Walt & Roy ist ein Theaterstück von Michael McKinlay, welches er 1982 als Abschlussarbeit an der University of Alberta in Kanada schrieb und das 1986 durch das Theatre Network in Edmonton das erste Mal aufgeführt wurde. Das Zwei-Personen-Stück spielt am Abend vor dem Treffen der titelgebenden Brüder Walt und Roy O. Disney mit den Bankern, welche die Disney-Brüder um einen Kredit zur Fertigstellung des Trickfilms „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ bitten wollen.

Plakat zur LA-Aufführung des Stücks. (© The Midnight Company)

Das Stück gewann 1985 den Canadian Writers' Guild Award sowie den Alberta Culture Award, jeweils für das beste Theaterstück, und wurde für den Governor General's Award nominiert.[1][2] Seit seiner Erstaufführung 1986 wurde „Walt & Roy“ zwölf Jahre lang von Theatergruppen in Kanada aufgeführt, unter anderem in Toronto, Kitchener, Edmonton, Vancouver, Halifax und Saskatoon.[3] Am 30. Juli 1998 wurde es erstmals in den USA aufgeführt, nämlich in den Glaxa Studios am Sunset Boulevard in Los Angeles. Die Aufführung endete am 12. September 1998.[4]

Das Stück wurde 1987 in dem Sammelband „New Works I“ im Verlag Playwrights Canada Press abgedruckt und veröffentlicht.[1]

Entstehung Bearbeiten

Inspiriert wurde Michael McKinlay, als er mit 22 Jahren zum ersten Mal das Magic Kingdom in Florida besuchte. Mit dem Stück wollte er die Beziehung der gegensätzlichen Brüder Disney behandeln.[4] In Disney-Biografien wird oft ein nächtliches Treffen zwischen den Brüdern vor dem entscheidenden Treffen mit der Bank of America erwähnt, welches von McKinlay mit hypothetischen Dialogen und überhöhten Persönlichkeiten dramatisiert wird. „Dramatiker sind immer auf der Suche nach dem einen Moment der Entscheidung, und das schien mir der richtige Moment zu sein.“ Die beiden Figuren seines Stücks, so McKinlay, „sind Cartoons, sie sind überlebensgroß“. McKinlay vergleicht seinen Walt mit Douglas Fairbanks, einem „schneidigen, gut aussehenden Kerl“, dem er einen „eher pummeligen“ Roy entgegensetzt, der sich noch von seiner Tuberkulose-Erkrankung erhole.[5]

Handlung Bearbeiten

Das Stück spielt im Jahr 1936, in einer fiktiven Version der Nacht, bevor Walt und Roy Disney, der kreative und der kommerzielle Kopf der Walt Disney Productions, Bankiere von der Finanzierung ihres neusten Projekts überzeugen wollen, nämlich einem spielfilmlangen Cartoon. Die Disney-Studios hatten zu dem Zeitpunkt mit ihren Cartoons viel Erfolg, ihre Figuren Micky Maus, Goofy und Donald Duck wurden zu Haushalts-Namen, doch Walt Disneys neustes Projekt, die Märchenverfilmung „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, könnten den Bankrott des Studios bedeuten. Michael McKinlay wollte den Schaffensprozess betonen, weshalb schon in der Eröffnungsszene auf Walts Tisch neben den Skizzen zum Film, einem Oscar und einer Modelleisenbahn auch ein Revolver und eine halbvolle Flasche Jim Beam zu sehen sind.[5] Die Schneewittchen-Skizzen stammen von Michael Laughlin.[4] Um beiden Brüdern einen Grund zu geben, im Kammerstück nicht den Handlungsort verlassen zu können, spielt das Stück in einer dunklen, stürmischen Nacht.[6] Zu Beginn des Stücks überlegt ein betrunkener Walt hinter seinem Schreibtisch im Hyperion Studio, sich umzubringen.[4] Sein besorgter Bruder Roy schaut nach ihm, da Walt den ganzen Abend nicht nach Hause kam.[7] Es liegt an Roy, ihn davon abzuhalten und für das Bankiers-Treffen am nächsten Tag vorzeigbar zu machen.[4]

Kritiken Bearbeiten

In den Kritiken beider US-amerikanischer Produktionen des Stücks wurden die Schauspieler gelobt, aber das Drehbuch als ziemlich schlecht kritisiert, ohne dramatische Struktur und viel zu langatmig.[4] F. Kathleen Foley von der LA Times nennt das Stück „quälend ereignislos“ und mit „viel Gerede und sehr wenig Aktion“: „Offensichtlich ist es McKinlays Vorstellung von Drama, seine Figuren in einen Raum zu setzen und sie mehr als zwei Stunden lang sinnlos miteinander plappern zu lassen.“[6] Julio Martinez stimmte in seiner Kritik für Variety zu: „[...] McKinlays ermüdend enges Konzept verliert nach etwa 20 Minuten an Fahrt und zieht sich über zwei weitere Stunden hin.“[7]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. 1,0 1,1 „Michael D. C. McKinlay“. doollee.com
  2. „Playwrights Canada Press“. wikipedia.org
  3. (27.04.1994). „‚Walt and Roy‘ at McManus“. pubdocs.huroncounty.ca, ursprünglich veröffentlicht in „The Citizen“, S. 23
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Jim Korkis (13.01.2016). „The Men Who Would Be Walt Disney Part One“. mouseplanet.com
  5. 5,0 5,1 Jennifer Napier-Pearce (26.07.1998). „A Magic Moment, Re-Imagined“. latimes.com
  6. 6,0 6,1 F. Kathleen Foley (07.08.1998). „‚Walt & Roy‘ Could Use More Animation“. latimes.com
  7. 7,0 7,1 Julio Martinez (11.08.1998). „Walt & Roy“. variety.com