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[[Bild:LTB_079-4.jpg|right|thumb|Der erste Auftritt von Gitta Gans im Jahr 1960 in Scarpas "Der letzte Gulu-Gulu"... (© Egmont Ehapa)]] | [[Bild:LTB_079-4.jpg|right|thumb|Der erste Auftritt von Gitta Gans im Jahr 1960 in Scarpas "Der letzte Gulu-Gulu"... (© Egmont Ehapa)]] | ||
„Der letzte Gulu-Gulu“ (oder Gulugulu, wie es in späteren Auflagen heißt) ist die beste kurze (d.h. rund dreißigseitige) Duck-Geschichte von [[Romano Scarpa]] aus seiner frühesten Schaffensphase, die bis 1962 währte, vermutlich aber überhaupt. Wie meistens in diesem Zeitraum stammten nicht nur die Zeichnungen, sondern auch die Story vom „Maestro“ selbst, während ihm als Inker der später so produktive Autor [[Rodolfo Cimino]] zur Seite stand. Wo soll man nur anfangen, um die Qualitäten dieser Story zu preisen? Die Grundidee? Dass uns irgendein Wort in den Sinn kommt, das wir nicht einordnen können, hat wohl jeder schon einmal erlebt, und wenn nur als „Zauberwort“ in seiner Kindheit. Und hier gibt es dann sogar die plausible Erklärung, dass Dagobert das Wort vor 25 Jahren schon einmal kannte, dann aber in sein Unterbewusstsein verbannt hatte. Die Gags? Scarpa hat so eine ruhmeswürdige Technik, sie eher so nebenbei einzuflechten, ohne dass sie die sowieso stattfindende Haupthandlung groß beeinflussen würden, etwa wenn Dagobert und Gitta ihre Verfolgungsjagd durch Gully und Kanalisation fortsetzen (S. 184), oder wenn Dagobert und der Pelztierjäger Sam Schwarzbart, als die Ducks gerade aus allergrößter Gefahr vor den Krokodilen gerettet werden, einfach ohne sich darum zu kümmern um den Gulu-Gulu weiterfeilschen (S. 201-203). Die Charaktere? Der Gulu-Gulu, dieses possierliche Tierchen, ist ein absoluter Herzenswärmer, Gitta Gans, die hier ihren allerersten Auftritt hat, alles andere als nur eine Nervensäge, sondern eine sensible, verständige Natur, vor allem aber Dagobert, „der größte gutherzige Geizhals, den wir kennen“ (S. 215), gewinnt Scarpa einige weichere Seiten ab, die gerade bei den Italienern ihresgleichen suchen. Der Leser ahnt eher, dass Dagoberts Zuneigung zum Gulu-Gulu bereits kurz nach der Rückkehr nicht kleiner ist als die seiner Verwandtschaft (S. 207/S. 208), dass er sie aber zunächst noch verleugnen muss, weil sie seinen ursprünglichen Plänen absolut zuwiderläuft. Gerade weil man diese Dimension bei den Italienern manchmal vermisst, bin ich aber versucht, den Plot, den Aufbau, die Erzählstruktur hier an allererster Stelle zu nennen: Ganz organisch endet die Geschichte dort, wo sie beginnt – in Dagoberts Schlafzimmer –, und die drei Handlungsteile – Vorbereitung (10 Seiten), Suche (14 Seiten), Auflösung (11 Seiten) stehen in einem perfekten erzählerischen Verhältnis zueinander. Überhaupt ist es ein sehr einfacher Plot, der ganz viel Raum für die Entfaltung von Idee, Gags und Charakteren lässt, die hier bereits ausgiebig gelobt wurden. Kaum zu fassen, dass Scarpa für all das nur 35 Seiten benötigt. Als [[Ehapa]] im Jahr 2013 in seiner Zeichnerreihe [[Die_besten_Geschichten_von_...|Die besten Geschichten von...]]. seinen [[Die_besten_Geschichten_von_Romano_Scarpa|7. Band]] endlich Romano Scarpa widmete, wurde verdientermaßen „Der letzte Gulu-Gulu“ als Titelstory ausgewählt. | „Der letzte Gulu-Gulu“ (oder Gulugulu, wie es in späteren Auflagen heißt) ist die beste kurze (d.h. rund dreißigseitige) Duck-Geschichte von [[Romano Scarpa]] aus seiner frühesten Schaffensphase, die bis 1962 währte, vermutlich aber überhaupt. Wie meistens in diesem Zeitraum stammten nicht nur die Zeichnungen, sondern auch die Story vom „Maestro“ selbst, während ihm als Inker der später so produktive Autor [[Rodolfo Cimino]] zur Seite stand. Wo soll man nur anfangen, um die Qualitäten dieser Story zu preisen? Die Grundidee? Dass uns irgendein Wort in den Sinn kommt, das wir nicht einordnen können, hat wohl jeder schon einmal erlebt, und wenn nur als „Zauberwort“ in seiner Kindheit. Und hier gibt es dann sogar die plausible Erklärung, dass Dagobert das Wort vor 25 Jahren schon einmal kannte, dann aber in sein Unterbewusstsein verbannt hatte. Die Gags? Scarpa hat so eine ruhmeswürdige Technik, sie eher so nebenbei einzuflechten, ohne dass sie die sowieso stattfindende Haupthandlung groß beeinflussen würden, etwa wenn Dagobert und Gitta ihre Verfolgungsjagd durch Gully und Kanalisation fortsetzen (S. 184), oder wenn Dagobert und der Pelztierjäger Sam Schwarzbart, als die Ducks gerade aus allergrößter Gefahr vor den Krokodilen gerettet werden, einfach ohne sich darum zu kümmern um den Gulu-Gulu weiterfeilschen (S. 201-203). Die Charaktere? Der Gulu-Gulu, dieses possierliche Tierchen, ist ein absoluter Herzenswärmer, Gitta Gans, die hier ihren allerersten Auftritt hat, alles andere als nur eine Nervensäge, sondern eine sensible, verständige Natur, vor allem aber Dagobert, „der größte gutherzige Geizhals, den wir kennen“ (S. 215), gewinnt Scarpa einige weichere Seiten ab, die gerade bei den Italienern ihresgleichen suchen. Der Leser ahnt eher, dass Dagoberts Zuneigung zum Gulu-Gulu bereits kurz nach der Rückkehr nicht kleiner ist als die seiner Verwandtschaft (S. 207/S. 208), dass er sie aber zunächst noch verleugnen muss, weil sie seinen ursprünglichen Plänen absolut zuwiderläuft. Gerade weil man diese Dimension bei den Italienern manchmal vermisst, bin ich aber versucht, den Plot, den Aufbau, die Erzählstruktur hier an allererster Stelle zu nennen: Ganz organisch endet die Geschichte dort, wo sie beginnt – in Dagoberts Schlafzimmer –, und die drei Handlungsteile – Vorbereitung (10 Seiten), Suche (14 Seiten), Auflösung (11 Seiten) stehen in einem perfekten erzählerischen Verhältnis zueinander. Überhaupt ist es ein sehr einfacher Plot, der ganz viel Raum für die Entfaltung von Idee, Gags und Charakteren lässt, die hier bereits ausgiebig gelobt wurden. Kaum zu fassen, dass Scarpa für all das nur 35 Seiten benötigt. Als [[Ehapa]] im Jahr 2013 in seiner Zeichnerreihe [[Die_besten_Geschichten_von_...|Die besten Geschichten von...]]. seinen [[Die_besten_Geschichten_von_Romano_Scarpa|7. Band]] endlich Romano Scarpa widmete, wurde verdientermaßen „Der letzte Gulu-Gulu“ als Titelstory ausgewählt. Einen kurzen enzyklopädischen Artikel zu dieser Scarpa-Geschichte bietet die Duckipedia auch [[Der_letzte_Gulugulu|hier]]. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 16:00, 28. Mär. 2024 (CET) | ||
[[Bild:LTB_079-5.jpg|left|thumb|...und von Kuno Knäul 1961 in Scarpas "Die doppelte Entführung" (© Egmont Ehapa)]] | [[Bild:LTB_079-5.jpg|left|thumb|...und von Kuno Knäul 1961 in Scarpas "Die doppelte Entführung" (© Egmont Ehapa)]] |