LTB 34: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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{{mm}} [[Micky]] ist von den Renovierungen in seinem Haus genervt und flüchtet zu [[Goofy]]. Der hat einen neuen Job und patroulliert als Nachtwächter vor einem Lager für Spielzeug. Doch Gauner führen den Naivling in die Irre und brechen in den Schuppen ein. Merkwürdig: Auch der Fabrikbesitzer Kuno Kreisel stellt fest, dass nichts gestohlen wurde. Micky findet jedoch heraus, dass die Einbrecher in der nächtlichen Aktion etwa 5000 Spielzeugwaffen, für den Export ins Ausland bestimmt, gegen ebenso viele echte Gewehre ausgetauscht hatten. Micky und Goofy schmuggeln sich, um das Geheimnis zu lüften, in eine der Kisten und geraten so an Bord des Handelsschiffs vom Exporteur Karlchen Knaller. Der Transport geht nach Halunkistan, ein kleines Sultanat im Vorderen Orient. Knallers Geschäftsmodell: Die Regierungstruppen sollen die falschen, die Rebellen die echten Waffen erhalten. Micky wird mit Goofy von den Truppen des Herrschers Halunki XXXVIII. ergriffen, kann von diesem aber erwirken, dass sie mit den gerade eingetroffenen Gewehren hingerichtet werden. So beweist Micky, dass in Wirklichkeit Spielzeuggewehre geliefert wurden und Halunkis Haushofmeister El Knahl mit den Rebellen unter einer Decke steckt. Nun wollen die Rebellen mit Knaller und El Knahl an der Spitze den Regierungspalast stürmen, doch, Überraschung: Auch deren Waffen funktionieren nicht, sind Spielwaren. Pazifist Micky hatte vorgesorgt und auch die 50 Kisten mit echten Waffen gegen 50 mit Spielzeug austauschen lassen. So einfach werden Machtkämpfe in Nahost manchmal gelöst: „Der Sultan hat mir zugesichert, daß er sämtliche Waffen ins Meer versenken läßt, damit nicht noch einer auf dumme Gedanken kommt! (S. 68)"...
{{mm}} [[Micky]] ist von den Renovierungen in seinem Haus genervt und flüchtet zu [[Goofy]]. Der hat einen neuen Job und patroulliert als Nachtwächter vor einem Lager für Spielzeug. Doch Gauner führen den Naivling in die Irre und brechen in den Schuppen ein. Merkwürdig: Auch der Fabrikbesitzer Kuno Kreisel stellt fest, dass nichts gestohlen wurde. Micky findet jedoch heraus, dass die Einbrecher in der nächtlichen Aktion etwa 5000 Spielzeugwaffen, für den Export ins Ausland bestimmt, gegen ebenso viele echte Gewehre ausgetauscht hatten. Micky und Goofy schmuggeln sich, um das Geheimnis zu lüften, in eine der Kisten und geraten so an Bord des Handelsschiffs vom Exporteur Karlchen Knaller. Der Transport geht nach Halunkistan, ein kleines Sultanat im Vorderen Orient. Knallers Geschäftsmodell: Die Regierungstruppen sollen die falschen, die Rebellen die echten Waffen erhalten. Micky wird mit Goofy von den Truppen des Herrschers Halunki XXXVIII. ergriffen, kann von diesem aber erwirken, dass sie mit den gerade eingetroffenen Gewehren hingerichtet werden. So beweist Micky, dass in Wirklichkeit Spielzeuggewehre geliefert wurden und Halunkis Haushofmeister El Knahl mit den Rebellen unter einer Decke steckt. Nun wollen die Rebellen mit Knaller und El Knahl an der Spitze den Regierungspalast stürmen, doch, Überraschung: Auch deren Waffen funktionieren nicht, sind Spielwaren. Pazifist Micky hatte vorgesorgt und auch die 50 Kisten mit echten Waffen gegen 50 mit Spielzeug austauschen lassen. So einfach werden Machtkämpfe in Nahost manchmal gelöst: „Der Sultan hat mir zugesichert, daß er sämtliche Waffen ins Meer versenken läßt, damit nicht noch einer auf dumme Gedanken kommt! (S. 68)"...
[[Bild:LTB_034-1.jpg|left|thumb|500px|Erstaunlich biegsame Gewehre in Pavese/Chierchinis "Der Schnappschuss" (© Egmont Ehapa)]]


Diese waffenstarrende Geschichte von [[Guido Martina]] am Storyboard und [[Giovan Battista Carpi]] am Zeichentisch kann nicht überzeugen. Am besten sind noch die Gagszenen am Anfang, auch wenn solche Aufweckmaschinen, wie sie Goofy nutzt, um rechtzeitig zum Arbeitsantritt frisch zu sein, schon damals, im Jahr 1968, unmöglich neu gewesen sein können. Nach dem Knalleffekt, als Goofy seinen Freund beinahe mit scharfer Munition durchlöchert (S. 30), ist zwar die Auflösung des halbgaren Polit-Thrillers noch ganz interessant, aber im Großen und Ganzen auch recht länglich und zäh erzählt, bis Micky die Schurken so verlässlich wie vorhersehbar zur Strecke bringt. Enttäuschend sind aber in erster Linie nicht die Story, sondern die Zeichnungen. Kaum zu glauben, dass hier derselbe Carpi den Zeichenstift führte, der in denselben Jahren einige andere prima Comics umsetzte („Aus dem Leben Traugott Taugerichts“, 1967/[[LTB 22]], oder auch die Phantomias-Origin-Story „Die Verwandlung“, 1969/[[LTB 41]]). Des Rätsels Lösung mag sein, dass Carpi schon damals mehr Gefallen an den Gestalten des Duck-Universums fand und die Maus-Geschichten nur noch als lästige Pflichtaufgabe betrachtete. Das Sultanat „Halunkistan“ heißt im italienischen Original übrigens „Brillifrilly“, was, wenn man ehrlich ist, ein eher noch schlechterer und kindischerer Name ist. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 17:33, 9. Nov. 2024 (CET)
Diese waffenstarrende Geschichte von [[Guido Martina]] am Storyboard und [[Giovan Battista Carpi]] am Zeichentisch kann nicht überzeugen. Am besten sind noch die Gagszenen am Anfang, auch wenn solche Aufweckmaschinen, wie sie Goofy nutzt, um rechtzeitig zum Arbeitsantritt frisch zu sein, schon damals, im Jahr 1968, unmöglich neu gewesen sein können. Nach dem Knalleffekt, als Goofy seinen Freund beinahe mit scharfer Munition durchlöchert (S. 30), ist zwar die Auflösung des halbgaren Polit-Thrillers noch ganz interessant, aber im Großen und Ganzen auch recht länglich und zäh erzählt, bis Micky die Schurken so verlässlich wie vorhersehbar zur Strecke bringt. Enttäuschend sind aber in erster Linie nicht die Story, sondern die Zeichnungen. Kaum zu glauben, dass hier derselbe Carpi den Zeichenstift führte, der in denselben Jahren einige andere prima Comics umsetzte („Aus dem Leben Traugott Taugerichts“, 1967/[[LTB 22]], oder auch die Phantomias-Origin-Story „Die Verwandlung“, 1969/[[LTB 41]]). Des Rätsels Lösung mag sein, dass Carpi schon damals mehr Gefallen an den Gestalten des Duck-Universums fand und die Maus-Geschichten nur noch als lästige Pflichtaufgabe betrachtete. Das Sultanat „Halunkistan“ heißt im italienischen Original übrigens „Brillifrilly“, was, wenn man ehrlich ist, ein eher noch schlechterer und kindischerer Name ist. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 17:33, 9. Nov. 2024 (CET)
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== Der Superchampion ==
== Der Superchampion ==
''„Gib auf, Fliegengewicht!“'' (das Publikum gibt nicht viel auf die „Viper“)
''„Gib auf, Fliegengewicht!“'' (das Publikum gibt nicht viel auf die „Viper“)
[[Bild:LTB_034-2.jpg|right|thumb|"Martial Arts" in Ringburg in Dalmasso/M. De Vitas "Der Superchampion" (© Egmont Ehapa)]]


{{mm}} [[Micky]] vergnügt sich mit [[Goofy]] in der Jahrmarktstadt Rummelhaven. Als die beiden merken, dass sie kaum noch Geld haben, gehen sie ins Casino, um ihr Glück zu versuchen. Eigentlich gewinnt Mickys Zahl, doch die Chips streicht eine geheimnisvolle Blondine ein. Bald fliegen am Roulettetisch die Fetzen, weil sich Micky mit Kurt Kugler, seines Zeichens Kunstschütze beim Zirkus, anlegt und prügelt. Doch es nutzt nichts: Micky und Goofy haben kein Geld mehr und treten deshalb die Autofahrt nach Hause an, die jedoch vor Müdigkeit an einem Straßenbaum endet. Sie springen auf einen Zug auf, aus dem sie zwei andere Landstreicher werfen. Da begegnen sie der Blondine wieder: Sie stellt sich als Fräulein Süß vor, die Sekretärin des Ringmanagers Gero Groggy. Sie hat im Casino Mickys Karatetricks beobachtet und macht ihm den Vorschlag, sich als Ringer zu versuchen. Im Haus Groggys wird das Geschäft konkret: Micky soll als „Viper des Dschungels“ gegen den Champion, die „Kobra des Orients“ antreten, wenigstens fünf Runden durchhalten und dafür 600 Taler kassieren. 200 Taler Vorschuss erhält er sofort. Doch wie das Leben so spielt: Micky gewinnt im Sportpalast von Ringburg den Kampf gegen die Kobra. So hat sich Groggy das nicht gedacht, zumal er selbst einen ganzen Batzen Geld auf die „Kobra“ gesetzt hatte. Er schickt seine „Assistenten“ zu Micky, um ihn fertigzumachen, doch das Gegenteil tritt ein. Micky kreuzt bei Groggy auf, um die restlichen 400 Taler einzustreichen. Als Groggy eine Pistole auf Micky richtet, wendet sich Fräulein Süß gegen ihn und entwaffnet ihn. Micky ist ein bisschen verschossen in seine Helferin und gibt ihr, die selbst Geld beim Kampf verloren hat, die 400 Taler. Er hatte sich auf Goofy verlassen, der 150 Taler auf seinen Sieg setzen sollte. Doch der glaubte ganz schlau zu sein, als er auf Nummer sicher gehen wollte und 75 Taler auf die Viper und 75 Taler auf die Kobra setzte…
{{mm}} [[Micky]] vergnügt sich mit [[Goofy]] in der Jahrmarktstadt Rummelhaven. Als die beiden merken, dass sie kaum noch Geld haben, gehen sie ins Casino, um ihr Glück zu versuchen. Eigentlich gewinnt Mickys Zahl, doch die Chips streicht eine geheimnisvolle Blondine ein. Bald fliegen am Roulettetisch die Fetzen, weil sich Micky mit Kurt Kugler, seines Zeichens Kunstschütze beim Zirkus, anlegt und prügelt. Doch es nutzt nichts: Micky und Goofy haben kein Geld mehr und treten deshalb die Autofahrt nach Hause an, die jedoch vor Müdigkeit an einem Straßenbaum endet. Sie springen auf einen Zug auf, aus dem sie zwei andere Landstreicher werfen. Da begegnen sie der Blondine wieder: Sie stellt sich als Fräulein Süß vor, die Sekretärin des Ringmanagers Gero Groggy. Sie hat im Casino Mickys Karatetricks beobachtet und macht ihm den Vorschlag, sich als Ringer zu versuchen. Im Haus Groggys wird das Geschäft konkret: Micky soll als „Viper des Dschungels“ gegen den Champion, die „Kobra des Orients“ antreten, wenigstens fünf Runden durchhalten und dafür 600 Taler kassieren. 200 Taler Vorschuss erhält er sofort. Doch wie das Leben so spielt: Micky gewinnt im Sportpalast von Ringburg den Kampf gegen die Kobra. So hat sich Groggy das nicht gedacht, zumal er selbst einen ganzen Batzen Geld auf die „Kobra“ gesetzt hatte. Er schickt seine „Assistenten“ zu Micky, um ihn fertigzumachen, doch das Gegenteil tritt ein. Micky kreuzt bei Groggy auf, um die restlichen 400 Taler einzustreichen. Als Groggy eine Pistole auf Micky richtet, wendet sich Fräulein Süß gegen ihn und entwaffnet ihn. Micky ist ein bisschen verschossen in seine Helferin und gibt ihr, die selbst Geld beim Kampf verloren hat, die 400 Taler. Er hatte sich auf Goofy verlassen, der 150 Taler auf seinen Sieg setzen sollte. Doch der glaubte ganz schlau zu sein, als er auf Nummer sicher gehen wollte und 75 Taler auf die Viper und 75 Taler auf die Kobra setzte…
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Gerade heute, in Zeiten allgegenwärtiger medialer Gehirnwäsche, liest man die Geschichte aus dem Jahr 1966 wieder mit einem über den Rücken laufenden Schaudern. Internet gab es ja noch nicht, doch Rundfunk, Fernsehen, Zeitung und Telefon (!) reichen ja aus, um das Denken auszuschalten und jedes an ein Medium angeschlossenes Individuum in einen willenlosen Konsum-Roboter zu verwandeln. Da hilft nur radikaler „Digital Detox“, für das Goofy, selbstbestimmt gekappt von medialer Beeinflussung, ein tolles Vorbild ist. Doch in der Versuchsanordnung, die [[Michele Gazzarri|Gazzarri]] und [[Bottaro]] da für ihren Plot gefunden haben, wird die Urheberschaft für derartige dystopische Zustände eher verschleiert. Professor Unrath verlegt ja offenbar keine Zeitungen und betreibt auch keinen Sender, sondern ist eher ein herkömmlicher Verbrecher und Weltbeherrscher-Typ, der auf mysteriöse Weise über eine „Hypnosetelesteuerung“ Zugang zu den medialen Inhalten erlangt hat. Je elektronischer, desto nachvollziehbarer, aber bei Zeitungen?... Da gibt es doch einige logische Lücken. Insgesamt wäre bei dieser Thematik also mehr Tiefgang drin gewesen. Außerdem wird das Ganze durch Micky am Ende wirklich ziemlich beiläufig und unplausibel aufgelöst. Sowohl Unrath als auch seine Helfer scheinen sich in ihrem eigenen Machtzentrum pulverisiert und der Maus freie Hand gegeben zu haben. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 17:33, 9. Nov. 2024 (CET)
Gerade heute, in Zeiten allgegenwärtiger medialer Gehirnwäsche, liest man die Geschichte aus dem Jahr 1966 wieder mit einem über den Rücken laufenden Schaudern. Internet gab es ja noch nicht, doch Rundfunk, Fernsehen, Zeitung und Telefon (!) reichen ja aus, um das Denken auszuschalten und jedes an ein Medium angeschlossenes Individuum in einen willenlosen Konsum-Roboter zu verwandeln. Da hilft nur radikaler „Digital Detox“, für das Goofy, selbstbestimmt gekappt von medialer Beeinflussung, ein tolles Vorbild ist. Doch in der Versuchsanordnung, die [[Michele Gazzarri|Gazzarri]] und [[Bottaro]] da für ihren Plot gefunden haben, wird die Urheberschaft für derartige dystopische Zustände eher verschleiert. Professor Unrath verlegt ja offenbar keine Zeitungen und betreibt auch keinen Sender, sondern ist eher ein herkömmlicher Verbrecher und Weltbeherrscher-Typ, der auf mysteriöse Weise über eine „Hypnosetelesteuerung“ Zugang zu den medialen Inhalten erlangt hat. Je elektronischer, desto nachvollziehbarer, aber bei Zeitungen?... Da gibt es doch einige logische Lücken. Insgesamt wäre bei dieser Thematik also mehr Tiefgang drin gewesen. Außerdem wird das Ganze durch Micky am Ende wirklich ziemlich beiläufig und unplausibel aufgelöst. Sowohl Unrath als auch seine Helfer scheinen sich in ihrem eigenen Machtzentrum pulverisiert und der Maus freie Hand gegeben zu haben. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 17:33, 9. Nov. 2024 (CET)
[[Bild:LTB_034-2.jpg|left|thumb|500px|Ein Panel vom Tag der Mondlandung aus Martina/Gattos "Der Mann im Mond" (© Egmont Ehapa)]]


== Der Mann im Mond ==
== Der Mann im Mond ==