamen Durchgerütteltwerden bewahren!“ (Theo Tüftel)

  Onkel Dagoberts Freude über eine scheinbar unfehlbare „Gaunerfalle“ hält nicht lange an. Auch völlig Unbescholtene wie Donald oder der Steuerprüfer nehmen ernsthaften Schaden. Ein Erfinder namens Theo Tüftel – Daniel Düsentrieb ist in Urlaub – verfeinert den Apparat, indem er ihn an Dagoberts Hirn anschließt. Doch auch dieser „audiozerebralgesteuerte Gaunerdetektor“ hat seine Tücken: Durch die Verbindung mit dem Apparat lässt Dagobert alle seine aggressive Energie in einen riesigen Lichtblitz in-Dagobert-Gestalt fließen und fällt daraufhin in einen tiefen Schlaf, aus dem er kaum noch geweckt werden kann. Zudem schlägt der furchteinflößende Lichtblitz Gauner wie die Panzerknacker oder auch Mitglieder des Industriellen-Verbandes, der Dagobert in seine Schranken weisen will, nicht nur in die Flucht, sondern schrumpft sie, wie Tick. Trick und Track auf ihrer Spurensuche herausfinden, auf Vogelbauer-Größe. Tüftel, der mittlerweile eingesehen hat, was er da angerichtet hat, erfindet einen weiteren Apparat, in den ebenfalls Dagobert eingespannt wird und mit dem die bisherigen Opfer wieder auf Normalgröße zurückgebracht werden. Doch statt wie geplant zwei Zentner verbraucht dieses Maschinchen glatte zwei Tonnen Goldes. Da heißt es nicht nur für Donald und Tüftel, sondern auch für die Panzerknacker und die Industriellen die Beine in die Hand nehmen…

Rodolfo Cimino und Giorgio Cavazzano, seit 1969 immer wieder als Autor-Zeichner-Gespann aktiv, beweisen mit dieser Zusammenarbeit aus dem Winter 1971/72 exemplarisch, wie LTB-typische Skript-Schwächen durch allerlei Zing-Zing-Zing-Blitzel-Zisch-Schaueffekt übertüncht zu werden pflegten. Wieso sollten Zweifel über die unklaren Funktionsweisen dieser immerhin drei spektakulären Apparillos und Fragen über die erzählerischen Leerstellen aufkommen, wenn es da diese kolossale Dagobert-Lichtgestalt gibt, welche die gesamte Aufmerksamkeit des jungen Lesers auf sich zieht? Wie die Opfer des „Geldspeicher-Monsters“, so der Titel in späteren Auflagen, die zunächst auf bloßem Asphalt zu verdampfen scheinen, später in Winzgestalt in die Vogelkäfige gelangt sein müssen, darüber schweigen sich Cimino/Cavazzano zum Beispiel völlig aus. Auf der Habenseite hingegen wie immer die dynamischen Bildfindungsideen von Giorgio Cavazzano, wie die mit dem Katapult aus dem Gefängnis hinauskomplimentierten Panzerknacker (S. 145) oder Donalds unfreiwillige Dusche durch die Wasserschläuche der Entenhausener Feuerwehr (S. 150). So steht am Ende doch noch ein recht befriedigendes Leseerlebnis – die herrlich-ärgerliche LTB-Tünche hatte mal wieder Erfolg. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Gundel in Aktion

„Alle großen Persönlichkeiten lagen einmal im Kampf gegen sich selbst! Alle gaben sie eine schwache Stelle auf, um ihr Ziel zu erreichen! Dagobert auch!“ (Mona Menetekel)

  Dagoberts neuestes elektronisches Abwehrsystem – der Hexenblitzableiter – erweist sich gegen Gundel Gaukeley als äußerst treffsicher. Die zerzauste Gundel wird deshalb bei ihrer Hexenfreundin Mona Menetekel auf der Suche nach einer neuen Strategie vorstellig. Zusammen steuern sie ein Orakel und sodann die sagenhafte Sammlung „Verkehrte Persönlichkeiten“ an, wo jene mentalen Teile berühmter Persönlichkeiten aufbewahrt sind, die sie sich während ihres Lebens erfolgreich ausgetrieben hatten. Nachdem Mona und Gundel einige Gefahren wie ein Tor aus lebendigen Schlangen und den Beelzebubsumpf überwunden haben, stoßen sie inmitten der kleinen Statuetten auch auf jene Dagoberts. Zurück in Entenhausen, bringen sie Dagobert dazu, die Dämpfe aus dem Inneren der Figur zu schnuppern – und schon wird aus dem Geizhals ein Verschwender, der Gundel eigenhändig den Glückstaler übergibt. Tick, Trick und Track bekommen heraus, was Gundel da wohl entdeckt hat und machen sich mit ihrem Onkel Donald selbst auf den Weg in die „verkehrte Welt“. Ihr Plan: Donalds abgestoßenen mentalen Teile müssten ihn, den Faulpelz, zu einem mutigen, draufgängerischen Helden ummodeln. Sie bestehen dieselben Abenteuer wie zuvor Gundel und Mona. Und tatsächlich geht ihr Plan auf: Der gewandelte Donald rettet nicht nur die Unternehmen Dagoberts vor der Pleite, sondern erbeutet auf Gundels Zauberberg auch den Glückstaler zurück. Doch bald endet der Spuk und Neffe und Onkel nehmen wieder ihre „eigentliche“ Persönlichkeit an. Trotzdem noch ein nettes Ende für Donald und die Kinder: Dagobert schenkt ihnen einen Sack voller Taler, ist ihm doch klar geworden, „daß auch die Großzügigkeit ihre positiven Seiten hat“…

Nicht ganz so sehr wie das vorige LTB 38 (mit gleich drei Geschichten dieses Gespanns), erhält nun auch dieser Band eine gewisse Cimino/Cavazzano-Schlagseite. Cimino lässt in dieser Geschichte aus dem Sommer 1971 erstmals Mona Menetekel auftreten, welche hier bereits auf die Rolle einer Art Supervisorin ihrer Freundin Gundel Gaukeley festgelegt wird. Ihr erstes Erscheinen (S. 183) wird in einem Zwischentext durch Symbole der exakten Wissenschaften und des Ingenieurwesens wie Zirkel und Zeichen-Lineal vorbereitet, womit Cimino den Charakter auf den Typus der „modernen Hexe“ festlegt: In ihrer Hexenküche sieht es aus wie in einem Architekturbüro. Beim Zweitauftritt in der Geschichte „Der Strahlenkäfig“ (1973, LTB 61, mit den Zeichnungen von Luciano Gatto) wurde die Menetekel deutlicher in das Fach der Erfinderin hinübergeschoben. In ihrem Erstling traut sie sich das noch nicht ohne weiteres zu: „Technisch gesehen ist der Alte unschlagbar! Da kommen wir nicht mit!“ (S 183). Dafür wird ein spannendes, sagenumwobenes Abenteuer um die Idee „gespaltener“ Persönlichkeiten herum entfaltet. In gewisser Weise wird den Weltberühmtheiten der Geschichte die Geistesgesundheit abgesprochen, hätten sie doch ihre Ganzheitlichkeit irgendwo auf dem Weg ihres Erfolgs verloren und niemals wiedergefunden. Dieser Cimino/Cavazzano endet auch klug, indem Dagobert letztlich einsieht, dass ein noch so geringes Maß an Großzügigkeit zu seiner Persönlichkeit dazugehört – und sich ganz gelegentlich eben auch Bahn brechen darf. Kritisieren darf man mal wieder den deutschen Titel. Der italienische Originaltitel „Le streghe in azione“ macht durch den Plural darauf aufmerksam, dass es sich um mehr als eine Hexe handelt, nämlich eben um Gundel und den „Neuzugang“ Mona Menetekel. Dieses Charakteristikum geht im ersten deutschen Titel „Gundel in Aktion“ verloren. Noch fragwürdiger sogar ist der Titel ab der Neuauflage, „Der Hexenblitzableiter“. Denn der, so imposant, ähnlich wie in der vorherigen Geschichte als riesiger Dagobert, er auch daherkommen mag, trägt eben nur die allerersten Seiten der Geschichte. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Gast Nr. 13

„Mjam! Knabber! Schmatz! Tschwei Schmocksen…“ (Tick, Trick und Track im Törtchenparadies)

  Provokation für Onkel Dagobert beim Milliardärsbankett: Klaas Klever, zuvor nicht Mitglied im illustren Klub, ist als „Gast Nr. 13“ geladen. In Kumpanei mit den übrigen Milliardären will er Dagobert, den er zum alten Eisen zählt, eine Falle stellen. Ein vorgeblicher Indianer namens Ringeltaube legt den Köder aus: Er bietet Dagobert das sog. Büffelhaut-Gelände, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft Klever nach Öl bohrt, zum Kauf an. Dort gebe es ebenfalls viel Erdöl. Ein „Zauberpfeil“ Ringeltaubes fängt auch sofort Feuer, als er ins Erdreich eindringt. Doch Dagobert hat schon von Anfang an Verdacht geschöpft, verbringt mit den Kindern eine Camping-Nacht auf dem Gelände und brennt in der Nacht einem laufenden Strauch mit der Schrotflinte einen auf den Pelz – offenbar Ringeltaube, der bestrebt ist, das Feuer in Gang zu halten. Nach der Unterschrift unter den Kaufvertrag zeigen sich Klever und die Milliardäre. Sie meinen Dagobert reingelegt zu haben, denn natürlich gibt es dort gar kein Öl. Doch Dagobert legt den Vertragstext „innerhalb der Umzäunung meiner Büffelhaut“ wörtlich und gemäß dem Trick der karthagischen Königin Dido aus: In schmale Streifen geschnitten, wird das von der Büffelhaut umzäunte Gebiet riesig und umspannt nun auch die Bohrtürme des Klever-Geländes. Klaas Klever verspeist drei Hüte und landet so im Krankenhaus…

Die geruhsame, gemütliche Geschichte erschien erstmals im Juli 1971 im Topolino, einen Monat bevor ihr Zeichner Massimo de Vita einen neuen Karriereschritt machen sollte, indem er vom italienischen Disney-Mastermind Guido Martina zum neuen Standard-Zeichner für Phantomias ernannt wurde. Die Pointe von „Gast Nr. 13“, sofern man überhaupt von so etwas reden soll, ist recht schnell klar; jene Gedanken Dagoberts, die nur angedeutet sind, kann der aufmerksame Leser bald zum Verständnis seines Gegenmanövers zu Klevers Falle vervollständigen. Als die Kinder ihrem Onkel die Legende der Dido nahelegen und dieser in Jubel ausbricht – „Juchhu! Diese Dido war ein schlaues Weib!“ (S. 231) – liegt der Fortgang fast schon wie ein offenes Buch vor uns. Dennoch legen sich Martina/M. de Vita auch nicht komplett auf die faule Büffelhaut: Die Dido-Legende ist geschickt in den Plot integriert, die Dialoge zwischen Dagobert und Ringeltaube sind gewitzt und ein paar Gags, zum Beispiel als Dagobert Teile des Milliardärsbankett-Buffets gedankenabwesend in seinem nun schier platzen wollenden Zylinder verschwinden lässt (S. 223), sind nicht von schlechten Eltern. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)

Fazit

Insgesamt ein vielfältiger, gelungener Band mit den Schwerpunkten „Ökologie“ (Geschichten 2 und 3) sowie „Angriff auf den Geldspeicher“ (Geschichten 4 und 5), alle von Rodolfo Cimino geschrieben. Auch die beiden Martinas im Band (Geschichten 1 und 6) lassen sich einigermaßen gut lesen. Auffällig: Obwohl wahrlich viel erfunden worden ist in dem Band – kein Düsentrieb nirgends! Ein Manko bleibt die mangelnde Stimmigkeit zwischen Titel(bild) und Inhalt. Hobrowili (Diskussion) 19:12, 10. Mär. 2025 (CET)