Dark Ages: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Blackholeposter.jpg|thumb|right|Ironie des Schicksals? Mit einem Film über ein schwarzes Loch begann der große Trubel bei Disney. (© Disney)]] | [[Bild:Blackholeposter.jpg|thumb|right|Ironie des Schicksals? Mit einem Film über ein schwarzes Loch begann der große Trubel bei Disney. (© Disney)]] | ||
Einige in der Führungsetage der Walt Disney Studios, darunter auch [[Ron Miller]], erkannten bereits Anfang der 70er Jahre, dass Disney ein Imageproblem hat, | Einige in der Führungsetage der Walt Disney Studios, darunter auch [[Ron Miller]], erkannten bereits Anfang der 70er Jahre, dass Disney ein Imageproblem hat, das aufgrund der Art von Filmen, die man produzierte, entstand und zur Folge hatte, dass die Einnahmen aus der Filmproduktion immer weiter sanken, vor allem, weil die für die Filmindustrie wertvolle demographische Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen von den Disney Filmen abgestoßen wurde. | ||
Um dieses Problem zu beheben wollte Miller mit allen Mitteln dafür sorgen, dass es dem Studio gelingt, auch diese Gruppen wieder anzusprechen - bereits 1974 begann man deshalb mit der Entwicklung an [[Das schwarze Loch]], einem düsteren und zum Teil dystopischen Science Fiction Film, der zunächst allerdings schlicht eine moderne Variante von [[20.000 Meilen unter dem Meer]] werden sollte (diese Wurzeln sind allerdings auch im endgültigen Film schwerlich zu übersehen). | Um dieses Problem zu beheben wollte Miller mit allen Mitteln dafür sorgen, dass es dem Studio gelingt, auch diese Gruppen wieder anzusprechen - bereits 1974 begann man deshalb mit der Entwicklung an [[Das schwarze Loch]], einem düsteren und zum Teil dystopischen Science Fiction Film, der zunächst allerdings schlicht eine moderne Variante von [[20.000 Meilen unter dem Meer]] werden sollte (diese Wurzeln sind allerdings auch im endgültigen Film schwerlich zu übersehen). | ||
Bis es zum Drehstart dieses erhofften Erfolges mit hohem Produktionsaufwand und -kosten kam, versuchte die von [[Card Walker]] geführte Filmabteilung zunächst einmal die vom Publikum und den Kritikern, aber auch Leuten aus den eigenen Reihen erforderte Neuorientierung mit weniger drastischen Mitteln zu vollführen. | Bis es zum Drehstart dieses erhofften Erfolges mit hohem Produktionsaufwand und -kosten kam, versuchte die von [[Card Walker]] geführte Filmabteilung zunächst einmal, die vom Publikum und den Kritikern, aber auch Leuten aus den eigenen Reihen erforderte Neuorientierung mit weniger drastischen Mitteln zu vollführen. | ||
Die Ergebnisse dieser Versuche waren Filme wie [[Candleshoe]] (1977) und [[The North Avenue Irregulars]] (1979). Diese Filme verfügten über eine breite Schauspielriege, die sich von den mittlerweile standardisierten Schauspielern unterschieden, auf die Disney bislang immer wieder zurückgriff. Dies war ein häufig geäußerter Kritikpunkt, man wollte mal wieder andere Gesichter als die vielen Disney-Stammschauspieler sehen, andere Regisseure und Produzenten haben, als die wenigen, die noch für Disney arbeiteten. | Die Ergebnisse dieser Versuche waren Filme wie [[Candleshoe]] (1977) und [[The North Avenue Irregulars]] (1979). Diese Filme verfügten über eine breite Schauspielriege, die sich von den mittlerweile standardisierten Schauspielern unterschieden, auf die Disney bislang immer wieder zurückgriff. Dies war ein häufig geäußerter Kritikpunkt, man wollte mal wieder andere Gesichter als die vielen Disney-Stammschauspieler sehen, andere Regisseure und Produzenten haben, als die wenigen, die noch für Disney arbeiteten. | ||
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[[Ron Miller]] konnte sich gegen seine konservativeren Vorgesetzten durchsetzen und durfte der Produktion mit Material, das nach einer [[PG-Freigabe]] verlangte, grünes Licht geben und so einen Film für ältere Zuschauer ins Kino bringen. | [[Ron Miller]] konnte sich gegen seine konservativeren Vorgesetzten durchsetzen und durfte der Produktion mit Material, das nach einer [[PG-Freigabe]] verlangte, grünes Licht geben und so einen Film für ältere Zuschauer ins Kino bringen. | ||
Auch wenn es nirgends offiziell bestätigt wird, so ist es dennoch glaubwürdig, dass die gemunkelten Informationen darüber, dass Disney die Entscheidung den Film zu produzieren leichter fiel, weil ''[[Star Wars]]'' 1977 ein solcher Erfolg war, wahr sind. | Auch wenn es nirgends offiziell bestätigt wird, so ist es dennoch glaubwürdig, dass die gemunkelten Informationen darüber, dass Disney die Entscheidung, den Film zu produzieren, leichter fiel, weil ''[[Star Wars]]'' 1977 ein solcher Erfolg war, wahr sind. | ||
Gesicherter Fakt dagegen ist, dass Disney den Spezialeffektekünstler [[Peter Ellenshaw]], der für [[Das schwarze Loch]] zuständig war und der Vater des für ''Star Wars'' entscheidenden [[P.S. Ellenshaw]] ist, als '''der''' Star des Films beworben wurde. | Gesicherter Fakt dagegen ist, dass Disney den Spezialeffektekünstler [[Peter Ellenshaw]], der für [[Das schwarze Loch]] zuständig war und der Vater des für ''Star Wars'' entscheidenden [[P.S. Ellenshaw]] ist, als '''der''' Star des Films beworben wurde. | ||
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Die Erwartungshaltung gegenüber diesen ''etwas anderen Disney-Film'' war außergewöhnlich hoch und die in Trailern und Filmausschnitten gezeigten Spezialeffekte wurden auch vielerorts gelobt, doch letztlich sollte sich das Projekt als mittlere Enttäuschung herausstellen. | Die Erwartungshaltung gegenüber diesen ''etwas anderen Disney-Film'' war außergewöhnlich hoch und die in Trailern und Filmausschnitten gezeigten Spezialeffekte wurden auch vielerorts gelobt, doch letztlich sollte sich das Projekt als mittlere Enttäuschung herausstellen. | ||
Zeitgleich mit dem ersten ''Star Trek'' Film gestartet geriet der Film schnell in den Schatten der berühmteren Produktion und die Handlung selber wurde nun auch nur noch mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar nahm der Film 25 Millionen Dollar in den USA ein, was für jeden anderen Disneyfilm derzeit eine enorme Leistung gewesen wäre, doch der Gewinn belief sich aufgrund des hohen Budgets auf 5 Millionen Dollar, wobei die Ausgaben für das [[Marketing]] noch nicht mit eingerechnet wurden. | Zeitgleich mit dem ersten ''Star Trek''-Film gestartet geriet der Film schnell in den Schatten der berühmteren Produktion und die Handlung selber wurde nun auch nur noch mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar nahm der Film 25 Millionen Dollar in den USA ein, was für jeden anderen Disneyfilm derzeit eine enorme Leistung gewesen wäre, doch der Gewinn belief sich aufgrund des hohen Budgets auf 5 Millionen Dollar, wobei die Ausgaben für das [[Marketing]] noch nicht mit eingerechnet wurden. | ||
So endete das Jahr 1979 nicht gerade zufrieden stellend für [[Walt Disney Productions]], vor allem weil auch die weniger riskanten Projekte floppten und man somit keine Ansätze fand, mit denen man einen Weg aus der Misere finden könnte. "Klassische" Disney-Filme fanden so gut wie keinen Anklang, und das neue Projekt der aufwändigen Blockbuster für Jugendliche verlief auch nicht wie geplant. | So endete das Jahr 1979 nicht gerade zufrieden stellend für [[Walt Disney Productions]], vor allem weil auch die weniger riskanten Projekte floppten und man somit keine Ansätze fand, mit denen man einen Weg aus der Misere finden könnte. "Klassische" Disney-Filme fanden so gut wie keinen Anklang, und das neue Projekt der aufwändigen Blockbuster für Jugendliche verlief auch nicht wie geplant. | ||
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Insgesamt verdiente Disney 1979 40,3 Millionen Dollar durch seine Filmbranche - was 4% der Gesamteinahmen Hollywoods in diesem Jahr entspricht und sogar ohne Berücksichtigung der Inflation das schlechteste Ergebnis seit 10 Jahren darstellt. | Insgesamt verdiente Disney 1979 40,3 Millionen Dollar durch seine Filmbranche - was 4% der Gesamteinahmen Hollywoods in diesem Jahr entspricht und sogar ohne Berücksichtigung der Inflation das schlechteste Ergebnis seit 10 Jahren darstellt. | ||
Zu allem Übel machte Disney zudem noch im September '79 schlechte Schlagzeilen: [[Don Bluth]] und einige befreundete Kollegen kündigten bei [[Walt Disney Feature Animation]] und eröffneten ein eigenes Studio. Über diesen Schritt wurde nicht nur branchenintern berichtet - Bluths verbitterte Meinung über Disney wurde stattdessen publik. Seit mehreren Jahren hoffte die neue Zeichnergeneration darauf, einen experimentelleren, weniger formelhaften und viel epischeren Zeichentrickfilm machen zu dürfen. Doch immer wieder wurde ihnen ein klassischerer Stoff auferlegt. Bluth, der sich sehr für den Film [[Taran und der Zauberkessel]] einsetzte wollte nicht mehr länger warten und beschwerte sich über die Entscheidungen des Konzerns. Als man ihm kein Gehör verlieh, ging er schließlich. | Zu allem Übel machte Disney zudem noch im September '79 schlechte Schlagzeilen: [[Don Bluth]] und einige befreundete Kollegen kündigten bei [[Walt Disney Feature Animation]] und eröffneten ein eigenes Studio. Über diesen Schritt wurde nicht nur branchenintern berichtet - Bluths verbitterte Meinung über Disney wurde stattdessen publik. Seit mehreren Jahren hoffte die neue Zeichnergeneration darauf, einen experimentelleren, weniger formelhaften und viel epischeren Zeichentrickfilm machen zu dürfen. Doch immer wieder wurde ihnen ein klassischerer Stoff auferlegt. Bluth, der sich sehr für den Film [[Taran und der Zauberkessel]] einsetzte, wollte nicht mehr länger warten und beschwerte sich über die Entscheidungen des Konzerns. Als man ihm kein Gehör verlieh, ging er schließlich. | ||
Doch das für die Walt Disney Studios wohl größte Ärgernis 1979 war rückblickend [[Card Walker]]s Entscheidung, [[Steven Spielberg]] das Angebot abzuschlagen, '''Jäger des verlorenen Schatzes''' zu produzieren. Spielberg und [[George Lucas]] boten der Disney Productions dieses Projekt an, verlangten jedoch als Gage einen Anteil an den Einnahmen aus dem Film. Walker, der sich weiterhin nach den Entscheidungen richtete, die [[Walt Disney]] mehr als zehn Jahre zuvor geschlossen hatte, verzichtete deshalb auf die Zusammenarbeit - Disney hat auch niemals Prozente an den Einnahmen als Gage vergeben, so Walkers Begründung. | Doch das für die Walt Disney Studios wohl größte Ärgernis 1979 war rückblickend [[Card Walker]]s Entscheidung, [[Steven Spielberg]] das Angebot abzuschlagen, '''Jäger des verlorenen Schatzes''' zu produzieren. Spielberg und [[George Lucas]] boten der Disney Productions dieses Projekt an, verlangten jedoch als Gage einen Anteil an den Einnahmen aus dem Film. Walker, der sich weiterhin nach den Entscheidungen richtete, die [[Walt Disney]] mehr als zehn Jahre zuvor geschlossen hatte, verzichtete deshalb auf die Zusammenarbeit - Disney hat auch niemals Prozente an den Einnahmen als Gage vergeben, so Walkers Begründung. | ||
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Einen weiteren Rückschlag erfuhr [[Ron Miller]], als er vergeblich versuchte, ein neues [[Filmstudio]] aufzubauen. | Einen weiteren Rückschlag erfuhr [[Ron Miller]], als er vergeblich versuchte, ein neues [[Filmstudio]] aufzubauen. | ||
Diesen Wunsch hatte Miller schon länger, da er sich nur so Erfolg in der Zurückeroberung der wichtigen Zielgruppen (junge Erwachsene und Jugendliche) versprach. Um [[Card Walker]] vor Augen führen zu können, wie entscheidend ein zweites Filmstudio für die Zukunft des Disney-Konzerns wäre, gab [[Ron Miller]] bei dieser bei dem Meinungsforschungsinstitut [[Yankelovich, Skelly & White]] eine Umfrage in Auftrag. Aus dieser Umfrage ergab sich, dass man den Namen Disney nur noch mit Kinderfilmen und -produkten in Verbindung brachte. Eine der deutlichsten Aussagen, die Miller für seine Argumentation benutzte stammte von einem Jugendlichen aus Chicago, der meinte, dass er "''nicht ums Verrecken''" in einen Disney-Film ginge, er sich aber bereits auf die Zeit freut, "''in der er mit seinen Kindern in einen gehen könne.''". | Diesen Wunsch hatte Miller schon länger, da er sich nur so Erfolg in der Zurückeroberung der wichtigen Zielgruppen (junge Erwachsene und Jugendliche) versprach. Um [[Card Walker]] vor Augen führen zu können, wie entscheidend ein zweites Filmstudio für die Zukunft des Disney-Konzerns wäre, gab [[Ron Miller]] bei dieser bei dem Meinungsforschungsinstitut [[Yankelovich, Skelly & White]] eine Umfrage in Auftrag. Aus dieser Umfrage ergab sich, dass man den Namen Disney nur noch mit Kinderfilmen und -produkten in Verbindung brachte. Eine der deutlichsten Aussagen, die Miller für seine Argumentation benutzte, stammte von einem Jugendlichen aus Chicago, der meinte, dass er "''nicht ums Verrecken''" in einen Disney-Film ginge, er sich aber bereits auf die Zeit freut, "''in der er mit seinen Kindern in einen gehen könne.''". | ||
Unter | Unter Zuhilfenahme dieser Umfrage versuchte Miller die Leitung der Filmabteilung davon zu überzeugen, dass ein Studio ohne den Namen Disney von Nöten sei, um wieder alle Zielgruppen ansprechen zu können. 1980 versuchte Miller unter Einschaltung des Investmentbankers von Disney, [[Morgan Stanley]], ein anderes [[Hollywood]]studio aufkaufen. Millers erklärtes Ziel war ''[[20th Century Fox]]'', welches aufgrund zahlreicher Flopps in der Vergangenheit zum Verkauf stand. Da es vor kurzem mit dem zweiten ''[[Star Wars]]''-Film wieder einen Erfolg landen konnte, gewann es für die potentiellen Käufer, darunter auch Miller, wieder an Attraktivität. | ||
Jedoch entschied sich [[Card Walker]] gegen diesen Schritt, da ihm der Preis von 650 Millionen Dollar als wesentlich zu hoch erschien. Im Jahr danach erwarb der Ölmagnat [[Marvin Davis]] Fox für 722 Millionen Dollar. | Jedoch entschied sich [[Card Walker]] gegen diesen Schritt, da ihm der Preis von 650 Millionen Dollar als wesentlich zu hoch erschien. Im Jahr danach erwarb der Ölmagnat [[Marvin Davis]] Fox für 722 Millionen Dollar. | ||
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Um die Filmproduktion zu modernisieren, beförderte man außerdem [[Tom Wilhite]], den 27-jährigen Kopf von Disneys Publicityateilung, zum Vorsitzenden der Filmbranche und zum Vizepräsidenten der kreativen Abteilung für das Entwickeln und Fördern neuer Filme und Fernsehprojekte. | Um die Filmproduktion zu modernisieren, beförderte man außerdem [[Tom Wilhite]], den 27-jährigen Kopf von Disneys Publicityateilung, zum Vorsitzenden der Filmbranche und zum Vizepräsidenten der kreativen Abteilung für das Entwickeln und Fördern neuer Filme und Fernsehprojekte. | ||
Dieser nahm sich seiner Aufgabe sofort an und brachte ambitionierte, eigenwillige und (für Disney) neuartige Projekte ins Rollen. Dazu suchte er in der gesamten Filmindustrie nach neuen Filmen, Konzepten, Ideen und Skripten. Sein erklärtes Ziel war es, einen wahren, ehrlich gemeinten Wechsel in den Disney-Studios auszulösen und nicht etwa einen oberflächlichen (was man von Disneys bisherigen Projekten dachte). Außerdem konnte er den Konzern davon überzeugen, dass es nicht nur legitim, sondern sogar nötig ist Künstlern prozentuale Anteile am Gewinn eines Films abzugeben, wenn man neue Talente und berühmte Stars engagieren möchte. | Dieser nahm sich seiner Aufgabe sofort an und brachte ambitionierte, eigenwillige und (für Disney) neuartige Projekte ins Rollen. Dazu suchte er in der gesamten Filmindustrie nach neuen Filmen, Konzepten, Ideen und Skripten. Sein erklärtes Ziel war es, einen wahren, ehrlich gemeinten Wechsel in den Disney-Studios auszulösen und nicht etwa einen oberflächlichen (was man von Disneys bisherigen Projekten dachte). Außerdem konnte er den Konzern davon überzeugen, dass es nicht nur legitim, sondern sogar nötig ist, Künstlern prozentuale Anteile am Gewinn eines Films abzugeben, wenn man neue Talente und berühmte Stars engagieren möchte. | ||
Zudem förderte er die Idee, dass auch aus den eigenen Reigen frische und ungewöhnliche Ideen kommen können. So brachte Wilhite Filme wie [[Vincent]], [[Return to OZ]] und [[Tron]] ins Rollen. | Zudem förderte er die Idee, dass auch aus den eigenen Reigen frische und ungewöhnliche Ideen kommen können. So brachte Wilhite Filme wie [[Vincent]], [[Return to OZ]] und [[Tron]] ins Rollen. | ||
Währenddessen versuchte [[Ron Miller]] weiterhin mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln auf Erfolgskurs zu gelangen. Eines der ersten Resultate war [[Wahnsinnsjagd um Mitternacht]], ein Film, der gegen Ende der Produktion von [[Das schwarze Loch]] in Auftrag gegeben wurde. | Währenddessen versuchte [[Ron Miller]] weiterhin mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, auf Erfolgskurs zu gelangen. Eines der ersten Resultate war [[Wahnsinnsjagd um Mitternacht]], ein Film, der gegen Ende der Produktion von [[Das schwarze Loch]] in Auftrag gegeben wurde. | ||
Das Drehbuch für diese Komödie stammte von den noch unerfahrenen Partnern [[David Wechter]] und [[Michael Nankin]], die zuvor bloß einen kurzen Independentfilm gemacht haben. Das Ergebnis war weniger ambitioniert, aber fast so ausschlaggebend wie [[Das schwarze Loch]]: Die freche Teenagerkomödie spielt in der Studentenszene und sollte das Publikum von ''Animal House'' ansprechen. Doch dessen Publikum fand Disneys zweiten PG Film zu harmlos und zahm, während Disneys übliches Publikum gar nicht erreicht werden sollte - Miller ließ kurz vor Kinostart alle Anzeichen darauf, dass der Film von Disney ist aus dem Vorspann nehmen. So hoffte er, dass es keine Kritik hagelt, dass ein solcher Film von Disney stamme und zugleich sollte so verhindert werden, dass das anvisierte Publikum vom Disneylabel abgeschreckt wird. | Das [[Drehbuch]] für diese Komödie stammte von den noch unerfahrenen Partnern [[David Wechter]] und [[Michael Nankin]], die zuvor bloß einen kurzen Independentfilm gemacht haben. Das Ergebnis war weniger ambitioniert, aber fast so ausschlaggebend wie [[Das schwarze Loch]]: Die freche Teenagerkomödie spielt in der Studentenszene und sollte das Publikum von ''Animal House'' ansprechen. Doch dessen Publikum fand Disneys zweiten PG Film zu harmlos und zahm, während Disneys übliches Publikum gar nicht erreicht werden sollte - Miller ließ kurz vor Kinostart alle Anzeichen darauf, dass der Film von Disney ist aus dem Vorspann nehmen. So hoffte er, dass es keine Kritik hagelt, dass ein solcher Film von Disney stamme und zugleich sollte so verhindert werden, dass das anvisierte Publikum vom Disneylabel abgeschreckt wird. | ||
Doch trotz aller Hoffnungen und Bemühungen scheiterte auch [[Wahnsinnsjagd um | Doch trotz aller Hoffnungen und Bemühungen scheiterte auch [[Wahnsinnsjagd um Mitternacht]] an den Kinokassen und spielte insgesamt keine 3 Millionen Dollar ein. | ||
So endete auch 1980 ohne große Erfolge für das Disney-Studio. Jedoch entschied man sich mit Gewissheit, am bisherigen Kurs festzuhalten. Eine Rückkehr zu den alten Formeln erschien mehr als nur erfolglos. Die Filme [[The Last Flight of Noah's Ark]] und [[Herbie dreht durch]], die noch als letzte nicht-experimentelle Filme in Produktion gingen und in diesem Jahr in die Kinos kamen waren zwar erfolgreicher als ''Wahnsinnsjagd'' (''Noah'' spielte 11 Millionen ein, ''Herbie'' 18 Millionen), doch für das Image wahren sie nicht sehr förderlich. Der letzte Herbiefilm wurde stark belächelt und schreckte auch potentielle Schauspieler und Drehbuchautoren von Disney ab. Da der neue Herbiefilm auch nur knapp ein Drittel der Einnahmen des ersten teils in die Kassen spülte, war klar, dass man nach neuen Ideen suchen müsste. | So endete auch 1980 ohne große Erfolge für das Disney-Studio. Jedoch entschied man sich mit Gewissheit, am bisherigen Kurs festzuhalten. Eine Rückkehr zu den alten Formeln erschien mehr als nur erfolglos. Die Filme [[The Last Flight of Noah's Ark]] und [[Herbie dreht durch]], die noch als letzte nicht-experimentelle Filme in Produktion gingen und in diesem Jahr in die Kinos kamen waren zwar erfolgreicher als ''Wahnsinnsjagd'' (''Noah'' spielte 11 Millionen ein, ''Herbie'' 18 Millionen), doch für das Image wahren sie nicht sehr förderlich. Der letzte Herbiefilm wurde stark belächelt und schreckte auch potentielle Schauspieler und Drehbuchautoren von Disney ab. Da der neue Herbiefilm auch nur knapp ein Drittel der Einnahmen des ersten teils in die Kassen spülte, war klar, dass man nach neuen Ideen suchen müsste. | ||
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====1981: "Schreie der Verlorenen" und "Cap und Capper": Inkonsequente Entscheidungen und die Frage "Wie weit sollen die Veränderungen im Studio gehen?"==== | ====1981: "Schreie der Verlorenen" und "Cap und Capper": Inkonsequente Entscheidungen und die Frage "Wie weit sollen die Veränderungen im Studio gehen?"==== | ||
[[Bild:Witw-poster.jpeg|thumb|right|Ein ambitioniertes Projekt, das gegen die Wand gefahren wurde: [[Schreie der Verlorenen]] (© Disney)]] | [[Bild:Witw-poster.jpeg|thumb|right|Ein ambitioniertes Projekt, das gegen die Wand gefahren wurde: [[Schreie der Verlorenen]] (© Disney)]] | ||
Disneys erster Film, der 1981 veröffentlicht wurde, war [[Zum Teufel mit Max]], eine Komödie vom Autor eines der letzten Disney-Hits: [[Ein total verrückter Freitag]] aus dem Jahr 1977. In dieser Komödie spielt [[Bill Cosby]] den Teufel, der einen Markler dazu verpflichtet drei Seelen für ihn zu sammeln. Während der Film aus der heutigen Sicht nicht sonderlich frech oder wild erscheint, war er damals für Disney ein revolutionärer und vollkommen ungewohnter Film. Dies liegt zum einen an der Darstellung des Teufels (und somit des personifizierten Bösen) und mehreren Schimpfwörtern, etwas, das Disney bislang in den Filmen vermied. | Disneys erster Film, der 1981 veröffentlicht wurde, war [[Zum Teufel mit Max]], eine Komödie vom Autor eines der letzten Disney-Hits: [[Ein total verrückter Freitag]] aus dem Jahr 1977. In dieser Komödie spielt [[Bill Cosby]] den Teufel, der einen Markler dazu verpflichtet, drei Seelen für ihn zu sammeln. Während der Film aus der heutigen Sicht nicht sonderlich frech oder wild erscheint, war er damals für Disney ein revolutionärer und vollkommen ungewohnter Film. Dies liegt zum einen an der Darstellung des Teufels (und somit des personifizierten Bösen) und mehreren Schimpfwörtern, etwas, das Disney bislang in den Filmen vermied. | ||
Jedoch sah bereits das damalige Publikum den Film nicht als besonders frech oder revolutionär an, sondern kritisierte die Regieführung des Kinoneulings [[Steven Hilliard Stern]] und wunderte sich darüber, dass der liebenswürdige Cosby als Teufel gecastet wurde. | Jedoch sah bereits das damalige Publikum den Film nicht als besonders frech oder revolutionär an, sondern kritisierte die Regieführung des Kinoneulings [[Steven Hilliard Stern]] und wunderte sich darüber, dass der liebenswürdige Cosby als Teufel gecastet wurde. | ||
Auf einem etwas anderen Weg versuchte Disney seine Rückkehr auf einen größeren Kinomarkt mit [[Amy - Die Stunde der Wahrheit]]. Dieses Drama kehrte einerseits zu den Spuren der gefühlvollen Disney-Dramen wie [[Alle lieben Pollyanna]] zurück, war andererseits vom Handlungsverlauf weniger friedlich und fröhlich, sondern dramatischer und realistischer. Man hoffte, dass ein intelligenter und zugleich emotionaler Film den Erwachsenenmarkt zurückerobern konnte, doch erneut schlug der Versuch fehl. | Auf einem etwas anderen Weg versuchte Disney seine Rückkehr auf einen größeren Kinomarkt mit [[Amy - Die Stunde der Wahrheit]]. Dieses Drama kehrte einerseits zu den Spuren der gefühlvollen Disney-Dramen wie [[Alle lieben Pollyanna]] zurück, war andererseits vom Handlungsverlauf her weniger friedlich und fröhlich, sondern dramatischer und realistischer. Man hoffte, dass ein intelligenter und zugleich emotionaler Film den Erwachsenenmarkt zurückerobern konnte, doch erneut schlug der Versuch fehl. | ||
Auch der direkte Versuch, vor allem Jugendliche zurück zu gewinnen scheiterte erneut: [[Condorman]], eine Superhelden- und James Bond-Parodie, die zugleich Disneys ersten großen Actionfilm darstellte ging trotz zahlreicher Explosionen und Stunts am Jugendlichenpublikum vorbei und erlitt das Schicksal, als Disneyfilm sofort mit Kinderfilmen assoziiert zu werden, | Auch der direkte Versuch, vor allem Jugendliche zurück zu gewinnen scheiterte erneut: [[Condorman]], eine Superhelden- und James Bond-Parodie, die zugleich Disneys ersten großen Actionfilm darstellte, ging trotz zahlreicher Explosionen und Stunts am Jugendlichenpublikum vorbei und erlitt das Schicksal, als Disneyfilm sofort mit Kinderfilmen assoziiert zu werden, | ||
Aus einem ähnlichen Grund musste Disney viel Kritik über den Film [[Der Drachentöter]] hinnehmen: Da in Werbetrailern und Pressematerial sowie auf Postern mit dem Disney Namen geworben wurde, nahmen viele Eltern an, dass der Film auch ein ''typischer'' Disneyfilm sei und nahmen ihre Kinder mit in den düsteren Film. Aufgrund dieser für Disney untypischen Natur des Films gab es viele Proteste - und [[Ron Miller]] sah sich erneut darin bestätigt, dass ein zweites Filmstudio ohne den Namen Disney gegründet werden muss. | Aus einem ähnlichen Grund musste Disney viel Kritik über den Film [[Der Drachentöter]] hinnehmen: Da in Werbetrailern und Pressematerial sowie auf Postern mit dem Disney Namen geworben wurde, nahmen viele Eltern an, dass der Film auch ein ''typischer'' Disneyfilm sei und nahmen ihre Kinder mit in den düsteren Film. Aufgrund dieser für Disney untypischen Natur des Films gab es viele Proteste - und [[Ron Miller]] sah sich erneut darin bestätigt, dass ein zweites Filmstudio ohne den Namen Disney gegründet werden muss. | ||
Zugleich verabschiedete man sich vorerst vom Projekt der Koproduktionen: [[Der Drachentöter]] nahm in den USA 6 Millionen, weltweit 14.110.013 Dollar ein und blieb somit weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem mussten sich Disney und ''Paramount Pictures'' die Einnahmen teilen, was bei dieser geringen Summe für keines der beiden Studios zufrieden stellend war. | Zugleich verabschiedete man sich vorerst vom Projekt der Koproduktionen: [[Der Drachentöter]] nahm in den USA 6 Millionen, weltweit 14.110.013 Dollar ein und blieb somit weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem mussten sich Disney und ''Paramount Pictures'' die Einnahmen teilen, was bei dieser geringen Summe für keines der beiden Studios zufrieden stellend war. | ||
Der entscheidendste Disney Film des Jahres 1981 war aber [[Schreie der Verlorenen]], ein ambitioniertes Projekt mit Kultstar [[Bette Davis]], das [[Ron Miller]] Ende der Siebziger trotz des Widerstands der konservativen Leitung um [[Card Walker]] in Angriff nahm. | Der entscheidendste Disney-Film des Jahres 1981 war aber [[Schreie der Verlorenen]], ein ambitioniertes Projekt mit Kultstar [[Bette Davis]], das [[Ron Miller]] Ende der Siebziger trotz des Widerstands der konservativen Leitung um [[Card Walker]] in Angriff nahm. | ||
Allerdings empfand die Konzernleitung die Geschichte als zu hart, gruselig und bedrohlich, weshalb das Drehbuch im bis zum Juli 1979 mehrfach umgeschrieben wurde, bevor der Dreh beginnen konnte. Von diesem Moment an war es [[Ron Miller]], der Angst bekam, dass der Film zu finster werden könnte. In seiner Rolle als Vorsitzender der Filmabteilung Disneys und Produzent von [[Schreie der Verlorenen]] griff er immer wieder in die Dreharbeiten ein und gab Regisseur [[John Hough]] Anweisungen, die den Film familienfreundlicher machen sollten. Der ebenfalls anwesende [[Tom Leech]] (Initiator des Projekts) erhoffte sich vom Film jedoch ein Ergebnis, dass an '''Der Exorzist''' heranreichen könnte und stritt sich deshalb immer öfter und hitziger mit Miller. | Allerdings empfand die Konzernleitung die Geschichte als zu hart, gruselig und bedrohlich, weshalb das Drehbuch im bis zum Juli 1979 mehrfach umgeschrieben wurde, bevor der Dreh beginnen konnte. Von diesem Moment an war es [[Ron Miller]], der Angst bekam, dass der Film zu finster werden könnte. In seiner Rolle als Vorsitzender der Filmabteilung Disneys und Produzent von [[Schreie der Verlorenen]] griff er immer wieder in die Dreharbeiten ein und gab Regisseur [[John Hough]] Anweisungen, die den Film familienfreundlicher machen sollten. Der ebenfalls anwesende [[Tom Leech]] (Initiator des Projekts) erhoffte sich vom Film jedoch ein Ergebnis, dass an '''Der Exorzist''' heranreichen könnte und stritt sich deshalb immer öfter und hitziger mit Miller. | ||
Schließlich wurde der Film 1980 für einige öffentliche Previews freigegeben - in der Hoffnung ihn nach diesen Tests pünktlich zu [[Bette Davis]]' 50. Bühnenjubiläum in die Kinos zu bringen. Da der Film bis dahin jedoch nicht hätte fertig gedreht werden können, wenn man das ursprünglich geplante, aufwändige Ende gedreht hätte, entschied man sich für eine einfache, unkomplizierte und zudem unspektakuläre, dafür aber familienfreundliche Alternative. Das Testpublikum war enttäuscht und man sah sich gezwungen das Ende neu zu drehen. | Schließlich wurde der Film 1980 für einige öffentliche Previews freigegeben - in der Hoffnung, ihn nach diesen Tests pünktlich zu [[Bette Davis]]' 50. Bühnenjubiläum in die Kinos zu bringen. Da der Film bis dahin jedoch nicht hätte fertig gedreht werden können, wenn man das ursprünglich geplante, aufwändige Ende gedreht hätte, entschied man sich für eine einfache, unkomplizierte und zudem unspektakuläre, dafür aber familienfreundliche Alternative. Das Testpublikum war enttäuscht und man sah sich gezwungen, das Ende neu zu drehen. | ||
Diese Neudrehs fanden erst statt, nachdem Miller Präsident des Konzerns wurde - weshalb er weniger von seinen konservativeren Kollegen aus dem Aufsichtsrat zu befürchten hatte. Dennoch ließ er nur ein kostengünstiges und bei weitem nicht so bedrückendes Ende drehen. Ob er dies aus Angst tat, dass ansonsten der Markenname Disney leiden würde, oder ob er weiterhin aus Ehrfurcht vor dem Aufsichtsrat gehandelt hatte ist unklar. Jedenfalls manövrierte er so das einst ehrgeizige Projekt an den Rande des Misserfolgs. | Diese Neudrehs fanden erst statt, nachdem Miller Präsident des Konzerns wurde - weshalb er weniger von seinen konservativeren Kollegen aus dem Aufsichtsrat zu befürchten hatte. Dennoch ließ er nur ein kostengünstiges und bei weitem nicht so bedrückendes Ende drehen. Ob er dies aus Angst tat, dass ansonsten der Markenname Disney leiden würde, oder ob er weiterhin aus Ehrfurcht vor dem Aufsichtsrat gehandelt hatte, ist unklar. Jedenfalls manövrierte er so das einst ehrgeizige Projekt an den Rande des Misserfolgs. | ||
Die 1981 in die Kinos gebrachte, endgültige Fassung von [[Schreie der Verlorenen]] wurde vor allem aufgrund ihres plötzlichen und aufgesetzten Endes kritisiert und spielte in den USA 5 Millionen Dollar ein. | Die 1981 in die Kinos gebrachte, endgültige Fassung von [[Schreie der Verlorenen]] wurde vor allem aufgrund ihres plötzlichen und aufgesetzten Endes kritisiert und spielte in den USA 5 Millionen Dollar ein. | ||
[[Ron Miller]] wird dafür kritisiert, dass er inkonsequent handelte. Wenn er tatsächlich neue Zielgruppen ansprechen und neue Genres austesten möchte, so solle er es auch komplett durchziehen und nicht die Notbremse ziehen um niemanden zu schockieren oder aufzuregen. | [[Ron Miller]] wird dafür kritisiert, dass er inkonsequent handelte. Wenn er tatsächlich neue Zielgruppen ansprechen und neue Genres austesten möchte, so solle er es auch komplett durchziehen und nicht die Notbremse ziehen, um niemanden zu schockieren oder aufzuregen. | ||
Ähnliches musste er sich aufgrund seiner Entscheidungen betreffend der Zeichentrickabteilung anhören: [[Cap und Capper]], das neue [[Meisterwerk]] von 1981, wurde kritisiert, weil es zu formelhaft sei und zu sehr versuche es allen Recht zu machen. Zudem standen die Animatoren und Autoren von Disneys Trickabteilung nicht hinter diesem Projekt - sie wollten viel lieber ihr Wunschprojekt [[Taran und der Zauberkessel]] verwirklichen, wurden aber von Miller abgewiesen, da es ihm lieber wäre, wenn sie vorher "''klassisches''" Material verfilmen, bevor sie Experimente angehen. | Ähnliches musste er sich aufgrund seiner Entscheidungen betreffend der Zeichentrickabteilung anhören: [[Cap und Capper]], das neue [[Meisterwerk]] von 1981, wurde kritisiert, weil es zu formelhaft sei und zu sehr versuche, es allen Recht zu machen. Zudem standen die Animatoren und Autoren von Disneys Trickabteilung nicht hinter diesem Projekt - sie wollten viel lieber ihr Wunschprojekt [[Taran und der Zauberkessel]] verwirklichen, wurden aber von Miller abgewiesen, da es ihm lieber wäre, wenn sie vorher "''klassisches''" Material verfilmen, bevor sie Experimente angehen. | ||
Als ihnen jedoch [[Cap und Capper]] vorgegeben wurde, konnten sie sich zunächst noch damit abfinden, da es ein sehr intelligenter, bedeutungsvoller Film werden sollte. Doch dann entschieden sich [[Ron Miller]] und andere Kollegen dafür, den Film umzugestalten. "''Sie klaubten alles bedeutungsvolles aus [[Cap und Capper]]. Es wurde eine süße Geschichte anstelle einer bedeutungsvollen.''", beschwerte sich [[Don Bluth]], der 1979 enttäuscht und erbost die Disney-Studios verließ, in einem Interview. | Als ihnen jedoch [[Cap und Capper]] vorgegeben wurde, konnten sie sich zunächst noch damit abfinden, da es ein sehr intelligenter, bedeutungsvoller Film werden sollte. Doch dann entschieden sich [[Ron Miller]] und andere Kollegen dafür, den Film umzugestalten. "''Sie klaubten alles bedeutungsvolles aus [[Cap und Capper]]. Es wurde eine süße Geschichte anstelle einer bedeutungsvollen.''", beschwerte sich [[Don Bluth]], der 1979 enttäuscht und erbost die Disney-Studios verließ, in einem Interview. | ||
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1982 brachte zwei neue Kurzfilme aus Disneys Trickwerkstatt in die Kinos. Der Unterschied zu früheren Cartoons und den Filmen [[Vincent]] und [[Fun with Mr. Future]] ist, dass diese von [[Tom Wilhite]] genehmigt und gefördert wurden. Er hoffte, dass es der Kreativität der Künstler im Studio zu gute käme, wenn sie experimentelle Filme machen dürfen und dabei vom Studio unterstützt würden. | 1982 brachte zwei neue Kurzfilme aus Disneys Trickwerkstatt in die Kinos. Der Unterschied zu früheren Cartoons und den Filmen [[Vincent]] und [[Fun with Mr. Future]] ist, dass diese von [[Tom Wilhite]] genehmigt und gefördert wurden. Er hoffte, dass es der Kreativität der Künstler im Studio zu gute käme, wenn sie experimentelle Filme machen dürfen und dabei vom Studio unterstützt würden. | ||
[[Tim Burton]] und [[Rick Heinrich]] entschieden sich dazu mit [[Vincent]] einen schwarz-weißen, makabren Stop-Motion Film zu drehen, Jahre später kehrte Burton zu Disney zurück und drehte den nicht unähnlichen [[Nightmare before Christmas]], während [[Daryl Van Critters]]' [[Fun with Mr. Future]] eine skurrile Komödie gestaltete. | [[Tim Burton]] und [[Rick Heinrich]] entschieden sich dazu, mit [[Vincent]] einen schwarz-weißen, makabren Stop-Motion Film zu drehen, Jahre später kehrte Burton zu Disney zurück und drehte den nicht unähnlichen [[Nightmare before Christmas]], während [[Daryl Van Critters]]' [[Fun with Mr. Future]] eine skurrile Komödie gestaltete. | ||
Beide Filme erreichten zwar nur ein kleines Publikum, doch sie wurden hoch gelobt und brachten somit etwas der verlorenen Ehre zurück in die Disney-Studios. | Beide Filme erreichten zwar nur ein kleines Publikum, doch sie wurden hoch gelobt und brachten somit etwas der verlorenen Ehre zurück in die Disney-Studios. | ||
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Schließlich gingen sie doch noch zu Disney und wurden von [[Tom Wilhite]] sowie [[Ron Miller]] mit offenen Armen empfangen - das Konzept versprach einen innovativen, visionären Film für die jugendliche Zielgruppe und stellte somit genau die Art von Film dar, nach der man verzweifelt suchte. | Schließlich gingen sie doch noch zu Disney und wurden von [[Tom Wilhite]] sowie [[Ron Miller]] mit offenen Armen empfangen - das Konzept versprach einen innovativen, visionären Film für die jugendliche Zielgruppe und stellte somit genau die Art von Film dar, nach der man verzweifelt suchte. | ||
Für die Animation des Films musste man jedoch auf drei fremde Effektstudios zurückgreifen, da sich viele Animatoren aus den Disney-Studios weigerten an dem Film mitzuarbeiten. Sie befürchteten, dass sie damit die Computeranimation fördern könnten und alsbald von dieser verdrängt werden. Einer der wenigen Animatoren aus Disneys Zeichentrickabteilung, die sich von [[Tron]] nicht bedroht sah und an ihm mitwirkte war [[John Lasseter]]. Wie sich später herausstellen sollte war [[Tron]] somit einer der einflussreichsten Filme in der Geschichte des Animationsfilms - Lasseter begeisterte sich zunehmend für Computeranimation, verließ die Disney-Studios und wechselte zu [[Pixar]], dem Studio, dass den ersten abendfüllenden Computeranimationsfilm kreierte. | Für die Animation des Films musste man jedoch auf drei fremde Effektstudios zurückgreifen, da sich viele Animatoren aus den Disney-Studios weigerten, an dem Film mitzuarbeiten. Sie befürchteten, dass sie damit die Computeranimation fördern könnten und alsbald von dieser verdrängt werden. Einer der wenigen Animatoren aus Disneys Zeichentrickabteilung, die sich von [[Tron]] nicht bedroht sah und an ihm mitwirkte, war [[John Lasseter]]. Wie sich später herausstellen sollte, war [[Tron]] somit einer der einflussreichsten Filme in der Geschichte des Animationsfilms - Lasseter begeisterte sich zunehmend für Computeranimation, verließ die Disney-Studios und wechselte zu [[Pixar]], dem Studio, dass den ersten abendfüllenden Computeranimationsfilm kreierte. | ||
Das alles konnte man damals natürlich nicht voraussehen. Stattdessen rechnete man mit einem Erfolg, der sowohl von den Kritiken als auch den Einnahmen her an ''Star Wars'' heranreichen sollte. | Das alles konnte man damals natürlich nicht voraussehen. Stattdessen rechnete man mit einem Erfolg, der sowohl von den Kritiken als auch den Einnahmen her an ''Star Wars'' heranreichen sollte. | ||
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[[Tron]] sollte pünktlich zu den Sommerferien in die Kinos kommen, in denen sich zahlreiche Jugendliche in Arcadehallen begeben um stundenlang Videospiele zu spielen. Auch das Programmieren wurde in der Zeit der Produktion immer populärer, so dass sich einige Zuschauer nicht nur mit dem Videogamer Flynn im Film, sondern auch mit dem Programmierer Flynn identifizieren konnten. | [[Tron]] sollte pünktlich zu den Sommerferien in die Kinos kommen, in denen sich zahlreiche Jugendliche in Arcadehallen begeben um stundenlang Videospiele zu spielen. Auch das Programmieren wurde in der Zeit der Produktion immer populärer, so dass sich einige Zuschauer nicht nur mit dem Videogamer Flynn im Film, sondern auch mit dem Programmierer Flynn identifizieren konnten. | ||
Aufgrund dieser Erwartungshaltung sah man [[Tron]] auch als einen der wenigen Disneyfilme der vergangenen Jahre auch als geeignetes Material für Merchandising an - neben Kostümen und Actionspielzeugen gab man auch ein Arcadegame in Auftrag, | Aufgrund dieser Erwartungshaltung sah man [[Tron]] auch als einen der wenigen Disneyfilme der vergangenen Jahre auch als geeignetes Material für [[Merchandising]] an - neben Kostümen und Actionspielzeugen gab man auch ein Arcadegame in Auftrag, | ||
Als [[Tron]] schließlich in die Kinos kam, nahm man die Einspielergebnisse mit gemischten Gefühlen auf. Der Film spielte in den USA innerhalb recht kurzer Zeit mehr als das dreifache seines Budgets ein und machte auch außerhalb der Staaten Profit, doch er blieb weit hinter den konzerninternen Erwartungen zurück. Zudem genügte dieser erste größere Erfolg der Disneystudios seit mehreren Jahren nicht | Als [[Tron]] schließlich in die Kinos kam, nahm man die Einspielergebnisse mit gemischten Gefühlen auf. Der Film spielte in den USA innerhalb recht kurzer Zeit mehr als das dreifache seines Budgets ein und machte auch außerhalb der Staaten Profit, doch er blieb weit hinter den konzerninternen Erwartungen zurück. Zudem genügte dieser erste größere Erfolg der Disneystudios seit mehreren Jahren nicht, um die Studios oder gar den gesamten Konzern aus seiner finanziellen Krise zu holen. | ||
Natürlich betrieb man auch Nachforschungen darüber, weshalb [[Tron]] hinter den Erwartungen zurückblieb - einer der genannten Gründe war, dass viele vom Markennamen Disney zurückschreckten. Erneut sah sich Miller darin bestätigt, dass ein Label für Erwachsenen her muss, das nicht den Namen Disney beinhaltet. Dieses Mal konnte [[Ron Miller]] den Aufsichtsrat unter der Führung [[Card Walker]]s überzeugen. | Natürlich betrieb man auch Nachforschungen darüber, weshalb [[Tron]] hinter den Erwartungen zurückblieb - einer der genannten Gründe war, dass viele vom Markennamen Disney zurückschreckten. Erneut sah sich Miller darin bestätigt, dass ein Label für Erwachsenen her muss, das nicht den Namen Disney beinhaltet. Dieses Mal konnte [[Ron Miller]] den Aufsichtsrat unter der Führung [[Card Walker]]s überzeugen. |