Im Lande der Zwergindianer

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Im Lande der Zwergindianer
Land of the Pygmy Indians
Erstveröffentlichung: Juni 1957
Entstehungsdatum: 15.11.1956
Storycode: W US 18-02
Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks
Seiten: 27
Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Deutsche Erstveröffentlichung: Micky Maus Magazin 52/1961 – 1/1962
Weiterführendes
Infos zu Im Lande der Zwergindianer beim I.N.D.U.C.K.S.

Im Lande der Zwergindiander (engl. Land of the Pygmy Indians) ist eine 1956 von Carl Barks gezeichnete und getextete Comicgeschichte.

Figuren

Handlung

Onkel Dagobert ist genervt vom Smog, Rauch und Lärm in Entenhausen, wo sich die Auswirkungen der Industrialisierung bemerkbar machen (ironischerweise hat Onkel Dagobert nicht unwesentlichen Anteil daran). („Entenhausen mit seiner verpesteten Luft, seinen rauchenden Schloten und seinem Ruß sieht mich nie wieder.“) Also beschließt er, nördlich der „Oberen Seen“ unberührtes Land zu kaufen. Dieses ist von Seen durchzogen. Dagobert, Donald uns die Neffen machen sich auf, um das vermeintlich „unberührte“ Gebiet in Augenschein zu nehmen. Dabei werden sie jedoch vom Volk der Zwergindianer angegriffen, die auf besagtem Gebiet wohnen. Es folgt die Gefangennahme eines Zwergindianers seitens Dagobert und Co, der sich jedoch befreien kann und die anderen Zwergindiander alarmieren kann. Die Ducks werden schließlich entdeckt, obwohl sie sich sogar unter Wasser versteckt hatten und durch Schilfrohre atmeten. Der Häuptling der Zwergindianer stellt den Ducks eine Aufgabe: „Der stärkste Krieger [der Ducks] soll den König der Störe fangen.“ Nur so kann Dagobert beweisen, dass er „wahr gesprochen“ habe und es nicht auf die reichhaltigen und vielen Bodenschätze auf dem Land der Zwergindiander (das Dagobert ja bei einem Makler gekauft hat, allerdings ohne zu wissen, dass das Gebiet besiedelt ist) abgesehen habe. Donald muss schließlich den Stör fangen, doch der Stör ist riesengroß, reißt sich gar von einem Baum los, an den Donald ihn band und verschluckt Donald letztendlich. Doch Donald entsteigt dem Stör plötzlich. Die Ducks sind damit in Sicherheit und Dagobert raucht mit dem Häuptling die Friedenspfeife. Die Geschichte endet damit, dass Dagobert, zurück in Entenhausen, wo er genüsslich die verunreinigte Luft einatmet: „Nach der Friedenspfeife der Zwergindianer ist die Luft hier ein Hochgenuss. Hier bleibe ich.“ Er verzichtet dabei sogar auf sein gekauftes Grundstück: „Ich verzichte darauf. Freiwillig! Die Zwergindianer können Ihre saubere Friedenspfeife alleine schmauchen.“

Die Zwergindianer (© Egmont Ehapa, © Disney)

Fortsetzung

Eine Hommage an die Geschichte und Fortsetzung erschien mit der von Don Rosa 1991 gezeichneten und getexteten Geschichte Der Krieg der Wendigowak.

Hintergrund und Entstehungsgeschichte

Barks hatte in seiner Zeit in den Disney Studios mit sich verschlechternder Gesundheit zu kämpfen und empfand den Weggang und die Ansiedlung im San Jacinto Valley als Erleichterung. Dennoch war er wiederholt gezwungen, zu Western Publishing nach Beverly Hills zu fahren und sich der schlechten Luftqualität Kaliforniens auszusetzen. Ebenso bemerkte er die zunehmende Verbauung des Landes und die zunehmende Anzahl an Grundstücksmaklern. Da die „sogenannte Zivilisation“ nur verschmutzte Böden, ungenießbares Wasser und schmutzige Luft hervorbrachte, erschien die unberührte Wildnis für Barks als Gegenmodell.[1] Wie aber aus der Geschichte klar hervorgeht, sah er es kritisch, dass Menschen in dieses Paradies ziehen sollten. Wie schon in Der verhängnisvolle Kronenkork drohen die Ducks das Paradies zu zerstören.

Die Freunde der Tiere (© Egmont Ehapa, © Disney)

Im Lande der Zwergindianer ist jene Geschichte mit Barks' „little people“, die am stärksten aus Die Sumpfgnome schöpft, aus dem der ähnliche Schauplatz sowie Ähnlichkeiten der Handlung übernommen werden, inklusive der Fähigkeit mit Tieren zu sprechen, den besser zu den Indianern passenden Tänzen, der entführung eines Zwergindianers durch die Ducks und des Versetzens einer – in diesem Fall – Friedenspfeife mit Drogen.[1]

Barks' Geschichte wurde zusätzlich durch das Gedicht The Song of Hiawatha von Henry Wadsworth Longfellow inspiriert.arks hatte, wie viele andere amerikanische Kinder, das Gedicht in der Schule auswendig lernen müssen. In seinem Werk perpetuierte Longfellow die Idee des „noblen Wilden“ als Gegenkonzept zur modernen amerikanischen Zivilisation. In seinem Gedicht bleibt aber Hiawatha letztlich nichts übrig als seinen Stamm den Missionaren zu überlassen; das Gegenmodell setzt sich nicht durch. Demgegenüber verwendete Barks die „noblen Wilden“ in positiverer Hinsicht als Vertreter eines besseren Umgangs mit der Natur und lässt sie die Oberhand behalten.[2] In den Texten der Zwergindianer verwendet Barks den metrischen Stil aus Longfellows Gedicht:

„By whom was this taken taken? By whose hands these written scratches? Did the sun from high above you sell you all these lands and waters? Did the winds that bend the pine trees? ... [M]e no believe that such a token would be honored by the fishes, by the creatures of the forest, by the birds we call our brothers. ... None could sign away these woodlands, none could have the right or reason, but the chiefs of all the brothers in a powwow with the seasons.“
Weiser Rabe[3]

Damit greift Barks typisch indianische Vorstellungen auf, transportiert aber auch seine eigenen Gedanken bezüglich des Rechts auf Grund und Boden. Die Übersetzung verzichtet auf die Metrik, sie ist unter dem Abschnitt „Bedeutung“ zu lesen.

Das Land der Zwergindianer (© Egmont Ehapa, © Disney)

Bedeutung

Mit Im Lande der Zwergindianer thematisierte Barks die Thematiken Umweltzerstörung und die Probleme indigener Völker, gerade im ersteren Fall Jahre bevor sie politisch relevant wurden. In kaum einem anderen Comic drückt sich zudem Barks' Kapitalismuskritik stärker aus: Onkel Dagobert entflieht den durch den Kapitalismus ausgelösten Umweltproblemen seiner Heimatstadt – die er wiederum selbst zu verantworten hat – nur, um in den unberührten Weiten Kanadas sofort Geschäfte zu wittern, Bodenschätze abbauen und Industrien fördern zu wollen. Selbst als Donald, der um das Überleben aller fünf Ducks willen gegen den Störkönig kämpfen muss und beinahe von ihm gefressen wird, ist Dagobert mehr an den Bodenschätzen (darunter Gibsnixium und Nixissium) interessiert. Besonders die Eigentumskonzeption als Basis der kapitalistischen Wirtschaft wird von Barks kritisiert. Weiser Rabe erklärt Dagobert, der auf seinen mit dem Grundstücksmakler ausgehandelten Kaufvertrag pocht: „Das Land der tausend Seen gehört dem tapferen Volk der Zwergindianer, den Tieren seiner Wälder und den Fischen seiner Gewässer. Sie haben niemandem Auftrag gegeben, es zu verkaufen, und sie werden es auch nicht verkaufen, am wenigsten an jemand, der damit Geld machen will.“ Trick ergänzt: „Die Natur gehört allen, die sie lieben und achten und nicht zerstören“.

Die Geschichte ist die erste, in der Barks bewusst die Kontrahenten kleiner als die Ducks macht. Dies macht zum einen deshalb Sinn, weil der Lebensraum der Zwergindianer an sich am Schrumpfen ist, andererseits werden die Ducks dadurch zur Bedrohung. „Die Ducks waren immer Winzlinge im Verglech mit den Schurken. Um sie zu einer Bedrohung zu machen, mussten sie auf jemand kleineren treffen.“[4] Barks sollte diese Größenverhältnisse noch in weiteren seiner „little people“-Stories beibehalten, z. B. in Das große Ölgeschäft.

Trivia

  • Da das Thema der Indianer im Rahmen der Political Correctness Schwierigkeiten bringen kann, wurde der Text in Abdrucken im Rahmen der LTB Classic Edition stark bearbeitet, Bezeichnungen wie „Indianer“ und auch Textanspielungen auf die Kleinwüchsigkeit der Figuren wurden entfernt.

Veröffentlichungen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Geoffrey Blum: Das Gesetz des Landes. In: Barks Library Special Onkel Dagobert 12.
  2. Thomas Andrae (2006): Carl Barks and the Disney Comic Book. Jackson, MS: University Press of Mississippi. S. 183–185.
  3. Zit. aus Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 185.
  4. Zit. aus Andrae: Carl Barks and the Disney Comic Book, S. 183.