Marc Davis

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Marc Davis bei der Arbeit (© Disney)

Marc Frasier Davis (* 30. März 1913 in Bakersfield, Kalifornien; † 12. Januar 2000 in Glendale, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Trickfilmzeichner und zählte zu Walt Disneys Nine Old Men. Neben seiner Arbeit an Filmen wie Peter Pan, Dornröschen und 101 Dalmatiner war er zudem als Designer mehrerer Disneyland-Attraktionen tätig.

Ausbildung[Bearbeiten]

Davis wurde am 30. März 1913 in Bakersfield, Kalifornien, geboren. Seine Kindheit war von Unstetigkeit geprägt: Sein Vater Harry Davis arbeitete an der Erschließung neuer Ölvorkommen in den USA. Die Familie zog oft um, so dass Davis 26 Schulen besuchte, bevor er in die High School kam. Als Kind waren die hänselnden Mitschüler auf dem Schulhof ein Anstoß für Davis, mit dem Zeichnen zu beginnen. Wenn er zeichnete, stellte er fest, dass die anderen Kinder seine Kunst mochten und ihn nicht mehr verspotteten. Nach Abschluss der High School besuchte Davis das Kansas City Art Institute, die California School of Fine Arts in San Francisco sowie das Otis Art Institute in Los Angeles.

Als Student verbrachte er seine Tage damit, Zootiere zu skizzieren. Abends beschäftigte er sich in der öffentlichen Bibliothek mit der Anatomie von Tieren.

Berufliche Karriere[Bearbeiten]

Animation[Bearbeiten]

Bambi und Klopfer (© Disney)

Er begann seine Karriere bei Disney 1935 an der Arbeit am Meisterwerk Schneewittchen und die sieben Zwerge, das 1937 fertiggestellt wurde.

Trotz seiner Fähigkeiten in den Bereichen Tieranatomie und Karikatur mussten Davis und Milt Kahl über ein Jahrzehnt lang schwierig zu zeichnende und in ihren Augen „langweilige menschliche Figuren“ zeichnen. In Davis' eigenen Worten: „Milt bekam oft den Prinzen zu sehen und ich die Mädchen“. Er wurde für seine Arbeit an weiblichen Figuren so sehr geschätzt, dass er als schnell als „Ladies' Man“ bezeichnet wurde. Trotz seiner Abneigung gegen diese Rolle ließ ihn sein Streben nach künstlerischer Exzellenz nie vergessen, dass er „den Figuren immer noch Persönlichkeit verleihen musste. Man musste glauben, dass die Figuren lebendig waren, sie wie einen Schauspieler darstellen und sie für das Publikum zum Leben erwecken.“[1]

Davis hielt sich an diese auferlegten Verpflichtungen, was sich in seiner Arbeit mit Referenzbildern, Synchronsprechern und lebenden Schauspielern zeigte. Er wurde zu einem Meister des Beobachtens und Einfangens von Leben, was sich in seinem Schauspiel, seinen Posen und seinen Bewegungen zeigt.

Marc Davis animierte 1942 mehrere Figuren für den Zeichentrickfilm Bambi, 1950 die Titelheldin aus Cinderella, 1959 die Figuren Aurora und Malefiz aus Dornröschen, 1961 Cruella De Vil aus 101 Dalmatiner und vieles mehr.

Einfluss seiner Animationen[Bearbeiten]

Aurora aus Dornröschen, 1959. (© Disney)

Viele Synchronsprecher von sprachen über den großen Einfluss von Davis' Animation für das Sprechen ihrer jeweiligen Figuren. Mary Costa, die Stimme von Prinzessin Aurora, erinnerte sich daran, dass sie nicht einmal zur Premiere von Dornröschen eingeladen wurde, weil die Synchronisation zu dieser Zeit kaum anerkannt war. Auch wenn Hollywood die Bedeutung des Synchronsprechens nicht anerkannte, so tat dies Davis. In einem Interview beschrieb Costa die Zusammenarbeit mit Davis bei Disney: „Marc saß in der Tonkabine und skizzierte jede meiner Gesten und Mimiken“. Als ihre Mutter den Film sah, rief sie aus: „Oh Mary, sie sieht genauso aus wie du!“.[2]

Eleanor Audley, die Stimme von Malefiz, erinnerte sich daran, dass Davis ihr sagte, dass „die Stimme das Wichtigste auf der Welt ist“. Am Ende gab Davis zu, dass Malefiz sehr wie Eleanor aussah. Als es um Cruella ging, eine der wenigen Figuren, die jemals vollständig von einem einzigen Animator umgesetzt wurde, behauptete Davis, dass seine größte Inspiration die stimmliche Leistung von Betty Lou Gerson war. Gerson kommentierte in einem Interview, wie Davis ihre hohen Wangenknochen in Cruellas Gesicht einbaute und wie eng sie mit ihm zusammenarbeiten musste, um das ikonische Lachen zu perfektionieren. [3]

Referenzen[Bearbeiten]

Cinderella (© Disney)

Auch Live-Action-Referenzen beeinflussten Davis' Arbeit, obwohl sein unverwechselbarer Stil im Gegensatz zu vielen Animatoren, die im Allgemeinen nur die Realität wiedergaben, durchschien. Davis' berühmteste Szene aus Dornröschen ist die, in der sich die Prinzessin mit ausgestreckten Armen im Wald herumdreht. Obwohl er sich an das realistische Referenzmaterial hielt, übertrieb Davis die Verkürzung und die geschwungenen Bögen der Arme und traf damit eine künstlerische Entscheidung, die die Prinzessin ansprechender aussehen ließ. Sein Animationskollege Frank Thomas kritisierte Davis dafür, dass er bei Cruella De Vil „über die Stränge schlug“ und das Gesicht der Schurkin eher „wie einen Schädel“ aussah. Davis' Fähigkeit, die Persönlichkeit der Figur einzufangen, sorgte jedoch dafür, dass "ihre Schlüsselposen und Gesichtsausdrücke" einen "gewissen Glamour" behielten.

Ein weiteres Beispiel für dieses Talent ist, wie Davis die beachtliche Frechheit und starke Persönlichkeit von Naseweis aus Peter Pan allein durch Pantomime und Gesichtsausdrücke perfekt zum Ausdruck brachte. Margaret Kerry, die Live-Action-Referenz für die kleine Fee, erinnerte sich daran, dass sie Davis um Rat fragte, wer Naseweis sein sollte. Davis sagte ihr, er wolle, dass sie wie du sei.

Davis hatte eine Vision für die Figuren, die er animierte, die über ihr Aussehen hinausging: Er wusste, wie sie sich verhalten, wie sie klingen, sich bewegen und was sie tragen würden. Ein deutliches Beispiel für Davis' Voraussicht ist das Kleid von Dornröschen. Davis wies seine Frau Alice an, wie das Kleid der Prinzessin fließen sollte, damit sie den richtigen Schnitt für das Kleid entwerfen konnte.

Animierte Figuren (Auswahl)[Bearbeiten]

Bedeutende von Marc Davis entworfene und animierte Figuren sind:

Themenparks[Bearbeiten]

Davis wechselte schließlich zu Walt Disney’s Designabteilung für dessen Disneyland-Themenpark (heute als Walt Disney Imagineering bekannt). Dort war er maßgeblich für Attraktionen wie The Enchanted Tiki Room, It’s a Small World, Pirates of the Caribbean und The Haunted Mansion verantwortlich.

Zudem entwarf er für die Disneyland-Themenparks einige Figuren und war an der Story-Entwicklung zu den Attraktionen Haunted Mansion und Pirates of the Caribbean beteiligt. Sie wurden mit großer Beliebtheit aufgenommen.

1978 ging Davis in den Ruhestand, war aber in den folgenden Jahren weiterhin als Berater für Walt Disney Imagineering bei der Gestaltung von Epcot in Florida und Tokyo Disneyland tätig.

Privatleben[Bearbeiten]

Als Professor am Chouinard Art Institute lernte Davis 1947 Alice Estes kennen, die dort studierte. Nach ihrem Abschluss heirateten sie im Juni 1956 und blieben 44 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 2000 verheiratet.

Seine Frau Alice Davis arbeitete ebenfalls bei Disney und wirkte unter anderem an Kostümen für die Attraktionen It's a small world und Pirates of the Caribbean aus den Themenparks mit.

Würdigung[Bearbeiten]

Im Jahr 1982 wurde Davis mit dem Winsor McCay Award ausgezeichnet. Drei Jahre später erhielt Davis den Golden Award der Motion Picture Screen Cartoonists für seine 50-jährige Tätigkeit. Bereits 1989 wurde er in die Liste der Disney-Legenden aufgenommen. 1993 erhielt Davis den DFC Disney Legend Award des Disneyana Fan Club. Außerdem erhielt er den begehrten Mousecar (das Disney-Äquivalent zu einem Oscar). Davis und seiner Frau Alice wurde zudem die Ehre zuteil, dass ihre Namen nebeneinander auf den Fenstern der Main Street, U.S.A. in Disneyland stehen. Die Bezeichnung lautet: „Far East Imports - Exotische Kunst - Marc Davis - Inhaber“.

Seit 1994 veranstaltet die Academy of Motion Picture Arts and Sciences jährlich die Marc Davis Lecture on Animation, bei der bekannte Künstler und Persönlichkeiten der Branche zu Wort kommen.

Dank seiner zahlreichen Arbeiten für die Disney Studios gilt er noch heute als einer der talentiertesten Trickfilmzeichner aller Zeiten. Als einer von Walt Disneys „Nine Old Men“ ist die Bedeutung von Marc Davis für das Disney-Studio sofort ersichtlich. Davis war kreativ und fähig, sich von der angesehenen Gruppe altgedienter Animatoren abzuheben. Seine Beherrschung des Zeichnens und Malens brachte ihn dazu, sich für die Animation einzusetzen, gefolgt von dreidimensionalen Figuren und dem Erzählen von Geschichten.

„Ich habe Marc nicht so eingesetzt, wie ich es sollte“, gab Disney einmal gegenüber Alice Davis zu: „Ich habe dort drüben ein ganzes Gebäude voller Animatoren, und das ist alles, was sie können. Marc kann eine Geschichte schreiben, er kann Charaktere zeichnen, er kann animieren, er kann Shows für mich entwerfen. Ich muss ihm nur sagen, was ich will, und schon ist es da. Er ist mein Renaissance-Man.“[4]

Ein noch größeres Kompliment von Disney bekam Davis im Laufe der Jahre. Auf die Frage, welchen Teil der Animation des Studios er am meisten mochte, antwortete Disney: „Ich denke, es müsste die Stelle sein, an der Cinderella ihr Ballkleid bekommt.“[5] Davis war es, der Cinderella während ihrer Verwandlung animierte, während George Rowley den Feenstaub selbst animierte.

Tod[Bearbeiten]

Marc Davis verstarb am 12. Januar 2000 im kalifornischen Glendale. Im selben Monat wurde der Marc Fraser Davis Scholarship Fund am California Institute of the Arts offiziell ins Leben gerufen.

Nachwirken[Bearbeiten]

Im Jahr 2014 präsentierte das Walt Disney Family Museum die Ausstellung Leading Ladies and Femmes Fatales: The Art of Marc Davis.

Im Oktober 2014 wurde mit Marc Davis: Walt Disney's Renaissance Man ein gebundenes Buch über Davis' Kunst und Karriere von Disney Editions veröffentlicht. Im September 2020 folgte Marc Davis in His Own Words: Imagineering the Disney Parks ein zweibändiges Hardcover-Set über seine Arbeit bei WED.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Walley, Wayne (1986). "The man who created Disney's girls: Marc Davis whistles softly about his work". S. 32
  2. Tims, Anna (2014). "How we made Sleeping Beauty". The Guardian
  3. Mills, Nancy (1992). "Drawing the line on VILLAINS - Disney animator creates the characters we love to hate - and loves doing it". Newsbank. Daily Breeze
  4. Canemaker, John (2001). "Chapter nine — Marc Davis". Walt Disney's Nine Old Men and the Art of Animation. New York: Disney Editions. S. 265–294.
  5. Canemaker, John (2014). "Introduction in Marc Davis: Walt Disney's Renaissance man". New York: Disney Editions: 7

Walt Disney's Nine Old Men

Les Clark (1907–1979) • Marc Fraser Davis (1913–2000) • Oliver „Ollie“ Martin Johnston (1912-2008) • Milt Kahl (1909–1987) • Ward Kimball (1914–2002) • Eric Larson (1905–1988) • John „Louns“ Lounsbery (1911–1976) • Wolfgang „Woolie“ Reitherman (1909–1985) • Franklin „Frank“ Thomas (1912–2004)