Adaption: Unterschied zwischen den Versionen

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+Bild, Scala nun auch im Geschichte-Abschnitt erwähnt
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Einem leicht abgewandelten Schema folgt die Parodie. Bei der Parodie ist das Ziel nicht, die Vorlage möglichst originalgetreu und mit Bildern ausgeschmückt wiederzugeben, sondern sich auf komisch-satirische Art und Weise über ein Werk oder einen Künstler lustig zu machen. Auch hier wird die Handlung halbwegs übernommen und die Figuren werden in das Disney-Universum transponiert, allerdings werden bestimmte Aspekte besonders hervorgehoben, ins Lächerliche getrieben und somit parodiert. Die Grenzen zwischen Adaption und Parodie sind jedoch nicht immer trennscharf zu ziehen. Viele Adaptionen haben komisch-parodistische Elemente, da ja ernstere Themen der Vorlage oft für einen Disneycomic als ungeeignet erscheinen und daher abgewandelt werden. Solche Elemente lassen sich zum Beispiel in der Geschichte ''Krieg und Frieden'' von [[Giovan Battista Carpi]] finden. ''(Bild folgt noch)''
Einem leicht abgewandelten Schema folgt die Parodie. Bei der Parodie ist das Ziel nicht, die Vorlage möglichst originalgetreu und mit Bildern ausgeschmückt wiederzugeben, sondern sich auf komisch-satirische Art und Weise über ein Werk oder einen Künstler lustig zu machen. Auch hier wird die Handlung halbwegs übernommen und die Figuren werden in das Disney-Universum transponiert, allerdings werden bestimmte Aspekte besonders hervorgehoben, ins Lächerliche getrieben und somit parodiert. Die Grenzen zwischen Adaption und Parodie sind jedoch nicht immer trennscharf zu ziehen. Viele Adaptionen haben komisch-parodistische Elemente, da ja ernstere Themen der Vorlage oft für einen Disneycomic als ungeeignet erscheinen und daher abgewandelt werden. Solche Elemente lassen sich zum Beispiel in der Geschichte ''Krieg und Frieden'' von [[Giovan Battista Carpi]] finden. ''(Bild folgt noch)''
 
[[Datei:Krieg und Frieden.jpg|mini|links|Diese Szene aus Carpis ''Krieg und Frieden'' parodiert die internationale Diplomatie und geht damit über die reine Adaption der Vorlage hinaus (© Egmont Ehapa)]]
Vielfach sind Adaptionen auch als eine Art '''Hommage''' an den Autor/die Autorin der Vorlage zu verstehen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist ''[[Micky Maltese]]'', das anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der italienischen Comicserie „Corto Maltese“ entstand.
Vielfach sind Adaptionen auch als eine Art '''Hommage''' an den Autor/die Autorin der Vorlage zu verstehen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist ''[[Micky Maltese]]'', das anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der italienischen Comicserie „Corto Maltese“ entstand.


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Literaturadaptionen tauchten bereits sehr früh in den Disney-Comics auf. Vor allem in denen aus Italien waren sie von Anfang an sehr präsent. Zu Beginn war es [[Guido Martina]], der das Genre in Italien einführte und die ersten großen Adaptionen schrieb. 1949 entstand der erste große italienische Klassiker sowie die erste Eigenproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg, ''[[LTB Sonderedition 2020-2#Mickys Inferno|Mickys Inferno]]'' (Zeichnungen [[Angelo Bioletto]], [[LTB Sonderedition 2020-1]]) eine Literaturadaption von Dantes „[https://de.wikipedia.org/wiki/Göttliche_Komödie#1._Inferno_/_Die_Hölle Inferno]“ aus der [https://de.wikipedia.org/wiki/Göttliche_Komödie Göttlichen Komödie]). Ab 1956 schuf Martina dann regelmäßig Adaptionen der verschiedensten Werke, von ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote Don Quijote]'' (in ''[[LTB 60#Don Quichotte|Don Quichotte]]'', [[LTB 60]], Zeichnungen von [[Pier Lorenzo de Vita]]) bis ''[https://de.wikipedia.org/wiki/A_Christmas_Carol A Christmas Carol]'' (in ''[[DD 284#Ein Weihnachtsmärchen|Ein Weihnachtsmärchen]]'', [[DD 284]], Zeichnungen von [[José Colomer Fonts]]), um nur zwei zu nennen (eine Liste aller Adaptionen von Martina gibt es [[Guido Martina#Alle Parodien|hier]]).
Literaturadaptionen tauchten bereits sehr früh in den Disney-Comics auf. Vor allem in denen aus Italien waren sie von Anfang an sehr präsent. Zu Beginn war es [[Guido Martina]], der das Genre in Italien einführte und die ersten großen Adaptionen schrieb. 1949 entstand der erste große italienische Klassiker sowie die erste Eigenproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg, ''[[LTB Sonderedition 2020-2#Mickys Inferno|Mickys Inferno]]'' (Zeichnungen [[Angelo Bioletto]], [[LTB Sonderedition 2020-1]]) eine Literaturadaption von Dantes „[https://de.wikipedia.org/wiki/Göttliche_Komödie#1._Inferno_/_Die_Hölle Inferno]“ aus der [https://de.wikipedia.org/wiki/Göttliche_Komödie Göttlichen Komödie]). Ab 1956 schuf Martina dann regelmäßig Adaptionen der verschiedensten Werke, von ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote Don Quijote]'' (in ''[[LTB 60#Don Quichotte|Don Quichotte]]'', [[LTB 60]], Zeichnungen von [[Pier Lorenzo de Vita]]) bis ''[https://de.wikipedia.org/wiki/A_Christmas_Carol A Christmas Carol]'' (in ''[[DD 284#Ein Weihnachtsmärchen|Ein Weihnachtsmärchen]]'', [[DD 284]], Zeichnungen von [[José Colomer Fonts]]), um nur zwei zu nennen (eine Liste aller Adaptionen von Martina gibt es [[Guido Martina#Alle Parodien|hier]]).


Ende der Fünfziger stiegen dann auch andere Autoren und Zeichner ein, unter anderem [[Luciano Bottaro]] mit Meisterwerken wie ''Doktor Duckenfaust I.'' (natürlich eine Adaption von Goethes ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Goethes_Faust Faust]''). Prägend als Zeichner und dann auch Autor von Parodien wirkte vor allem [[Giovan Battista Carpi]], dessen Talent zu historischen Settings in diesem Genre am besten zum Ausdruck kam. Adaptionen von Carpi wie ''Krieg und Frieden'', ''Die Ducks ... vom Winde verweht'' (Adaption von [https://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Winde_verweht Vom Winde verweht] von Margaret Mitchell) oder ''Das Geheimnis der Silberleuchter'' (Adaption von [https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Elenden Die Elenden] von Victor Hugo) zählen zu den besten italienischen Comicgeschichten überhaupt und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei den Fans (eine Liste aller Adaptionen von Carpi gibt es [[Giovan Battista Carpi#Alle Parodien|hier]]).
Ende der Fünfziger stiegen dann auch andere Autoren und Zeichner ein, unter anderem [[Luciano Bottaro]] mit Meisterwerken wie ''Doktor Duckenfaust I.'' (natürlich eine Adaption von Goethes ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Goethes_Faust Faust]''). Prägend als Zeichner und dann auch Autor von Parodien wirkte vor allem [[Giovan Battista Carpi]], dessen Talent zu historischen Settings in diesem Genre am besten zum Ausdruck kam. Adaptionen von Carpi wie ''Krieg und Frieden'', ''Die Ducks ... vom Winde verweht'' (Adaption von [https://de.wikipedia.org/wiki/Vom_Winde_verweht Vom Winde verweht] von Margaret Mitchell) oder ''Das Geheimnis der Silberleuchter'' (Adaption von [https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Elenden Die Elenden] von Victor Hugo) zählen zu den besten italienischen Comicgeschichten überhaupt und erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei den Fans (eine Liste aller Adaptionen von Carpi gibt es [[Giovan Battista Carpi#Alle Parodien|hier]]). Die Blüte der Adaptionen lässt sich in die 1980er-Jahre einordnen. Binnen weniger Jahre entstanden nicht nur die eben genannten Klassiker Carpis, sondern auch einige bemerkenswerte Adaptionen von [[Romano Scarpa]] und die Adaptionen [[Guido Scala]]s, die dem Genre nochmal einen eigenen, unverwechselbaren Touch gaben (zu erwähnen wären etwa ''Dollivers Reisen'' oder ''Der magische Ring'').


Auch in den USA wagte man sich an das Genre heran, wenngleich deutlich seltener und vorsichtiger. 1965–66 produzierte [[Western Publishing]] einige Parodien unter dem Titel ''The Walt Disney Theater'', die von [[Vic Lockman]] geschrieben und entweder [[Tony Strobl]] oder [[Paul Murry]] gezeichnet wurden. Ab 1975 entstand die Serie ''[[Goofy – Eine komische Historie]]'', in der Goofy in die Gestalt mehrerer historischer und literarischer Persönlichkeiten schlüpfte. Die Geschichten waren weit parodistischer als viele italienische Literaturadaptionen. Auch in Brasilien entstanden einige Parodien mit Dussel in der Hauptrolle. Allerdings setzte das Genre sich weder in den USA noch in Brasilien wirklich durch, während es in Italien bis heute regelmäßig neue Geschichten von den verschiedensten Autoren gibt, unter anderem [[Francesco Artibani]] oder [[Bruno Enna]].  
Auch in den USA wagte man sich an das Genre heran, wenngleich deutlich seltener und vorsichtiger. 1965–66 produzierte [[Western Publishing]] einige Parodien unter dem Titel ''The Walt Disney Theater'', die von [[Vic Lockman]] geschrieben und entweder [[Tony Strobl]] oder [[Paul Murry]] gezeichnet wurden. Ab 1975 entstand die Serie ''[[Goofy – Eine komische Historie]]'', in der Goofy in die Gestalt mehrerer historischer und literarischer Persönlichkeiten schlüpfte. Die Geschichten waren weit parodistischer als viele italienische Literaturadaptionen. Auch in Brasilien entstanden einige Parodien mit Dussel in der Hauptrolle. Allerdings setzte das Genre sich weder in den USA noch in Brasilien wirklich durch, während es in Italien bis heute regelmäßig neue Geschichten von den verschiedensten Autoren gibt, unter anderem [[Francesco Artibani]] oder [[Bruno Enna]].