Klaas Klever: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Bild:Klaas.png|thumb|right|Der Geschäftsmann Klaas Klever (© [[The Walt Disney Company|Disney]])]] | [[Bild:Klaas.png|thumb|right|Der Geschäftsmann Klaas Klever (© [[The Walt Disney Company|Disney]])]] | ||
'''Klaas Kassandra<ref>''Die Ballade von Klaas K. Klever'', [[LTB 562]]</ref> Klever''' (engl. ''John D. Rockerduck'', in Anspielung auf ''John D. Rockefeller'') ist ein [[Entenhausen|Entenhausener]] Geschäftsmann und erbitterter Konkurrent [[Dagobert Duck|Dagobert Ducks]]. Im Gegensatz zu diesem oder etwa [[Mac Moneysac]] ist der jüngere Klaas Klever verschwenderisch, protzsüchtig und eher verweichlicht, daher gilt er auch nur als drittreichster Mann der Welt (hinter Dagobert und Mac Moneysac). Da Dagobert Duck ihm immer wieder eine Schnabellänge voraus ist, spioniert Klever oft dessen Vorhaben aus und verfolgt ihn bei seinen Schatzsuchen, meistens mit Hilfe der neusten Hightech-Mittel und seinem Handlanger [[Anwantzer]]. Gelegentlich geht er sogar so weit, mit den [[Panzerknacker|Panzerknackern]] zu kooperieren. Klaas Klever ist wie Dagobert Mitglied im Entenhausener [[Milliardärsklub]] und tendiert bei Niederlagen dazu, seinen Hut zu verspeisen. Das Hutverspeisen am Ende von von Klever-Geschichten hat sich dabei mittlerweile zum „Running Gag“ entwickelt. Klever ist ledig, hat aber mindestens sechs Neffen – die Drillinge Kelvin, Klaus-Dieter und Konstantin (siehe [[DD 295]]), die in Deutschland unbekannten Pepito und Ricky sowie einen namentlich unbekannten Neffen (siehe [[DD 442]]). | '''Klaas Kassandra<ref>''Die Ballade von Klaas K. Klever'', [[LTB 562]]</ref> Klever''' (engl. ''John D. Rockerduck'', in Anspielung auf ''John D. Rockefeller'') ist ein [[Entenhausen|Entenhausener]] Geschäftsmann und erbitterter Konkurrent [[Dagobert Duck|Dagobert Ducks]]. Im Gegensatz zu diesem oder etwa [[Mac Moneysac]] ist der jüngere Klaas Klever verschwenderisch, protzsüchtig und eher verweichlicht, daher gilt er auch nur als drittreichster Mann der Welt (hinter Dagobert und Mac Moneysac). Da Dagobert Duck ihm immer wieder eine Schnabellänge voraus ist, spioniert Klever oft dessen Vorhaben aus und verfolgt ihn bei seinen Schatzsuchen, meistens mit Hilfe der neusten Hightech-Mittel und seinem Handlanger [[Anwantzer]]. Gelegentlich geht er sogar so weit, mit den [[Panzerknacker|Panzerknackern]] zu kooperieren. Klaas Klever ist wie Dagobert Mitglied im Entenhausener [[Milliardärsklub]] und tendiert bei Niederlagen dazu, seinen Hut zu verspeisen. Das Hutverspeisen am Ende von von Klever-Geschichten hat sich dabei mittlerweile zum „Running Gag“ entwickelt. Klever ist ledig, hat aber mindestens sechs Neffen – die Drillinge Kelvin, Klaus-Dieter und Konstantin (siehe [[DD 295]]), die in Deutschland unbekannten Pepito und Ricky sowie einen namentlich unbekannten Neffen (siehe [[DD 442]]). | ||
Der deutsche Name Klaas Klever wurde erstmals in [[LTB 20]] verwendet, nachdem Klever im vorigen LTB noch namenlos geblieben und nur als „größter Konkurrent“ Dagoberts angeredet worden war. Der Name ist demnach eine Erfindung von [[Gudrun Penndorf]].<ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Klaas Klever – Dagoberts ewiger Kontrahent. In: [[Heimliche Helden: Klaas Klever]], S. 5.</ref> | |||
== Klaas Klever bei Barks == | == Klaas Klever bei Barks == | ||
[[Bild:Klever1.jpg|thumb|left|Zwei Männer, die nicht voneinander lassen können]] | [[Bild:Klever1.jpg|thumb|left|Zwei Männer, die nicht voneinander lassen können (© Egmont Ehapa)]] | ||
Klaas Klever wurde 1961 von [[Carl Barks]] für den [[Zehnseiter]] ''[[Das Bootsrennen]]'' als Gegenspieler („Geschäftsfreund“) für [[Dagobert Duck]] erfunden. In der [[Dr. Erika Fuchs|Fuchs]]-[[Übersetzer|Übersetzung]] dieser Geschichte trägt er allerdings den Namen Emil Erpel, und ist deshalb nicht zu verwechseln mit dem [[Emil Erpel|gleichnamigen Gründer von Entenhausen]] (auch wenn viele [[D.O.N.A.L.D.|Donaldisten]] die beiden in eine genealogische Relation setzen). Beide haben jeweils Kraftstoffe auf den Markt gebracht, [[Dagobert Duck|Dagobert]] sein „Duckolin 63“, der Widersacher „Erpol mit dem Wirkstoff K“. Durch ein Motorbootrennen wollen die beiden entscheiden, wessen Kraftstoff der wirkungsvollere ist. Barks verwendete Klaas Klever nur dieses eine Mal. | Klaas Klever wurde 1961 von [[Carl Barks]] für den [[Zehnseiter]] ''[[Das Bootsrennen]]'' als Gegenspieler („Geschäftsfreund“) für [[Dagobert Duck]] erfunden. In der [[Dr. Erika Fuchs|Fuchs]]-[[Übersetzer|Übersetzung]] dieser Geschichte trägt er allerdings den Namen Emil Erpel, und ist deshalb nicht zu verwechseln mit dem [[Emil Erpel|gleichnamigen Gründer von Entenhausen]] (auch wenn viele [[D.O.N.A.L.D.|Donaldisten]] die beiden in eine genealogische Relation setzen).<ref>[[Johnny A. Grote]] (1999). „[[Der Stammbaum der Ducks]]“. Im beiliegenden Stammbaum-[[Poster]] wird Klaas Klever als Nachfahre Emil Erpels gezeigt.</ref> Beide haben jeweils Kraftstoffe auf den Markt gebracht, [[Dagobert Duck|Dagobert]] sein „Duckolin 63“, der Widersacher „Erpol mit dem Wirkstoff K“. Durch ein Motorbootrennen wollen die beiden entscheiden, wessen Kraftstoff der wirkungsvollere ist. Barks verwendete Klaas Klever nur dieses eine Mal. | ||
Barks hatte Klaas Klever, im Original John D. Rockerduck, in Anlehnung an den Tycoon [[wikipedia:de:John D. Rockefeller|John D. Rockefeller]] erschaffen, der seinerzeit der reichste Mann der Welt gewesen war und erstmals ein Vermögen über eine Milliarde besessen hatte. Rockefeller hatte sein Vermögen mit teils unsauberen Mitteln im Ölgeschäft gemacht, indem er den Konzern Standard Oil zum Monopolgiganten der Ölindustrie gemacht hatte. In Barks' Version war Rockerduck erkennbar ebenfalls im Ölgeschäft tätig, da er sich mit Dagobert um ein neues Benzin stritt. Barks gestaltete sogar die Frisur Rockerducks nach dem großen Vorbild. Möglicherweise plante Barks, die Figur häufiger einzusetzen, doch im November 1961 verschwand ein Urenkel des Milliardärs, Michael C. Rockefeller, in Neuguinea. Er kenterte mit einem Katamaran, wobei nicht klar ist, was weiter mit ihm geschah. Die Spekulationen reichen vom Ertrinken über Treffen auf einen Kannibalenstamm bis hin, dass Rockefeller doch das Unglück überlebt hätte. 1961 jedenfalls wurde er für tot erklärt. Genau im November erschien allerdings die Geschichte ''Das Bootsrennen'' erstmals. Damit war es für Barks pietätlos geworden, Rockerduck nochmals zu verwenden und er ließ die Figur fallen.<ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Atomtests und kein Ende. In: [[Barks Comics & Stories 15]], S. 9.</ref><ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Klaas Klever – Dagoberts ewiger Kontrahent. In: [[Heimliche Helden: Klaas Klever]], S. 5–6.</ref> | Barks hatte Klaas Klever, im Original John D. Rockerduck, in Anlehnung an den Tycoon [[wikipedia:de:John D. Rockefeller|John D. Rockefeller]] erschaffen, der seinerzeit der reichste Mann der Welt gewesen war und erstmals ein Vermögen über eine Milliarde besessen hatte. Rockefeller hatte sein Vermögen mit teils unsauberen Mitteln im Ölgeschäft gemacht, indem er den Konzern Standard Oil zum Monopolgiganten der Ölindustrie gemacht hatte. In Barks' Version war Rockerduck erkennbar ebenfalls im Ölgeschäft tätig, da er sich mit Dagobert um ein neues Benzin stritt. Barks gestaltete sogar die Frisur Rockerducks nach dem großen Vorbild. Möglicherweise plante Barks, die Figur häufiger einzusetzen, doch im November 1961 verschwand ein Urenkel des Milliardärs, Michael C. Rockefeller, in Neuguinea. Er kenterte mit einem Katamaran, wobei nicht klar ist, was weiter mit ihm geschah. Die Spekulationen reichen vom Ertrinken über Treffen auf einen Kannibalenstamm bis hin, dass Rockefeller doch das Unglück überlebt hätte. 1961 jedenfalls wurde er für tot erklärt. Genau im November erschien allerdings die Geschichte ''Das Bootsrennen'' erstmals. Damit war es für Barks pietätlos geworden, Rockerduck nochmals zu verwenden und er ließ die Figur fallen.<ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Atomtests und kein Ende. In: [[Barks Comics & Stories 15]], S. 9.</ref><ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Klaas Klever – Dagoberts ewiger Kontrahent. In: [[Heimliche Helden: Klaas Klever]], S. 5–6.</ref> | ||
== | == Klaas Klever in Italien == | ||
[[Bild:Klever3.jpg|thumb|right|Klaas Klever bedient sich häufig fauler Tricks]] | === Frühe italienische Geschichten und Prägung der Figur durch Guido Martina === | ||
[[Bild:Klever3.jpg|thumb|right|Klaas Klever bedient sich häufig fauler Tricks (© Egmont Ehapa)]] | |||
Klevers Weiterleben sicherten ihm die Brüder [[Abramo und Giampaolo Barosso|Barosso]], die dem Multimillionär den Sprung nach Italien bereiteten. In ihrer von [[Giorgio Bordini]] gezeichneten Geschichte ''Der fliegende Kiwi'' von 1963 bekämpfen sich Dagobert und Klaas Klever in den Wäldern Neuseelands mit dem Ziel, sich des fliegenden Kiwis zu bemächtigen, um das sehr seltene Tier in ihrem jeweiligen Zoo auszustellen. | |||
Die nächsten Zusammentreffen der beiden Kontrahenten wurden 1964/65 von [[Romano Scarpa]] zeichnerisch umgesetzt, der Klevers endgültiges Aussehen somit maßgeblich mitprägte. Scarpa stilisierte Klever stärker und fügte ihm einige wild abstehende Haare hinzu, wodurch er weniger dem Vorbild Rockefeller glich.<ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Klaas Klever – Dagoberts ewiger Kontrahent. In: [[Heimliche Helden: Klaas Klever]], S. 6.</ref> In ''In 80 Tagen um die Welt'', einer amerikanischen Produktion für den Überseemarkt von Scarpa und [[Dick Kinney]], treten die beiden Milliardäre in einem Wettlauf frei nach Motiven des gleichnamigen Romans von Jules Verne gegeneinander an. Dieses Motiv des Wettrennens der beiden um den Erdball wurde auch später gern von einigen Autoren aufgegriffen. | Die nächsten Zusammentreffen der beiden Kontrahenten wurden 1964/65 von [[Romano Scarpa]] zeichnerisch umgesetzt, der Klevers endgültiges Aussehen somit maßgeblich mitprägte. Scarpa stilisierte Klever stärker und fügte ihm einige wild abstehende Haare hinzu, wodurch er weniger dem Vorbild Rockefeller glich.<ref>[[Wolfgang J. Fuchs]]: Klaas Klever – Dagoberts ewiger Kontrahent. In: [[Heimliche Helden: Klaas Klever]], S. 6.</ref> In ''In 80 Tagen um die Welt'', einer amerikanischen Produktion für den Überseemarkt von Scarpa und [[Dick Kinney]], treten die beiden Milliardäre in einem Wettlauf frei nach Motiven des gleichnamigen Romans von Jules Verne gegeneinander an. Dieses Motiv des Wettrennens der beiden um den Erdball wurde auch später gern von einigen Autoren aufgegriffen. Es folgten weitere Geschichten italienischer Produktion mit Wettkämpfen zwischen Klever und Dagobert, etwa um einen Berg mit Gold- und Diamantenvorkommen (''Der gespaltene Berg'', [[LTB 104]]) oder einen besonders begehrten Wal (''Der Tüpfelwal'', [[LTB 103]]), bei denen meistens Dagobert die Nase vorne hatte. Diese Geschichten etablierten endgültig Klever als Dagoberts wichtigsten wirtschaftlichen Konkurrenten in Italien, machten ihn zu einem wichtigen Bestandteil der höheren Entenhausener Gesellschaft und zeigten auch bereits den [[Milliardärsklub]], bzw. dessen Vorläufer, als Austragungsort der erbitterten Rivalität zwischen den beiden Superreichen. | ||
Erst Ende 1967, als die Figur in den italienischen Comics bereits fest etabliert war, nahm sich [[Guido Martina]] ihrer an. In dessen erster Klever-Geschichte ''Onkel Dagobert und der Haushaltroboter Heinzel'', gezeichnet von [[Giuseppe Perego]], bekommt man einen Einblick in die opulente Villa des Emporkömmlings, die mit allerlei protzigem Prunk angefüllt ist und hier, zur Freude des Lesers, von einem unberechenbaren Roboter demoliert wird. In der | Erst Ende 1967, als die Figur in den italienischen Comics bereits fest etabliert war, nahm sich [[Guido Martina]] ihrer an. In dessen erster Klever-Geschichte ''Onkel Dagobert und der Haushaltroboter Heinzel'', gezeichnet von [[Giuseppe Perego]], bekommt man einen Einblick in die opulente Villa des Emporkömmlings, die mit allerlei protzigem Prunk angefüllt ist und hier, zur Freude des Lesers, von einem unberechenbaren Roboter demoliert wird. Mit ''Tückische Tauschgeschäfte'' ([[LTB 26]]) folgte nur zwei Monate darauf die zweite Klever-Geschichte aus der Feder Martinas. In der dritten Geschichte von Martina mit der Figur verspeist Klever am Ende erstmals seinen Hut (''Ein untrüglicher Riecher'', [[LTB 30]]), nachdem Dagobert mal wieder die Nase vorne hatte und ihm ein Sumpfland mit wertvollem Methan für verhältnismäßig wenig Geld abgekauft hatte. Damit hatte Martina Klaas Klever sein wichtigstes Markenzeichen verpasst, von da an sollte er in fast jedem seiner zahlreichen Auftritte am Ende die Melone essen müssen. Der Einfall rührte von der englischen und italienischen Redewendung „I'll eat my hat if...“, bzw. „Mi mangio il cappello se...“ (auf Deutsch äquivalent wäre „Ich fresse einen Besen, wenn...“), mit dem unmögliche Ereignisse kommentiert werden.<ref>[https://dictionary.cambridge.org/dictionary/english/i-ll-eat-my-hat# Erklärung zu „I'll eat my hat if...“ im Cambridge Dictionary]</ref><ref name="papersera forum">[https://www.papersera.net/forum/index.php/topic,3312.msg572281.html#msg572281 Thread im Papersera-Forum]</ref> Eine Rolle könnte ebenso gespielt haben, dass bereits in der Barks-Geschichte ''[[Der reichste Mann der Welt (1959)|Der reichste Mann der Welt]]'' ein Hut verspeist wird, allerdings handelt es sich dort um Dagoberts Zylinder, den Moneysac am Ende isst.<ref>[https://featherysociety.proboards.com/thread/400/rockerduck-eating-hat Thread im Feathery Society Forum]</ref> | ||
In der Folgezeit schrieb Martina etliche der besten Geschichten mit Klever. Nebst dem Essen des Hutes traten ständige kürperliche Auseinandersetzungen, Kabbeleien und Schlägereien zwischen den beiden Milliardären als wichtiges Markenzeichen der Geschichten mit Klever hinzu. Auch verbal nahmen diese Auseinandersetzungen an Schärfe zu; ab ''Das Wikingerschiff'' ([[LTB 37]]) spielte Dagobert gerne auf das jüngere Alter seines Herausforderers an.<ref name="papersera forum"/> Zu einem weiteren wesentlichen Markenzeichen wurden die wiederholten Wetten zwischen den beiden, normalerweise nach gegenseitigen Provokationen im [[Milliardärsklub]] abgeschlossen, und über geradezu unvorstellbare Summen. Um auch ja seinen Konkurrenten auszubooten, ist in Martinas Geschichten auch der sonst so geizige Dagobert bereit, alle erdenklichen finanziellen Mittel aufzuwenden. Während Klever und Dagobert in diesen Auseinandersetzungen bei Martina beide schmutzigen Tricks nicht abhold waren, zeigte sich in seinen Geschichten recht bald, dass Klever die übleren Methoden verwendete, kaum ein Gewissen zeigte und auch kriminelle Machenschaften verfolgte, um sein Ziel zu erreichen und Dagobert zu schlagen. Besonders in den [[Phantomias]]-Geschichten Martinas erwies sich Klever dann als absoluter Bösewicht und Gegenspieler Dagoberts und Phantomias', der mit den [[Panzerknacker]]n zusammenarbeitete, um seine Ziele zu erreichen und auch mal Dagobert entführen ließ, um diesen vor wichtigen geschäftlichen Entscheidungen aus dem Weg zu räumen (''Entführt'', [[LTB 125]]). Zwar waren Anhaltspunkte in diese Richtung bereits in früheren Geschichten vorhanden gewesen, aber Martina festigte stark die Persönlichkeit, die Handlungsweisen und das Bild von Klever, das folgend die italienischen Comics mit der Figur stark prägen sollte. Da die Prägung der Figur durch Martina so stark war, wurde Klever später bisweilen als Erfindung Martinas aufgefasst. Sogar [[Mario Gentilini]] hielt Martina für den Vater der Figur.<ref>Interview mit Guido Martina in La Stampa 1987, abrufbar unter [https://www.papersera.net/forum/index.php/topic,10223.msg354660.html#msg354660] (Italienisch)</ref> | |||
Martina war zudem einer der ersten, der Klever einen skrupellosen Helfershelfer an die Seite stellte; ein solcher ist bereits in ''Ein untrüglicher Riecher'' zu sehen. In den 1970ern entwickelte sich daraus langsam die Figur [[Anwantzer]], wobei längere Zeit weder optische Gestaltung noch Name feststanden. Auf Italienisch kursierten Namensformen wie Losky oder Pesky, bis sich endgültig Lusky durchsetzte, auf Deutsch war noch deutlich länger Müller oder Schmidt zu lesen. Optisch waren [[Massimo De Vita]] und [[Giorgio Cavazzano]] maßgeblich an der Entwicklung einer standardisierten Darstellungsweise Anwantzers beteiligt, die seine schwarzen Haare und dann – vornehmlich Cavazzano – seine Haartolle definierten. Die Einführung Anwantzers brachte wiederum Klever mehr Möglichkeiten zur Interaktion und gab ihm einen Vertrauten und später auch Freund an die Seite. | |||
Die von Martina vorgegebenen Pfade wurden dementsprechend von anderen Autoren meist weiterverfolgt. In der ersten nicht von Martina geschriebenen Phantomias-Geschichte etwa, ''[[Onkel Dagobert und die Verschwörung]]'' von [[Massimo Marconi]] und [[Guido Scala]] (u. a. [[LTB 83]]), ist Klever wiederum der Gegenspieler, der sich hier zur Durchsetzung seiner üblen Pläne sogar mit Onkel Dagoberts hartnäckiger Verehrerin [[Gitta Gans]] verbündete. Beispielshaft für den tatkräftig durch Martina mitgeprägten Einfluss des Wettrennen-Genres sei hier zudem die Geschichte ''Der vertrackte Vertrag'' in [[LTB 127]] genannt, wo ebenso klar wird, dass zwar auch Dagobert mitunter trickst, jedoch nie so brachiale und bösartige Methoden einsetzt wie Klever. | |||
[[Bild:Vollkommen-falsch-gepolt.jpg|thumb|350px|left|Seltenes Bild der Eintracht (© [[Egmont Ehapa]])]] | |||
Bei aller Dominanz der Wirtschafts-Konkurrenz-Geschichten zwischen Dagobert und Klever dürfen jene wenigen Geschichten nicht außer Acht gelassen werden, die dieses starre Schema aufweichen und von denen einige bereits in den 1970ern erschienen. In ''Vollkommen falsch gepolt'' von Guido Martina und Giorgio Cavazzano sorgt eine Erfindung [[Daniel Düsentrieb]]s dafür, dass sich alle Entenhausener, darunter auch die beiden Milliardäre, plötzlich gerne haben. Bemerkenswert ist zudem die Geschichte ''Wettstreit der Millardäre'' von [[Carlo D'Alba]] und Massimo De Vita: Um festzustellen, wer von beiden der Reichere ist, sollen die Widersacher Duck und Klever, durch einen Düsentrieb'schen Vergessens-Trank vorübergehend ihrer Erinnerung beraubt, wieder bei Null anfangen, um nach 100 Tagen ihr in diesem Zeitraum gemachtes Kapital vorzuweisen. Der Gedächtnisschwund führt dazu, dass die beiden Erzrivalen eine Zeitlang die besten Freunde sind, die in trauter Eintracht und in Nullkommanichts ein gemeinsames Geschäftsimperium aus dem Boden stampfen. Die alte Feindschaft bricht dann durch eine lächerliche Kleinigkeit bei dessen Namensgebung wieder aus: ''Duck und Klever AG'' oder ''Klever und Duck AG''? Auch in der Geschichte ''Ein sinnvoller Sinneswandel'' ([[LTB 155]]) kommt es zu einem Gedächtnisverlust der beiden Konkurrenten, die in Folge Freunde sind und, da sie nun meinen, arme Schlucker zu sein, gegen ein unmoralisches Geschäftsprojekt ankämpfen, das die beiden Multimilliardäre vorher ausgehandelt hatten. | |||
=== Neuere Entwicklungen === | |||
[[Datei:Alle gegen einen-13.jpeg|250px|thumb|rechts|In ''[[Alle gegen einen]]'' zeigt sich Klevers Gewissen, als er Dagobert tot glaubt – wahrlich spät, doch trotzdem ein Zeichen für Menschlichkeit, im Gegensatz zu Moneysac, der sich in der Geschichte über Dagoberts Absturz nur freuen kann (© Egmont Ehapa)]] | |||
Unter den neueren italienischen Geschichten mit Klever ist in erster Linie das bedeutende Monumentalwerk ''[[Alle gegen einen]]'' von [[Francesco Artibani]] und [[Alessandro Perina]] zu nennen. Hier verbündet sich Klever mit seinen Co-Rivalen [[Mac Moneysac]], [[Gundel Gaukeley]] und den [[Panzerknacker]]n, um Dagobert endlich zu besiegen – was schließlich gelingt. Scheint er anfangs noch zusammen mit Moneysac der Strippenzieher und Gewinner zu sein, kommt im Laufe der Geschichte seine wahre Persönlichkeit ans Licht. So plagt ihn sein Gewissen, vor allem als Dagobert zwischenzeitlich tot geglaubt wird, und bringt ihn regelrecht zu Verzweiflung – ganz im Gegensatz zu Mac Moneysac. Die Geschichte stellt also den Kontrast zwischen den beiden Figuren dar: Während Moneysac wahrlich skrupel- und gefühllos ist, ist Klever auch nur ein Mensch, der eigentlich niemandem wirklich schaden will, sondern nur wegen seiner dauernden Niederlagen auch mal gewinnen will. | |||
Einen ähnlich introspektiven Ansatz verfolgt die Geschichte ''Die Ballade von Klaas K. Klever'' ([[LTB 562]]) von [[Marco Nucci]] und [[Giorgio Cavazzano]] aus dem Jahre 2021, in der Klevers tiefe Depressionen und sein Drang, einmal im Leben einen beachtlichen Erfolg zu erzielen und die ruhmreiche Familientradition fortzuführen, thematisiert werden. Mit ''Biografie eines ewigen Zweiten'' ([[LTB 583]]) schufen [[Giorgio Fontana]] und [[Giorgio Cavazzano]] Ende 2023 eine weitere Rückblende-Geschichte aus dem Leben des jungen Klaas Klever, in der auch Klaas strenge Mutter Kassandra erstmals gezeigt wird. Klevers deutlich introvertiertere, passivere und leidensgeplagte Persönlichkeit, wie sie in den vorgenannten Geschichten herausgearbeitet wird, zeigt sich auch noch in anderen modernen Abenteuern mit Klaas Klever. Als herausragendes Beispiel kann hierfür ''Die Nummer eins der Nummer zwei'' ([[LTB 590]]) von [[Roberto Gagnor]] und [[Donald Soffritti]] herangezogen werden, in welcher Klever seine eigenen Schwächen erkennt. Besonders auffallend ist hier seine depressive Hilflosigkeit besonders im Umgang mit Gundel Gaukeley, die ihn bereits durch ihr Auftreten und entgegengeschmetterte Beleidigungen ihm psychisch den Boden unter den Füßen wegzieht. Der derart porträtierte Klever steht in besonderem Kon trast zu dem zu jeder Heimtücke neigenden in den älteren italienischen Geschichten. | |||
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[[Bild:Klein-Klaas-und-Klein-Dagobert.jpg|thumb|left|Früh übt sich, wer sich später einmal in den Haaren liegen will (aus ''[[Glanz und Gloria derer von Duck]]'', © [[Egmont Ehapa]])]] | [[Bild:Klein-Klaas-und-Klein-Dagobert.jpg|thumb|left|Früh übt sich, wer sich später einmal in den Haaren liegen will (aus ''[[Glanz und Gloria derer von Duck]]'', © [[Egmont Ehapa]])]] | ||
[[Bild:Klein-Klaas.jpg|thumb|right|Klein-Klaas in ''[[Glanz und Gloria derer von Duck]]'' (© [[Egmont Ehapa]])]] | |||
In der Saga ''[[Glanz und Gloria derer von Duck]]'' von [[Guido Martina]], [[Romano Scarpa]] und [[Giovan Battista Carpi]] hingegen wird berichtet, dass die beiden Erzrivalen zur selben Zeit, während des Goldrauschs in Alaska, das Licht der Welt erblickten: [[Dagobert]] als Sohn von Douglas und Gila Duck (letztere vermutlich geborene Gans) und Klaas als Sohn von Clemens Clever und einer Krankenschwester, die dieser bei einem aus einem Zusammenstoß mit Douglas resultierenden Krankenhausaufenthalt kennenlernte. Wie die Väter stritten und prügelten sich die Söhne, d. h. Klaas und Dagobert, bereits im Säuglingsalter. | In der Saga ''[[Glanz und Gloria derer von Duck]]'' von [[Guido Martina]], [[Romano Scarpa]] und [[Giovan Battista Carpi]] hingegen wird berichtet, dass die beiden Erzrivalen zur selben Zeit, während des Goldrauschs in Alaska, das Licht der Welt erblickten: [[Dagobert]] als Sohn von Douglas und Gila Duck (letztere vermutlich geborene Gans) und Klaas als Sohn von Clemens Clever und einer Krankenschwester, die dieser bei einem aus einem Zusammenstoß mit Douglas resultierenden Krankenhausaufenthalt kennenlernte. Wie die Väter stritten und prügelten sich die Söhne, d. h. Klaas und Dagobert, bereits im Säuglingsalter. | ||
Eine dritte Variante über das erste Zusammentreffen bietet die Geschichte ''Rivalen der Liebe'' ([[LTB 165]]) von [[Bruno Sarda]] und [[Valerio Held]]. Hier wird gezeigt, wie sich die beiden künftigen Widersacher als Kaufleute in Nugget City, einer Goldgräberstadt in den Blauen Bergen, kennengelernt hatten – die Rivalität entzündete sich daran, dass beide derselben Dame den Hof machten. | Eine dritte Variante über das erste Zusammentreffen bietet die Geschichte ''Rivalen der Liebe'' ([[LTB 165]]) von [[Bruno Sarda]] und [[Valerio Held]]. Hier wird gezeigt, wie sich die beiden künftigen Widersacher als Kaufleute in Nugget City, einer Goldgräberstadt in den Blauen Bergen, kennengelernt hatten – die Rivalität entzündete sich daran, dass beide derselben Dame den Hof machten. | ||
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Eine weitere Variante der „ersten Begegnung“ zwischen Dagobert und Klever findet sich in ''Ein helles Köpfchen'' ([[LTB Enten-Edition 36]]), wo gezeigt wird, wie sich Dagobert einst auf der Baustelle von Klevers reichem Onkel Korbinian anstellen ließ, um seinen eigenen [[Geldspeicher]] bauen zu lassen. Als sich der junge Klaas Klever und der aufstrebende Dagobert zum ersten Mal begegnen, denken beide intuitiv: „Den kann ich nicht leiden!“. Die Geschichte insinuiert zudem, dass Klever durch seinen Onkel Korbinian reich wurde. | Eine weitere Variante der „ersten Begegnung“ zwischen Dagobert und Klever findet sich in ''Ein helles Köpfchen'' ([[LTB Enten-Edition 36]]), wo gezeigt wird, wie sich Dagobert einst auf der Baustelle von Klevers reichem Onkel Korbinian anstellen ließ, um seinen eigenen [[Geldspeicher]] bauen zu lassen. Als sich der junge Klaas Klever und der aufstrebende Dagobert zum ersten Mal begegnen, denken beide intuitiv: „Den kann ich nicht leiden!“. Die Geschichte insinuiert zudem, dass Klever durch seinen Onkel Korbinian reich wurde. | ||
[[Datei:Knut Klever.jpg|400px|mini|rechts|Erste Begegnung mit Knut und Klaas Klever (''Das erste Jahr in Entenhausen'') (© Egmont Ehapa)]] | |||
Der finnische Künstler [[Kari Korhonen]] griff den jungen Klaas Klever in seiner Serie ''[[Damals]]'' auf und lehnt sich lose an Don Rosa an. In der Darstellung von Korhonen wurde der verwöhnte Bengel Klaas Klever von seinem Vater Kuno Klever vom amerikanischen Montana in die pulsierende Großstadt [[Entenhausen]] geschickt, wo Klaas von seinem reichen und gewissenlosen Onkel Knut Klever lernen soll. Obwohl er zu seinem Onkel Knut aufschaut und den Reichtum in vollen Zügen genießt, erkennt er durchaus, dass sein Onkel als Großmagnat mit betrügerischen Mitteln kämpft. Als er Dagobert Duck damit droht, dessen Bank besser an Onkel Knut zu verkaufen, stopft Dagobert den kleineren Klaas kurzerhand kopfüber in eine Mülltonne. Am Ende der Geschichte entwickelt Klaas Klever ebenfalls Rachegefühle und eine tief verwurzelte Abneigung gegenüber Dagobert. | Der finnische Künstler [[Kari Korhonen]] griff den jungen Klaas Klever in seiner Serie ''[[Damals]]'' auf und lehnt sich lose an Don Rosa an. In der Darstellung von Korhonen wurde der verwöhnte Bengel Klaas Klever von seinem Vater Kuno Klever vom amerikanischen Montana in die pulsierende Großstadt [[Entenhausen]] geschickt, wo Klaas von seinem reichen und gewissenlosen Onkel Knut Klever lernen soll. Obwohl er zu seinem Onkel Knut aufschaut und den Reichtum in vollen Zügen genießt, erkennt er durchaus, dass sein Onkel als Großmagnat mit betrügerischen Mitteln kämpft. Als er Dagobert Duck damit droht, dessen Bank besser an Onkel Knut zu verkaufen, stopft Dagobert den kleineren Klaas kurzerhand kopfüber in eine Mülltonne. Am Ende der Geschichte entwickelt Klaas Klever ebenfalls Rachegefühle und eine tief verwurzelte Abneigung gegenüber Dagobert. | ||
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* ''Die Ballade von Klaas K. Klever'', [[Marco Nucci]] & [[Giorgio Cavazzano]], [[LTB 562]] | * ''Die Ballade von Klaas K. Klever'', [[Marco Nucci]] & [[Giorgio Cavazzano]], [[LTB 562]] | ||
* ''Biografie eines ewigen Zweiten'', [[Giorgio Fontana]] & [[Giorgio Cavazzano]], [[LTB 583]] | * ''Biografie eines ewigen Zweiten'', [[Giorgio Fontana]] & [[Giorgio Cavazzano]], [[LTB 583]] | ||
* ''Die Nummer eins der Nummer zwei'' [[Roberto Gagnor]] & [[Donald Soffritti]], [[LTB 590]]) | |||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [https://www.lustiges-taschenbuch.de/entenhausen/charaktere/die-ducks/klaas-klever Klaas Klever] auf Lustiges-Taschenbuch.de | * [https://www.lustiges-taschenbuch.de/entenhausen/charaktere/die-ducks/klaas-klever Klaas Klever] auf Lustiges-Taschenbuch.de |