LTB 564: Rezension

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In diesem Artikel wird das LTB 564 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 564.

© Egmont Ehapa
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Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 564 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!

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Cover

Ziemlich überzeugend finde ich die Gestaltung des Covers, das von Andrea Freccero fast abgezeichnet wurde aus einem Panel der ersten Geschichte. Die Startseite des zweiten Teils von „Im Mikroland“ (S. 55) lässt Ähnlichkeiten nicht leugnen. Interessant, denn normalerweise ist man in der Titelbildgestaltung ja sehr unabhängig.
Auf ein weiteres Problem möchte noch angesprochen werden, denn direkt auf der Seite vor dem Inhaltsverzeichnis – die Fans wahrscheinlich kaum eines Blickes würdigen, außer um die Übersetzer zu erfahren – waren die Herren Egmont mal wieder schön schusselig: Dort wird klar „Neues aus Entenhausen“ beworben, darunter die Neuauflage des EGB und zwei weitere Hardcoverbände aus dem Bereich der ECC. Es handelt sich um den 4. Schuber der Floyd Gottfredson Library und den 10. Band der Don Rosa Library. Beides wurde mehrmals nach hinten verschoben. Einer der Verschiebungstermine war Mitte Oktober (für beide Bände), jetzt ist es aber für den FGL-Schuber der 10.11.2022 und für den 10. Band der DRL sogar erst der April 2023. Es wurde mal wieder geschnarcht, denn jetzt schon Werbung für Sachen zu machen, die teils erst in einer Ewigkeit erscheinen, kann man wohl klar als Fehler abstempeln.
Hoffen wir, dass der Band besser wird als die Einleitung an dieser Stelle vermuten lässt. Es sind gleich zwei lange Abenteuer enthalten, eins mit 69, das andere mit 116 Seiten. Die Geschichtenanzahl liegt bei 7, und darunter sind auch noch zwei Einseiter. Dem Aufbau nach müsste das LTB 564 an alte Erfolge anknüpfen können, denn so wenige Geschichten erinnern stark an die „LTB-Hochphase“ Ende der 1980er. Auf interessante Lektüre und Bewertungen! Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Im Mikroland

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  Das LTB wird eröffnet von einem fast 70-seitigen und dreiteilig abgegliederten Abenteuer im Mikroformat. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn Tick, Trick und Track befinden sich ganz schön im Schlamassel, nachdem sie durch eine Düsentrieb’sche Erfindung miniaturisiert wurden. Beinahe ungewöhnlich ist es, dass mal wieder eine so lange italienische Geschichte den Anfang ins Buch macht. Normalerweise ist man es gewöhnt, erst einmal 30 Seiten von Egmont mit langweiligen Geschichten gelangweilt zu werden, ehe das Bessere kommt. Sergio Cabella ist ebender Autor, welcher uns im LTB 550 fantastisch unterhalten hat mit der ähnlich ausgearbeiteten epischen Erzählung Mickys „Die Abenteuer des Sir Mausleton“. Assistiert hat ihm dabei der Zeichner Paolo Mottura, welcher atemberaubende Naturbilder von der verschneiten Polarwelt parat hatte. Bereits damals konnte diese Geschichte unsere Rezensenten voll und ganz überzeugen, gab es doch so ein interessantes und spannendes Mausabenteuer lange nicht mehr.

Jetzt, nach einiger Zeit, darf man sich zurecht wieder über solch eine Story Cabellas freuen. Zwar punktet diese nicht ganz so stark wie Die Abenteuer des Sir Mausleton, dennoch konnte sie mich überzeugen. Vor allem die gesunde Mischung an Verständnis und Achtung vor der Natur ist in heutigen Zeiten eine wichtige Botschaft – jeden Tag verschwinden Fußballfelder voller Regenwald in Südamerika, es werden tonnenweise Lebensmittel weggeworfen und hart arbeitende Kakaobauern in den Tropenregionen müssen sich mit einem Hungerlohn zufriedengeben. Da tut es gut, zu wissen, dass sich Pfadfinderorganisationen wie das Fähnlein Fieselschweif auch in Entenhausen dafür einsetzen, dass es den Tieren und Pflanzen, aber auch Menschen, gutgeht. Im Mikroland wird diese Rolle vertreten durch die drei Neffen, die schon kurz nach ihrem Schrumpfen Bekanntschaft machen mit den gefährlich wirkenden kleinen Insekten. Aber sie erkennen schnell, dass die Asseln, Raupen und Maulwurfsgrillen eigentlich nichts Böses im Sinn haben, sondern sich viel mehr für sie einsetzen wollen. Schöne Momente also, durch die diese Geschichte mein Wohlgefallen findet.

Giampaolo Soldati ist nicht der stärkste Zeichner, den man Cabella hätte zur Seite stellen können, aber er macht seinen Job hier ganz gut. Nur der etwas unpersönliche Stil seiner Zeichnungen gefällt mir nicht so ganz. Dazu kommt die etwas tollpatschig wirkende Verwandtschaft beziehungsweise Herr Düsentrieb, die ungewöhnlich lange brauchen, um die paar Meter vom Ingenieurshaus zu den Kindern zu schaffen. Am Ende muss ich die Geschichte leider mit einem Gut abwimmeln, zum Highlight hat es nicht gereicht, trotz der vielen Seiten. Note: 2-. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Der geheime Sänger

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  Und schon ist sie da, die erste Egmont-Eigenproduktion. Übrigens eine von nur zwei Storys aus Dänemark in diesem Band, die 28. Seite darf der berühmt langweilige Dagobert-Einseiter am Schluss einnehmen. Doch Troelstrup gelingt etwas, was unter dänischen Autoren nicht selbstverständlich ist. Er schafft es, eine ziemlich gute Geschichte zu verfassen, die sich unter dem 30-Seiten-Rahmen bewegt. Bei Der geheime Sänger steht wohl die lustige Handlung im Vordergrund: ein nicht zu erkennender Sänger in einer geheimnisvollen Box, der einen Hit nach dem anderen raushaut. Natürlich kommen da Tick, Trick und Track an, die sogleich die Chance wittern, bei einem Wettbewerb mitzumachen und die Identität des Sängers zu enttarnen. Darauf winkt ein Preis, und in ein paar Tagen ist ihr Geburtstag – eine überaus zum Moment passende Situation. Massimo Fecchis Zeichnungen haben sich auch im Jahr 2021 (Entstehungsdatum Geschichte) nur sehr wenig gewandelt, immer noch hat er einen ziemlich zeitgelösten Stil, der irgendwie zu jeder Geschichte passt. Auch hier kann er die 27 Seiten durch seine gelungenen Panels unterstützen; wenngleich sie keine große Besonderheit darstellen, sondern der Story vielmehr noch zum Sprung auf das Gut helfen – Note: 3+. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Ein Katzenleben: Schnurren und schnorren

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  Ein typischer Einseiter mit dem Gag am Schluss. Gibt es auch noch mal am Ende dieses LTBs, dieser hier ist noch ganz okay. Note: 3-. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Schönwetter-Superheld

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  Ich frage mich, was ich von diesem Zehnseiter halten soll. Einerseits wird Phantomias ja immer schlicht als der Held dargestellt, der alles geradegebogen kriegt und allen Einbrechern, Dieben, Übeltätern und Halunken der Stadt das Handwerk legt, andererseits konnte man auch schon im LTB Rätsel 1 entscheiden, ob ihm das Glück hold oder fernbleiben soll. In einer Spielgeschichte finde ich die Idee recht witzig, und der Ausgang dieser damaligen Story von Bruno Concina und Giulio Chierchini war offen. Doch auf 10 anstatt 45 Seiten nutzt sich die Sache schnell ab, da können auch die Zeichnungen von Gianfranco Florio nicht mehr helfen. Wieder einmal bleibt das Gefühl, dass man aus dieser Phantomias-Komödie hätte mehr rausholen können, aber am Ende bleibt man stehen bei einem langweiligen Grundkonzept und einem wenig ausgereiften Skript. Note: 4+. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Sabotage im Stadion

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  Spannender werden soll das erste und einzige Micky-Abenteuer in diesem Band. Und bei der Tatsache, dass es wieder mal nur eine Maus-Story gibt im LTB, frage ich mich direkt, ob man nicht die kurze Phantomias-Geschichte hätte austauschen können gegen eine kurze, knackige und lustige Goofy-Gagstory. Zu wenig Micky ist immer ein blödes Thema, auf das ich nicht gern zu sprechen komme, aber Phantomias muss wohl sein, auch wenn er dann auf einer Bananenschale ausrutscht. Immerhin ist Sabotage im Stadion schon deutlich anderes Fahrwasser. Gleich zwei spannende Kriminalfälle verwickeln den tapferen Herrn Maus, der – Zufall? – in einem etwas mit Sport zu tun bekommt. Schön für den Gottfredson-Fan sind auch die regelmäßigen und ähnlichen Zeichnungen Giorgio Di Vitas anzusehen, den ich in erster Linie mit den Ducks in Verbindung gebracht hätte. Der Micky auf S. 114 unten rechts hätte fast direkt von Gottfredson stammen können. Mazzoleni lässt die Spannung nicht weichen; eine kleine Täterjagd elektrisiert die Stimmung. Dazu kommt ein – Achtung, Spoiler! – Zusammenhang zwischen beiden Fällen, der es in sich hat. Auf nur 26 Seiten ein in sich so stimmiges Detektivabenteuer zu entwickeln, muss wahren Talents bedürfen. Schöne, wenn auch einzige, Maus-Geschichte in diesem LTB! Note: 2-. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Der Weg zur WM

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  Highlight. Das ist das Erste, was einem zu diesem mega-Fußballabenteuer einfällt. Es gibt eine enorme Anzahl an gelungen Dingen, für die man eigentlich fast eine Auflistung herbeiziehen müsste. Doch fangen wir mal von vorne an: Zuerst einmal hat es die Reducktion nämlich tatsächlich einmal geschafft, eine Story ohne Unterbrechung durch eine andere abzudrucken – das ist eine kleine Premiere, nachdem viele Jahre und wie auch bei der Titelgeschichte von diesem LTB, teilweise sogar Einseiter zwischen lange Geschichten geschoben wurden, die fast eine Unterbrechung wie in einer Werbepause simulierten. Und noch etwas wurde richtig abgedruckt. Nämlich der Prolog zur Geschichte. Der wurde, wie etwa beim 2. Teil der Phantom-Saga im LTB Weihnachten 28 (EV: 02.11.2022), mal nicht weggelassen.

Des Weiteren möge man sich bemüht haben, alles bei der Veröffentlichungsreihenfolge richtig zu machen. Ein Teil wird in Deutschland sogar noch früher erscheinen als in Italien, obwohl dieser Teil ebenda produziert wurde. Eine wunderbare Absprache von Egmont und Panini, damit dieser Teil nicht am Ende völlig abgestückelt in irgendeiner Nebenreihe nachgeliefert werden muss. Ein bisschen danebengelaufen ist vielleicht der Hinweis auf das LTB Extra 7, das erst am 27. Oktober erscheint, aber einen vorherigen Wettkampf enthält, denn diesen kann man zurzeit noch nicht lesen. Leider also doch ein bisschen misslungene Chronologie.

Bei 116 Seiten und noch kommenden 163 plus die im LTB Extra 7 dazu bald vorhandenen 122 kann ein episches Erlebnis eigentlich nicht mehr nicht entstehen. Marco Nucci, auch Autor der schon angesprochenen Phantom-Saga, macht seinen Job wirklich gut: Er schreibt lange und bedeutende Geschichten, versetzt die Ducks und Mäuse in spannende und empfehlenswerte Abenteuer und macht sich damit zu einem angesehenen jungen Comicautor. Bei dieser 116-seitigen Story dosiert er Gags wohlgesonnen, aber sie haben es in sich und lösen kleine Lachkrämpfe aus. Die Stimmung ist munter, man fühlt sich in der Lage, es mit allem aufnehmen zu können.

Perfekt ergänzen sich die Rückblenden Dagoberts im neuen und alten Dawson. Nucci verwendet drei charakterlich hochinteressante Balladengänger sowie ebenfalls von berufswegen Bankräuber, die auch nach vielen Jahren, genau wie Dagobert, noch im und am alten Dawson hängen. Ihnen kommt später eine überaus wichtige Schlüsselrolle zu und sie tragen schließlich maßgeblich zur Handlung bei. So clever verstrickte Geschichten sind einfach nur toll zu lesen. Langsam könnte man Nucci fast mit Don Rosa vergleichen: In gewisser Weise ein Fan-Freak, der lauter Details in die Comics einstreut und sie besser machen will als alle Autoren, die je vor ihm geschrieben haben.

Mit Stefano Intini hat er sich für diese Handlung genau den richtigen Zeichner ausgesucht, denn der Italiener kann gut sportliche Szenen aufgreifen und liefert den Humor; aber auch die vielen anderen verschiedenen Gefühle und Situationen kann er gekonnt widerspiegeln. Ich war nie einer, der sich aufregen kann an seinem Zeichenstil, für mich ist der leicht hämisch schauende Dagobert, wenn er ein gutes Geschäft macht, oder der niedergeschlagene Donald, der nach seinem Pech traurig ist, eine völlig zu ihm und seinem Stil passende Sache. Die Vielseitigkeit, die Nucci braucht, liefert Intini, und das tut der Story unheimlich gut. So gut sogar, dass ich ihr meine vierte 1+ zuspreche. Ein unfassbar großartiges Comichighlight, das zum Glück noch lange nicht zu Ende ist! Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Mit Stock, Charme und Zylinder: Geschäftssinn XXL

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  Mannomann Egmont, wann sind denn diese faden Einseiter endlich mal vorbei? Die Ideen kann man ja wirklich auswendig lernen und den Schluss sehen sogar schon die Bingokugeln, bevor sie ausgelost worden sind. Note: 6. Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)

Fazit

Ein Band mit vielen netten und guten Geschichten, aber auch einem Comicjuwel, für das sich der Kauf sicherlich lohnt: Fast die Hälfte des LTB kann man mit einem richtig guten Gefühl genießen, und auch die Titelstory im Winzformat holt die meisten ab. Dazu gibt es einen schönen und gut aufgerollten Kriminalfall mit Micky. Lediglich die Kurzgeschichten und Einseiter waren etwas unter dem überdurchschnittlich hohen Rest des Buches. Einen Kauf empfehle ich stark. Freuen wir uns auf das LTB 565, in dem es weitergeht mit der bisher 1A-Fußballserie! Glückstaler (Diskussion) 16:07, 12. Okt. 2022 (CEST)