LTB 47: Rezension: Unterschied zwischen den Versionen

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== Cover ==
== Cover ==
{{gut}} Die liebe Verwandtschaft rennt Donald die Bude ein. Der scheint über den offenbar überraschenden Besuch sogar hocherfreut. Von hinten scheinen noch immer mehr Ducks hinterherherzudrängen. Eine unschöne gelbe Versalien-Schrift mit billigem Schatteneffekt auf grünem Grund gibt dem Cover den Rest…
{{gut}} Die liebe Verwandtschaft rennt Donald die Bude ein. Der scheint über den offenbar überraschenden Besuch sogar hocherfreut. Von hinten scheinen noch immer mehr Ducks hinterherherzudrängen. Eine unschöne gelbe Versalien-Schrift mit billigem Schatteneffekt auf grünem Grund gibt dem Cover den Rest…


… Doch bis auf den Schriftzug gefällt mir das Motiv eigentlich ziemlich gut. Es erinnert mich an die legendäre „Crowded Cabin Scene“ in dem Marx-Brothers-Film „A Night at the Opera“. Schön auch, dass [[Dussel Duck, der in immerhin zwei der sechs Geschichten des Bandes vorkommt, erstmals auf einem LTB-Cover seinen Platz findet. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)
… Doch bis auf den Schriftzug gefällt mir das Motiv eigentlich ziemlich gut. Es erinnert mich an die legendäre „Crowded Cabin Scene“ in dem Marx-Brothers-Film „A Night at the Opera“. Schön auch, dass [[Dussel Duck]], der in immerhin zwei der sechs Geschichten des Bandes vorkommt, erstmals auf einem LTB-Cover seinen Platz findet. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)
 
[[Bild:LTB_047-1.jpg|left|450px|thumb|Nicht von Hansrudi Wäscher, sondern ein echter Giuseppe Perego in seiner und Dalmassos historisierender Rahmengeschichte (© Egmont Ehapa)]]


== Rahmengeschichte ==
== Rahmengeschichte ==
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== Der Mohr von Venedig ==
== Der Mohr von Venedig ==
''„Was ist schon dein Schädel gegen dieses einzige existierende Exemplar der Flora Esmeralda?“'' (Primus kennt, wenn es um die Wissenschaft geht, keine Verwandten, und schon gar nicht Donald)
''„Was ist schon dein Schädel gegen dieses einzige existierende Exemplar der Flora Esmeralda?“'' (Primus kennt, wenn es um die Wissenschaft geht, keine Verwandten, und schon gar nicht Donald)
[[Bild:LTB_047-2.jpg|right|thumb|Um einen gar nicht so üblen Ausflug in Shakespeares ruhelose Welt handelt es sich bei Dalmasso/Bordinis "Der Mohr von Venedig" (© Egmont Ehapa)]]


{{gut}} [[Donald]] führt sich gegenüber [[Daisy]] auf wie ein eifersüchtiger Othello. Von [[Primus]] hört er die ganze Geschichte des Shakespearschen „Mohren von Venedig“, der vom intriganten Jago gegen seine Herzensdame Desdemona aufgehetzt wird. Von Primus erhält er auch ein Exemplar der seltenen Flora Esmeralda, von diesem eigenhändig zu Füßen des Kilimandscharo gepflückt. Donald verehrt das Exemplar Daisy, dreht dann aber durch, als er es am Knopfloch [[Gustav]]s erspäht, der gerade mit dem für [[Onkel Dagobert]] antretenden [[Dussel]] bei einer Ballonwettfahrt konkurriert. Wieder konfrontiert Donald eifersüchtig die genervte Daisy mit seinen Vorwürfen, nur um alsbald von den Kindern aufgeklärt zu werden: Bei Primus‘ „seltener“ Blume handelt es sich um eine sehr gewöhnliche Hibiskusblüte. Rachsüchtig lauert er nun dem „Möchtegernbotaniker“ (S. 91) mit einem Prügelbesen am Ausgang der Entenhausener Universität auf…
{{gut}} [[Donald]] führt sich gegenüber [[Daisy]] auf wie ein eifersüchtiger Othello. Von [[Primus]] hört er die ganze Geschichte des Shakespearschen „Mohren von Venedig“, der vom intriganten Jago gegen seine Herzensdame Desdemona aufgehetzt wird. Von Primus erhält er auch ein Exemplar der seltenen Flora Esmeralda, von diesem eigenhändig zu Füßen des Kilimandscharo gepflückt. Donald verehrt das Exemplar Daisy, dreht dann aber durch, als er es am Knopfloch [[Gustav]]s erspäht, der gerade mit dem für [[Onkel Dagobert]] antretenden [[Dussel]] bei einer Ballonwettfahrt konkurriert. Wieder konfrontiert Donald eifersüchtig die genervte Daisy mit seinen Vorwürfen, nur um alsbald von den Kindern aufgeklärt zu werden: Bei Primus‘ „seltener“ Blume handelt es sich um eine sehr gewöhnliche Hibiskusblüte. Rachsüchtig lauert er nun dem „Möchtegernbotaniker“ (S. 91) mit einem Prügelbesen am Ausgang der Entenhausener Universität auf…
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Noch bevor der Zeichner [[Giorgio Cavazzano]] um das Jahr 1973 herum einige künstlerische Erweckungserlebnisse hatte, die ihn zum besten italienischen Entenzeichner seiner Generation machten, erklomm er gemeinsam mit dem Autor [[Rodolfo Cimino]] einen ersten Gipfel seiner Comic-Kunst: Das Duo modifizierte das von [[Carl Barks]] erfundene Genre von Dagoberts Schatzsuchen in abgelegenen Landschaften und bei fabelhaften Völkern (prägend v.a. [[Die sieben Städte von Cibola]] von 1954), indem es phantastische Fahrzeuge imaginierte, in denen die Reise unternommen wurde, sich, ganz anders als Barks, Mythologien einfach ausdachte, und das letztliche Scheitern der Expedition durch unlautere Motive Dagoberts oder eine Eigenwilligkeit des Objekts der Begierde motivierte. Hier ist es der Rubin, der ja nicht mit bloßen Händen berührt werden dürfe – natürlich ein Symbol für die Habgier, durch die alle Gewinnerwartungen wie Seifenblasen zerplatzen. Wenn auch vor allem die Panel-Hintergründe besser hätten ausgearbeitet werden dürfen, hat speziell dieser Comic das Zeug zum Klassiker des Subgenres. Anders als in einigen weiteren Beispielen (v.a. in [[LTB 38]]) gibt es einen sinnvollen und fast schon bedeutungsschweren Erzählbogen bis zum Ende, auch wenn der letzte Satz Dagoberts dann wieder etwas neben der Spur ist: „Der größte Spaß am Verdienen ist der Kampf mit der Konkurrenz, zumindest für mich. Aber als Kämpfer würde ich ja brotlos, wenn ich die magische Kraft des Rubins ausnützen könnte.“ (S. 126) Doch wo wäre es in dieser Geschichte jemals um den Wettbewerb Dagoberts mit anderen gegangen? Letztlich wird uns doch der Kapitalist gezeigt, wie er der Arbeiterklasse nicht komplett das Rückgrat zu brechen vermag. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)
Noch bevor der Zeichner [[Giorgio Cavazzano]] um das Jahr 1973 herum einige künstlerische Erweckungserlebnisse hatte, die ihn zum besten italienischen Entenzeichner seiner Generation machten, erklomm er gemeinsam mit dem Autor [[Rodolfo Cimino]] einen ersten Gipfel seiner Comic-Kunst: Das Duo modifizierte das von [[Carl Barks]] erfundene Genre von Dagoberts Schatzsuchen in abgelegenen Landschaften und bei fabelhaften Völkern (prägend v.a. [[Die sieben Städte von Cibola]] von 1954), indem es phantastische Fahrzeuge imaginierte, in denen die Reise unternommen wurde, sich, ganz anders als Barks, Mythologien einfach ausdachte, und das letztliche Scheitern der Expedition durch unlautere Motive Dagoberts oder eine Eigenwilligkeit des Objekts der Begierde motivierte. Hier ist es der Rubin, der ja nicht mit bloßen Händen berührt werden dürfe – natürlich ein Symbol für die Habgier, durch die alle Gewinnerwartungen wie Seifenblasen zerplatzen. Wenn auch vor allem die Panel-Hintergründe besser hätten ausgearbeitet werden dürfen, hat speziell dieser Comic das Zeug zum Klassiker des Subgenres. Anders als in einigen weiteren Beispielen (v.a. in [[LTB 38]]) gibt es einen sinnvollen und fast schon bedeutungsschweren Erzählbogen bis zum Ende, auch wenn der letzte Satz Dagoberts dann wieder etwas neben der Spur ist: „Der größte Spaß am Verdienen ist der Kampf mit der Konkurrenz, zumindest für mich. Aber als Kämpfer würde ich ja brotlos, wenn ich die magische Kraft des Rubins ausnützen könnte.“ (S. 126) Doch wo wäre es in dieser Geschichte jemals um den Wettbewerb Dagoberts mit anderen gegangen? Letztlich wird uns doch der Kapitalist gezeigt, wie er der Arbeiterklasse nicht komplett das Rückgrat zu brechen vermag. [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)
[[Bild:LTB_047-3.jpg|left|500px|thumb|Dagobert ballt die Faust in der Tasche in Cimino/Cavazzanos "Das magische Auge" (© Egmont Ehapa)]]


== Die Anti-Stress-Kur ==
== Die Anti-Stress-Kur ==
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{{mm}} Im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt von Entenhausen geht [[Klaas Klever]] mit einem Freizeitpark, [[Dagobert Duck]] mit Süßigkeitenregen auf Stimmenfang. Die [[Panzerknacker]] kidnappen Klever und bitten Dagobert dafür zur Kasse. Doch auf Zureden der Kinder merkt Dagobert, dass er so nicht handeln darf und bringt die Polizei mit zur Geldübergabe. Klaas Klever ist seinem Kontrahenten für die Befreiung so dankbar, dass er auf das Bürgermeisteramt verzichtet…
{{mm}} Im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt von Entenhausen geht [[Klaas Klever]] mit einem Freizeitpark, [[Dagobert Duck]] mit Süßigkeitenregen auf Stimmenfang. Die [[Panzerknacker]] kidnappen Klever und bitten Dagobert dafür zur Kasse. Doch auf Zureden der Kinder merkt Dagobert, dass er so nicht handeln darf und bringt die Polizei mit zur Geldübergabe. Klaas Klever ist seinem Kontrahenten für die Befreiung so dankbar, dass er auf das Bürgermeisteramt verzichtet…
[[Bild:LTB_047-4.jpg|right|thumb|Nicht zu Ende gedacht hat Dagobert die Suche nach Martina/Chierchinis "Schatz des Montezuma" (© Egmont Ehapa)]]


Die Politik der Entenwelt entlarvt sich einmal mehr als von einem extremen „Top-down“-Prinzip geprägt, werden Dagobert und Klever doch vom Premierminister ins Rennen geschickt: „Auf Vorschlag sämtlicher Parteien sind Sie beide ab heute die Kandidaten für unsere nächste Bürgermeisterwahl.“ (S. 173) Bei diesem nicht uninteressanten politischen Stoff hätte man dem Duo [[Dalmasso]]/[[Chierchini]] wünschen mögen, wenigstens dieses eine Mal darauf zu verzichten, die Panzerknackerbande einen Plot versenken zu lassen. Doch Pustekuchen. Was abgesehen von der schon früh etwas ächzenden Story bleibt, ist immerhin jener Schausteller, der folgende schonungslose Analyse der Paradoxien des demokratischen Systems abgibt: „Gebt Klaas Klever eure Stimme, dann wird sich das Riesenrad auch in Zukunft kostenlos drehen!“ (S. 177) [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)
Die Politik der Entenwelt entlarvt sich einmal mehr als von einem extremen „Top-down“-Prinzip geprägt, werden Dagobert und Klever doch vom Premierminister ins Rennen geschickt: „Auf Vorschlag sämtlicher Parteien sind Sie beide ab heute die Kandidaten für unsere nächste Bürgermeisterwahl.“ (S. 173) Bei diesem nicht uninteressanten politischen Stoff hätte man dem Duo [[Dalmasso]]/[[Chierchini]] wünschen mögen, wenigstens dieses eine Mal darauf zu verzichten, die Panzerknackerbande einen Plot versenken zu lassen. Doch Pustekuchen. Was abgesehen von der schon früh etwas ächzenden Story bleibt, ist immerhin jener Schausteller, der folgende schonungslose Analyse der Paradoxien des demokratischen Systems abgibt: „Gebt Klaas Klever eure Stimme, dann wird sich das Riesenrad auch in Zukunft kostenlos drehen!“ (S. 177) [[Benutzer:Hobrowili|Hobrowili]] ([[Benutzer Diskussion:Hobrowili|Diskussion]]) 10:35, 27. Aug. 2025 (CEST)