Die Verwandlung: Unterschied zwischen den Versionen
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Paperinik e l'ombra di Fantomius |
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In amerikanischen Comics der 1940er und 1950er Jahre fand man oft Anzeigen des Bodybuilders Charles Atlas, der versprach, aus einem 70-Pfund-Schwächling einen Muskelpratz machen zu können. Der nicht grundlos als Vater der Duck bezeichnete Comicautor- und zeichner [[Carl Barks]] griff diese Idee 1946 für seine Geschichte ''Jedenfalls Muskelschmalz'' auf, die für Donald ein eher unrühmliches Ende nahm. Drei Jahre später machte er Donald im Comic-Klassiker ''[[Der Supermensch]]'' selbst zum Superhelden, eine Persiflage auf andere Heldenfiguren. In ''[[Die schwarze Suppe]]'' von 1965 entwickelt Donald dank einer seltsamen Flüssigkeit herkulische Kräfte. Wie sich zeigt, war Donald also schon vor ''Die Verwandlung'' gelegentlich in eine Superheldenrolle geschlüpft. | In amerikanischen Comics der 1940er und 1950er Jahre fand man oft Anzeigen des Bodybuilders Charles Atlas, der versprach, aus einem 70-Pfund-Schwächling einen Muskelpratz machen zu können. Der nicht grundlos als Vater der Duck bezeichnete Comicautor- und zeichner [[Carl Barks]] griff diese Idee 1946 für seine Geschichte ''Jedenfalls Muskelschmalz'' auf, die für Donald ein eher unrühmliches Ende nahm. Drei Jahre später machte er Donald im Comic-Klassiker ''[[Der Supermensch]]'' selbst zum Superhelden, eine Persiflage auf andere Heldenfiguren. In ''[[Die schwarze Suppe]]'' von 1965 entwickelt Donald dank einer seltsamen Flüssigkeit herkulische Kräfte. Wie sich zeigt, war Donald also schon vor ''Die Verwandlung'' gelegentlich in eine Superheldenrolle geschlüpft. | ||
[[Bild:Die Verwandlung-14.jpg|mini|200px|rechts|Cover er Comicreihe ''Diabolik'']] | [[Bild:Die Verwandlung-14.jpg|mini|200px|rechts|Cover er Comicreihe ''Diabolik'']] | ||
Im Jahr 1968 erschien der humoreske Film ''Arrriva Dorellik'', bei dem es sich um eine [[Parodie]] auf die sogenannten ''Fumetti neri'' („schwarze Comics“) handelte. Diese Sorte von Kriminalgeschichten waren zum damaligen Zeitpunkt in Italien ausgesprochen populär. Besonders zu nennen sind die Geschichten um ''Diabolik'', den düsteren Kämpfer für Gerechtigkeit, die von den Geschwistern Angela und Luciana Giussani<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Angela_and_Luciana_Giussani abgerufen am 27.07.2025</ref> geschaffen wurden. Infolge des finanziellen Erfolges traten schnell weitere Helden dazu, deren Namen in Anlehnung an die bekanntesten Figur häufig auf den Suffix „-ik“ (''Kriminal | Im Jahr 1968 erschien der humoreske Film ''Arrriva Dorellik'', bei dem es sich um eine [[Parodie]] auf die sogenannten ''Fumetti neri'' („schwarze Comics“) handelte. Diese Sorte von Kriminalgeschichten waren zum damaligen Zeitpunkt in Italien ausgesprochen populär. Besonders zu nennen sind die Geschichten um ''Diabolik'', den düsteren Kämpfer für Gerechtigkeit, die von den Geschwistern Angela und Luciana Giussani<ref>https://en.wikipedia.org/wiki/Angela_and_Luciana_Giussani abgerufen am 27.07.2025</ref> geschaffen wurden. Infolge des finanziellen Erfolges traten schnell weitere Helden dazu, deren Namen in Anlehnung an die bekanntesten Figur häufig auf den Suffix „-ik“ (Satanik, Sadik, odee mit „K-“ begannen, wie ''Kriminal'') endeten.<ref>https://www.salimbeti.com/paperinik/en/origins.htm abgerufen am 27.07.2025</ref> | ||
Von dieser anhaltenden Entwicklung wurde auch [[Elisa Penna]] inspiriert, die [[Chefredakteur]]in des italienischen [[Mondadori]]-Verlags. Sie beauftragte den kreativen [[Comicautor]] [[Guido Martina]] damit, ebenfalls eine Parodie auf die ''Fumetti neri'' zu schreiben und einen Helden zu kreieren. Der Verlag Mondadori hatte bereits des Öfteren Leserbriefe bekommen, in denen sich gewünscht wurde, Donald möge auch einmal gegen seinen knickerigen Onkel Dagobert gewinnen.<ref>Becattini, Alberto (2016). Disney Comics: The Whole Story. Theme Park Press. Seite 183–184.</ref> Die Geschichten Martinas, die bis dato das [[Topolino]]-Magazin geprägt hatten, hatten Donald in der Regel als Verlierer gezeigt. Demnach dürfte es für Martina zu Beginn keine einfache Aufgabe gewesen sein, aus Donald einen siegreichen Superhelden zu machen. | Von dieser anhaltenden Entwicklung wurde auch [[Elisa Penna]] inspiriert, die [[Chefredakteur]]in des italienischen [[Mondadori]]-Verlags.<ref>https://www.salimbeti.com/paperinik/en/origins.htm abgerufen am 27.07.2025</ref> Sie beauftragte den kreativen [[Comicautor]] [[Guido Martina]] damit, ebenfalls eine Parodie auf die ''Fumetti neri'' zu schreiben und einen Helden zu kreieren. Der Verlag Mondadori hatte bereits des Öfteren Leserbriefe bekommen, in denen sich gewünscht wurde, Donald möge auch einmal gegen seinen knickerigen Onkel Dagobert gewinnen.<ref>Becattini, Alberto (2016). Disney Comics: The Whole Story. Theme Park Press. Seite 183–184.</ref> Die Geschichten Martinas, die bis dato das [[Topolino]]-Magazin geprägt hatten, hatten Donald in der Regel als Verlierer gezeigt. Demnach dürfte es für Martina zu Beginn keine einfache Aufgabe gewesen sein, aus Donald einen siegreichen Superhelden zu machen. | ||
Martina traf sich daraufhin mit dem erfahrenen Redakteur [[Mario Gentilini]], der Autoren häufig als Ansprechpartner zur Verfügung stand, wenn diese eine fremde Meinung zu einer eigenen Idee für eine Geschichte brauchten. Martio Gentilini schwebte es anfänglich vor, [[Micky Maus]] zu einem Art Superhelden zu machen – immerhin war Micky das aushängeschild der Disney-Company und Namensgeber der italienischen Heftreihe ''[[Topolino]]''. Diesen Vorschlag nahm Martina mit gemischten Gefühlen auf, denn er empfand den bürgerlichen Micky als zu langweilig, um eine Geheimidentität als Superheld zu benötigen – außerdem würde dies Mickys Charakter widersprechen. Hinzu kam, dass schon Mickys Freund [[Goofy]] im Jahr 1965 eine Superhelden-Identität als [[Supergoof]] angetreten hatte, in deren Geschichten die absurde Situationskomik dominierte. | Martina traf sich daraufhin mit dem erfahrenen Redakteur [[Mario Gentilini]], der Autoren häufig als Ansprechpartner zur Verfügung stand, wenn diese eine fremde Meinung zu einer eigenen Idee für eine Geschichte brauchten. Martio Gentilini schwebte es anfänglich vor, [[Micky Maus]] zu einem Art Superhelden zu machen – immerhin war Micky das aushängeschild der Disney-Company und Namensgeber der italienischen Heftreihe ''[[Topolino]]''. Diesen Vorschlag nahm Martina mit gemischten Gefühlen auf, denn er empfand den bürgerlichen Micky als zu langweilig, um eine Geheimidentität als Superheld zu benötigen – außerdem würde dies Mickys Charakter widersprechen. Hinzu kam, dass schon Mickys Freund [[Goofy]] im Jahr 1965 eine Superhelden-Identität als [[Supergoof]] angetreten hatte, in deren Geschichten die absurde Situationskomik dominierte. | ||
Stattdessen schlug Martina (oder Elisa Penna) vor, dem sympathischeren und menschlicheren Donald eine Geheimidentität zu geben. Gentilini war einverstanden, und so machte sich Guido Martina an die Arbeit.<ref>Interview mit Guido Martina in La Stampa 1987, abrufbar unter [http://www.papersera.net/forum/index.php?topic=10223.0] (Italienisch)</ref><ref>https://www.giornalepop.it/il-paperinik-originale-cancellato-da-pk/</ref> Die Gestaltung von Phantomias lag in den Händen von [[Giovan Battista Carpi]], der 1953 in die Riege der Disney-Zeichner aufgenommen wurde. Carpis Vorliebe für alte Moden und Kostüme prädestinierte ihn geradezu für Persiflagen und Parodien. So war er auch erste Wahl für die Entwicklung eines Donald Duck im Superheldenkostüm. | Stattdessen schlug Martina (oder Elisa Penna) vor, dem sympathischeren und menschlicheren Donald eine Geheimidentität zu geben. Gentilini war einverstanden, und so machte sich Guido Martina an die Arbeit.<ref>Interview mit Guido Martina in La Stampa 1987, abrufbar unter [http://www.papersera.net/forum/index.php?topic=10223.0] (Italienisch)</ref><ref>https://www.giornalepop.it/il-paperinik-originale-cancellato-da-pk/</ref> Die Gestaltung von Phantomias lag in den Händen von [[Giovan Battista Carpi]], der 1953 in die Riege der Disney-Zeichner aufgenommen wurde. Carpis Vorliebe für alte Moden und Kostüme prädestinierte ihn geradezu für Persiflagen und Parodien. So war er auch erste Wahl für die Entwicklung eines Donald Duck im Superheldenkostüm. | ||
{{Zitat | |||
|ZIT= Anfangs war er [Phantomias] [sic!] ein interessanter Fall für eine doppelte Identität, damit war er Ausdruck von Donalds Frustrationen, die durch diese neue Identität gelindert wurden... | |||
|PER= Carpi | |||
}}<ref>https://www.salimbeti.com/paperinik/en/origins.htm abgerufen am 27.07.2025</ref> | |||
==Inspiration und Vorbilder== | ==Inspiration und Vorbilder== | ||
[[Bild:Die Verwandlung-16.jpg|mini|200px|links|Johnny Dorelli als urkomischer ''Dorellik'']] | [[Bild:Die Verwandlung-16.jpg|mini|200px|links|Johnny Dorelli als urkomischer ''Dorellik'']] | ||
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Im Comic „[[LTB 521#Alles auf Anfang|Alles auf Anfang]]“ ([[LTB 521]]) reist der Superschurke [[Dr. Dark]] mit einer Düsentrieb'schen Zeitspule in die Vergangheit, wo er Donald's Verwandlung in Phantomias verhindert und sich selbst mit Phantomias' Ausrüstung versorgt. Dies wird jedoch in einem alternativen Ende von Phantomias und Daniel Düsentrieb mithilfe einer zweiten Zeitspule verhindert. | Im Comic „[[LTB 521#Alles auf Anfang|Alles auf Anfang]]“ ([[LTB 521]]) reist der Superschurke [[Dr. Dark]] mit einer Düsentrieb'schen Zeitspule in die Vergangheit, wo er Donald's Verwandlung in Phantomias verhindert und sich selbst mit Phantomias' Ausrüstung versorgt. Dies wird jedoch in einem alternativen Ende von Phantomias und Daniel Düsentrieb mithilfe einer zweiten Zeitspule verhindert. | ||
Anlässlich des 50. Jubiläums des ersten italienischen ''Classici''-Sammelband mit den ersten Abenteuern von Phantomias erschien im Juli 2024 mit ''Paperinik e l'ombra di Fantomius'', veröffentlicht im ''I Classici di Walt Disney (seconda serie)'' Nummer 541, eine 14-seitige [[Rahmengeschichte]] von Marco Gervasio, die die ersten vier Phantomias-Storys von Guido Martina miteinander verbindet ([[Storycode]]: I CD 541I-1) In den verbindenden Ereignissen greift Marco Gervasio die fantastischen Elemente seiner eigenen Geschichten über den [[Phantomias in modernen Zeiten]] und ''Die Legende des ersten Phantomias'' auf, damit auch die Ursprünge von Donald-Phantomias und die Rolle des zeitreisenden Fantomius alias John Quackett auf. In den ersten drei Teilgeschichten überprüft Letzterer im Verborgenen, ob Donald Duck wirklich geeignet ist, sein Erbe anzutreten. Zusätzlich werden einige Situationen gezeigt, die nur in den Originalgeschichten erwähnt werden; darunter beispielsweise, wie der Name Phantomias zum ersten Mal der Bevölkerung bekannt wurde und wie Gustav Gans das Porträt von Sir John und [[Detta von Duz]] in den Ruinen der Villa Rose gefunden hat.Trotz dieser Ergänzungen bleibt klar, dass der maskierte Held nach dem ersten oder zweiten Abenteuer eine weitere auffällige Aktion begangen hat, die ausreicht, um die Vermutung der Neffen zu rechtfertigen, dass Phantomias in Wirklichkeit ihr Onkel Donald Duck ist.<ref>http://www.salimbeti.com/paperinik/en/origins.htm</ref> | |||
==Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum== | ==Veröffentlichungen im deutschsprachigen Raum== |