Pluto und die Zeitbombe: Unterschied zwischen den Versionen

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| LISTE = Liste aller Comicgeschichten von Carl Barks
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==Hintergrund==
==Hintergrund==
[[Carl Barks]]' erster Comic erschien im Juli 1942. Er fing 1935 an, für [[Walt Disney]] als Inbetweener zu arbeiten, als Disney Animationskünstler für ''[[Schneewittchen und die sieben Zwerge]]'' (1937) suchte. Bald bemerkte Barks, dass man einen kleinen Bonus bekommt, wenn man sich Gags ausdenkt, und wurde, nachdem er Disney mit einem seiner Gags beeindruckte, kurzerhand in die Story-Abteilung versetzt. Neben Storyboards und teilweise auch Regie schrieb er gelegentlich zusammen mit [[Bob Karp]] Gags für Zeitungsstrips seines Kollegen [[Al Taliaferro]].
[[Carl Barks]]' erster Comic erschien im Juli 1942. Er fing 1935 an, für [[Walt Disney]] als [[Inbetweener]] zu arbeiten, als Disney Animationskünstler für ''[[Schneewittchen und die sieben Zwerge]]'' (1937) suchte. Bald bemerkte Barks, dass man einen kleinen Bonus bekommt, wenn man sich Gags ausdenkt, und wurde, nachdem er Disney mit einem seiner Gags beeindruckte, kurzerhand in die Story-Abteilung versetzt. Neben Storyboards und teilweise auch Regie schrieb er gelegentlich zusammen mit [[Bob Karp]] Gags für Zeitungsstrips seines Kollegen [[Al Taliaferro]].
Für die Zeichentrick-Abteilung sah die Zukunft jedoch ungewiss aus. Der europäische Markt fiel nach Hitlers Machtergreifung Stück für Stück weg, weshalb die Zeichentrickfilme nach Schneewittchen nicht mehr so viel Geld einnahmen. Ab Anfang 1941 half Disney dem US-Militär mit animierten Lehrfilmen und Propaganda-Cartoons, die unter anderem Donald als Soldaten zeigen. So konnte Disney seine Studios auch in den darauf folgenden [[Die Disney-Studios im Krieg|Kriegsjahren]] offen halten. Als sich [[Eleanor Packer]] mit einem Comic-Auftrag meldete, war es für Barks also die Gelegenheit, sich ein schnelles Zubrot zu verdienen. Packer war von 1941 bis 1946 Redaktionsleiterin von [[Western Publishing|Whitman Publishing]] und wollte nach der Veröffentlichung zweier Donald-Bücher in der Reihe Large-Feature-comic eine patriotische Pluto-Geschichte veröffentlichen.
Für die Zeichentrick-Abteilung sah die Zukunft jedoch ungewiss aus. Der europäische Markt fiel nach Hitlers Machtergreifung Stück für Stück weg, weshalb die Zeichentrickfilme nach Schneewittchen nicht mehr so viel Geld einnahmen. Ab Anfang 1941 half Disney dem US-Militär mit animierten Lehrfilmen und Propaganda-Cartoons, die unter anderem Donald als Soldaten zeigen. So konnte Disney seine Studios auch in den darauf folgenden [[Die Disney-Studios im Krieg|Kriegsjahren]] offen halten. Als sich [[Eleanor Packer]] mit einem Comic-Auftrag meldete, war es für Barks also die Gelegenheit, sich ein schnelles Zubrot zu verdienen. Packer war von 1941 bis 1946 Redaktionsleiterin von [[Western Publishing|Whitman Publishing]] und wollte nach der Veröffentlichung zweier Donald-Bücher in der Reihe Large-Feature-comic eine patriotische Pluto-Geschichte veröffentlichen.
{{Zitat|Pluto und die Zeitbombe’ wurde 1942 von Jack Hannah, Nick George und mir, abends in unserer Freizeit, geschrieben. Es handelte sich nicht um eine Adaption eines Zeichentrickfilms, sondern Eleanor Packer von Whitman Publishing hat sich wohl das Grundmotiv der Handlung ausgedacht. Es war eine einmalige Sonderausgabe, die dazu gedacht war, Kriegsängste auszunutzen. Also fertigten wir drei in meiner Bude in Nord-Hollywood den endgültigen Entwurf in groben Skizzen an. Wir waren von den Stromausfällen der Zeit nach Pearl Harbor betroffen und hatten alle Jalousien geschlossen. Es war heiß und stickig, und wir tranken viel Bier, was man der Geschichte anmerken kann.|Carl Barks}}  
{{Zitat|Pluto und die Zeitbombe’ wurde 1942 von Jack Hannah, Nick George und mir, abends in unserer Freizeit, geschrieben. Es handelte sich nicht um eine Adaption eines Zeichentrickfilms, sondern Eleanor Packer von Whitman Publishing hat sich wohl das Grundmotiv der Handlung ausgedacht. Es war eine einmalige Sonderausgabe, die dazu gedacht war, Kriegsängste auszunutzen. Also fertigten wir drei in meiner Bude in Nord-Hollywood den endgültigen Entwurf in groben Skizzen an. Wir waren von den Stromausfällen der Zeit nach Pearl Harbor betroffen und hatten alle Jalousien geschlossen. Es war heiß und stickig, und wir tranken viel Bier, was man der Geschichte anmerken kann.|Carl Barks}}  
[[Datei:Eleanor Packer.PNG|thumb|left|[[Eleanor Packer]]]]
[[Datei:Eleanor Packer.PNG|thumb|left|[[Eleanor Packer]]]]
Trotz stickiger Atmosphäre muss Barks die Arbeit an „Pluto und die Zeitbombe“ gefallen haben: Anders als in den Großraumbüros, wo die Klimaanlagen seinen Nasennebenhöhlen nicht gut taten und die fehlende Privatsphäre der Kommunikation nicht half, konnten die drei Enten-Künstler der Zeichentrick-Abteilung hier Gags zu einer Geschichte entwickeln, bei der sie selbst bestimmen konnten, was gegen Ende gestrichen wird und was nicht.
Trotz stickiger Atmosphäre muss Barks die Arbeit an „Pluto und die Zeitbombe“ gefallen haben: Anders als in den Großraumbüros, wo die Klimaanlagen seinen Nasennebenhöhlen nicht gut taten und die fehlende Privatsphäre der Kommunikation nicht half, konnten die drei Enten-Künstler der Zeichentrick-Abteilung hier Gags zu einer Geschichte entwickeln, bei der sie selbst bestimmen konnten, was gegen Ende gestrichen wird und was nicht.
{{Zitat|Es war die Erfahrung, die ich mit [[Jack Hannah]] und [[Nick George]] in meiner verdunkelten Bude gemacht hatte, die mich davon überzeugte, dass Geschichten im Comic-Format zu präsentieren nicht zu schwierig war, um beherrscht werden zu können.|Carl Barks}} <ref>[[Geoffrey Blum]]: Das Armeemaskottchen. In: [[Carl Barks Collection]] I, S. 34</ref>
{{Zitat|Es war die Erfahrung, die ich mit [[Jack Hannah]] und [[Nick George]] in meiner verdunkelten Bude gemacht hatte, die mich davon überzeugte, dass Geschichten im Comic-Format zu präsentieren nicht zu schwierig war, um beherrscht werden zu können.|Carl Barks}} <ref>[[Geoffrey Blum]]: Das Armeemaskottchen. In: [[Carl Barks Collection I]], S. 34</ref>
So ähnelt „Pluto und die Zeitbombe“ eher der Comicversion eines Cartoons als der üblichen Komplexität eines Barks-Comics. Die Lektion, dass Comics in der Regel komplexer sind als Cartoons, lernte Barks erst später. So schrieb er 1987 für die englische Carl Barks-Library, dass "das Medium Comic in Bezug auf Handlung und Schauplatz viel mehr verlangt als Zeichentrickfilme. Weil Comichefte aufgehoben und später wieder gelesen werden konnten, mussten die Geschichten in allen Bereichen in puncto Handlung und Atmosphäre Vielseitigkeit aufweisen." <ref>Kommentar vom 29. April 1987, geschrieben für die Carl Barks Library</ref>
So ähnelt „Pluto und die Zeitbombe“ eher der Comicversion eines Cartoons als der üblichen Komplexität eines Barks-Comics. Die Lektion, dass Comics in der Regel komplexer sind als Cartoons, lernte Barks erst später. So schrieb er 1987 für die englische Carl Barks-Library, dass "das Medium Comic in Bezug auf Handlung und Schauplatz viel mehr verlangt als Zeichentrickfilme. Weil Comichefte aufgehoben und später wieder gelesen werden konnten, mussten die Geschichten in allen Bereichen in puncto Handlung und Atmosphäre Vielseitigkeit aufweisen." <ref>Kommentar vom 29. April 1987, geschrieben für die Carl Barks Library</ref>
In „Pluto und die Zeitbombe“ sind die Ähnlichkeiten zu den Cartoons aber noch am stärksten. [[Pluto]] ist ein Maskottchen des Militärs, so wie er es im Cartoon ''[[The Army Mascot]]'' wurde. Die vielen Gags, mit denen Pluto versucht, Baron seinen Knochen abzujagen, erinnern inklusive dem Ausflug in die Kirmes an den Cartoon ''[[Bone Trouble]]''. Die titelgebende Zeitbombe selbst, die Pluto ganz arg- und ahnungslos durch die Werft trägt, ähnelt dem Donald-Cartoon ''[[Donald's Lucky Day]]'', wo Paketdienst Donald ebenfalls unbewusst eine Zeitbombe ausliefern soll. Die Menschen sind im Comic nicht im Detail zu erkennen, wie es auch oft in Pluto-Cartoons der Fall war. Die Szene, in der man von den Gangstern nur die Silhouetten sieht, ahmt sogar die entsprechende Szene in "Donald's Lucky Day" nach.  
In „Pluto und die Zeitbombe“ sind die Ähnlichkeiten zu den Cartoons aber noch am stärksten. [[Pluto]] ist ein Maskottchen des Militärs, so wie er es im Cartoon ''[[The Army Mascot]]'' wurde. Die vielen Gags, mit denen Pluto versucht, Baron seinen Knochen abzujagen, erinnern inklusive dem Ausflug in die Kirmes an den Cartoon ''[[Bone Trouble]]''. Die titelgebende Zeitbombe selbst, die Pluto ganz arg- und ahnungslos durch die Werft trägt, ähnelt dem Donald-Cartoon ''[[Donald's Lucky Day]]'', wo Paketdienst Donald ebenfalls unbewusst eine Zeitbombe ausliefern soll. Die Menschen sind im Comic nicht im Detail zu erkennen, wie es auch oft in Pluto-Cartoons der Fall war. Die Szene, in der man von den Gangstern nur die Silhouetten sieht, ahmt sogar die entsprechende Szene in "Donald's Lucky Day" nach.  
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==Deutsche Veröffentlichungen ==
==Deutsche Veröffentlichungen ==
*[[Carl Barks Collection]] I (2005)  
*[[Carl Barks Collection I]] (2005)  
*[[Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Spezial 9]] (2007)
*[[Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Spezial 9]] (2007)