Floyd Gottfredson: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Alter von elf Jahren schoss er sich bei einem Jagdunfall mit einer Flinte selber in den rechten Arm, der schwer verletzt wurde. Neun Operationen waren nötig, um den Arm einigermaßen wieder herzustellen. Dennoch konnte er seine rechte Hand für den Rest seines Lebens nur noch sehr eingeschränkt bewegen. In seinem späteren Leben als Zeichner kompensierte er dies dadurch, dass er beim Zeichnen den ganzen Arm bewegte. | Im Alter von elf Jahren schoss er sich bei einem Jagdunfall mit einer Flinte selber in den rechten Arm, der schwer verletzt wurde. Neun Operationen waren nötig, um den Arm einigermaßen wieder herzustellen. Dennoch konnte er seine rechte Hand für den Rest seines Lebens nur noch sehr eingeschränkt bewegen. In seinem späteren Leben als Zeichner kompensierte er dies dadurch, dass er beim Zeichnen den ganzen Arm bewegte. | ||
Um sich von den Folgen des Unfalls zu erholen, musste der Elfjährige im Haus bleiben und konnte nicht mehr draußen spielen. Er interessierte sich für Kunst, ermutigt von seiner Mutter. Sein Vater war gegen die künstlerischen Aktivitäten seines Sohnes und hätte es lieber gesehen, wenn dieser wie andere Jungen gearbeitet hätte, was durch seine Behinderung aber unmöglich war. Da es in der Umgebung keine Kunstschulen gab, abonnierte Floyd einen Fernkurs im Zeichnen der ''C. N. Landon School of Cartooning and Illustrating'' aus Cleveland. Das Geld | Um sich von den Folgen des Unfalls zu erholen, musste der Elfjährige im Haus bleiben und konnte nicht mehr draußen spielen. Er interessierte sich für Kunst, ermutigt von seiner Mutter. Sein Vater war gegen die künstlerischen Aktivitäten seines Sohnes und hätte es lieber gesehen, wenn dieser wie andere Jungen gearbeitet hätte, was durch seine Behinderung aber unmöglich war. Da es in der Umgebung keine Kunstschulen gab, abonnierte Floyd einen Fernkurs im Zeichnen der ''C. N. Landon School of Cartooning and Illustrating'' aus Cleveland. Das Geld für den Kurs verdiente er sich, indem er ein Buch über die Erlebnisse seines Großvaters im Indianerkrieg von Tür zu Tür verkaufte. In dieser Zeit entdeckte er auch die Bücher Horatio Algers, andere Abenteuerbücher für Jungen und Kriminalromane. | ||
== Cartoonzeichner == | == Cartoonzeichner == | ||
1924 heiratete er Mattie Mason und zog nach Richfield, Utah, wo er als Filmvorführer und Zeichner von Anzeigen für eine kleine Kette von Kinos arbeitete. Hier wurden sein Sohn Norman und seine Tochter Colleen geboren. 1926 abonnierte er einen weiteren Zeichnen-Fernkurs, diesmal von den ''Federal Schools of Illustrating and Cartooning'' in Minneapolis. Über die Schule bekam er Aufträge für Cartoons, | 1924 heiratete er Mattie Mason und zog nach Richfield, Utah, wo er als Filmvorführer und Zeichner von Anzeigen für eine kleine Kette von Kinos arbeitete. Hier wurden sein Sohn Norman und seine Tochter Colleen geboren. 1926 abonnierte er einen weiteren Zeichnen-Fernkurs, diesmal von den ''Federal Schools of Illustrating and Cartooning'' in Minneapolis. Über die Schule bekam er Aufträge für Cartoons, u.a. für die Tageszeitung ''Salt Lake City Telegram'' und für verschiedene Zeitschriften. 1928 beteiligte er sich auf Anregung der Schule an einem landesweiten Cartoon-Wettbewerb der ''American Tree Association'' und wurde Zweiter. Dadurch ermutigt, zog Gottfredson mit seiner Familie im Dezember 1928 nach Südkalifornien, um dort Arbeit bei einer Zeitung zu finden. Er hatte hierbei aber keinen Erfolg und arbeitete erneut als Filmvorführer. | ||
== Disney == | == Disney == | ||
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Als 1929 das Kino, in dem er gearbeitet hatte, abgerissen wurde, suchte er erneut nach Arbeit. Er hatte gehört, dass Walt Disney Zeichner suche, und bewarb sich bei Walt Disney Productions. Am 19. Dezember 1929 wurde er für 18 Dollar in der Woche als Hilfs- und Zwischenphasenzeichner (Inbetweener) für Zeichentrickfilme eingestellt. Er wollte ursprünglich am damals brandneuen Micky-Maus-Comicstrip arbeiten, aber Disney riet ihm ab, da der Job schlecht bezahlt sei und keine Zukunft habe. Der Strip wurde von Walt Disney selbst geschrieben und in den ersten Wochen von [[Ub Iwerks]], ab 10. Februar 1930 von [[Win Smith]] gezeichnet. Als Disney auch das Schreiben des Strips an Win Smith übertragen wollte, zerstritten sich die beiden, und Smith verließ das Disney-Studio. Disney bat daraufhin Gottfredson, ob er den Comicstrip nicht doch für zwei Wochen übernehmen könne, bis er einen anderen gefunden habe. | Als 1929 das Kino, in dem er gearbeitet hatte, abgerissen wurde, suchte er erneut nach Arbeit. Er hatte gehört, dass Walt Disney Zeichner suche, und bewarb sich bei Walt Disney Productions. Am 19. Dezember 1929 wurde er für 18 Dollar in der Woche als Hilfs- und Zwischenphasenzeichner (Inbetweener) für Zeichentrickfilme eingestellt. Er wollte ursprünglich am damals brandneuen Micky-Maus-Comicstrip arbeiten, aber Disney riet ihm ab, da der Job schlecht bezahlt sei und keine Zukunft habe. Der Strip wurde von Walt Disney selbst geschrieben und in den ersten Wochen von [[Ub Iwerks]], ab 10. Februar 1930 von [[Win Smith]] gezeichnet. Als Disney auch das Schreiben des Strips an Win Smith übertragen wollte, zerstritten sich die beiden, und Smith verließ das Disney-Studio. Disney bat daraufhin Gottfredson, ob er den Comicstrip nicht doch für zwei Wochen übernehmen könne, bis er einen anderen gefunden habe. | ||
Aus den zwei Wochen wurden schließlich 45½ Jahre: Gottfredson arbeitete vom 5. Mai 1930 bis zum 1. Oktober 1975, dem Tag seiner Pensionierung, für den Micky-Maus-Comicstrip. Die (Bleistift-)Zeichnungen waren in dieser Zeit immer von ihm. Auch das Grundgerüst der Handlung stammte immer von ihm; die eigentlichen Dialoge kamen lange Jahre von anderen Textern, u.a. [[Ted Osborne]], [[Merrill de Maris]] und [[Bill Walsh]]. Auch das Tuschen, also das Nachfahren bzw. -zeichnen der | Aus den zwei Wochen wurden schließlich 45½ Jahre: Gottfredson arbeitete vom 5. Mai 1930 bis zum 1. Oktober 1975, dem Tag seiner Pensionierung, für den Micky-Maus-Comicstrip. Die (Bleistift-)Zeichnungen waren in dieser Zeit immer von ihm. Auch das Grundgerüst der Handlung stammte immer von ihm; die eigentlichen Dialoge kamen lange Jahre von anderen Textern, u.a. [[Ted Osborne]], [[Merrill de Maris]] und [[Bill Walsh]]. Auch das Tuschen, also das Nachfahren bzw. -zeichnen der endgültigen Bleistiftzeichnungen mit schwarzer Tusche, um eine druckfertige Zeichnung zu erhalten, nahmen streckenweise andere Zeichner vor, u.a. [[Al Taliaferro]]. | ||
Unter Gottfredsons Ägide veränderte sich der Micky-Maus-Strip. Die kaum zusammenhängenden, auf den Micky-Zeichentrickfilmen basierenden Gags, aus denen er anfangs bestand, wurden bald durch echte Fortsetzungsgeschichten ersetzt, die die Maus ins große Abenteuer schickten. Sie spiegelten Gottfredsons Lektüre zu Jugendzeiten wider und wurden rasch sehr populär: 1931 wurde den Lesern angeboten, an Micky zu schreiben, wenn sie ein „Foto“ wie das, das im aktuellen Strip von Micky gemacht wurde, haben wollten, worauf Berge von Briefen an das Disney-Studio geliefert wurden. | Unter Gottfredsons Ägide veränderte sich der Micky-Maus-Strip. Die kaum zusammenhängenden, auf den Micky-Zeichentrickfilmen basierenden Gags, aus denen er anfangs bestand, wurden bald durch echte Fortsetzungsgeschichten ersetzt, die die Maus ins große Abenteuer schickten. Sie spiegelten Gottfredsons Lektüre zu Jugendzeiten wider und wurden rasch sehr populär: 1931 wurde den Lesern angeboten, an Micky zu schreiben, wenn sie ein „Foto“ wie das, das im aktuellen Strip von Micky gemacht wurde, haben wollten, worauf Berge von Briefen an das Disney-Studio geliefert wurden. |