LTB 107: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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„Mein Körper verlangt nach Gehaltvollerem: Schnitzel, Steak und…“: Damit formuliert Donald auf der zweiten Seite der Geschichte von [[Barosso]]/[[Gatto]] (S. 159) bereits die Höhe, aus der er in der Folge fallen wird. Wobei: Bei den Fleischpreisen (ein Kilo Rinderfilet für 48 Taler!) wäre er gewiss nicht der erste, der „die unermeßlichen Vorzüge der Biokost“ (Primus, S. 160) schätzen lernt. Es darf nicht wundern, dass im Italien des Jahres 1966 der Vegetarismus eher als seltsame Verirrung zur Darstellung kommt. So interessant diese kulturgeschichtliche Beobachtung auch ist, die Geschehnisse, welche Donalds Appetit ungestillt lassen, sind einigermaßen schlecht motiviert. Die Scheu der Entenhausener Bildungselite vor dem Mahl der 13 hat wohl biblische Bezüge – weniger klar ist, dass auch der deutsche Titel „Der Gesundheitsapostel“ – wenn nicht einfach Primus damit gemeint ist – auf das „letzte Abendmahl“ und somit das Intellektuellenessen anspielt. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST) | „Mein Körper verlangt nach Gehaltvollerem: Schnitzel, Steak und…“: Damit formuliert Donald auf der zweiten Seite der Geschichte von [[Barosso]]/[[Gatto]] (S. 159) bereits die Höhe, aus der er in der Folge fallen wird. Wobei: Bei den Fleischpreisen (ein Kilo Rinderfilet für 48 Taler!) wäre er gewiss nicht der erste, der „die unermeßlichen Vorzüge der Biokost“ (Primus, S. 160) schätzen lernt. Es darf nicht wundern, dass im Italien des Jahres 1966 der Vegetarismus eher als seltsame lebensreformerische Verirrung zur Darstellung kommt. So interessant diese kulturgeschichtliche Beobachtung auch ist, die Geschehnisse, welche Donalds Appetit ungestillt lassen, sind einigermaßen schlecht motiviert. Die Scheu der Entenhausener Bildungselite vor dem Mahl der 13 hat wohl biblische Bezüge – weniger klar ist, dass auch der deutsche Titel „Der Gesundheitsapostel“ – wenn nicht einfach Primus damit gemeint ist – auf das „letzte Abendmahl“ und somit das Intellektuellenessen anspielt. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST) | ||
== Heiteres Melodienraten == | == Heiteres Melodienraten == |
Aktuelle Version vom 2. Juli 2025, 18:59 Uhr

In diesem Artikel wird das LTB 107 rezensiert. Ob dieser Band tolles Top, ein fataler Flop oder einfach nur müdes Mittelmaß ist, erfährst du hier. Dranbleiben ;-) Einen neutralen enzyklopädischen Artikel findest du unter LTB 107.
Jeder kann hier seine persönliche Meinung zu den in LTB 107 erschienenen Geschichten verfassen. Eine Unterschrift unter jedem Kommentar ist erwünscht (einzufügen mit ~~~~). Die Geschichten können mit Highlight , Gut
, Mittelmaß
oder Schlecht
bewertet werden. Bei der Bewertung sollten Zeichnungen, Plot und Übersetzungen mit einbezogen werden. Eine genaue Anleitung zum Verfassen einer Rezension findest du hier. Viel Spaß!
Cover[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald kringelt sich vor Lachen und wälzt sich dabei am Boden… Mit Verlaub, als Motiv ist das, wenn auch von Marco Rota gut gezeichnet, einfach zu dürftig. Der Ebene der Titelgebung, dass derjenige, der lacht, zuletzt eben nichts mehr zu lachen hat, ist damit außerdem überhaupt nicht Rechnung getragen. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Ein Bombengeschäft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Stau stehend, gelangt Donald an einen Kiosk, der scheinbar eine Goldgrube ist, und kauft dem Besitzer Ingo die Imbissbude günstig ab. Doch danach läuft alles schief: Ingo suchte nur einen Dummen, fließt doch nur einmal im Jahr der Verkehr dort vorbei, wenn die Ortsdurchfahrt für das große Stadtfest gesperrt ist. Der Kiosk ist hoch verschuldet, die Tiere hinter dem Haus waren nur geliehen, die Speisekammer gibt nur Himbeersirup und Dauerkuchen her. Doch kaum hat Donald den Imbiss hinterhältig an seinen zufällig vorbeikommenden Vetter Gustav weiterverkauft, wird der von der Straßenbaugesellschaft mit Geld überschüttet, soll doch genau dort eine neue sechsspurige Autobahntrasse errichtet werden. Donald lachte mal wieder nur als Vorletzter…
Siehst du, das ist der Unterschied: Wenn du Romano Scarpa heißt, lieferst du eben keine Story ab, die von vorne bis hinten vorhersehbar in Klischees und Routinen erstickt, die gleiche Geschichte heißt bei dir ein nuanciertes Werk von nachgerade klassischer Anlage. Scarpa holte gerade bis zur Mitte der 60er Jahre selbst aus den mängelbehaftetsten Skripts (siehe die folgende Geschichte) das Optimum heraus, und dieses hier der Barosso-Brüder ist zumindest grundsolide zu nennen. Imbissbuden-Novize Donald im Kampf gegen die Realität und sein Pech gibt genügend Anlass für ein paar Lacher und sollte zumindest bei denjenigen, die nicht in Mitleid für den übertölpelten Erpel vergehen, für ein befriedigendes Leseerlebnis sorgen. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Die fliegenden Banknoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Donald fängt im Glauben, es handele sich um einen Schmetterling, mit seinem Kescher einen fliegenden Geldschein. Diesen beim Besuch bei Dagobert im Gepäck, wird er verdächtigt, der geheimnisvolle Dieb von dessen Banknoten zu sein. Auf der Flucht trifft er auf Düsentrieb, der erklärt, er habe den Herren Panzerknacker einen Apparat verkauft, der durch Hochfrequenzschwingungen Insekten auf Befehl handeln lässt. Es waren also Käfer unter dem Kommando der Panzerknacker, die Dagoberts Geld hatten verschwinden lassen. Donald kehrt in die Villa seines Onkels zurück und enttarnt dessen Diener Josef als einen maskierten Panzerknacker, während Düsentrieb den Befehl umkehrt und alle Geldscheine auf dem Rücken der Tierchen in ihre Heimat zurückkehren lässt…
Ein Jahr nach der vorigen Geschichte im Februar 1965 erstveröffentlicht, lassen die ebenfalls von den Barossos geschriebenen „fliegenden Banknoten“ anders als der stringente Vorgänger jegliche Rücksicht auf Plausibilität und eine ordentliche Erzählstruktur fahren. Schon früh im Comic verhungert die Idee des Preisausschreibens des Naturkundemuseums (für das Einfangen eines besonderen Falters). Später macht die Rückblende Donalds, wie er die Panzerknacker in deren Unterschlupf belauschte, wenig Sinn, konnte man sich das alles doch sowieso genau ausmalen. Der Skarabäus, der angeblich mit einem Blatt auf dem Rücken zu fliegen pflegt, ist reine Fiktion, schon gar, dass die alten Chaldäer dies beschrieben hätten. Trotz einiger Lichtblicke bleibt letztlich doch der Gedanke vorherrschend, wie furchtbar das alles geworden wäre, wenn Capitanio oder Bordini gezeichnet hätten und nicht der begnadete Scarpa. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Donalds Elefantenzucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald findet auf einen Tipp einer ihm im Traum erscheinenden alten Oma hin, der er im Straßenverkehr geholfen hatte, im Wald ein Kesselchen voll Gold. Dagobert sabotiert den neuen Reichtum seines Neffen und setzt ihn durch einen Helfershelfer in die seltsame Spur, eine Elefantenzucht aufbauen zu wollen. Doch scheint Donald damit sogar Erfolg zu haben, gräbt gar Dagoberts eigener Zucht das Wasser ab. Dagoberts letzter Trumpf ist der Hexenmeister Schlumfax, der ihm ein Schrumpfungsmittel zusammenmischt. Doch selbst die Miniatur-Elefanten finden Anklang: bei einem Zirkusdirektor, der sie als neue Attraktion aufkauft. Dagobert ist bedient…
Der naheliegende Titel in der Erstauflage wurde in der Neuauflage zu „Wer zuletzt lacht…“, doch wer nun denkt, das LTB habe damit nun eine Titelgeschichte gefunden, geht fehl, denn der Band hieß schon gar nicht mehr so. Verwirrend wie die ganze von Cimino erdachte und von Bordini ausgeführte Chose, von denen die drolligen Schrumpfelefanten fast noch das beste sind. Die anfängliche Episode, wie Donald zu Geld kommt, hängt ebenso in der Luft wie dieser Hexenmeister Schlumfax, dessen fragwürdige Bekanntschaft wir bis dato auch noch nie machen durften. Und ein Zirkusdirektor mit ganz viel Kohle: Das ging vielleicht noch 1966, als die Geschichte ersterschien, aber heute gewiss nicht mehr. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)

Optische Täuschungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nachdem ihr ursprünglicher Plan, das Geld für das Zeltlager des Fähnlein Fieselschweif durch kleine Arbeiten dazuzuverdienen, grandios gescheitert ist, kommen Tick, Trick und Track auf die Idee, ihr eigenes Zimmer für die Zeit ihrer Abwesenheit unterzuvermieten. Doch der Auserwählte ist ausgerechnet Kalafag, seines Zeichens ein genialer Illusionist, der mit seinen Tricks Onkel Donald zur Weißglut treibt. Am Ende gerät Donald so sogar ins Visier der Polizei, weil er meint Kalafag umgebracht zu haben – doch natürlich ist auch der Tod des Magiers nur eine von dessen Illusionen… In seiner Verzweiflung überlässt Donald seinem anstrengenden Untermieter das ganze Haus und zieht in das Zeltlager der Kinder…
Einen netten Spaß hat sich Carlo Chendi da im Jahr 1966 ausgedacht. Recht geschickt werden das Motiv des Zeltlagers als Rahmen um die Story gelegt (solche Plotstrukturen beherrschte gerade dieser Autor perfekt) und die Nebenfiguren Daisy und Dagobert in die Zaubereien Kalafags integriert. Dieser wiederum erscheint fast schon als Getriebener, der gar nicht anders kann als die Welt mit seinen Illusionen zu beleben – jedenfalls handelt er nicht aus Gemeinheit, eher schon aus Berufsehre. Giovan Battista Carpi wiederum ist der geeignete Zeichner, den anschwellenden Zorn Donalds auf Panels zu bannen. Bei all diesem Lob muss man allerdings auch konstatieren, dass die stringente Erzählweise nicht allzu viele Wendungen und Überraschungen zulässt. Trivia: Der seltsame Name des Magiers erinnert an den deutschen Zauberkünstler Helmut Ewald Schreiber (1903-1963), der sich das Pseudonym "Kalanag" zulegte. Fragt sich nur, warum nicht gleich zu "Kala-Duck" gegriffen wurde. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Donald als Tierarzt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald hat als Tierarzt einem Elefanten (schon wieder Dickhäuter!...) eine bittere Medizin zu verabreichen und antizipiert professionell dessen Reaktion… Ganz schön viel Aufwand für einen müden Gag.
Das „Goldene-Schnauferl-Rennen“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Entenhausen ist im Modellbaufieber: Beim „Goldenen-Schnauferl-Rennen“ ist ein wertvoller Pokal zu gewinnen. Donald wird freilich ein falscher Bausatz zugeschickt, den er generös den Kindern überlässt, als er endlich das richtige Paket erhält. Gustav lässt sich von einem echten Automechaniker helfen, während Donald die Dienste von Primus und die Kinder von Düsentrieb in Anspruch nehmen. Kurz vor dem Rennen tauscht Donald die waghalsige Mühle der Kinder mit dem frisierten Bausatz von Gustav, der überzeugt ist, bei seinem Glück sowieso zu gewinnen. Donald geht zwar als erster über die Ziellinie, wird jedoch wegen der Manipulationen an seinem Wagen disqualifiziert. Gustav erhält nicht nur den Pokal, sondern auch einen Sonderpreis, weil er es geschafft hat, aus dem falschen Bausatz ein Gewinnerfahrzeug zu basteln…

Am besten gefällt mir das Panel, auf dem Primus mit dem aus den falschen Bauteilen völlig kenntnislos zusammengeschraubten Wagen Donalds einen Kaffee kocht. Ansonsten ist das ein ziemlich figurenreiches Bäumchen-wechsle-dich-Spiel, das durch die sehr mäßigen Zeichnungen Luciano Capitanios heruntergezogen wird. Immerhin ist ziemlich viel los und die Unlogik übernimmt nicht komplett. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Wässrige Kämpfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beim Urlaub am Erpelsee treffen Donald und die Kinder auf Gustav, der Donald dazu herausfordert, am „Wasserfünfkampf“ teilzunehmen: Angeln, Unterwasserjagd, Wasserski, Schwimmen, Rudern. Erstaunlicherweise nach vier Disziplinen im Hintertreffen liegend, baut Gustav in der Nacht eine zusätzliche Fahrhilfe in sein eigenes Ruderboot ein, doch Tick, Trick und Track riechen den Braten und bringen Gustav zum Absaufen. Donald triumphiert und gewinnt ein schickes Motorboot, mit dem er am folgenden Tag verunglückt. Gustav rettet ihn vorm Ertrinken und erhält dafür am „Lebensrettungstag“ einen Preis von 10000 Talern und ein nagelneues Motorboot…
Dieser neuerliche sportliche Wettstreit zwischen Donald und Gustav ist deutlich öder als der zuvor. Bei dieser Geschichte der Barosso-Brüder und Giuseppe Peregos dürften selbst hartgesottene Wassersportfans abschalten – spritzig ist anders. Ärgerlich, dass hier mal wieder so richtig vorbildlos derjenige „zuletzt lacht“, der zuvor betrogen hatte, nämlich Gustav. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Arbeitsplatzprobleme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald scheitert als Tortenbote in einer Konditorei: Er wird schon vor der Frühstückspause entlassen. Nicht besser ergeht es ihm als Aushilfe im Gourmetrestaurant. Sowieso nicht die richtigen Arbeitgeber für einen, der nicht wach zu kriegen war und deshalb auf sein Frühstück verzichten musste. Völlig niedergeschlagen kehrt Donald nach Hause zurück. Doch die Kinder springen in die Bresche und treten am nächsten Morgen selbst Aushilfsjobs an…
Für eine von Ed Nofziger geschriebene und vom Jaime Diaz Studio ausgeführte so genannte S-Code-Story, das häufigste Füllmaterial der LTBs in den 80er Jahren, ist das eigentlich ganz in Ordnung. Sympathisch ist, wie Tick, Trick und Track die Scharte ihres Onkels auswetzen, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Dieses familiäre Füreinander-Einstehen und Niemals-Aufgeben scheint ein eher amerikanisches Motiv zu sein. Es freut uns, dass Donald im letzten Panel seinen Kopf schon wieder oben trägt und lächelt. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Der Gesundheitsapostel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Primus holt Tick, Trick und Track ab, um zum „Zeltlager für junge Vegetarier“ zu fahren. Donald aber braucht nun einmal Fleisch, scheitert jedoch darin, etwas Essbares aufzutreiben. In seiner Not steigt er sogar in das Haus des abwesenden Primus ein und findet eine Einladung zum Treffen des „Clubs der Eierköpfe“. Da schneit Donald also sozusagen als Primus‘ Vertretung rein. Doch die klugen Menschen dort sind sehr abergläubisch und wollen nicht zu dreizehnt speisen. Donald bietet sich an einen Vierzehnten aufzutreiben und mitzubringen. Aber auch das geht natürlich schief – die Eierköpfe hatten einfach nicht auf Donald gewartet und zu zwölft gespeist. In letzter Not taucht Donald im Vegetarier-Zeltlager auf und frisst jetzt sogar Gras…

„Mein Körper verlangt nach Gehaltvollerem: Schnitzel, Steak und…“: Damit formuliert Donald auf der zweiten Seite der Geschichte von Barosso/Gatto (S. 159) bereits die Höhe, aus der er in der Folge fallen wird. Wobei: Bei den Fleischpreisen (ein Kilo Rinderfilet für 48 Taler!) wäre er gewiss nicht der erste, der „die unermeßlichen Vorzüge der Biokost“ (Primus, S. 160) schätzen lernt. Es darf nicht wundern, dass im Italien des Jahres 1966 der Vegetarismus eher als seltsame lebensreformerische Verirrung zur Darstellung kommt. So interessant diese kulturgeschichtliche Beobachtung auch ist, die Geschehnisse, welche Donalds Appetit ungestillt lassen, sind einigermaßen schlecht motiviert. Die Scheu der Entenhausener Bildungselite vor dem Mahl der 13 hat wohl biblische Bezüge – weniger klar ist, dass auch der deutsche Titel „Der Gesundheitsapostel“ – wenn nicht einfach Primus damit gemeint ist – auf das „letzte Abendmahl“ und somit das Intellektuellenessen anspielt. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Heiteres Melodienraten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zum wiederholten Male in diesem Band tritt Donald gegen Gustav an – diesmal in einer Quizsendung, in der die Kandidaten nach einigen Takten auf den richtigen Musiktitel kommen sollen. Das harte Training mit seinen Neffen schlaucht Donald so sehr, dass er am Tag des Wettkampfs neben sich steht und versagt. Doch der Ausschlag gibt der allerletzte Titel... Am Ende sind sowohl Donald als auch Gustav nicht ganz unzufrieden und selbst Daisy „stolz“ auf die zwei…
Das Ende zeigt mal wieder den harmonischeren Ansatz der amerikanischen Comics - es war auch dasselbe Team wie in „Arbeitsplatzprobleme“ am Werk. Manche Panels sind ganz gelungen, vor allem die Sequenzen von Donalds extremer Fokussierung auf das Musiktitellernen, worüber er schon mal die Milch neben dem Kaffee verschüttet. Aber um ehrlich zu sein, ist der Großteil des Spaßes darauf zurückzuführen, wie viele damals, 1985, aktuelle Radiotitel Ehapa sinnvollerweise in der deutschen Übersetzung versteckt hat: „Es lebe der Sport“, „Jenseits von Eden“, „Purple Rain“, um nur einige zu nennen. Einmal tönt aus dem Radio sogar die unsterbliche Zeile „Männer sind ja so verletzlich“ (S. 182). Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Der Fußball-Kaiser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald ist erfolgreicher Mittelstürmer des FC Entenhausen, der an der Tabellenspitze steht. Doch Donalds Formkurve geht rapide nach unten, als ins Nachbarhaus seines Trainingsgeländes der „Lizirent“ einzieht, der örtliche Literaturzirkel, in dem auch Daisy Mitglied ist. Das Gelaber könne man sich doch nicht anhören! Donald sieht sich herausgefordert vor allem von Traugott Traum, einem Vertreter des „Neo-Kritzelismus“, dem die Damenwelt und speziell Daisy zu Füßen liegt. Als Donald selbst Mitglied des Zirkels wird, um Traum auszustechen, wird alles sogar noch schlimmer. Erst als ein auswärtiger Großdichter Traum in die Pfanne haut und im Gegenteil einige Fußballer als seine Vorbilder benennt, wendet sich das Blatt zu Donalds Gunsten. Sein Ansehen als Fußballer steigt bei den Damen, und bei jedem Heimspiel feuert von nun an der Lizirent den FC Entenhausen von der Südkurve aus an…
Man ist erst einmal baff: In den Tiefen von LTB 107 versteckt sich doch noch eine Perle, und am überraschendsten: Diese beste Geschichte dieses Bandes wurde von Giulio Chierchini gezeichnet! 1963, als die Barossos diesen Plot um das Verhältnis von Fußball und Literatur erdachten, waren die Zeiten noch fern, als sich Literaten ihrer Fußball-Liebhaberei nicht schämten, und umgekehrt auch die geistige Tiefe von Fußballsprüchen („Das Runde muss ins Eckige“, „Ein Tor würde dem Spiel gut tun“, „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“) philosophisch ausgedeutet wurde. Daisy verspottet Donald als „Sklave des Bizeps“ (S. 196), der schlecht (oder gar nicht) frisierte Schaumschläger im Existenzialisten-Pulli, Traugott Traum, hat auch keine Ader für den Sport. Jedenfalls die deutschen Übersetzer satteln auf die satirische Qualität dieser Figur noch hohlste schöngeistige Phrasen, die das jugendliche Publikum 1985 nicht verstanden haben mag, heutige Leser aber mehr als nur schmunzeln lassen: „bla… bla… angeregt durch die Vision der nicht endenwollenden Mystifizierung… bla… bla…“, S. 194; „…ein erhabenes Delirium läßt die Blätter der Ölbäume hold erzittern…“, S. 196. Großartig sind auch die Namens(er)findungen gelungen, da gibt es einen Georges Pourparler und einen Houff Quebab, offenbar beides bedeutsame Vordenker des Neo-Kritzelismus, aber auch Donalds „deus ex machina“, den Fußballfan Honoré de la Haie Dusmenil Hoquiemat. Mit so einem Namen ist sicher auch der Nobelpreis nur eine Frage der Zeit. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)

Das Spezial-Futter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald experimentiert auf seiner heimatlichen Hühnerfarm mit exotischen Futtermischungen – doch nicht nur der Ertrag steigert sich, sondern auch die Lautstärke des Leitgockels. Da hat Donald die Idee, die Vitamin-Beimischungen bei seinen Singvögeln auszuprobieren – verbesserte Sangeskünste wären interessant für Kanarienvogel-Wettbewerbe. Damit die Nachbarschaft nicht wieder aufgeschreckt wird, baut Donald für die Experimente mit seinen drei Kanaris Nicki, Pucki und Toxi eigens eine Hütte im Wald. Als er das nächste Mal dorthin zurückkehrt, ist diese jedoch zerstört: Die niedlichen Singvögel haben sich in monsterhafte Riesenvögel verwandelt, die sich an den Indigo-Tannen Onkel Dagoberts, der sich als dortiger Grundbesitzer herausstellt, sattessen. Ein Ranger verhindert, dass Donald mit Kanonen auf Spatzen schießt. Schließlich lässt sich Donald von Düsentrieb einen Riesen-Rächerfalken konstruieren, mit dem er sie von Dagoberts Land vertreiben will. Doch mittlerweile haben die Auswirkungen der Vitamin-Extrakte nachgelassen und die Vögel sich wieder auf Normalgröße zurückverwandelt…
Nachdem einige Geschichten vorher Elefanten geschrumpft wurden, wachsen nun also die Singvögel. Man spürt geradezu die Anstrengungen nach, die Autor Rodolfo Cimino gehabt haben muss, die Kernidee der Monster-Kanaris irgendwie sinnvoll wieder ein- und wieder auszuleiten. Besonders blöd ist seine Idee, Donald seine eigenen kleinen Hühner rupfen zu lassen, um seinem gigantischen mechanischen Greifvogel eine glaubwürdige Verkleidung zu verpassen. Damit werden zwar die Hühner, mit denen die Geschichte ja aufmacht, noch einer erzählerischen Verwendung in der zweiten Hälfte des Plots zugeführt, Zweifel an der Konsistenz der Story jedoch mehr denn je genährt. Und Luciano Capitanio zeichnete 1969 - dem Jahr, in dem er viel zu früh starb - nicht besser als 1963.
Autofahrer des Jahres[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Donald und Gustav diesmal im Wettbewerb um den Titel „Autofahrer des Jahres“, den jener Entenhausener einheimsen kann, der die wenigsten Strafzettel auf dem Konto hat. Und obwohl Donald bereits derer 17 auf sich vereinen kann und beim Versuch, Gustav noch mehr aufzubrummen, kräftig weitere hinzusammelt, steht er am Abend der Wahl Donald auf dem Podium des Automobilclubs. Doch auch hier gilt mal wieder: „Wer zuletzt lacht…“
Nicht einmal die Pointe, warum am Ende doch wieder Gustav gewinnt, ist hier der Rede wert. Der dritte durch den schwachen Zeichner Capitanio ausgeführte Comic, die x-te eines irgendgearteten Wettbewerbs zwischen Donald und Gustav bringt das Fass zum Überlaufen. Hätte man sich so was von sparen können. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)
Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die starken Zeichnungen von Scarpa und Carpi prägen den Eindruck vom ersten Drittel des Bandes, die der minder Bemittelten Perego, Gatto und vor allem Capitanio die des Rests. Die italienische Vorlage mag sogar noch schwächer gewesen sein, hievte Ehapa doch immerhin die schöne Humoreske „Der Fußball-Kaiser“ aus einer Mondadori-Nebenreihe in den Band. Selbst die amerikanischen S-Code-Storys, eigentlich nur Füllmaterial, werten den Band eher auf als ab, was schon viel heißen will. Hobrowili (Diskussion) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST)