Jugenderinnerungen

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Jugenderinnerungen
The Fantastic River Race
Erstveröffentlichung: Juli 1957
Entstehungsdatum: 10. Januar 1957
Storycode: W USGD 1-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 20
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs, Gudrun Penndorf
Deutsche Erstveröffentlichung: LTB 8
Weiterführendes
Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks
Infos zu Jugenderinnerungen beim I.N.D.U.C.K.S.

Jugenderinnerungen (engl. The Fantastic River Race) ist eine 20-seitige Comicgeschichte von Carl Barks. Erwähnenswert ist, dass sie bis auf die erste Seite komplett in der Vergangenheit spielt, als Dagobert Kapitän eines Raddampfers war. Diese Geschichte stellt zudem den Erstauftritt von Daniel Düsentriebs Großvater Dübel sowie von Käpt'n Knack (hier übersetzt als Käpt'n Punk) dar und diente gemeinsam mit Wettfahrt auf dem Mississippi als Vorlage für Der Herr des Mississippi, dem zweiten Teil von Don Rosas Dagobert-Biografie Sein Leben, seine Milliarden.

Das Splashpanel, übersetzt von Erika Fuchs: Dagobert und Dorette auf einem Raddampfer (© Egmont Ehapa)

Figuren Bearbeiten

Handlung Bearbeiten

  • Anmerkung: Die hier angegebene Inhaltszusammenfassung entspricht der Handlung der Fuchs-Übersetzung.

Dagobert und Dorette Duck machen einen Ausflug auf einem Flussdampfer auf dem Mississippi. Anlass genug für Dagobert, eine Geschichte aus seiner Jugend zu erzählen: Damals war er Kapitän auf der Dollarprinzessin und leistete sich Wettfahrten mit Käpt'n Knack und seinen Söhnen. Da bekommt Dagobert einen Auftrag: Er soll eine Ladung Goldbarren nach New Orleans bringen. Doch um den Auftrag zu bekommen, muss er vor Käpt'n Punk und seiner „Flusshexe“ bei der Bank in Weevil City auftauchen. Dagobert und Punk liefern sich ein Wettrennen, bei dem Bertel auf seinen Schiffsingenieur Dübel Düsentrieb und dessen Erfinderreichtum zurückgreift. Doch es scheint vergebens, als die „Dollarprinzessin“ in einen Wirbelsturm gerät: Dagobert und Dübel landen in Possum Point, müssen aber feststellen, dass es die Bank von Weevil City durch den Wirbelsturm ebenfalls dorthin verschlagen hat.

Hintergrund Bearbeiten

Die Eröffnung von Disneyland in Anaheim war auch für Western Publishing eine große Aktion. Als dieser im Juli 1955 eröffnet wurde, nutzte der Verlag die Chance, nicht nur ein Bilderbuch, sondern auch ein Comicheft mit dem Titel „Donald Duck in Disneyland“ zu veröffentlichen, die in den Andenkengeschäften des Parks angeboten wurden. Und auch die folgenden Jahre wurde der Park immer wieder prominenter Schauplatz der Comics: 1956 erschien „Mickey Mouse in Frontierland“, 1957 folgten unter anderem „Mickey Mouse in Fantasyland“ und „Christmas in Disneyland“ und 1958 dazu noch „Vacation in Disneyland“, „Disneyland Birthday Party“ und „Donald and Mickey in Disneyland“. Im Sommer 1957 erschien zusätzlich noch das Comicheft „Uncle Scrooge Goes to Disneyland“, für das der Dagobert-Erfinder eine zwanzigseitige Titelgeschichte anfertigen sollte.[1]

Zu Beginn des Comics fahren Dorette und Dagobert Duck in dem Dampfschiff Mark Twain, einer echten Attraktion in Disneyland, welche die Passagiere auf eine zwölfminütige Fahrt durch die Rivers of America bringt. Das Dampfschiff ist im Maßstab 5:8 und war zur Parkeröffnung 1955 das erste funktionierende Dampfschiff, welches seit fünfzig Jahren in den USA gebaut wurde. Nach dem Vorbild der Mark Twain in den USA wurden auch in Tokyo Disneyland und Disneyland Park Paris Attraktionen mit funktionierenden Dampfschiffen errichtet.[2]

Es ist nicht bekannt, die Idee, die Geschichte auf der Mark Twain spielen zu lassen, vom Verlag vorgegeben war oder von Barks selbst stammt. Bekannt ist nur, dass Barks bereits vorher eine Geschichte über ein Raddampferrennen und Dagoberts Jugend verfasste, nämlich Wettfahrt auf dem Mississippi von 1955.[1]

Raddampferrennen gab es tatsächlich. Bald nach dem ersten kommerziell erfolgreichen Dampfschiff 1807 folgten solche Rennen mit teilweise tödlichem Ausgang. Die Begeisterung an den Dampfschiffen liegt teilweise daran, dass man vor dessen Erfindung auf Schiffen weitgehend nur in Richtung des Flusses reisen konnte. Ist man am Ziel angekommen, wurde das Boot verschrottet, da man es nur mit großen Umständen wieder den Fluss herauf bekam. Dampfschiffe ermöglichten die Fahrt in beide Richtungen, waren dafür aber auch gefährlich. Ihre Kessel konnten explodieren und Brände entfachen, welche die größtenteils aus Holz gebauten Boote und ihre Fracht, die zum Beispiel aus Baumwollballen oder Fässer mit Terpentin und Schießpulver bestand, vernichtete. Andere Gefahren für die Dampfschiffe waren Baumstämme im Wasser und Zusammenstöße mit anderen Dampfschiffe. Allein durch Kesselexplosionen verstarben zwischen 1816 und 1848 mehr als 1.800 Passagiere und Besatzungsmitglieder, weitere tausend wurden verletzt. Bei Raddampferrennen wurden solche Kesselexplosionen noch wahrscheinlicher, da für eine höhere Geschwindigkeit oft die Sicherheitsventile der Dampfmaschine umgangen wurde. Charles Dickens und Mark Twain schrieben über die riskanten Rennen, 1851 war der Showman P.T. Barnum Teil eines solchen Rennens, das zum Glück nicht tödlich endete.
Das vielleicht bekannteste Raddampferrennen am Mississippi fand 1870 mit den Dampfschiffen Robert E. Lee und Natchez statt und wurde damals als das Große Mississippi-Dampfschifffahrtsrennen (Great Mississippi Steamboat Race) bezeichnet. Die fast viertägige Wettfahrt begann in New Orleans und endete in St. Louis, mit regelmäßigen Halten, um mehr Kohle oder Brennholz sowie Fracht und Passagiere aufzunehmen. Zeitungen berichteten sowohl vom Rennen an sich als auch über die über eine Million Dollar teuren Wetten, welche auf die Schiffe gesetzt wurden. Das Schiff Robert E. Lee gewann, doch trotz Medienrummel hatte schon während der Wettfahrt der Dampfschifffahrt keine Zukunft mehr. In den 1850er Jahren holte die Zugfahrt nicht zuletzt durch staatliche Subventionen das Dampfschiff als beliebtestes Verkehrsmittel ein.
Seit 1963, lange nach dem letzten großen Raddampferrennen und auch lange nach den beiden Barks-Comics über Raddampferrennen, findet jährlich auf dem Ohio River das Große Dampfschifffahrtsrennen (Great Steamboat Race) statt, mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020.[3]

In „Uncle Scrooge Goes to Disneyland“ hat die Geschichte keinen einzelnen Titel, die einzelnen Geschichten werden durch eine von Tony Strobl gezeichnete Rahmenhandlung verbunden, in der sich Dagobert laut Barks-Forscher Geoffrey Blum ziemlich uncharakteristisch verhält. Er lädt die „Gang“ ein, Disneyland zu besuchen, und fliegt sie mit dem Helikopter her. Bei dieser eingeladenen Gruppe handelt es sich aber nicht nur um Donald und die Drillinge, sondern auch um Daisy, Dorette, Micky, Pluto, Goofy, Mack und Muck. Den kostenpflichtigen Freizeitpark lobt Dagobert auf den Hinflug: „Disneyland ist der einzige Ort der Welt, wo ich mich wieder wie ein Kind freuen kann!“ („Disneyland is the only place on earth that makes me feel like a kid again!“) Im Park selbst überlegt er sich nach dem Besuch des Dampfschiffs beim Anblick des Sleeping Beauty Castles, ob es sich lohnt, so ein Schloss als neuen Geldspeicher zu nutzen. Im Schloss selbst findet er den Zauberspiegel aus dem Film „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und fragt ihn, ob das Schloss gegen Einbrecher helfen würde. „Wenn Barks dieses Material jemals zu Gesicht bekommen hätte“, so Blum, „wäre er zusammengezuckt.“[1]

Bei einigen Nachdrucken in den USA bekam Jugenderinnerungen den eigenen Comictitel The Fantastic River Race, welcher dem Originaltitel seines anderen Raddampferrennen-Geschichte Wettfahrt auf dem Mississippi ähnelt, The Great Steamboat Race.

In der Erzählerbox des letzten Panels der Geschichte wird Dagobert in der Fuchs-Übersetzung als Dorettes Bruder bezeichnet: „Oma Duck verstand nun, warum Bruder Dagobert noch einmal mit einem Raddampfer fahren wollte.“

 
Das Splashpanel in LTB 8, in der Übersetzung von Gudrun Penndorf (© Egmont Ehapa)

Trivia Bearbeiten

  • Auf Deutsch erschien diese Geschichte zum ersten Mal eingebettet in die Geschichte Onkel Dagobert und der Zauberspiegel in LTB 8, bevor sie in Nachdrucken als eigenständige Geschichte erschien. Es handelt sich somit um eine der wenigen Barks-Geschichten, die in Deutschland im dreireihigen Format erschienen.
  • Don Rosa vermischte später für seine Geschichten den hier auftretenden Käpt'n Punk mit dem in Die Geldquelle, ebenfalls von Barks, auftretenden Opa Knack und machte sie für seine Werke zu ein und derselben Figur. In Jugenderinnerungen wird Punk als Vater von schnurrbärtigen Panzerknackern dargestellt, die bei Rosa zu den Eltern der heutigen Panzerknacker wurden.

Unterschiede zwischen den Übersetzungen Bearbeiten

Der Comic erschien in Deutschland zuerst 1969 im Lustigen Taschenbuch in einer Übersetzung von Gudrun Penndorf, 2001 folgte erst die Übersetzung von Erika Fuchs für die Barks Library. Durch die verschiedenen Veröffentlichungen wurde auch die Rahmenhandlung beeinflusst. Im Lustigen Taschenbuch wurde die Geschichte mit der Rahmenhandlung aus der englischen Originalveröffentlichung in „Uncle Scrooge Goes to Disneyland“ abgedruckt, sodass Dagobert in der Penndorf-Übersetzung in Disneyland als erstes im Schaufelraddampfer Mark Twain fahren möchte, einer Park-Attraktion. In der Erika-Fuchs-Übersetzung wurde aus der Attraktion explizit eine Mississippifahrt auf einem Raddampfer.

Auch die Namen und Orte wurden unterschiedlich ins Deutsche übertragen. Im Englischen nennt Dagobert seine Begleitung Grandma, in Penndorfs Übersetzung wurde daraus Annette. In der Neuauflage von 1997 und in Disneys beste Comics 12 lautet ihr Name wieder Dorette. Und bei Fuchs nennt Dagobert seine Begleitung Dorette, in der Erzählerbox wurde Oma Duck genannt. Dagoberts Schiff, im Englischen die Dilly Dollar, wurde bei Penndorf zum Goldtaler und bei Fuchs zur Dollarprinzessin. Der Maschinist des Schiffs ist in allen Versionen Daniel Düsentriebs Großvater, Ratchet Gearloose (englisch), Danquart Düsentrieb (Penndorf) bzw. Dübel Düsentrieb (Fuchs), der während der Arbeitszeit nebenbei gerne custard pie (englisch), Omelett (Penndorf) bzw. gedeckte Apfeltorte (Fuchs) backt. Doch Flusspiraten machen ihnen das Leben schwer, ein Vater und seine Söhne, von denen aber nur der Vater namentlich genannt wird. Blackheart Beagle (englisch), Käpt'n Panzerknacker (Penndorf) bzw. Käpten Punk (Fuchs) leitet das Schiff River Witch (englisch) bzw. Flußhexe (Penndorf und Fuchs). Obwohl der Piraten-Kapitän offenbar mit den heutigen Panzerknackern verwandt ist, wird dieser Verwandtschaftsgrad in keiner der drei Versionen explizit genannt.

Veröffentlichungen Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1,0 1,1 1,2 Geoffrey Blum: Geschäftiges Treiben in Disneyland. Übersetzt von Johnny A. Grote. In: Carl Barks Collection XVI, S. 148.
  2. „Disney riverboats“. wikipedia.org, abgerufen am 26.09.2025
  3. Greg Daugherty (26.04.2023). „When Deadly Steamboat Races Enthralled America“. smithsonianmag.com