Dark Ages: Unterschied zwischen den Versionen
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Nach dem Tod [[Walt Disney]]s am 15. Dezember 1966 konnte sich [[Walt Disney Productions]] noch eine Zeit lang an den von ihrem Gründer begonnen Projekten orientieren. Doch auch außerhalb dieser Projekte konnte der Konzern einige Erfolge verbuchen, indem man unter der ständigen Berücksichtigung der Frage „Was würde Walt tun?“ Filme nach dem alten Muster drehte. Während in den ersten Jahren nach Disneys Tod Filme nach altbekanntem Muster wie die Zeichentrickfilme ''[[Aristocats]]'' und ''[[Bernard und Bianca]]'' oder die Spielfilme ''[[Ein toller Käfer]]'' und ''[[Die Semmelknödelbande]]'' noch Erfolge feierten, ließ gegen Ende der | Nach dem Tod [[Walt Disney]]s am 15. Dezember 1966 konnte sich [[Walt Disney Productions]] noch eine Zeit lang an den von ihrem Gründer begonnen Projekten orientieren. Doch auch außerhalb dieser Projekte konnte der Konzern einige Erfolge verbuchen, indem man unter der ständigen Berücksichtigung der Frage „Was würde Walt tun?“ Filme nach dem alten Muster drehte. Während in den ersten Jahren nach Disneys Tod Filme nach altbekanntem Muster wie die Zeichentrickfilme ''[[Aristocats]]'' und ''[[Bernard und Bianca]]'' oder die Spielfilme ''[[Ein toller Käfer]]'' und ''[[Die Semmelknödelbande]]'' noch Erfolge feierten, ließ gegen Ende der 1970er Jahre das Interesse an solchen Filmen jedoch nach. | ||
Diese Abneigung gegen das „klassische“ Disney-Repertoire führte zusammen mit Unstimmigkeiten in der Führungsetage dazu, dass die wirtschaftliche Kraft und das Image Disneys sanken, was unweigerlich in ein Dark Age mündete. | Diese Abneigung gegen das „klassische“ Disney-Repertoire führte zusammen mit Unstimmigkeiten in der Führungsetage dazu, dass die wirtschaftliche Kraft und das Image Disneys sanken, was unweigerlich in ein Dark Age mündete. | ||
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Auch der direkte Versuch, vor allem Jugendliche zurückzugewinnen, scheiterte erneut: ''[[Condorman]]'', eine Superhelden- und James-Bond-Parodie, die zugleich Disneys ersten großen Actionfilm darstellte, ging trotz zahlreicher Explosionen und Stunts am Jugendlichenpublikum vorbei und erlitt das Schicksal, als Disneyfilm sofort mit Kinderfilmen assoziiert zu werden. Aus einem ähnlichen Grund musste Disney viel Kritik über den Film ''[[Der Drachentöter]]'' hinnehmen: Da in Werbetrailern und Pressematerial sowie auf Postern mit dem Disney-Namen geworben wurde, nahmen viele Eltern an, dass der Film auch ein ''typischer'' Disneyfilm sei und nahmen ihre Kinder mit in den düsteren Film. Aufgrund dieser für Disney untypischen Natur des Films gab es viele Proteste – und [[Ron Miller]] sah sich erneut darin bestätigt, dass ein zweites Filmstudio ohne den Namen Disney gegründet werden muss. Zugleich verabschiedete man sich vorerst vom Projekt der Koproduktionen: ''[[Der Drachentöter]]'' nahm in den USA 6 Millionen, weltweit 14.110.013 Dollar, ein und blieb somit weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem mussten sich Disney und Paramount Pictures die Einnahmen teilen, was bei dieser geringen Summe für keines der beiden Studios zufriedenstellend war. | Auch der direkte Versuch, vor allem Jugendliche zurückzugewinnen, scheiterte erneut: ''[[Condorman]]'', eine Superhelden- und James-Bond-Parodie, die zugleich Disneys ersten großen Actionfilm darstellte, ging trotz zahlreicher Explosionen und Stunts am Jugendlichenpublikum vorbei und erlitt das Schicksal, als Disneyfilm sofort mit Kinderfilmen assoziiert zu werden. Aus einem ähnlichen Grund musste Disney viel Kritik über den Film ''[[Der Drachentöter]]'' hinnehmen: Da in Werbetrailern und Pressematerial sowie auf Postern mit dem Disney-Namen geworben wurde, nahmen viele Eltern an, dass der Film auch ein ''typischer'' Disneyfilm sei und nahmen ihre Kinder mit in den düsteren Film. Aufgrund dieser für Disney untypischen Natur des Films gab es viele Proteste – und [[Ron Miller]] sah sich erneut darin bestätigt, dass ein zweites Filmstudio ohne den Namen Disney gegründet werden muss. Zugleich verabschiedete man sich vorerst vom Projekt der Koproduktionen: ''[[Der Drachentöter]]'' nahm in den USA 6 Millionen, weltweit 14.110.013 Dollar, ein und blieb somit weit hinter den Erwartungen zurück. Zudem mussten sich Disney und Paramount Pictures die Einnahmen teilen, was bei dieser geringen Summe für keines der beiden Studios zufriedenstellend war. | ||
Der entscheidendste Disney-Film des Jahres 1981 war aber ''[[Schreie der Verlorenen]]'', ein ambitioniertes Projekt mit Kultstar [[Bette Davis]], das [[Ron Miller]] Ende der | Der entscheidendste Disney-Film des Jahres 1981 war aber ''[[Schreie der Verlorenen]]'', ein ambitioniertes Projekt mit Kultstar [[Bette Davis]], das [[Ron Miller]] Ende der 1970er trotz des Widerstands der konservativen Leitung um [[Card Walker]] in Angriff nahm. Allerdings empfand die Konzernleitung die Geschichte als zu hart, gruselig und bedrohlich, weshalb das Drehbuch bis zum Juli 1979 mehrfach umgeschrieben wurde, bevor der Dreh beginnen konnte. Von diesem Moment an war es [[Ron Miller]], der Angst bekam, dass der Film zu finster werden könnte. In seiner Rolle als Vorsitzender der Filmabteilung Disneys und Produzent von ''Schreie der Verlorenen'' griff er immer wieder in die Dreharbeiten ein und gab Regisseur [[John Hough]] Anweisungen, die den Film familienfreundlicher machen sollten. Der ebenfalls anwesende [[Tom Leech]] (Initiator des Projekts) erhoffte sich vom Film jedoch ein Ergebnis, dass an ''Der Exorzist'' heranreichen könnte und stritt sich deshalb immer öfter und hitziger mit Miller. | ||
Schließlich wurde der Film 1980 für einige öffentliche Previews freigegeben – in der Hoffnung, ihn nach diesen Tests pünktlich zu [[Bette Davis]]' 50. Bühnenjubiläum in die Kinos zu bringen. Da der Film bis dahin jedoch nicht hätte fertig gedreht werden können, wenn man das ursprünglich geplante, aufwändige Ende gedreht hätte, entschied man sich für eine einfache, unkomplizierte und zudem unspektakuläre, dafür aber familienfreundliche Alternative. Das Testpublikum war enttäuscht und man sah sich gezwungen, das Ende neu zu drehen. Diese Neudrehs fanden erst statt, nachdem Miller Präsident des Konzerns wurde – weshalb er weniger von seinen konservativeren Kollegen aus dem Aufsichtsrat zu befürchten hatte. Dennoch ließ er nur ein weiteres kostengünstiges und bei weitem nicht so bedrückendes Ende drehen. Ob er dies aus Angst tat, dass ansonsten der Markenname Disney leiden würde, oder ob er weiterhin aus Ehrfurcht vor dem Aufsichtsrat gehandelt hatte, ist unklar. Jedenfalls manövrierte er so das einst ehrgeizige Projekt an den Rande des Misserfolgs. | Schließlich wurde der Film 1980 für einige öffentliche Previews freigegeben – in der Hoffnung, ihn nach diesen Tests pünktlich zu [[Bette Davis]]' 50. Bühnenjubiläum in die Kinos zu bringen. Da der Film bis dahin jedoch nicht hätte fertig gedreht werden können, wenn man das ursprünglich geplante, aufwändige Ende gedreht hätte, entschied man sich für eine einfache, unkomplizierte und zudem unspektakuläre, dafür aber familienfreundliche Alternative. Das Testpublikum war enttäuscht und man sah sich gezwungen, das Ende neu zu drehen. Diese Neudrehs fanden erst statt, nachdem Miller Präsident des Konzerns wurde – weshalb er weniger von seinen konservativeren Kollegen aus dem Aufsichtsrat zu befürchten hatte. Dennoch ließ er nur ein weiteres kostengünstiges und bei weitem nicht so bedrückendes Ende drehen. Ob er dies aus Angst tat, dass ansonsten der Markenname Disney leiden würde, oder ob er weiterhin aus Ehrfurcht vor dem Aufsichtsrat gehandelt hatte, ist unklar. Jedenfalls manövrierte er so das einst ehrgeizige Projekt an den Rande des Misserfolgs. | ||
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==== Feindliche Übernahmeversuche, Roy E. Disney und sein Rettungsplan ==== | ==== Feindliche Übernahmeversuche, Roy E. Disney und sein Rettungsplan ==== | ||
[[Bild:Roy disney 01.jpg|thumb|right|[[Roy E. Disney|Roy Edward Disney]] war eine der Hauptfiguren im Kampf um den [[The Walt Disney Company|Disney-Konzern]]. (© Disney)]] | [[Bild:Roy disney 01.jpg|thumb|right|[[Roy E. Disney|Roy Edward Disney]] war eine der Hauptfiguren im Kampf um den [[The Walt Disney Company|Disney-Konzern]]. (© Disney)]] | ||
[[Walt Disney]]s Neffe [[Roy Edward Disney]] arbeitete seit seinem 20. Lebensjahr für das Unternehmen, das sein Vater und sein Onkel aufgebaut hatten und er sollte sich als eine besonders leidenschaftliche Person im Konzern herausstellen. Doch im Laufe der | [[Walt Disney]]s Neffe [[Roy Edward Disney]] arbeitete seit seinem 20. Lebensjahr für das Unternehmen, das sein Vater und sein Onkel aufgebaut hatten und er sollte sich als eine besonders leidenschaftliche Person im Konzern herausstellen. Doch im Laufe der 1970er Jahre machte sich bei ihm immer größere Unzufriedenheit mit der Entwicklung des Unternehmens breit. Den Siedepunkt erreichte seine Frustration 1977, als er erkannte, dass seine Handlungsmöglichkeiten bei [[Walt Disney Productions]] zu eingeschränkt waren. So reichte er ein Rücktrittsgesuch ein, in dem er seine Entscheidung wie folgt begründete: | ||
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| Die schöpferische Atmosphäre, für die das Unternehmen so lange berühmt | | Die schöpferische Atmosphäre, für die das Unternehmen so lange berühmt und auf die es selber stolz war, ist meiner Meinung nach verpufft. | ||
| [[Roy Edward Disney]] | | [[Roy Edward Disney]] | ||
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