Michael Barrier

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Michael Barrier, 2007

Michael Barrier (* 15. Juni 1940) ist ein US-amerikanischer Animations-, Comic- und Disney-Historiker, außerdem Journalist, Anwalt und politischer Berater.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Michael Barrier[1] (auch: Michael J. Barrier[2] oder J. Michael Barrier[3]) wurde am 15. Juni 1940 in Little Rock, Arkansas, geboren.[4] Barrier besuchte die Little Rock Central High School, in der er für die Schülerzeitung „The Tiger“ zeichnete. 1958 schloss er die High School ab,[4] doch verfolgte seine Passion fürs Zeichnen nicht weiter. Stattdessen machte Barrier seinen Bachelor in Journalismus an der Northwestern University in Evanston, Illinois, und danach einen Abschluss in Jura an der University of Chicago. Während des Jura-Studiums entdeckte er seine Liebe für Comics wieder, besonders für die Duck-Comics von Carl Barks.[5]

Michael Barrier gründete und leitete das Fanzine Funnyworld, das erste Magazin, das sich auf ernsthafte Weise und exklusiv mit Cartoons und Comics beschäftigte.[6] Funnyworld, benannt nach einer Comicheft-Reihe von Marbak Press, 1947 und 1848,[5][7] begann im Oktober 1966 als eine selbst gedruckte, 14-seitige Blättersammlung, die in erster Linie Comics mit Funny-Animal-Figuren behandelte, die ursprünglich in Cartoons auftraten. Sechs Monate später wurden in Funnyworld 5 (April 1967) das erste Mal Cartoons thematisiert, ein Thema, welches bald das Thema der Comics verdrängte. Bis Funnyworld 9 (1968) wuchs das Fanzine auf 46 Seiten, Funnyworld 12 (Sommer 1970) war das erste, welches professionell gedruckt und für einen Euro in Buchläden angeboten wurde. Funnyworld 16 (Winter 1974) war vorerst die letzte Ausgabe, da die Zeitschrift für Barrier ein Verlustgeschäft war und er sich auf seine Recherchen für ein Buch über die Geschichte der Animation konzentrieren wollte. 1977 wurde das Magazin an den Verleger Mark Lilien verkauft und mit der redaktionellen Kontrolle von Barrier weitergeführt. Doch nach sechs Ausgaben zog sich Barrier von seinem Posten zurück, da er mit der Führung des Hefts unzufrieden war. Funyworld 23 (Frühling 1983) blieb die letzte Ausgabe.[8] Weitere Autoren, die für Funnyworld Artikel schrieben, waren unter anderem John Canemaker, Joe Adamson, Mark Kausler und Bill Blackbeard.[9] Einige Beiträge von Funnyworld sind heute auf Barriers Homepage verfügbar.[10] Funnyworld sorgte auch dafür, dass der Name von Disney-Comiczeichner Carl Barks zunehmend bekannter wurde. Mehrere Artikel und sogar eine komplette Ausgabe wurde ihm gewidmet. Das kommt nicht von ungefähr: Barrier war seit 1966 mit Barks im Briefkontakt.[11] In einer der Briefe von 1966 schlug Barrier Barks eine Geschichte mit einem Loup Garou, einem Werwolf vor, und inspirierte so den Comic Irrungen und Wirrungen mit einem Werwolf.[12] Barrier erstellte für Funnyworld von Ausgabe sieben bis 16 hinweg „A Barks Bibliography“, einen Index von Barks' Disney-Comics, außerdem verfasste er 1968 für das Fanzine Comic Art 7 von Don und Maggie Thompson einen Essay zur Analyse von Barks' Werk. Beide Texte wurden später für sein Buch „Carl Barks: Die Biographie“ (Carl Barks and the Art of the Comic Book, 1982) noch ausgearbeitet.[13][2]

Nach seinem Jura-Abschluss kehrte Barrier nach Little Rock zurück und arbeitete als Reporter und Redakteur bei der Arkansas Gazette sowie als Assistent des damaligen Generalstaatsanwalts von Arkansas, Joe Purcell. Seine erste Forschungsreise nach Kalifornien erfolgte 1969, wo er Leute interviewte, die mit Walt Disney zusammenarbeiteten. Die Interviews waren anfangs für Funnyworld geplant, fanden aber später ihren Weg in Barriers Bücher über Cartoons und Disney. Bei seiner Rückkehr nahm er auch wieder seine Arbeit bei der Arkansas Gazette auf, wo ihn Eigentümer und Herausgeber John Netherland Heiskell als Kolumnist für lokale und bundesstaatliche Themen und Politik einsetzte. 1970 heiratete Barrier Phyllis Mathews.[5]

Zusammen zogen sie 1974 nach Atlanta, wo Barrier als Informationsdirektor der Southern Newspaper Publishers Association arbeitete, ein Jahr später zogen sie nach Alexandria nahe Washington. Dort arbeiteten beide auf dem Capitol Hill: Phyllis als legislative Assistentin von Abgeordnetem M. Caldwell Butler aus Virginia und Michael als legislativer Assistent von Senator Dale Bumpers, dann als legislativer Direktor von Abgeordnetem Tom Tauke aus Iowa. Michael Barriers nächster Job als Redakteur bei Nation's Business ermöglichte es ihm, Geschäftsreisen mit Besuchen in der Heimat zu verbinden, wobei er mehrere Artikel über Geschäftsführer in Arkansas verfasste.[5]

Die Oxford University Press beauftragte Barrier 1973, ein Buch über die Geschichte der Animation in Hollywood zu verfassen. Die Arbeit an dem Buch erstreckte sich über 24 Jahre: Mit der Hilfe von Milt Gray leitete Barrier Recherchen und Interviews zu den Schlüsselfiguren der klassischen amerikanischen Cartoons, darunter Disney, Warner Bros., MGM und die Fleischer-Studios. Diese Arbeit bildete die Grundlage für sein 700-seitiges Werk „Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age“, welches 1999 als Erstauflage und 2003 als überarbeitete Fassung erschien.[2] Die lange Arbeit an dem Buch lag nicht nur an den Recherchen und Barriers Ansprüchen, sondern auch an seinen Berufen: Barrier arbeitete zu der Zeit zudem Vollzeit als Journalist, Anwalt und politischer Berater.[14]

Barks' Gemälde „July Fourth in Duckburg“, 1976. (© Disney)

Im 1976 fertiggestellten Gemälde von Carl Barks „July Fourth in Duckburg“ wurde Barrier zusammen mit anderen Comicsammlern vor einem Comicladen dargestellt. Barrier trägt neben einem Oberlippenbart auch eine Ausgabe von Funnyworld.[15] Barks schenkte dem Ehepaar Barrier bereits 1973 das 1971 erstellte Gemälde „Scrooge“ als verspätetes Hochzeitsgeschenk, zuvor kaufte Barrier 1971 Barks Non-Disney-Gemälde „Hayday“, das Barks 1969 erstellte.[11]

Für Freddy Miltons Fanzine „Carl Barks & Co.“ schrieb Barrier zusammen mit Milton und Magnus Magnusson den Artikel „Bing du er hypnotiseret“ (deutsch als „Peng! Du bist hypnotisiert!“ im Hamburger Donaldist 2 und 4 veröffentlicht).[16] Für „Walt Disney's Uncle $crooge McDuck: His Life and Times by Carl Barks“ (1981) schrieb er die knappe Barks-Biografie „On Wings of Ducks“.[17] Ein Jahr später erfolgte mit Koautor Joe Torcivia der Artikel „Mickey Mouse, super secret agent“ für The Duckburg Times 16.[18] In dem deutschen Buch „Disney von Innen - Gespräche über das Imperium der Maus“ (1988) von Klaus Strzyz und Andreas C. Knigge stammt das Kapitel „Die phantastische Welt der Disney-Zeichentrickfilme“ von Barrier.[19]

Barrier war zusammen mit Martin Williams Herausgeber von „A Smithsonian Book of Comic-Book Comics“ (1982).[20]

Carl Barks und Michael Barrier vor dem Gemälde „Rich Finds at Inventory Time“, 1998

Barriers Bibliografie von Carl Barks sowie seine Analyse über Barks' Werk wuchsen zu dem 1982 veröffentlichten Werk „Carl Barks and the Art of the Comic Book“. Die Interviews, die Barrier in den 1970er Jahren mit Barks führte, wurden in „Carl Barks: Conversations“ abgedruckt; viele davon später in der „Barks Library“ zitiert.[21] Als erster Biograf von Barks wird Barrier auch als sein offizieller Biograf bezeichnet.[22]

Als Harvey Kurtzman zu krank wurde, um seine Recherchen für „From Argh! To Zap! Harvey Kurtzman's Visual History of the Comics“ auszuwerten, half ihm Barrier beim Auswerten und beim Schreiben des Buchs. Als dieses 1991 erschien, wurde Barrier erst nach Harvey Kurtzman als Autor angegeben. Kurtzman starb ein Jahr später, 1992.[21]

In den 1980er und 1990er Jahren vermied Barrier zunehmend andere Aufgaben wie das Schreiben oder Herausgeben anderer Büchern, die ihn von der Arbeit an „Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age“ ablenkten.[14] Bevor das Buch 1999 endlich erschien, betätigte sich Barrier auch als Comicautor bei Egmont: Der Donald Duck-Zehnseiter „Die Macht der Presse“ wurde von ihm geschrieben und von Vicar gezeichnet. Die Geschichte erschien in Deutschland im Micky Maus Magazin 42/1995 und in den USA in Donald Duck and Friends 309 vom November 2003.[23] Der Comic „Die Macht der Presse“ ist im Meister seines Fachs-Genre und zeigt, wie Donald als einziger nicht erkrankter Mitarbeiter einer Zeitung diese alleine herausbringen muss und auf einige Hindernisse stößt, die das Pressegeschäft mit sich bringt. Die Geschichte blieb allerdings einer seiner wenigen Ausflüge ins Reich der Fiktion.

1999 erschien zwar endlich „Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age“, aber Barriers Arbeitgeber Nation's Business schloss dafür die Pforten und Barrier schrieb in den nächsten Jahren freiberuflich über Wirtschaft und Recht. Die Eheleute Barrier entschieden 2003, wieder in die Nähe ihrer nun älteren zwei Elternpaare nach Little Rock zu ziehen. Dort arbeitete Phyllis Barrier als Diabetes- und Ernährungsberaterin und Michael Barrier konzentrierte sich auf sein zweites Buch, eine Biografie über Walt Disney. Zusammen gingen sie auf Forschungsreisen, um Menschen zu interviewen, die Disney noch persönlich kannten. 2004 führte sie eine Forschungsreise nach Europa, wo sie unter anderem Richard Todd befragten, der 1952 Robin Hood in der Disney-Realverfilmung spielte.[5]

Von 2003 bis 2007 sprach Barrier mehrere Audiokommentare für die ersten fünf „Looney Tunes Golden Collection“-DVD-Sets ein.[24] Dabei bemühte sich Barrier, auch Audio-Clips der Trickfilmkünstler wie Bob Clampett, Chuck Jones und Frank Tashlin in die Audiospur einzubauen. Zusätzlich sprach Barrier auch Audiokommentare für die ersten zwei „Popeye the Sailor“-DVD-Sets.[21]

Viele Artikel von Barrier behandelten nun Carl Barks, zum Beispiel „Carl Barks: On His Life and Career“ in „Carl Barks: Conversations“ (2003),[25] „The Improbable Glories of Carl Barks“ im Fanzine The Carl Barks Fan Club Pictorial 5 (2015)[26] und „Auf den Schwingen der Ente“ in „Donald Duck... und die Ente ist Mensch geworden“ (2017).[27]

2007 erschien mit „The Animated Man: A Life of Walt Disney“ Barriers Biografie von Walt Disney. Für das Buch griff Barrier auf Interviews zurück, die er seit 1969 mit mehr als 150 Personen aufnahm, die mit Disney zusammengearbeitet hatten. Einige dieser Interviewpartner arbeiteten bereits 1922 mit Disney zusammen. Weitere Recherchen folgten in den Walt Disney Archiven und weiteren Archiven in Europa und den USA.[6] Teilweise konnte er auf seine Funnyworld-Interviews und Recherchen zu „Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age“ zurückgreifen.[14]

Nach der Disney-Biografie veröffentlichte Barrier 2014 mit „Funnybooks: The Improbable Glories of the Best American Comic Books“ über die Geschichte der Comics in den USA, mit besonderen Fokus auf Will Eisner und Harvey Kurtzman sowie die Zeichner von Dell Publishing wie Carl Barks, Walt Kelly und John Stanley.[2][28]

Barrier gewann 2016 den Inkpot Award, der seit 1974 an herausragende Persönlichkeiten im Bereich Comics und Animation vergeben wird.[29]

Barrier wurde beauftragt, die Einleitungen zur Albenreihe „Treasury of Classic Tales“ zu schreiben, die 2016 bis 2018 bei IDW Publishing erschienen.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Funnyworld“ (1966 bis 1983, Magazin)
  • „Building a Better Mouse – Fifty Years of Animation“ (1978, Ausstellungskatalog)
  • „A Smithsonian Book of Comic-Book Comics“ (1982, mit Martin Williams)
  • „Carl Barks and The Art of the Comic Book“ (1982), deutsch als „Carl Barks: Die Biographie“ (1994)
  • „From Argh! To Zap! Harvey Kurtzman's Visual History of the Comics“ (1991, mit Harvey Kurtzman)
  • „Hollywood Cartoons: American Animation in Its Golden Age“ (1999)
  • „The Animated Man: A Life of Walt Disney“ (2008)
  • „Funnybooks: The Improbable Glories of the Best American Comic Books“ (2014)
  • „The Carl Barks Fan Club Pictorial: Treasures from the Vault of Kim Weston“ (2015, mit Edward Bergen)

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2007: „Behind the Tunes: Drawn to Life - The Art of Robert McKimson“ als er selbst
  • 2007: „Behind the Tunes: Real American Zero - The Adventures of Private Snafu“ als er selbst
  • 2007: „Unsung Maestros: A Directors Tribute“ als er selbst
  • 2008: „Picture Perfect: The Making of Sleeping Beauty“ als er selbst
  • 2008: „Forging the Frame: The Roots of Animation, 1921-1930“ als er selbst
  • 2009: „The Making of 'Pinocchio': No Strings Attached“ als er selbst
  • 2010: „Dali & Disney: A Date with Destino“ als er selbst
  • 14. September 2015: „American Experience“ Staffel 28 Folge 1 „Walt Disney - Part 1“ als er selbst

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. isni.oclc.org, data.bnf.fr, portal.dnb.de
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 „Michael Barrier“. wikipedia.org
  3. „J. Michael Barrier“. amazon.de
  4. 4,0 4,1 „Michael Barrier: Biography“. imdb.com
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Samantha Friedman (29.04.2007). „John Michael Barrier“. arkansasonline.com
  6. 6,0 6,1 „The Animated Man by Michael Barrier“. ucpress.edu
  7. „Funny World (1947) comic books“. mycomicshop.com
  8. Jim Korkis (25.04.2012). „The Birth of Disney Fandom Part 3: The Disney Fanzines“. mouseplanet.com
  9. Amid Amidi(15.06.2010). „Happy 70th Birthday, Michael Barrier“. cartoonbrew.com
  10. „Funnyworld Revisited“. michaelbarrier.com
  11. 11,0 11,1 „Michael Barrier“. cbarks.dk, ursprünglich als „Thoughts on Carl Barks’s Hundredth Birthday“ in Comics Journal Nr. 234 veröffentlicht
  12. Peter Kylling (2008). „Pawns of the Loup Garou“. cbarks.dk
  13. Kim Weston (12.11.2013). „Meeting Carl Barks“. cbarks.dk
  14. 14,0 14,1 14,2 Michael Barrier (18.02.2007). „About Michael Barrier“. michaelbarrier.com
  15. Peter Kylling. „July Fourth in Duckburg“. cbarks.dk
  16. „Bing du er hypnotiseret“. inducks.org
  17. „On Wings of Ducks“. inducks.org
  18. „Mickey Mouse, super secret agent“. inducks.org
  19. „Die phantastische Welt der Disney-Zeichentrickfilme“. inducks.org
  20. The New York Times (05.09.1982). „Fun, Horror and Adventure“. nytimes.com
  21. 21,0 21,1 21,2 „Books“. michaelbarrier.com
  22. „Michael Barrier: Other works“. imdb.com
  23. „Stop the Presses!“ inducks.org
  24. „Michael Barrier“. looneytunes.fandom.com
  25. „Carl Barks: On His Life and Career“. inducks.org
  26. „The Improbable Glories of Carl Barks“. inducks.org
  27. „Auf den Schwingen der Ente“. inducks.org
  28. „Funnybooks: the improbable glory of the best American comic books“. inducks.org
  29. „Inkpot Award“. wikipedia.org