LTB 58: Rezension

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© Egmont Ehapa
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In diesem Artikel wird das LTB 58 rezensiert. Ist dieser Band einen Kauf wert oder sollte er lieber im Kiosk stehen bleiben? Du weißt es nicht? Dann lies das! Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 58.

Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 58 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight Highlight, Gut Gut, Mittelmaß Mittelmaß oder Schlecht Schlecht bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!

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Cover[Bearbeiten]

Gut Das Cover wandelt eine Szene aus der ersten Geschichte „Donald, Prinz von Duckenmark“ ab: Ein Rabe pickt Donald seine Königskrone vom Kopf, die von Dagobert weiter hinten im Bild aufgefangen wird. Schauplatz ist sie Schatzkammer von Duckenmark, kenntlich gemacht durch die Goldtaler und die Schatztruhe…

Es ist was faul im Staate in Dalmasso/Carpis "Donald, Prinz von Duckenmark" (© Egmont Ehapa)

Dieses Cover setzt als eines der ersten ein echtes Szenenbild einer im Band abgedruckten Geschichte um (wenn sich zuvor schon Cover auf eine Geschichte im Band bezogen, waren es, wie in den Phantomias-Bänden, eher Symbolbilder). Das macht es im Zusammenhang der Genese der LTB-Cover über die Jahrzehnte spannend. Allerdings will es zu viel: Der Verlauf der Szene (Wegpicken und Auffangen) ist nicht eindeutig genug eingefangen. Der blaue Schriftzug auf dem rosafarbenen Grund ist sogar ziemlich schauderhaft. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)

Rahmengeschichte[Bearbeiten]

„Bravo, Francis! Gehen wir zu Tisch, damit der Plumpudding nicht kalt wird!“ (Königin Elisabeth I.)

Mittelmaß Donald träumt sich als eifriger Leser in einer Bibliothek in verschiedene historische Rollen: Julius Caesar, Horatius Cocles, Sir Francis Drake. Das ist für eine Vorgeschichte ausnahmsweise mal ganz nett anzuschauen und witzig zu lesen. Leider verwandelt sich das Ganze in der ersten Zwischengeschichte in das absolut schwachsinnige Festbeißen in eine Rechenaufgabe, die mit der ursprünglichen Idee gar nichts mehr zu tun hat, nur um dann in der zweiten Zwischengeschichte irgendwie halbgar wieder auf das Thema der historischen Helden zurückgelenkt zu werden. Unglaublich, aber wahr: Das reicht schon für eine der besseren Rahmengeschichten des Gespanns Dalmasso/Perego. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)

Donald, Prinz von Duckenmark[Bearbeiten]

„Ist der Bauch dann vollgeschlagen, Rund und dick bis rauf zum Kragen, Grübelt Donald, ob’s das Rechte, Daß er König werden möchte?...“ (ein Zwischentext)

Highlight Ein Badezimmerunfall lenkt Donald von seinem unangenehmen Steuerbescheid ab: „Sehr geehrter Herr Duck! Die Steuerzahler werden in zwei Klassen eingeteilt: In eine die zahlt und eine, die nicht zahlt! Zu welcher Kategorie wünschen Sie zu gehören?“ Donald sieht sich vor weitreichende Entscheidungen gestellt, woraufhin ihm die Kinder Shakespeares „Hamlet“ als Lektüre ans Krankenbett bringen. Im Traum reist er ins Königreich Duckenmark, in den Clinch mit den Grafen Gustav und Dagobert, die unfreiwillig zusammenarbeiten, um ihm, dem Erbprinzen, die Krone abspenstig zu machen. Unter Mithilfe der Königingroßmutter Dorette wird das Komplott durch Donald und die drei Prinzen aufgedeckt, doch der böse Gustav hat sich schon, unterstützt von den Grafen Panzerknacker, sowohl die schöne Prinzessin Daisy als auch die Krone angeeignet. Er will sich mit der Zahlung von 100 Zechinen, d.h. Goldmünzen, von der Verpflichtung eines Wettessens mit dem mächtigen König von Krötenland (Kater Karlo) freikaufen (bei einem solchen war der alte König gestorben), doch die Prinzen intrigieren jetzt selbst und ersetzen die Zechinen durch Zucchini. Donald indes hat kaum den Thron von Gustav zurückerobert, da steht schon der verfressene König des verfeindeten Reiches vor den Toren der Königspalasts Felsingör und lässt Donald seinen Zorn über den schlechten Scherz mit dem verhassten Gemüse spüren. Doch Daisy und die Prinzen führen das Heer von Duckenmark zum Sieg über die Eindringlinge. Bei der Krönung klaut ein Rabe nun schon zum zweiten Mal die Krone von Donalds Haupt, worauf Donald aus seinen Heldenträumen erwacht, nur um gleich mit dem nächsten Brief vom Fiskus konfrontiert zu werden…

Die Anverwandlung von Shakespeares tragischem Stoff, einer ja eher schweren Kost, ist Gian Giacomo Dalmasso und Giovan Battista Carpi ungemein freihändig und leichtfüßig gelungen. Es genügen ein paar ganz wenige Handlungsanker, um die Geschichte als Parodie auf das berühmte Bühnenstück kenntlich zu machen. Großartig gelungen ist vor allem die Geistererscheinung von Hamlets beim Bankett verschiedenen Onkel im düsteren Schloss auf dem Schneckenfelsen. Die putzigen, auf dem „Gespenst“ herumkrauchenden Gehäusetiere machen dem Ort des Geschehens alle Ehre. Auch die Auflösung, dass sich da jemand (nämlich der intrigante Schatzmeister Dagobert) eines der 432 königlichen Leintücher „ausgeborgt“ haben muss, um Donald ins Bockshorn zu jagen und zur Abdankung zu bewegen, wird flott und witzig in Szene gesetzt. Ebenso weiß die zweite Hälfte des „Traumes“ zu überzeugen, in deren Zentrum die irgendwie alberne, aber stringent zu rasanten Bildgags geführte Vertauschung von Goldstücken zu Gartenkürbissen steht. Ein Lob gilt auch der Übersetzung, denn das Metrum der in gereimte Versform gesetzten präzisen Zwischentexte stimmt eigentlich immer. Wie auch die sechs Jahre später entstandene zweite spitzenmäßige Zusammenarbeit von Dalmasso und Carpi, „Micky als Kurier des Zaren“, ist die Adaption liebevoll in eine Rahmenhandlung eingefügt, welche hier die Fallhöhe zwischen gegenwärtiger finanzieller Not und vergangener (geträumter) heldenhafter Größe satirisch ausleuchtet. Um 1960 trat mit Carpi, der hier seine erste Disney-Geschichte überhaupt gestaltete, nach den Martinas und Bottaros bereits die zweite Generation der italienischen Disney-Parodisten auf den Plan. Speziell Pier Lorenzo de Vita sah, wie sich im Vergleich mit der folgenden Geschichte ergibt, da schon recht alt aus. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)

Im Kielwasser der Schönen Leokadia[Bearbeiten]

„Siegen Sie Ihren Sieg doch alleine! Da spielen wir nicht mit! Aus! Schluss!“ (Dagobert und Donald sagen NEIN zum Krieg - aber nicht für lange)

Gut Onkel Dagobert hat auf einer Auktion einen Schreibtisch erstanden, der ein Schatzbuch enthält, das ihm den Weg zu einem Münzschatz von 54 Millionen (in heutiger Währung: fünf Milliarden Talern) weisen soll. Dies soll im Wrack eines Dreimasters namens „Schöne Leokadia“ verborgen sein, auf deren Nachbildung Dagobert, Donald und Tick, Trick und Track jetzt unterwegs sind. Bevor sie am Ende dieser (zu) langen Geschichte den Schatz tatsächlich heben, überstehen sie einen wilden Ritt auf allen Kontinenten: Sie landen auf einer Insel der Affen, finden die „Nautilus“ des Käpitäns Nemo, Donald wird vom Walfisch verschluckt, sie flüchten im Beutel von Kängurus aus Gefangenschaft, legen sich mit den Panzerknackerbanden der Außenstellen Australien und China an, begegnen dem Enkel des Jules-Verne-Helden Phileas Fogg auf den Pässen der Anden, duellieren sich mit ihm in fahrenden Lokomotiven, führen als Ehrengeneräle der Zwergrepublik Paparagua del Sud Krieg mit dem Nachbarland Paparagua del Norte und kehren schließlich im Fesselballon an Bord ihres stolzen Segelschiffes zurück. Die Kinder haben derweil in Paparagua noch ein vollständiges Exemplar des Schatzbuches „Die sagenhaften Fahrten des Saturnino Farandola“ auftreiben können, in dem am Ende die Rede davon ist, dass Saturnino zuletzt den Schatz zurück nach Europa, nach Le Havre, gebracht habe. Der Schiffbruch der nachgemachten „Leokadia“ vor der französischen Küste ist ihr Glück, denn so stoßen sie auf die echte mit dem begehrten Münzschatz…

Begegnung mit Phileas Fogg III. in Martina/P.L. de Vitas "Im Kielwasser der Schönen Leokadia" (© Egmont Ehapa)

Innerhalb von zehn Ausgaben des „Lustigen Taschenbuchs“ erschienen in den Jahren 1978-80 erstmals in Deutschland die fünf „historischen“ Hauptwerke des italienischen Zeichners Pier Lorenzo de Vita (1909-1990) aus den späten fünfziger Jahren. Den Anfang macht in Band 58 die Adaption eines Romans, den in Deutschland so gut wie keiner kennt: „Die außergewöhnlichen Abenteuer des Saturnino Farandola“ von Albert Robida. Dieser französische Schriftsteller und Zeichner, der von 1848-1926 lebte (der Roman erschien 1879), war ein Nachfolger des 20 Jahre älteren Jules Verne auf dem Gebiet der Science-Fiction. Durch die Verwendung von dessen Personal im „Saturnino Farandola“ ist das Buch auch als Hommage an den Meister des Genres zu verstehen. Spannend, dass die Illustrationen Robidas zu seinem Werk bereits einige comichafte Züge aufwiesen. 1913 adaptierte der Regisseur Marcel Fabre das Werk in einem aufwendigen, sechsstündigen (!) Stummfilm (von dem heute nur vier Episoden erhalten sind, anzuschauen auf youtube.). Da er in Italien entstand, hatte ich zuerst vermutet, dass de Vita womöglich zuerst oder auch nur den Film kannte, doch die Initialzündung, die das „Schatzbuch“ Dagoberts der Story gibt, spricht eher dafür, dass sich de Vita doch vorrangig auf den Roman stützte. Vor allem bediente er sich aber bei sich selbst, denn für Mondadori, der später auch der italienische Disney-Verlag werden sollte, hatte de Vita in den Jahren 1938-40 bereits eine Comic-Serie zum „Saturnino Farandola“ produziert – nur ohne Enten. „Le straordinarie avventure di Paperino Girandola“ – so der italienische Titel – war also schon der zweite Aufguss.

Künstlerisch entwickelt sich de Vita in dieser Parodie gegenüber den Vorgängern „Don Quichotte“ (LTB 60) oder „Münchhausen“ (LTB 66) nicht weiter. Seine Zeichnungen bleiben in vieler Hinsicht fragwürdig – so reizvoll die Nachtszenen zur See sind, so furchtbar sind die Affen und Kängurus. Vor allem aber lässt das Szenario (von Guido Martina) den inneren Zusammenhang zwischen den Handlungsteilen vermissen. Was mich bei der Vorbereitung der Rezension so richtig packte (man hat es wohl gemerkt…), ist vielmehr dieser phänomenale, beziehungsreiche comic- und kulturgeschichtliche Kontext. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)

El Cid Pampeador[Bearbeiten]

„Was brauch‘ ich noch, um auszuziehen und die Welt zu erobern? Nichts! Ich bin groß und stark, ebenso klug und mutig und besitze 13 Pesos!“ (Donald als El Cid Pampeador)

Spätere Triumphe von Martina/Bottaros "El Cid Pampeador" zeichnen sich noch nicht unbedingt ab (© Egmont Ehapa)

Highlight El Cid (arabisch für „der Herr“) wird in den Pampas Südamerikas geboren, im Entenei ausgebrütet von einer Straußenmutter, die ihn auch erstmals bei seinem Ehrennamen nennt. Nachdem seine Jugend eher, sagen wir mal vorsichtig, enttäuschend verläuft, packt er seine Siebensachen und zieht Abenteuern und Ruhm entgegen. Bei Fuchs und Kater befreit er einen fliegenden Esel, den er nach dessen Hauptnahrungsquelle Tapioka und bald einen guten Freund nennt. Gemeinsam retten sie den Multimillionär Dagobert Duck aus einem Flugzeugunglück. Dagobert wähnt sein Goldvermögen in Bohnenform im Hafen der nächsten Stadt in Sicherheit, doch die Panzerknacker verbünden sich mit Fuchs und Kater, die Dagoberts „Vertrauensmann“ Goofy übertölpeln. Zum Glück sind Tick, Trick und Track zur Stelle und wetzen Goofys Scharte wieder aus. Nun lauern die Panzerknacker dem Transport der „Bohnen“ auf, doch die Banden aus dem Norden und dem Süden rennen sich dabei gegenseitig über den Haufen. Auch beim letzten Showdown bleibt der eigentliche „Held des Tages“, Donald-Cid, ziemlich initiativlos: Die Kinder blasen einen Ballon zum Riesen-Cid auf und schlagen damit die Truppen um Don Leon, den Oberboss der Bande, in die Flucht…

Tja, was soll man davon halten? Das ist zunächst einmal ein ganz schönes Durcheinander von bekannten und unbekannten Disney-Figuren, von komischen, auch irritierenden Ideen einerseits und diese ausbremsender Erzählroutine von Martina/Bottaro andererseits. Da laufen die Eltern Donald-Cids, Dagobert und Daisy ähnelnd, als nicht sprechende, zoomorphe Entenvögel durch die Gegend, und Donald schlüpft bereits fertig angetan mit einem Gaucho-Hut aus dem Ei. Irritierend das, aber großartig und kreativ, zumindest auf den ersten sieben Seiten. Auch die Begegnung mit Fuchs, Kater und dem fliegenden Esel (ursprünglich einer Nebenfigur aus dem Disney-Film Die drei Caballeros) ist rührend und noch voll überzeugend. Mit dem Auftauchen Dagoberts – eine weitere Irritation: Die Ducks (er)kennen einander hier nicht! – nimmt die Geschichte auf Seite 22 von 65 (wenn auch allmählich) eine ungute, der bisherigen zauberhaften Atmosphäre zuwiderlaufende Wendung: Die Panzerknacker wollen mal wieder an das Vermögen Dagoberts und scheitern dabei. Giuseppe Perego darf völlig unmotiviert eine überflüssige Doppelseite verunstalten (S. 210/211). Tiefpunkt ist die mühelose Rückeroberung des Handelsfrachters durch Tick, Trick und Track (S. 229f.). Und dennoch: Weiterhin gibt es einige skurrile Szenen – Goofy auf dem Rummelplatz (S. 227), Don Leon auf dem Kopf seines Reitstraußes (S. 242) –, welche diesen „Cid“ noch Jahrzehnte später erinnerungswürdig und eben zu einem echten LTB-Highlight machen. Lösen muss man sich allerdings von den Erwartungen, die eine Parodie in den LTBs normalerweise weckt – den Originalstoff in Motiven und Handlungsführung wiederzuerkennen. Der spanische Nationalheld ist eher Namensgeber für einen jungen Mann (bzw. eine junge Ente), der selbstbewusst Ruhm und Ehre in der Welt sucht. Nur einmal (S. 199) wird konkret darauf aufmerksam gemacht, dass der fliegende Esel Tapioka eben das ist, was für El Cid Campeador sein edles Streitross Babieca war – na ja. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)

Fazit[Bearbeiten]

Drei „Familien“ von frühen LTB-Parodisten sind hier in einem äußerst gelungenen Band vereint: Dalmasso/Carpi, Martina/de Vita und Martina/Bottaro. Die Leitidee – Donald als Literatur- und Geschichtsheld – wird einigermaßen akzeptabel durchgezogen. Auch die schönen „Vortitelbilder“ vor dem eigentlichen Beginn einer Geschichte machen diesen Band zu etwas Besonderem. Empfohlen sei hier noch der schön geschriebene, eindrucksvolle Erstleseeindruck von David Bühring im F.I.E.S.E.L.S.C.H.W.E.I.F.. Hobrowili (Diskussion) 18:40, 28. Dez. 2023 (CET)