LTB 107: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen
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Der naheliegende Titel in der Erstauflage wurde in der Neuauflage zu „Wer zuletzt lacht…“, doch wer nun denkt, das LTB habe damit nun eine Titelgeschichte gefunden, geht fehl, denn der Band hieß schon gar nicht mehr so. Verwirrend wie die ganze von [[Cimino]] erdachte und von [[Giorgio Bordini|Bordini]] ausgeführte Chose, von denen die drolligen Schrumpfelefanten fast noch das beste sind. Die anfängliche Episode, wie Donald zu Geld kommt, hängt ebenso in der Luft wie dieser Hexenmeister Schlumfax, dessen fragwürdige Bekanntschaft wir bis dato auch noch nie machen durften. Und ein Zirkusdirektor mit ganz viel Kohle: Das ging vielleicht noch 1966, als die Geschichte ersterschien, aber heute gewiss nicht mehr. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST) | Der naheliegende Titel in der Erstauflage wurde in der Neuauflage zu „Wer zuletzt lacht…“, doch wer nun denkt, das LTB habe damit nun eine Titelgeschichte gefunden, geht fehl, denn der Band hieß schon gar nicht mehr so. Verwirrend wie die ganze von [[Cimino]] erdachte und von [[Giorgio Bordini|Bordini]] ausgeführte Chose, von denen die drolligen Schrumpfelefanten fast noch das beste sind. Die anfängliche Episode, wie Donald zu Geld kommt, hängt ebenso in der Luft wie dieser Hexenmeister Schlumfax, dessen fragwürdige Bekanntschaft wir bis dato auch noch nie machen durften. Und ein Zirkusdirektor mit ganz viel Kohle: Das ging vielleicht noch 1966, als die Geschichte ersterschien, aber heute gewiss nicht mehr. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST) | ||
[[Bild:LTB_107-2.jpg|left|thumb|500px|Von einer Harke zu einer Klapperschlange und wieder zurück in Chendi/Carpis "Optischen Täuschungen" (© Egmont Ehapa)]] | |||
== Optische Täuschungen == | == Optische Täuschungen == | ||
{{mm}} Nachdem ihr ursprünglicher Plan, das Geld für das Zeltlager des [[Fähnlein Fieselschweif]] durch kleine Arbeiten dazuzuverdienen, grandios gescheitert ist, kommen [[Tick, Trick und Track]] auf die Idee, ihr eigenes Zimmer für die Zeit ihrer Abwesenheit unterzuvermieten. Doch der Auserwählte ist ausgerechnet Kalafag, seines Zeichens ein genialer Illusionist, der mit seinen Tricks [[Onkel Donald]] zur Weißglut treibt. Am Ende gerät Donald so sogar ins Visier der Polizei, weil er meint Kalafag umgebracht zu haben – doch natürlich ist auch der Tod des Magiers nur eine von dessen Illusionen… In seiner Verzweiflung überlässt Donald seinem anstrengenden Untermieter das ganze Haus und zieht in das Zeltlager der Kinder… | {{mm}} Nachdem ihr ursprünglicher Plan, das Geld für das Zeltlager des [[Fähnlein Fieselschweif]] durch kleine Arbeiten dazuzuverdienen, grandios gescheitert ist, kommen [[Tick, Trick und Track]] auf die Idee, ihr eigenes Zimmer für die Zeit ihrer Abwesenheit unterzuvermieten. Doch der Auserwählte ist ausgerechnet Kalafag, seines Zeichens ein genialer Illusionist, der mit seinen Tricks [[Onkel Donald]] zur Weißglut treibt. Am Ende gerät Donald so sogar ins Visier der Polizei, weil er meint Kalafag umgebracht zu haben – doch natürlich ist auch der Tod des Magiers nur eine von dessen Illusionen… In seiner Verzweiflung überlässt Donald seinem anstrengenden Untermieter das ganze Haus und zieht in das Zeltlager der Kinder… | ||
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{{gut}} [[Donald]] ist erfolgreicher Mittelstürmer des FC Entenhausen, der an der Tabellenspitze steht. Doch Donalds Formkurve geht rapide nach unten, als ins Nachbarhaus seines Trainingsgeländes der „Lizirent“ einzieht, der örtliche Literaturzirkel, in dem auch [[Daisy]] Mitglied ist. Das Gelaber könne man sich doch nicht anhören! Donald sieht sich herausgefordert vor allem von Traugott Traum, einem Vertreter des „Neo-Kritzelismus“, dem die Damenwelt und speziell Daisy zu Füßen liegt. Als Donald selbst Mitglied des Zirkels wird, um Traum auszustechen, wird alles sogar noch schlimmer. Erst als ein auswärtiger Großdichter Traum in die Pfanne haut und im Gegenteil einige Fußballer als seine Vorbilder benennt, wendet sich das Blatt zu Donalds Gunsten. Sein Ansehen als Fußballer steigt bei den Damen, und bei jedem Heimspiel feuert von nun an der Lizirent den FC Entenhausen von der Südkurve aus an… | {{gut}} [[Donald]] ist erfolgreicher Mittelstürmer des FC Entenhausen, der an der Tabellenspitze steht. Doch Donalds Formkurve geht rapide nach unten, als ins Nachbarhaus seines Trainingsgeländes der „Lizirent“ einzieht, der örtliche Literaturzirkel, in dem auch [[Daisy]] Mitglied ist. Das Gelaber könne man sich doch nicht anhören! Donald sieht sich herausgefordert vor allem von Traugott Traum, einem Vertreter des „Neo-Kritzelismus“, dem die Damenwelt und speziell Daisy zu Füßen liegt. Als Donald selbst Mitglied des Zirkels wird, um Traum auszustechen, wird alles sogar noch schlimmer. Erst als ein auswärtiger Großdichter Traum in die Pfanne haut und im Gegenteil einige Fußballer als seine Vorbilder benennt, wendet sich das Blatt zu Donalds Gunsten. Sein Ansehen als Fußballer steigt bei den Damen, und bei jedem Heimspiel feuert von nun an der Lizirent den FC Entenhausen von der Südkurve aus an… | ||
Man ist erst einmal baff: In den Tiefen von LTB 107 versteckt sich doch noch eine Perle, und am überraschendsten: Diese beste Geschichte dieses Bandes wurde von [[Giulio Chierchini]] gezeichnet! 1963, als die [[Barosso]]s diesen Plot um das Verhältnis von Fußball und Literatur erdachten, waren die Zeiten noch fern, als sich Literaten ihrer Fußball-Liebhaberei nicht schämten, und umgekehrt auch die geistige Tiefe von Fußballsprüchen („Das Runde muss ins Eckige“, „Ein Tor würde dem Spiel gut tun“, „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß“) philosophisch ausgedeutet wurde. Daisy verspottet Donald als „Sklave des Bizeps“ (S. 196), der schlecht (oder gar nicht) frisierte Schaumschläger im Existenzialisten-Pulli, Traugott Traum, hat auch keine Ader für den Sport. Jedenfalls die deutschen Übersetzer satteln auf die satirische Qualität dieser Figur noch hohlste schöngeistige Phrasen, die das jugendliche Publikum 1985 nicht verstanden haben mag, heutige Leser aber mehr als nur schmunzeln lassen: „bla… bla… angeregt durch die Vision der nicht endenwollenden Mystifizierung… bla… bla…“, S. 194; „…ein erhabenes Delirium läßt die Blätter der Ölbäume hold erzittern…“, S. 196. Großartig sind auch die Namens(er)findungen gelungen, da gibt es einen Georges Pourparler und einen Houff Quebab, offenbar beides bedeutsame Vordenker des Neo-Kritzelismus, aber auch Donalds „deus ex machina“, den Fußballfan Honoré de la Haie Dusmenil Hoquiemat. Mit so einem Namen ist sicher auch der Nobelpreis nur eine Frage der Zeit. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 15:55, 26. Jun. 2025 (CEST) | |||
[[Bild:LTB_107-5.jpg|left|thumb|Traugott Traum jetzt nur noch ein verglühter Stern am Lizirenten-Himmel in Barosso/Chierchinis "Der Fußball-Kaiser" (© Egmont Ehapa)]] | [[Bild:LTB_107-5.jpg|left|thumb|Traugott Traum jetzt nur noch ein verglühter Stern am Lizirenten-Himmel in Barosso/Chierchinis "Der Fußball-Kaiser" (© Egmont Ehapa)]] | ||
== Das Spezial-Futter == | == Das Spezial-Futter == |